Achtung, Trigger Warnung: Über unser kleines Licht und unser Regenbogenmädchen
Hallo ihr Lieben,
unsere Woche hatte einige Hochs und Tiefs, von Feierlaune bis tiefe Traurigkeit. In der letzten Woche waren gleich vier Geburtstage … und einer davon der Tag der stillen Geburt (Fehlgeburt) von unserem kleinen Licht im letzten Jahr.
Unsere kleine Dame ist nicht nur ein Wunschkind durch und durch, sondern auch unser Regenbogenbaby, unser kleines Wunder, denn sie ist entstanden ca. 1,5 Monate nach der stillen Geburt. Ganz unverhofft habe ich damals einen Schwangerschaftstest gemacht (da ich mir einfach nicht sicher war, wann nach einer Fehlgeburt die Periode wieder da sein sollte). Bevor ich also ein Glas Wein trinken wollte, habe ich diesen einen Test gemacht. Da war sie, die Linie die unser Regenbogenbaby ankündigte.
Aber, darüber wollte ich gar nicht schreiben. Aber, es gibt mir Kraft zu schreiben und einen Aufhänger. Hätte ich vor einem Jahr gewusst, dass ich auch nach einer kurzen Schwangerschaft (ca. 11-12. SSW), einer stillen Geburt, das Recht auf eine Hebamme habe, hätte ich sie in Anspruch genommen. Sie hätte mir sicher gesagt, dass ich nicht direkt wieder Sport machen sollte, aber auch, dass ich ruhig einmal einen Schwangerschaftstest machen soll, weil nicht unbedingt erst eine Periode da sein muss, bevor man wieder schwanger werden kann. Ich wäre mit vielen meiner Fragen nicht alleine gewesen und hätte sie nicht im Internet recherchieren müssen oder bei Bekannten vorsichtig nachfragen müssen, bei denen ich wusste, dass auch sie eine stille Geburt erlebt haben. Aber seien wir ehrlich, man geht ja nicht unbedingt mit Fragen rund um das Thema „Fehlgeburt“ bei einem Betroffenen hausieren, nicht wenn man gerade voller Trauer ist und das Gefühl hat, erst jetzt zu verstehen, wie es fast jeder dritten Frau einmal ergeht.
Ca. jede dritte Frau ist betroffen, verliert ein Kind. Ich finde es eine große Zahl, dafür, dass doch keiner darüber redet. Ich kann mittlerweile laut darüber reden, kann sachlich erklären wie es ist und wie ich es empfunden habe, wie hilflos ich mich gefühlt habe und wie alleine, selbst wenn der Partner einem die Hand hält.
Die Nacht vor dem ersten Jahrestag der stillen Geburt konnte ich nicht schlafen und auch die drei anderen im Bett waren sehr unruhig. Ich war wieder übermannt von dem Gefühl der Hilflosigkeit und dem Gefühl des Versagens.
Rational gesprochen weiß ich, dass ich an dieser Fehlgeburt keine Schuld trage, auch das ich daran nichts ändern konnte, aber ich erinnere mich an jeden Gang zur Toilette, bei dem ich dachte „vielleicht verliere ich jetzt in den nächsten Augenblicken unser Baby.“ Ich habe mich so unglaublich schuldig gefühlt …
Heute würde ich einiges anders machen … ich würde nicht mehr von verlieren, sondern von gebären sprechen. Ich würde dieses kleine Wunder auffangen und ihm einen schöneren Ort als die Toilette schenken, ich würde mir die Unterstützung einer Hebamme holen und mich bewusster mit mir, meiner Trauer und meinem Körper und der Familie auseinandersetzen.
Ich habe alleine auf der Toilette unser kleines Licht geboren, nichts ahnend, dass ich zwei Tage lang Wehen haben würde, wir haben eine wunderschöne Erinnerung geschaffen, die ab und an ihr regenbogenfarbiges Licht im Raum verteilt.
Aber egal wie viel sachliches Wissen ich hatte und heute habe, wie viel mein Mann und die Familie helfen wollten und wollen. Diese Nacht und vor allem dieser Tag bleibt der Tag unseres kleinen Lichtes, es ist ok, dass ich mich an dem Tag lieber in meinem Bett verkriechen wollte und jede Träne durfte kullern, die wollte. Trotzdem sind wir nachmittags zum Geburtstag meiner Tante, in dem Wissen, dass sie ganz genau weiß, wie ich mich fühle, dass es ok ist, dass ich vielleicht nicht jeden Lacher an diesem Nachmittag teile, weil sie dieselbe Erfahrung in ihrem Herzen trägt.
Unser Regenbogenmädchen und ihr großer Bruder sind bei uns und haben dieses Sternenkind, dieses kleine Wunder, das wir im Himmel wissen, als ihr ganz persönliches kleines Licht, das ihnen den Weg weißt und über sie wacht. Wir wollen es gar nicht verschweigen, dass tun viel zu viele. Wir möchten, dass unsere kleine Dame irgendwann weiß, dass sie zu ihren Eltern kommen kann, mit dem Wissen, dass wir nicht nur sagen, dass wir sie verstehen (gar das sie erst dann davon erfahren würde), sondern, dass wir sie in den Arm nehmen werden und ihre Trauer mit ihr teilen.
Ich wünsche dieses Erlebnis keinem. Bei einer 3 zu 1 Chance finde ich allerdings, sollten wir viel mehr darüber reden, um nicht erst in diesem einen Moment hilflos und mit dem Gefühl allein zu sein, da zu stehen.
#Fehlgeburtdarfkeinthabuthemasein
Mit einer kleinen Träne im Auge, aber einem Lächeln beim Anblick unserer kleinen Dame wünsche ich euch eine schöne Woche, nächste Woche ist Maik mal wieder dran.
Liebe Grüße,
Maik und Marcella.
P.S.: Stille Geburt: weil ein Kind geboren wird ohne mit einem Schreien diese Welt zu begrüßen. Ich finde es klingt viel friedlicher, anerkennender als die üblichen Worte wie z.B. Fehlgeburt, Abort, Totgeburt…
P. S. : ich drücke jede betroffene Familie ganz fest. Trauern heißt,dass wir unsere Kleinen nicht einfach vergessen.
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Barbara (kidsgo-Tagebuch-Betreuerin)
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