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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Emilia

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

14. Schwangerschaftswoche

Schlaft, Kinder schlaft!

Auf Arbeit werden alle eingeweiht, herzliche Gratulationen folgen. Auch Verwunderung und Achtung vor DREI!! Kindern, wie lösen wir nur das anstehende "Schlafplatz-Problem"???

Nun war es wirklich an der Zeit, Chef und Kollegen in Kenntnis zu setzen, denn schließlich sind sie alle in gewisser Weise „betroffen“. Solange ich weiter arbeite und für die Einarbeitungszeit meines „Nachfolgers“ gilt es meine Nacht- und Wochenenddienste mit abzudecken. Dennoch wurde mir von vielen herzlich gratuliert, teilweise Verwunderung über diese „große“ Kinderanzahl zwischen den Zeilen geäußert. Auch schien das Pflegepersonal nicht so recht zu wissen, inwieweit sie mich nun noch einbinden dürfen. In den vergangenen Jahren wurde es mehr und mehr üblich sofort mit Bekanntgabe der SS entweder in das Beschäftigungsverbot zu gehen oder nur noch Schreibarbeit zu erledigen. Beides habe ich mir nicht vorstellen können und so bin ich ganz zufrieden, dass es bisher reibungslos klappt, das ganz normale Weiterarbeiten in der Kinderklinik.
Wieder gab es viele spannende Fälle in der letzten Woche und ich habe das Gefühl, vor der geplanten langen Auszeit noch einmal ganz viel Wissen aufzusaugen – bin gespannt was davon langfristig gespeichert bleibt.

Ein in meinen Augen ganz besonderes Thema begleitet mich nun schon seit über 7 Jahren und ist gerade mal wieder ganz aktuell - das gemeinsame Schlafen im Familienbett. Immer wieder ist es Thema und beschäftigt uns, unsere Familie und auch liebe Freunde. Zeiten, in denen einzelne Personen fanden, dass es ja jetzt wirklich an der Zeit sei, den Umzug ins eigene Kinderzimmerbett zu fördern, kamen und gingen. Hin und wieder war es mein Wunsch nach mehr Ruhe und weniger Kinderfüßen im Rücken, Händen im Gesicht oder gar ganzer Kinder auf mir. Häufiger jedoch waren andere Personen besorgt um unser Wohl als Eltern/Paar oder darüber, ob uns wohl nie gelingen würde unseren Kindern das alleine Schlafen „beizubringen“, wenn wir ihnen das zusammen Schlafen „angewöhnen“.

Doch wie kam es eigentlich dazu, dass wir in dieser gesellschaftlich kritisch diskutierten Schlafgemeinschaft leben?
Als ich das erste Mal schwanger war, stand für mich fest, unser Baby wird schon allein, weil es zur SIDS-Prävention empfohlen wird, die erste Zeit im Schlafzimmer schlafen. Stillen wollte ich auch 6-12 Monate, solange wäre es ja auch praktisch, sein Baby in der Nähe zu haben. Dann spätestens würde es sicher unproblematisch ins Kinderzimmer umziehen, denn ich schlafe am besten allein. Wir kauften ein wunderschönes geschreinertes Beistellbett, das später hin und wieder genutzt wurde.

Als das süße Menschlein geboren war und nach einer schrecklichen Krankenhauswoche endlich in unser Heim kam, hatten wir einen kräftezehrendes Programm. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen wurde dieses schnuckelige Bündel wach, sobald man es ablegte. Im Tragetuch und auf dem Arm war alles bestens, kaum dass wir sie hinlegten – Schreien. Schnell etablierte sich die „abwechselnd-in-Etappen-schlafen-Methode“. Während ich die halbe Nacht mit Baby im Stillkissen friedlich schlummernd tolle Bücher las, ging mein Mann gegen 20:00 Uhr ins Bett. Manchmal versuchte ich im Halbsitzen und in Kissen gepolstert zu Schlafen. Gegen 3:00 Uhr kam der ersehnte Wechsel, der liebe Mann nahm´s Babylein und ich durfte bis in den nächsten Vormittag abzüglich Stillunterbrechungen schlafen. Das ging die ersten 10 Wochen so, dann wurde alles besser, als wir entdeckten, dass die Bauchlage durchaus beim Schlafen im Bett toleriert wurde.
Durch einen Zufall erkannten wir, dass Staubsaugen das Baby beruhigt, seitdem lief das gute Stück bei uns dauerhaft, manchmal sogar 24 Stunden! Auch der Pezzi-Ball wurde unser Verbündeter, diesen benötigten wir bis die Maus 1 ½ Jahre alt war zum Einschlafwippen. Ab da wurde alles recht unkompliziert, Einschlafstillen und kurzes Stillen in der Nacht führte schnell, verlässlich und leise zum Weiterschlafen, so kam auch ich zu ausreichend Schlaf. Als ich mit ca. 2 ¼ wieder schwanger war klappte das Schlafen ganz entspannt und reibungslos im großen Bett, wir waren uns sicher, unsere kleine Maus ist noch nicht so weit allein zu schlafen, wenn man sie fragte verneinte sie dies vehement.
So ließen wir uns pünktlich vor der Geburt des neuen Babys ein großes Bettgestell bauen, dass 2 Matratzen auf gleicher Höhe zu einem großen 2,50 x 2 m großem Bett verbindet.
Dort wurde das Brüderchen herzlich aufgenommen und so schlafen wir seitdem. Immer mal wieder in sehr unruhigen Babynächten oder manchmal noch heute wenn das Brüderchen schlimm hustet, zieht einer mit dem unruhigen oder kranken Kind aus und nutzt das großes Kinderzimmer-Hochbett.
Klassenfahrten, gemeinsam mit Freundinnen oder der großen Schwester im Kinderzimmer zu Schlafen sind überhaupt kein Problem, aber allein im Bett zu Schlafen, wenn Mama und Papa mit Brüderchen nebenan zusammen schlafen, ist einfach nicht das, was sich die Tochter wünscht. Und das verstehe ich. Ich möchte sie nicht ausgrenzen, wenn sie selbst den behüteten Schlaf noch braucht.
Der kleine Bruder mit gerade 4 ist auch noch nicht gewillt zusammen mit der Schwester auszuziehen. Aktuell wird er gerade oft wach und träumt schlecht, weint und benötigt kurz Nähe, da möchte ich ihn auch nicht drängen.
So sind wir also ganz von allein in unserem Familienbett gelandet und alle glücklich damit. Die Kinder gehen gerne zu Bett, ich genieße das gemeinsame Vorlesen und Kuscheln am Abend und schlafe oft gleich mit ein. Mir ist es wichtig, dass sich meine Kinder geborgen fühlen und wissen, dass wir immer da sind.
Für noch ein Baby ist jedoch kein Platz, das Zimmer für einen weiteren Anbau zu klein. Das hat auch schon die Große erkannt und feierlich verkündet, dass sie vor der Geburt des neuen Babys ins eigene Bett umziehen wird. Natürlich bekräftigen wir sie in diesem Entschluss, werden uns aber auch rechtzeitig um eine weitere Schlafmöglichkeit in Form von Lattenrost und Matratze neben unserem Bett kümmern.

Was will ich eigentlich damit sagen? Das „Alleinschlafen“ eben wie das „Durchschlafen“ werden häufig als Entwicklungsschritte betrachtet. Schlaf von Kindern wird gerne als Erziehungsaufgabe verstanden. Meiner Ansicht nach ist das nicht so. Kinder wollen von alleine selbstständig werden, dazu bedarf es keiner Förderung, es genügt, wenn wir ihnen genügend Sicherheit und Selbstbewusstsein mit auf den Weg geben. Es ist also ok, mit den Kindern das Bett zu teilen, sofern alle Beteiligten sich gut damit fühlen.

Die Erwartung, ein Kind müsse mit einem gewissen Alter durchschlafen, wird oft durch gesellschaftliche Vorstellungen suggeriert. Manchmal üben auch Nachfragen von Kinderärzten zu den U-Untersuchungen Druck aus, Schlafmangel und Dauerstillen in der Nacht, obwohl irgendwer mal entschieden hat, dass Kinder ab 6 Monaten keine nächtlichen Mahlzeiten mehr benötigen, erwecken vielleicht den Eindruck, dass man als Eltern tätig werden muss.
Bücher, laut derer Kinder alles lernen können, werden viel zu schnell empfohlen und ausprobiert ohne sich der Konsequenz bewusst zu sein. Und das, obwohl Kinder- und Entwicklungspsychologen wissen, dass Kinder durch Schlafkonditionierungsprogramme nachhaltig geschädigt werden, langfristig (Durch-)Schlafstörungen sogar zunehmen, evtl. ernsthafte psychische Störungen daraus resultieren und die emotionale Beziehungsfähigkeit negativ beeinflusst wird.

Sicherlich gibt es extreme Belastungssituationen und Kinder mit derart starken Bedürfnissen, dass diese nicht von den Eltern oder gar der alleinerziehenden Bezugsperson gestillt werden können. Bevor es also zu Aggressivität und Körperverletzungen kommt, ist es durchaus sinnvoll ein solches „Training“ zum eigenen Schutz und dem des Kindes durchzuführen. Für diesen Zweck hatte Dr. Ferber diese Methode ursprünglich mal entwickelt.

Wenn durch das gemeinsame Schlafen für ein oder beide Eltern zu viel Stress entsteht, sollten Lösungsansätze gewählt werden, die ohne schreien lassen arbeiten.

Liebe Wünsche für die neue Woche.
Emilia

Literatur:
Sibylle Lüpold: „Ich will bei euch schlafen!: Ruhige Nächte für Eltern und Kinder“
http://kinderverstehen.de/images/Schlaf_Renz-Polster_290909.pdf
Carlos Dr. González: „In Liebe wachsen: Liebevolle Erziehung für glückliche Familien“



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Kommentare von Lesern:

Gast08.03.2016 11:23

Liebe Emilia, diese Zeilen sprechen mir aus der Seele. Vielen Dank für die Offenheit und den Mut, sich über vorherrschende "Schlaf- und Einschlaf- Regeln" hinweg zusetzen und den kleinen Wesen auch nachts Nähe und Geborgenheit zu geben. Schließlich gestaltet sich so auch das nächtliche Stillen viel unkomplizierter und kräftesparender für eine im Alltag ohnehin schon stark geforderte Dreifachmutter. Alles Gute!

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Gast07.03.2016 20:04

Huhu,
ich muss sagen, dass ich mir wünsche, dass Emilias Tagebuch genau so bleibt, wie es ist. Ich habe noch nie eine Kinderärztin mit solch.tollen.Einstellungen getroffen und finde diesen Mix au Erfahrungen und Wissenschaft super :)!
Liebe Grüße,
Eva

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Christiane, Dresden07.03.2016 10:23

Liebe Emilia,

Ich finde es bewundernswert, mit wie vielen Themen du dich sehr korrekt und wissenschaftlich auseinander setzt, allerdings muss ich sagen, liest sich dein Tagebuch eher wie ein Ratgeber mit Tipp oder erhobenem Zeigefinger....

Alles Gute für deine Schwangerschaft, immer locker bleiben ;-)

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