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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Maja

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

14. Schwangerschaftswoche

Ein trauriger Tag mit schönem Geschenk

Alles über Gewalt in der Geburtshilfe und das erste Sponsorengeschenk.

Hallo liebe alle, die mich begleiten,

wieder ist eine Woche vergangen. Wieder sind neue Antworten auf alte Fragen gefunden, aber es stellen sich auch neue Fragen, die mich manchmal ratlos zurücklassen.

Für mich drehte sich diese ganze letzte Woche um den ersten November. Es war der erste Jahrestag meiner Fehlgeburt und ich blickte ihm mit gemischten Gefühlen entgegen. Obwohl ich wieder schwanger bin – und dazu auch noch das Glück habe, glücklich schwanger sein zu dürfen, musste ich immer wieder an die Ausschabung und ihre Folgen zurückdenken.

Es ist gar nicht mal die Fehlgeburt, mit welcher ich so hadere. Es ging mir vor allem um die Art und Weise, wie ich im Krankenhaus behandelt wurde. Ich habe Gewalt unter dieser Geburt erlebt. Mein Kind wurde mir aus dem Bauch „geraubt“ und ich habe lange gebraucht, um dies verstehen und verarbeiten zu können. Auch dieser Text ist ein Stück dieser Trauerbewältigung.

Am ersten November 2019 fuhr ich in eine Klinik. Ich blutete. Mir war schon bewusst, dass etwas nicht stimmte. Rechnerisch war ich bei 10+0. Die 11. Schwangerschaftswoche hatte für mich begonnen. Ich kam mit Baby im Bauch und ging wenige Stunden ohne mein Kind wieder nach Hause. Völlig leer. Ohne je die Möglichkeit gehabt zu haben, mich verabschieden zu können. Diagnose Missed Abortion - also eine verhaltene Fehlgeburt. Unser Kind ist seit zwei Wochen nicht mehr gewachsen. Ich war traurig, verwirrt, überfordert und krank. Denn ich hatte eine Bronchitis und einen Magendarminfekt.
Weil ich Natürlichkeit schätze und meinem Körper vertraue, war mir natürlich sofort klar, dass ich eine kleine oder stille „Geburt“ möchte. Dies kommunizierte ich auch. Es prallte komplett an den Ärzten ab. Immer und immer wieder wurde auf mich eingeredet, dass ich JETZT eine Not-OP bräuchte. Dass ein natürlicher Abgang nicht mehr möglich sei. Dass ich meine Fruchtbarkeit riskieren würde. Ob ich denn meine Gebärmutter oder gar mein Leben verlieren möchte. Würde ich denn gar nicht an mein Kind oder meinen Mann denken?

Ich knickte ein. Unterschrieb. Wurde in Narkose gelegt.

Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass das alles nicht stimmt – und ich war zu schwach und zu traurig, um mich zu wehren und zu informieren. Als ich dann die Erfahrungsberichte anderer Frauen mit stiller Geburt in der 11. SSW las und die aktuellen Empfehlungen in der Geburtshilfe, schien es mir, als hätte ich meinen Körper und mein Kind verraten. Als ich am nächsten Tag aufwachte, war ich krank. Die Schuldgefühle fraßen mich auf. Ich war endlos traurig und schob alles von mir weg. Ich war so unglücklich, über das, was mir widerfahren war. Diese Ausschabung war so grausam für mich. So falsch. Ich fühlte mich missbraucht und beraubt. Eine Woche später lag ich wieder im Krankenhaus.

Meine Bronchitis ist eine ernste Lungenentzündung geworden. Ich bekam Antibiotika intravenös. Mein Körper trauerte im Stillen über das, was ihm geraubt wurde. Etwas, was ihm verwehrt wurde. Ich konnte nie Abschied nehmen. Ich konnte mein Kind nie sehen. Dieses Spiel wiederholte sich noch zwei weitere Male. Ich war entsetzt. Ich, eine völlig gesunde Frau, war plötzlich so zerbrechlich und immer nur krank. Jede Erkältung brachte mich sofort ins Krankenhaus.

Geholfen hat mir am Ende eine Trauma-Therapie. Hier konnte ich endlich trauern und akzeptieren, was mir im Krankenhaus geschehen war. Meine Seele heilte und mein Körper zog nach.

Dies ist sicherlich schwere Kost und nicht unbedingt das, was man in einem Tagebuch erwartet. Aber auch das gehört zum Thema Fehlgeburt und sollte kein Tabu-Thema sein. Gewalt in der Geburtshilfe betrifft auch Sternenkinder und auch Frauen mit Ausschabungen können dadurch ein Trauma erleiden, wenn Ärzte über ihre Körper fremdbestimmen.

Deshalb nun der Cut. Mich hat das erste Sponsorengeschenk erreicht. Juuuhuuu! Und ich durfte mich über einen Tischkalender von Ars Edition freuen, der einen Tag für Tag durch die Schwangerschaft mit kleinen Infos begleitet und die Tage bis zum Entbindungstermin runterrechnet. Vielen Dank dafür. Der Kalender hat bei uns einen Platz in der Küche gefunden.

Gleich erhalte ich den ersten Besuch von meiner Hebamme und werde nächste Woche natürlich berichten.

Einen lieben Gruß,
Eure Maja



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In diesem Beitrag geht's um:

Fehlgeburt, Trauer, Trauma, Gewalt in der Geburtshilfe