Statt Adoption ein Pflegekind
Insgesamt 20 Kinder haben Angela Rupp und ihr Mann in diesem Zeitraum bei sich aufgenommen, vier davon dauerhaft. Inzwischen sind alle erwachsen. „Anstelle von leiblichen Kindern wollten wir ursprünglich Adoptivkinder haben“, begründet die heute 60-Jährige die Entscheidung. „Doch der zuständige Mitarbeiter des Jugendamts sagte, es wäre sehr schwierig, kaum ein Kind würde zur Adoption vermittelt. Ob wir uns stattdessen ein Pflegekind vorstellen könnten?“ Sie konnten – und stellten sich damit auch auf schon etwas ältere Zöglinge ein.
Information Pflegeeltern
Der PFAD für Kinder, Bundesverband der Pflege- und Adoptivfamilien bietet auf Landes- und Bundesebene Beratungen für Pflegeeltern und Interessierte an und unterstützt bei Schwierigkeiten.
Babys werden selten in Pflege gegeben
„Ein Pflegekind als Säugling zu bekommen, ist sehr selten. Die Kinder, die bei uns groß wurden, waren anfangs zwischen 18 Monate und zehn Jahre alt.“ Sie waren aus unterschiedlichen Gründen in Pflege gegeben worden: Beim jüngsten fühlte sich die alleinerziehende Mutter komplett überfordert, bei einem anderen spielte häusliche Gewalt eine Rolle. Bei dem Zehnjährigen kamen die Eltern, ein vielbeschäftigtes Paar aus der Mittelschicht, nicht mit der Erziehung zurecht und wussten keinen anderen Rat. Das vierte hatte Typ-1-Diabetes, dessen Versorgung seine leibliche Mutter nicht bewältigen konnte. „Grundsätzlich kommen Pflegekinder aus allen sozialen Schichten“, erklärt Angela Rupp. „Doch Familien aus den unteren Schichten sind öfter betroffen“.
Pflegekinder: Mit der Trennung umgehen
Wie aber verkraftet die Herkunftsfamilie die Trennung? „Es ist eine schwierige Situation, wobei man mit den leiblichen Eltern in der Regel nicht über deren Gefühle spricht, da sich der persönliche Kontakt in der Regel auf Organisatorisches beschränkt. Oft wurden die Kinder durch das Jugendamt in Obhut genommen, weil zu Hause etwas vorgefallen ist. Darüber wollen die Herkunftsfamilien in der Regel nicht sprechen.“
Mit den Gefühlen des Kindes dagegen werden Pflegeeltern unmittelbar konfrontiert, etwa wenn das Kind seine leibliche Mutter vermisst oder mit der ganzen Situation nicht zurechtkommt. „Das ist besonders für die kleineren Kinder ein Problem, weil sie oft sehr traurig sind und nicht verstehen, was passiert. Mit einem älteren Kind kann man zumindest darüber reden. Zu trösten und Halt zu geben ist in jedem Fall sehr wichtig.“ Für die Pflegeeltern wiederum bedeutet es, sich auf eine unbestimmte Zeit mit dem Kind einzustellen. Anders als bei einer Adoption kann sich der Zeitraum auch überraschend verkürzen, wenn sich in der Herkunftsfamilie die Situation ändert, sodass das Kind zurückkehren kann.
Pflegeeltern machen stark fürs Leben
Ein Pflegekind aufzunehmen, bedeutet also auch an seine Grenzen stoßen und mit allem zu rechnen. Dennoch überwiegt für Angela Rupp das Positive. „Pflegeeltern tragen dazu bei, dass das Kind später selbstständig in der sozialen Gemeinschaft leben kann. Das Leben mit einem Kind ist außerdem sehr bereichernd. Die Erfahrungen mit unseren Pflegekindern möchte ich nicht mehr missen.“ Nach Einschätzung der PFAD-Expertin ist die Kommunikation mit dem Jugendamt besonders wichtig. „Sich bewerbende Pflegeeltern sollten dabei von Anfang an ein gutes Gefühl haben und ihre Vorstellungen klar äußern.“
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