Alte Wohnmodelle erfahren eine Renaissance
Marie lebt mit ihrer allein erziehenden Mutter Daniela, die halbtags berufstätig ist, in einem sogenannten Generationenhaus in Berlin. Und eigentlich ist die Oma nicht mit den beiden verwandt, sondern eine Nachbarin, inzwischen aber viel mehr als das. Denn Danielas Eltern leben weit weg in Stuttgart. Vor vier Jahren hat sich die Arzthelferin entschlossen, hierher zu ziehen und es nie bereut. „Hier habe ich Gemeinschaft gefunden, das Miteinander ist sehr harmonisch und Marie hat eine tolle Ersatzoma gefunden.“
Inzwischen wird aber vor zu hohen Erwartungen gewarnt. Die Gemeinschaft funktioniert vor allem, weil sie auf Freiwilligkeit beruht. Außerdem muss man mehr Toleranz aufbringen, als in einem normalen Mietshaus.
In der großen Küche ist immer was los. Hier wird gemeinsam gekocht, hier machen die Schulkinder ihre Hausaufgaben. Jedes „Familienmitglied“ verfügt aber über ein eigenes, wenn auch teilweise kleines Zimmer. „Die Kinder können hier in einem Freiraum aufwachsen, den sie in einem Einfamilienhaus am Stadtrand oder gar in einem Mietshaus im Zentrum nie hätten“, sind sich die Frauen einig. Der Preis dafür sei allerdings mitunter etwas zu wenig Privatsphäre. Was sein wird, wenn eine von ihnen mal wieder einen festen Partner hat, darüber wollen sie nachdenken, wenn es so weit ist.
Gemeinschaft macht stark
In diesem Generationenhaus leben alt und jung unter einem Dach. Senioren, Singles, Alleinerziehende. Ein Wohnmodell aus längst vergangenen Tagen erfährt gerade eine Renaissance. Vielleicht ist die Sehnsucht nach Nähe, Wärme und Geborgenheit in einer Zeit, in der besonders alte Menschen und Alleinerziehende zunehmend auf sich selbst gestellt sind, der Grund dafür. Kommunen, Generationenhäuser und Wohnungsgenossenschaften liegen absolut im Trend.Von der Idee bis zum Einzug
Bei vielen Wohnprojekten planen die künftigen Bewohner übrigens zunächst gemeinsam, wie das Haus aussehen soll. Die Eigentümer oder Mieter finden meist über entsprechende Vereine zusammen. Jeder übernimmt bestimmte Aufgaben und vom ersten Treffen bis zum Einzug vergehen oft mehrere Jahre. Im Idealfall übernimmt einer für den anderen eine gewisse Verantwortung.Inzwischen wird aber vor zu hohen Erwartungen gewarnt. Die Gemeinschaft funktioniert vor allem, weil sie auf Freiwilligkeit beruht. Außerdem muss man mehr Toleranz aufbringen, als in einem normalen Mietshaus.
Die Freundschafts-Variante
Eine ganz andere Form des Zusammenlebens hat sich für Gerlinde W. ergeben. Die 40-jährige Architektin hat mit zwei Freundinnen ein altes Bauernhaus in der Nähe von Offenbach gemietet. Gemeinsam leben die drei Frauen dort mit fünf Kindern zwischen acht Monaten und 14 Jahren.In der großen Küche ist immer was los. Hier wird gemeinsam gekocht, hier machen die Schulkinder ihre Hausaufgaben. Jedes „Familienmitglied“ verfügt aber über ein eigenes, wenn auch teilweise kleines Zimmer. „Die Kinder können hier in einem Freiraum aufwachsen, den sie in einem Einfamilienhaus am Stadtrand oder gar in einem Mietshaus im Zentrum nie hätten“, sind sich die Frauen einig. Der Preis dafür sei allerdings mitunter etwas zu wenig Privatsphäre. Was sein wird, wenn eine von ihnen mal wieder einen festen Partner hat, darüber wollen sie nachdenken, wenn es so weit ist.