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Baby-Tagebücher

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.
16. Woche

Familienglück ....

mit Baby

Sonntag, 14.00 Uhr

Und plötzlich herrscht bei uns Stille … nicht immer, aber immer nach absolutem Familienchaos.

So auch gestern am Samstag: Ich kam von der Kosmetik; massiert, erholt, verschönt. Schon beim Aufschließen der Tür hörte ich Babygeschrei und Jammern. Mein Mann guckte ganz entnervt und verzweifelt und verließ erstmal die Wohnung, um die Einkäufe nach oben zu bringen und um kurz Luft zu holen. Johann schrie wohl schon über eine halbe Stunde. Unsere Große war von dem Geschrei ganz aufgelöst gewesen, weil sie das Gesellschaftsspiel mit Papa nicht mehr zu Ende spielen konnte. Mein Mann hatte sich ohnmächtig gefühlt, da der Plan, mit beiden Kindern einkaufen zu gehen schon an der Wäscherei durch Johann zunichte gemacht worden war. Wenn sich Johann nämlich erstmal eingeschrien hatte, kann leider nur ich ihn beruhigen. Mit Tragen, leisem Singen oder Stillen. Leider nimmt er auch meine abgepumpte Milch noch nicht an, so dass sich mein armer Mann allein mit beiden Kindern oft wie ein Jongleur ohne Netz und doppelten Boden fühlt.

Nachdem sich Johann wieder beruhigt hatte, band ich ihn ins Tuch, um noch etwas Ordnung in der Wohnung zu schaffen, während mein Mann die Einkäufe per Fahrrad fortsetzte. Derweil kletterte unsere Große völlig ermattet in Johanns Babybett. Sie sagte noch leise JETZT BIN ICH AUCH NULL JAHRE ALT und war schon im nächsten Moment eingeschlafen. Kurze Zeit später schlief auch Johann völlig erschöpft ein und plötzlich herrschte Stille...

Die letzten Tage waren wunderschön. Ich fühlte mich zum ersten Mal seit Johann da ist, wieder freier und genoss mein Leben und meine kleine tolle Familie in vollen Zügen. Ich konnte endlich wieder viele schöne Dinge tun, die mir schon fehlten. Von wegen „meine Projekte bleiben jetzt alle liegen“. Klar, ich muss mich begrenzen und Kompromisse eingehen. Aber nicht immer und jederzeit.

Am Donnerstag habe ich mir eine 45-minütige Massage gegönnt und den Nachmittag im Volkspark Friedrichshain mit Freunden inklusive Babys und Kleinkindern und natürlich eigener Familie verbracht. Es herrschte wie jeden Sommer, wenn plötzlich ganz Berlin auf die Straßen zu strömen scheint, reges Treiben: Familien beim Grillen, gespannte Slackleinen, Jugendliche beim Fußballspielen. Und wir mittendrin beim Picknicken.

Am Freitag konnte ich zum ersten Mal allein zum Beckenboden-Präventionskurs gehen, während mein Mann die Kinder hütete. Das ist doch ein großer Unterschied, ob ein müder quengeliger Johann neben mir liegt oder ich mich voll und ganz auf die Übungen konzentrieren kann. Anschließend trafen wir uns in unserem Lieblingscafé „Bei Maria“, um zu Mittag zu essen. Die Inhaberin Maria ist ein Schatz, kocht, backt und liebt Kinder über alles. Unsere Große begrüßt sie seit einigen Wochen oft mit den Worten „MARIA; WAS MACHST DU GERADE SCHÖNES?“, wenn eben diese gerade an der Theke etwas zubereitet.

Am Abend grillten wir mit Freunden auf deren Dachterrasse. Johann war wie auch schon beim Mittagessen ganz umgänglich, saß bei der Tochter unserer Freunde auf dem Schoß oder ließ sich herumtragen, so dass ich Essen und Ausblick über Berlin genießen konnte. Unsere Große spielte mit den Kindern unserer Freunde derweil unten in der Wohnung. Wir sind immer wieder erstaunt wie groß und selbständig sie mit ihren zwei Jahren schon ist.

Und heute trafen wir uns mit einem Freund, der gerade zu Besuch war, in einem für uns noch unbekannten Frühstückscafé. Als wir zur Öffnungszeit um halb zehn ankamen - wir stehen ja oft schon notgedrungen gegen sieben auf - staunten wir nicht schlecht. Das Café war bereits voller Menschen, die sich die Mai-Sonne ins Gesicht scheinen ließen. Auch dort überraschte uns Johann wieder: Er schlief zwar nur auf dem Hinweg, im Café selbst lächelte und flirtete er mit den anderen Gästen und schlief dann später friedlich im Tuch ein.

Im Mauerpark entdeckte unsere Große eine Hüpfburg, während ich mit Johann den Improvisationskünsten einzelner Musiker lauschte. Auch wenn es hier immer touristischer und „trashiger“ wird (im wahrsten Sinne des Wortes liegt hier unglaublich viel Müll achtlos herum), fühlte ich mich in meine Studentenzeit zurückgebeamt. Hier in der Oderberger wohnte und lebte ich. Und jetzt zwanzig Jahre später bin ich wieder mit meiner Familie hier unterwegs.

Und eben war ich mit Johann noch auf dem Trödelmarkt bei uns um die Ecke, um für unsere Große ein paar Pixie-Bücher und für Johann ein Hemd zu kaufen. Bei der Sonne mag ich ihn noch nicht eincremen und hoffe, dass Kurzarmbody und dünnes Hemdchen erstmal ausreichen werden.

Seit drei Tagen liegt Johann endlich wieder häufiger im Kinderwagen, ohne gleich zu weinen. Das tut auch meinem Rücken gut. Mit aufgeklapptem Verdeck guckt er sich interessiert die Bäume und Häuser an und nuckelt ausgiebig an seiner Hand. Mit einer Windel zugedeckt, klappt auch das Strampeln besser. Nur die Sonnenstrahlen kitzeln ihn wortwörtlich zu sehr an der Nase, sodass er bei direkter Sonneneinstrahlung niesen muss.

Johann ist ein Baby, das uns als Familie sehr fordert – an Aufmerksamkeit, Geduld und Nähe. Abgelegt werden möchte er nur, wenn man in seiner Nähe bleibt, am besten mit ihm spielt, Tücher über sein Gesicht legt, mit der Rassel wedelt. Entfernt man sich aus dem Zimmer, jammert er oder schreit sogar. Schnell wird er unruhig. Er liebt Menschen, versucht den Kontakt durch Augenkontakt, lächelnd und quietschen aufzubauen und sucht körperliche Nähe, um sich sicher zu fühlen. Zurzeit liegt er am liebsten auf meinem Schoß, den Daumen im Stoff meines Oberteils verhakt, lutschend und vor sich her brabbelnd. Dann geht das Köpfchen hin und her und alles wird interessiert beobachtet.

Seit kurzem kann er seine Arme strecken, was das Anziehen sehr erleichtert. Leider kann er sich nun auch am Oberkopf kratzen, der ihn scheinbar sehr juckt. Johann hat sehr starken Milchschorf und voller Unbehagen suchte ich auch schon im Gesicht und hinter den Ohren danach. Bis jetzt zum Glück ohne Erfolg. Sind es doch Vorboten einer möglichen Neurodermitis. Mein Mann litt als Kind an verschiedenen Allergien, Hautausschlag und Asthma. Auch Johann scheint eine Disposition dafür mitzubringen.

Irgendwie ist er echt eine arme Wurscht: Kopfjucken, Matschauge (der eine Tränenkanal ist noch nicht richtig offen) und Probleme mit der Selbstregulation. Auch meine Osteopathin meinte, dass er ihrer Meinung nach viel sensibler als andere Babys reagieren würde. Tja, dann hoffe ich mal, dass dies irgendwann zu einem Segen für uns alle wird.

Mein Mann und ich hatten an einem der letzten lauen Spätfrühlingstage auf dem Balkon ein sehr langes und fruchtbares Gespräch über uns und über die vielen Veränderungen seit der Geburt von Johann. Das tat gut, in Ruhe Dinge zu formulieren, ohne sofort in einen Streit zu verfallen. Mein Mann wünscht sich von mir mehr Geduld und Zeit, damit seine Liebe zu Johann wachsen kann. Es fällt ihm einfach viel leichter, sich mit unserer Tochter zu beschäftigen als mit einem kleinen Sohn, der ihn ständig anschreit, so sein O-Ton. Ich denke, alles findet sich mit der Zeit.

Antje

PS:
Noch kurz zum Schluss: Meine Mitbloggerin Ingrid hat vor kurzem alle Daten verloren. Durch Zufall las ich davon. Es tut mir so leid, Ingrid. Mir lief es beim Lesen eiskalt den Rücken runter: Ist mir doch kurz vor der Geburt Johanns mein eigenes Notebook ständig „abgeschmiert“, so dass mein Mann das Betriebssystem neu installieren musste. Noch immer befinden sich alle Daten auf meiner externen Festplatte. Ich muss zwar kein Buch fertig schreiben, aber meine gesamten Unterrichtsentwürfe und Arbeitsblätter sind darauf gespeichert. Das wird mein neues Projekt sein: Alles in die Cloud packen, um vor Datenverlust sicher zu sein. Einen digitalen Familienkalender haben wir gestern schon einmal eingerichtet.

Johann

Bild: privat



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Kommentare von Lesern:

Stefanie, Frankfurt10.05.2016 07:38

Matsch-Auge:
Tipp von meiner Augenärztin/ Spezialist f. Ki.
Vom Tränensack zur Nase hin und dann runter zum Nasenbein mit Finger mit leichtem Druck mehrfach liegendes L fahren.
Tipp: immer bei jedem Windelwechsel.
Dann wird das... Hier hat's 2x geklappt! (4 und 6 nun).

Ja, so wie es deinem Mann geht, ging es meinem auch beim 2. Kind. Aber das hat die Natur schon so eingerichtet, dass das kleinere Kind mehr Aufmerksamkeit und vor allem die von Mama braucht. Das wird schon... Auch wenn es manchmal fast 2 Jahre dauert wie bei uns...

Nimm dir weiterhin kleine Auszeiten! *Daumen hoch*

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