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Familienplanung: Gibt es den perfekten Zeitpunkt, um Kinder zu bekommen?

Junge Mutter, alte Mutter – wann ist es Zeit, ein Kind zu bekommen und eine Familie zu gründen? Erst die Ausbildung abschließen, auf Weltreise gehen oder ein Haus bauen? Irgendwas ist immer! Vier Frauen berichten, in welcher Phase sich ihr Nachwuchs angekündigt hat und wie sich ihr Leben dadurch veränderte.

In diesem Artikel:

DAs Ist Eure Meinung!

Das erste Kind haben die meisten unserer Leserinnen nach ihrem 24., aber noch vor ihrem 30. Geburtstag bekommen. Das ergab unsere Online-Umfrage. Oft sind in diesem Alter Ausbildung oder Studium bereits beendet, die ersten Schritte im Arbeitsleben erfolgt.

Umfrage: Wann Kind bekommen

Bester Zeitpunkt für Nachwuchs

Den perfekten Zeitpunkt? Den gibt es nicht! Irgendwas hätte man gerne noch erlebt, wäre irgendwo gerne noch gewesen, vielleicht auf Weltreise. Oder hätte lieber einen festen Job odereine größere Wohnung. Vielleicht auch mehr Geld. Und trotzdem kommen Kinder zur Welt, glücklicherweise werden es immer mehr.

Glaubt man übrigens der statistischen Mehrheit, dann ist der richtige Zeitpunkt mit 29,6 Jahren gekommen. In diesem Alter bringt eine Frau im Durchschnitt ihr erstes Kind zur Welt. Rein biologisch betrachtet, ist es für Frauen zwischen dem 20. und dem 35. Lebensjahr leichter, schwanger zu werden. In der Regel tauchen während der Schwangerschaft und Geburt seltener Komplikationen auf. Dafür sind Mütter mit Mitte dreißig emotional reifer, um Kinder aufzuziehen. Ihre Kinder agieren sozialer, sind emotional ausgeglichener und haben weniger Schwierigkeiten im Umgang mit anderen.

Das erste Kind: Vier Mütter im Porträt

Wenn auch nicht den perfekten, gibt es aber für jede Mutter einen richtigen Zeitpunkt. Und dieser scheint altersunabhängig zu sein. Für jede Frau ist er ein anderer. Vier Frauen berichten hier, wann sie ihre Kinder zur Welt gebracht haben. In welcher Lebenssituation sie steckten. Wie sich ihr Leben dadurch veränderte. Alle diese Mütter hätten sich vielleicht einen perfekteren Termin fürs erste Kind vorstellen können. Aber alle haben ihr Kind zum richtigen Zeitpunkt bekommen. Erstaunlich, oder?

Jelena – Mama mit 19

Jelena Mutter mit 19

Studentin Jelena mit Freund Lukas und Sohn Louis

Kurz vor den Abitur-Prüfungen – mitten im Ausnahmezustand – erfuhr Jelena von ihrer Schwangerschaft. Da war sie gerade mal 19 Jahre alt. „Das war erst mal ein Schlag. Ich hatte gar keine Zeit darüber nachzudenken, wie ich’s meinen Eltern beibringe“, erzählt sie. „Ich kam mit dem Schwangerschaftstest die Treppe runter und sagte: `Papa, guck mal´ – und der hatte sofort Freudentränen in den Augen. Meine Mutter übrigens auch. Unsere Freunde sind aus allen Wolken gefallen, gefreut haben sie sich aber trotzdem.“

Ziemlich schnell war Jelena und ihrem Freund Lukas klar: Wir kriegen das Kind. Ihr Abi hat Jelena gemacht. Viele haben sie dafür bewundert, wie sie das schaffe, hochschwanger. Jelena sieht das ganz pragmatisch: „Mit der Aussicht auf die Geburt hat sich meine Prüfungsangst gelegt. Ich wusste, dass es neben der Schule etwas Wichtigeres gibt. Das hat mich auf den Boden geholt.“

Eine Sache fiel aber doch schwer: Nach dem Abi, als der ganze Lernstress endlich vorbei war, nicht so unbeschwert feiern zu können, nichts zu trinken, nicht zu rauchen. „Jetzt fehlt mir das überhaupt nicht mehr“, sagt sie.

Anfangs wohnte die kleine Familie bei Lukas´ Eltern im Haus, in einer separaten Wohnung. „Nach der Geburt bin ich zu Hause geblieben und habe mich um Louis gekümmert.“ Lukas machte derweil eine Ausbildung, verkürzt auf zwei Jahre. Finanziell war die Situation schwierig. Denn ohne Ausbildung gab es für Jelena nicht einmal mehr Kindergeld. Sie nahm einen Minijob an und stockte mit ALG II auf, um irgendwie über die Runden zu kommen.

Jetzt muss sich alles wieder neu sortieren: Bald bekommt Louis ein Geschwisterchen. Jelenas Freund hat seine Ausbildung abgeschlossen, die drei sind nach Kassel gezogen und Lukas will studieren. Auch Jelena wird sich einschreiben, Louis hat jetzt einen Krippenplatz. Bafög und die Unterstützung der Eltern wird die vier vorerst über Wasser halten. „Meiner Mutter ist ganz wichtig, dass ich mir keine Geldsorgen machen muss. Eigentlich will ich das nicht annehmen, aber es ist gut zu wissen, dass meine Eltern mir im Zweifelsfall beistehen“, sagt sie.

"Wie schön, dass alles so passiert ist!"

Würden Jelena und Lukas im Nachhinein etwas ändern wollen? Nein. „Wie schön, dass alles so passiert ist“, sind sich beide einig. „Wir hatten das so nicht geplant. Aber wo wären wir jetzt ohne Kind?“ Der Freundeskreis hat sich nach dem Abi in alle Richtungen zerstreut, viele sind weggezogen, an der Uni oder in Ausbildung. „Unser Leben verläuft ganz anders. Es ist anstrengend – aber ich beneide meine Freunde nicht, weder um ihren Alltag noch um ihre freie Zeit. Die haben ganz andere Probleme. Wir würden uns immer wieder für unser Kind entscheiden.“

Nadine – Mama mit 27

Nadine Mutter mit 27

Nadine mit Sohn Pepe

„Als Pepe zur Welt kam, war ich 27. Für meinen Freund und mich kam es etwas überraschend. Aber ich hatte auch keinen genauen Plan. Ich wollte immer gern früh Mutter werden.“ Für Nadine überwiegen die Vorteile, wenn Mama und Papa jung sind. Bestes Beispiel dafür sind ihre eigenen Eltern, die mit Anfang 20 ihre Familie gründeten. „Es ist toll, junge Eltern zu haben. Und jetzt sind beide noch fit und haben viel Spaß an ihrem Enkel“, sagt die inzwischen 30-Jährige.

Ende zwanzig das erste Kind, das klingt nach perfektem Timing. Vor der Schwangerschaft hatte sich Nadine im Onlinemarketing selbstständig gemacht. Finanzieller Rückhalt machte es möglich, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Perfekt für die junge Familie ist, dass sie sich ihre Zeit weitgehend frei einteilen und von zu Hause aus arbeiten kann.

Ein oder zwei Sachen hatte Nadine allerdings noch auf ihrer Wunschliste, Dinge, die sie vor einem Start ins Familienleben gern gemacht hätte: „Ich war gerade in einer Lebensphase, in der ich Neues ausprobieren wollte. Als Touristik-Assistentin bin ich immer gern und viel gereist. Beispielsweise war ich 2013 für eine Fortbildung in Spanien.“ Spontane Trips, das Arbeiten im Ausland, das hat Nadine auch erst einmal vermisst. Sie war der Meinung, dass mit der Geburt die Unbeschwertheit dahin sei, da sie ja nun die Verantwortung für ihren kleinen Sohn übernehmen müsse. Doch der kleine Pepe ließ solche Bedenken schnell vergessen. „Mit Baby kommt so viel Neues, Aufregendes und Wundervolles, das man sich vorher nicht vorstellen kann. Und selbst das Reisen klappt sehr gut, auch wenn es natürlich anders ist als vorher.“

Im Freundeskreis die Erste mit Kind

Im Freundeskreis waren Nadine und ihr Freund die Ersten mit Kind. „Anfangs war das Ausgehen für uns nicht mehr so einfach, wir haben einiges abgesagt.“ Jetzt, wo ihre Bekannten und Freunde so um die Dreißig sind, ziehen sie mit dem Kinderkriegen nach. Sie genießt es, sich nun mit Eltern und Kindern gemeinsam zu verabreden.

Ist 27 also der beste Zeitpunkt zum Kinderkriegen? „Generell kommt es auf die individuelle Lebenssituation an“, sagt Nadine, „und ob man sich schon bereit fühlt für ein Kind. Denn eines ist klar: Das Leben wird anders. Für mich persönlich war es ein guter Zeitpunkt. Manchmal sind die unverhofften Dinge doch einfach die besten im Leben!“

Cordula – Mama mit 33

„Yolanda war sehr erwünscht“, erzählt Mutter Cordula. Sie war bei der Geburt ihrer Tochter 33 Jahre alt, und weder sie noch ihr Freund Christian wollten noch länger warten.

Ein Paar sind die beiden seit 15 Jahren, die Zeit war reif für eine Familie. „Ich hatte nicht das Gefühl, mir würde etwas fehlen oder entgehen. Eine Asienreise hätte ich gerne noch gemacht – aber die läuft auch mit Kindern nicht weg.“

Die Veränderung mit Kind war nicht so extrem, wie Cordula vermutet hatte. Sie lief in kleinen Schritten. „Man wächst in die Einschränkungen hinein“, sagt sie. „Mit einem Säugling kannst du noch vieles unternehmen, auch zu zweit. Das stellt das Leben nicht komplett auf den Kopf.“

Als selbstständige Bühnen- und Kostümbildnerin war es nach der Elternzeit allerdings nicht einfach, Kind und Job unter einen Hut zu bekommen. Besonders nicht ohne einen Kitaplatz. Häufig kam Yolanda einfach mit ins Theater. Oder Papa hielt sein Seminar an der Kunsthochschule mit Baby auf dem Arm. Dass Kinder am Arbeitsplatz auftauchen, das sind die meisten Menschen allerdings nicht gewohnt.

Die wirklich große Veränderung kam mit Valentin, dem zweiten Kind. Das erste Jahr empfand sie als sehr anstrengend. „Auch beruflich war das ein größerer Einschnitt. Nach dem ersten Kind konnte ich mich leichter wieder in Erinnerung bringen, beim zweiten fiel das schon schwerer.“

Der gemeinsame Freundeskreis hat sich gewandelt. „Die Leute, mit denen wir in der Zeit vor den Kindern viel unternommen haben, bekamen alle keinen Nachwuchs. Dafür hat sich ein neuer Freundeskreis um die Kinder herum entwickelt, das ist eine große Bereicherung“, sagt Cordula.

Soll die Familie noch wachsen? „Früher war ich offen für drei Kinder – jetzt merken wir beide, dass zwei unsere Zeit ganz gut ausfüllen.“

Stephanie – Mama mit 41

Stephanie Mutter mit 41

Stephanie mit ihrem Mann Kai und Sohn Maximilian

„Mit Maximilian hat sich alles verändert“, sagt Stephanie. Sie wurde förmlich aus ihrem Nine-to-Five-Job herausgerissen, fand sich plötzlich zu Hause zwischen Buggy und Babysachen wieder. „Anfangs hatte ich große Schwierigkeiten, mit Kind daheim zu sein. Allein zu sein. Ich war gewohnt, dass um mich herum Trubel herrscht. Mir fehlten die Kollegen, die Telefonate, mein Alltag.“

Für Stephanie kam die glückliche Nachricht doch überraschend – schwanger mit 41! „Lange Zeit hatte ich gar kein Interesse an Kindern. Mein Job als Rechtsanwaltfachangestelle war mir wichtig, mein Engagement im Tierschutz füllte meine Zeit komplett aus“, erzählt sie.

Als sie mit Ende dreißig ihren Mann kennenlernte, kam ihr zum ersten Mal der Gedanke, es könnte schön sein, ein Kind mit ihm zu haben. Aber es passierte einfach nicht. Und schließlich, einen Tag vor ihrem 41. Geburtstag, fiel der Schwangerschaftstest positiv aus. Ein Schock, irgendwie. „Willst du das wirklich noch wagen, mit über vierzig?“, war ihr erster Gedanke. Hinein ins Ungewisse? „Schieße ich mir hier das Eigentor meines Lebens?“, fragte sie sich.

Stephanie war klar, dass dies ihre erste und letzte Chance auf ein Baby war. Während sie mit sich haderte, war ihr Mann überglücklich. Er hat schon erwachsene Kinder, aber mit fast 50 noch einmal Papa zu werden – eine tolle Aussicht! Hochschwanger heiratete Stephanie, „so richtig oldschool“. Es gab eine spontane, tolle Party – nur nicht ganz so wild, wie zu Zeiten ohne Babybauch.

Natürlich gab es auch Gegenwind: von Vorgesetzten, Familie, Bekannten. „Wie schön. Jetzt kriegt das Kind gleich Mutter und Großmutter in einem“, musste sich Stephanie anhören. Klar, die Mütter in der Krabbelgruppe sind deutlich jünger. Keine ihrer Freundinnen ist in einer ähnlichen Situation, deren Kinder sind schon groß.

„Ich lasse mich nicht verrückt machen“

Hätte sie also doch viel früher ans Kinderkriegen denken sollen? Schlicht und einfach: Nein. „Mit zwanzig wäre ich für ein Kind nicht bereit gewesen. Und jetzt war das gewollt-ungewollt ein sehr guter Zeitpunkt.“ Einen einzigen Nachteil sieht Stephanie in der späten Mutterschaft: „Mit dreißig hätte ich die körperlichen Veränderungen besser weggesteckt.“

Dafür hat sie die Geduld und Lebenserfahrung, die sie mit zwanzig nicht hatte. Sie ist gelassener, auch in Bezug auf gut gemeinte Ratschläge: „Ich informiere mich, was mein Kind braucht, was ihm guttut und lasse mich nicht verrückt machen.“

Kinderkriegen statistisch betrachtet

  • Wann bekommen Frauen bzw. Männer ihr erstes Kind?
    Laut Daten des Statistischen Bundesamtes aus 2015 bekommen Mütter mit 29,6 Jahren durchschnittlich ihr erstes Kind. Bei Vätern werden nur die ehelichen Kinder gezählt. Durchschnittlich waren die Papas bei der Geburt 35 Jahre alt. Ob es das erste oder ein weiteres Kind ist, wird statistisch nicht erfasst.
  • Wie viele Kinder bekommen Eltern durchschnittlich?
    Seit Jahren liegt die Kinderzahl relativ konstant bei zwei Kindern. Das ergibt sich aus dem Mikrozensus, einer Statistik, die alle vier Jahre ausgewählte Haushalte zu ihrer Lebenssituation befragt. 
  • Wie viele Jahre liegen zwischen den Geburten des ersten und zweiten Kindes?
    Rein statistisch folgt das zweite Kind nach 4,1 Jahren, bei der Hälfte aller Kinder aber schon innerhalb von 3,2 Jahren. Kind Nummer drei kommt nach weiteren 4,8 Jahren zur Welt.
  • Wie viele Mütter bekommen ihr erstes Kind mit unter 20 Jahren, wie viele sind schon über 40?
    Der Anteil der jungen Mütter ist mit 2,1 Prozent relativ gering: Im Jahr 2015 hatten knapp 16.000 der neugeborenen Kinder Mütter, die bei der Geburt noch unter zwanzig Jahre alt waren.
    Dagegen waren fast 30.000 der Mütter bereits über 40 Jahre alt, das sind 4 Prozent. Der Großteil der Mütter, nämlich 260.000 – das entspricht rund 36 Prozent –, bekam ihr erstes Kind zwischen 30 und 34 Jahren.

Kinderwunsch-ABC: Übersicht und PDF-Download

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