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Baby-Tagebücher

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.
49. Woche

The New Now

Der Familienbesuch aus Freiburg ist da!

Hej ihr freien Arme,

ich habe mir diese Woche ein weißes Achselshirt gekauft, auf dem eine ganz kleine Aufschrift stand. Ich hasse T-Shirts mit Aufschriften. Besonders T-Shirts, auf denen groß eine Marke steht und ich zur beweglichen Werbetafel werde. Zum Glück prangt auf diesem Achselshirt kein Brand, jedoch hat es als zusätzliche lustige Überraschung Schulterpolster. Mir gefiel dieses lustige Detail bei dem Top, obwohl die Schulterpolster dezent sind. Man sieht sie gar nicht so deutlich wie in den 80er-Jahren. Vielleicht hat es auch den Vorteil, dass das Top durch die Schulterpolsterung nicht so an den verschwitzen Achseln klebt. Wer weiß das schon. Aber dieses Shirt hat mich wegen eines anderen besonderen Details überzeugt. Die kleine Aufschrift, die aus drei-dreibuchstabigen-Wörtern bestand, traf mich direkt in mein emotionales Zentrum.
Auf diesem weißen Achselshirt steht oben links „The New Now“. Die drei Worte packten mich. Und ja, ich liebe Achselshirts und freie Arme - sowohl bei Männern, Frauen, Kindern und Babys. Es ist das perfekte Sommeroutfit. Übrigens könnte die Anrede auch bedeuten, dass Salome ständig auf den Arm will, was definitiv der Fall ist. Wenn ich esse oder auf dem Klo sitze, sie reckt ihre Arme hoch und will ständig den Balkon Mama besetzen. Das ist ein bisschen anstrengend, aber man macht doch so ziemlich alles zur Bedürfnisbefriedigung des Nachwuchses.

Die Woche war schön, auch wenn das Einschlafen und das Essen bei Salome immer in ein riesen Geschrei mündet. Von Donnerstag bis Samstag besuchten uns die Tante, die zwei Cousinen und der Cousin aus Freiburg. Sie fuhren am Samstag weiter nach Travemünde und von dort nach Norwegen und dann nach Schweden. Am Freitag waren wir den ganzen Tag auf einem Abenteuerspielplatz in der Nähe. Dieser wurde neu eröffnet und durch das frische Rindenmulch, was über Nacht nass wurde, roch es ein bisschen wie im Wald. Es hat mittags zwar kurz geregnet, aber zu der Zeit aßen wir zu Mittag. Wir verspeisten Wedges, Salat und als Dessert Torte. Das Energiepotential der Freiburger Familienbande hat mich begeistert. Aber auch Salome zeigte ihre riesige Löwenenergie. Sie schlief tagsüber nur kurz im Tragetuch. Ansonsten war alles so aufregend für sie, dass sie wohl nicht schlafen konnte.

Neben dem neuen Spielplatz gab es einen Wasserspielplatz und einen kleinen Spielplatz. Salomes sechsjährige Cousine und ihr ältester und einziger Cousin arbeiteten nach der Reihe die Spielplätze ab. Als letztes waren sie auf dem kleinen Spielplatz und saßen auf einem Reifenkarussell. Ihre Mama gab ihnen richtig viel Anschwung – so wie das coole Mamas eben machen. Sie musste dann schnell aus dem Drehkarussell herauslaufen, um nicht getroffen zu werden. Salomes Cousine sprang von einem Reifen herunter und das Karussell drehte sich weiter. Als der andere Reifen auf sie zukam, legte sie sich ganz flach auf den Boden und der Reifen fuhr hauchdünn über sie herüber. Ich konnte mein Staunen nicht an mir halten und sagte das längste „wooowww“ in meinem Leben. Ihre Mutter sagte, dass es wie bei Takeshi’s Castle aussähe. In einer Neuauflage der Sendung wäre sie die unangefochtene Gewinnerin. Ich liebe ihr Temperament.

Ich schaukelte mit Salome auch viel. Dabei hatte ich sie im Tragetuch. Ich merkte, wie sich mein Magen innerlich leicht umdrehte, aber machte immer weiter, weil es dem Kind sichtlich gefiel. Ein Mann neben mir sagte, dass es verrückt sei, dass man als Erwachsener das Schaukeln nicht mehr ertrage. Warum das so ist, ich weiß es nicht. Vielleicht auch nur, weil man es zu wenig macht. Wenn jemand dafür eine wissenschaftliche Erklärung hat, freue ich mich auf Kommentare unter dem Text.

Der schönste Satz bei dem Besuch der Freiburger Familiencrew stammte von Salomes vierjährigen Cousine. Sie stand an Salomes Spielefenster und blickte heraus und dachte sichtlich über irgendetwas nach. Ich fragte sie: „Freust du dich auf Norwegen?“ Sie antwortete etwas betrübt: „Nein.“ Ich fragte: „Warum?“ Sie blickte auf den Boden und sagte ganz langsam: „Weil Nori da nicht ist.“ Mein Herz explodierte.

Es ist schade, dass sie so weit weg wohnen. Aber es ist großartig, dass sie ein Teil von Salomes Leben sind. Vielleicht besuchen sie einander später, wenn sie studieren oder arbeiten und in unterschiedlichen Städten wohnen. Vielleicht auch nicht, trotzdem ist es schön, wie sehr sie ihre kleine Cousine lieben. Manchmal denke ich, dass ich nur als Pflichtanhang dabei bin. Die Mutter von den zwei Mädchen und dem Jungen wird immer Salomes Tante sein. Ich bin nicht die Tante der Kinder. Das wäre ich nur, wenn ich mit dem Vater zusammen wäre. Die Generation meiner Eltern sprach immer von angeheirateten Tanten und Onkeln. Ich finde, dass das noch undankbarer klingt als meine derzeitige Rolle. Im Gesetz der Ehe steht nämlich nicht ein Wort von Liebe. Man sucht sich die oder den Partner doch auch aus, weil man sich in der Umgebung der eigenen Familie mit der Person wohlfühlt und es eine Bereicherung ist. Wie dem auch sei in diesem Namenswahnsinn. Sie dürfen mich einfach immer die Mutter ihrer Cousine Salome nennen. Egal, wie auch die Bezeichnung ist, ich mag es sehr gern, die Zeit mit ihnen zu verbringen - auch wenn sie ein sehr hohes Energiepotential haben und immer mal etwas verschüttet wird. Ich erinnere mich noch an den ersten Ausflug mit Ihnen im Dezember 2020. Wir rodelten und fuhren Schlitten und selbst die Hinfahrt auf der eingequetschten Rückbank mit den Kindern, denen die Schneeaufregung deutlich anzumerken war, war herrlich. Ich freue mich schon auf Salomes ersten Rodeleinheiten und Marzipanfußabdrücke im Schnee.

Als die Freiburger Familien-Bande in Travemünde angekommen ist, klagte die Kleinste über Blasen an den Fingern. Es bestätigte sich der Verdacht, dass sie die Hand-Fuß-Krankheit hat und zu 100% Prozent Salome angesteckt hat. Sie weinte immer beim Essen darüber, dass sie nicht schlucken könnte. Ihre Mama sagte, dass sie das seit Corona habe. Wir warten mal ab, ob wir euch nächste Woche von einer kranken Salome berichten werden. Als Hoffnungsschimmer: 80 Prozent der Kinder haben die Krankheit, aber sie verläuft asymptomatisch.

Was passierte diese Woche noch? Salome hatte ihre erste blutige Nase. Das klingt jetzt dramatischer als es ist. Sie zog sich an mir hoch, wie eigentlich immer. Dann plumpste sie wieder gekonnt auf ihren Po. Als sie dann über meine Füße krabbeln wollte, verlor sie das Gleichgewicht und stoppte mit ihrer Skisprungschanzennase. Das Geschrei war kurz riesengroß und ein Tropfen Blut floss. Nach zehn Sekunden war das laute Schreikonzert aber auch beendet und Salomes Strahlen war zurück.

Salomes Familie besteht selbstverständlich aus den Cousinen und den Omas und Opas. Familie sind aber auch die Freunde. Vielleicht haben Salome und ich auf interessante Weise eine Mama und ihre Tochter in unserem Freundeskreis gewonnen. Wir werden sehen, wie sich das entwickelt. Kürzlich habe ich über einen Kommentar hier unter den Tagebucheinträgen eine wunderbare Dame kennengelernt. Sie ist ein paar Monate älter als ich und dafür ist Salome älter als ihre Tochter. Wenn man unsere Alter und die der Kinder mit einem kleinen Rechenfehler addiert, sind wir ein gleichaltes Match. Ich muss euch unbedingt ein Zitat von ihr an dieser Stelle präsentieren. Es geht darum, dass man beim Akt der Zeugung eines Kindes meist der Ansicht ist, dass man jede, auch geographische Distanz in einer Beziehung überwinden kann. Das funktioniert in der Realität aber selten. Dazu schreibt sie: „Das hätte man natürlich auch alles davor bedenken können... gell? Verdrängung zugunsten der Reproduktion funktioniert erstaunlich gut. Das hat Mutter Natur schlau eingerichtet.“ Ich musste herzlich lachen.

Salome hat eine Vorliebe für Haarreifen. Ich war in einem Laden und habe einen aufgesetzt und Salome hat mich angestrahlt, ohne dass ich sie zuerst anlächelte. Eigentlich wollte ich denn Haarreifen nicht kaufen, aber ich dachte, dass es eine Investition in die Zukunft sei. Salome wird ihn bald auch mal tragen können. Ich bin mal gespannt, was Salome mal von meinen Kleidungsstücken und Accessoires unbedingt auch tragen will.

Und woran hat sich nichts geändert? Salome wird am 22.08.2022 ein Jahr alt und sie wird fast zu 100% gestillt. Ich biete ihr dreimal am Tag Brei, Brot- oder Obststückchen an, die sie selbst essen kann. Aber nichts bleibt in ihrem zuckersüßen Mund. Auch Eis mag sie nicht. Ihre Tante sagte mir, dass es sogar Kinder gäbe, die in den Hungerstreik treten würden, wenn man sie abstillt. Ich habe mir vorgenommen, nach ihrem ersten Geburtstag tagsüber nicht mehr zu stillen. Das neue Geburtstagsspielzeug soll sie ablenken. Mal sehen, ob es funktioniert. Oder man macht das Essen in eine Cremetube. Die beißt sie nämlich besonders gerne auf und die Frage ist, ob sie nicht nur die Creme verspeisen würde, wenn ich sie ließe, sondern auch den Brei, der in der Tube ist. Naja und da ich immer noch voll stille, hört es auch nicht auf mit der Stilldemenz. Aber eigentlich ist es auch relativ klug von dem Gehirn gemacht. Das Organ will nämlich immer Energie sparen. Und besonders dann, wenn wir das Leben eines Babys zu verantworten haben, bleibt nicht mehr so viel Energie für das Denken übrig.

Am letzten Sonntag waren wir in Bielefeld auf einem Fest namens Wackelpeter. Es gab von dem riesigen Unternehmen aus dem Ort viel Wackelpudding. Ich glaube, dass Salome noch nie so viele Kinder auf einem Fleck gesehen hat. Viele Kinderbands spielten in dem Park und wir lagen auf der Decke und Salome winkte allen Menschen zu und so wurden wir in viele Gespräche verwickelt. Salomes Wippen zur Musik klappt auch schon gut – auch wenn es noch nicht immer im Rhythmus ist.

Was passiert in der kommenden Woche? Die Cousine Hanna feiert ihren dritten Geburtstag. Wir werden am Freitag auf dem Kindergeburtstag sein. Und unsere Australienplanung ist noch nicht wirklich fortgeschritten. Wir schreiben immer mal wieder auf einer Plattform mit Familien, aber es ist doch schwieriger als gedacht, eine Familie zu finden, in der ich auf deren Kind/ Kinder und Salome gleichzeitig aufpasse. Ich hoffe, es klappt noch. Wenn ihr zufällig in warmen Ländern, wenn bei uns Winter ist, jemanden kennt, der eine Nanny braucht, dann lasst doch einen Kommentar da. Wir würden uns freuen. Und das einzige, was schon konkret zu unsere Reiseplanung geklappt hat, war das Lesen von Texten zum Reisen. Also Salomes Benefit von der Reise hat einst schon der Philosoph Walter Benjamin aufgeschrieben: Wer die Welt anschaut, braucht keine Weltanschauung.

Zum Abschied: Ein Familienkuss ist ein Muss.

Eure Salome und Vroni



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