Auch weiterhin läuft es bei uns erstaunlich gut. Stressfreier als erwartet. Aber natürlich auch mit viel Arbeit.
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
nach wie vor läuft es bei uns recht gut. Also dafür, dass wir nun zwei Kinder haben, eigentlich sehr gut. Ich bin fast etwas erstaunt, das hatte ich mir wesentlich stressiger vorgestellt. Okay, wenn beide Kinder da sind, sind wir wirklich gut beschäftigt. Am letzten Wochenende hatte ich tagsüber vielleicht mal 10 Minuten für mich. Aber das war ja klar.
Wobei es bei mir noch nicht ganz angekommen ist, dass wir wirklich zwei Kinder haben. So kam ich z.B. eines Abends in unser Wohnzimmer, nachdem ich Tanja ins Bett gebracht hatte. Ich setzte mich auf das Sofa zu meiner Frau und unterhielt mich mit ihr. Und so nach ein paar Minuten quäkte Alexander in seinem Stubenbett. Häh, was ist das denn? Es dauerte echt ein paar Momente, bis bei mir der Groschen fiel, dass wir ja neben Tanja noch ein zweites Kind haben. Genauso eine andere Situation, in der meine Frau Tanja badete. Super, dachte ich, dann kann ich mich ja ein paar Minuten hinlegen. Bis mir dann einfiel, dass ja noch möglicherweise ein anderes Kind betreut werden möchte.
Mal schauen, wann ich Alexander genauso als selbstverständlich wahrnehme wie Tanja.
Was auch lustig ist: Weil ich die letzten Jahre immer nur von meiner Tochter Tanja gesprochen habe, kommt es immer wieder vor, dass ich Alexander automatisch als Mädchen anspreche. „Was macht denn DIE Kleine?“, „Wie war denn die Nacht mit IHR?“ und ähnliches. Und manchmal sage ich sogar „Tanja“ zu ihm.
Alexander entwickelt sich weiterhin sehr gut. Er ist schon viel aufmerksamer geworden. Die Augen, die vor einer Woche mal links, mal rechts aufgingen und ziemlich ziellos herumblickten, sind jetzt schon viel konzentrierter. Gehen gemeinsam auf und zielen sogar (einigermaßen) in die gleiche Richtung. Ob er damit schon viel sieht, wage ich aber zu bezweifeln. Ohnehin zeigen ja so kleine Kinder noch praktisch keine Reaktionen, sondern blicken meistens auf irgendwelche Punkte hinter dem Rücken ihrer Eltern. Das fanden wir bei Tanja sehr seltsam, beim zweiten Kind kennt man das schon.
Etwas irritiert bin ich über die Reaktion anderer auf Alexanders Geburt. Weitläufige Bekannte, die irgendwie davon was gehört haben, kommen vorbei und gratulieren uns überschwänglich. Dagegen melden sich andere Leute, die uns viel näher stehen (z.B. einer meiner Brüder), nicht mal auf die Geburtskarte hin. Versteht mich nicht falsch, ich erwarte keine großen Geschenke oder Besuche, aber eine einfache Karte oder ein Anruf wären doch ganz nett, oder?
Leider sind auch meine Eltern nicht unbedingt daran interessiert, Alexander zu sehen. Okay, es ist Enkel Nr. 11 für sie, das ist dann nicht mehr so spannend. Und sie wohnen auch am anderen Ende Deutschlands. Aber so wie es aussieht, werden wir sie wohl frühestens im Herbst sehen. Irgendwie schade, dass in meiner Familie kaum Zusammenhalt besteht.
Inzwischen ist unser Klamotten-Fundus für Alexander sehr gewachsen. Eine Bekannte hat uns erzählt, sie habe noch ein paar Sachen von ihrem Jungen. Leider habe sie das Beste schon weggegeben, aber den Rest könnten wir gerne haben. Dieser „Rest“ stellte sich als eine umfangreiche Sammlung von sehr guten Marken-Kleidungsstücken raus, so dass wir die nächsten Monate voll versorgt sind.
Apropos Kleidung: Meine Frau ist ganz glücklich, schon wieder in ihre normalen Hosen reinzukommen. Knapp zwei Wochen nach der Geburt ist der Bauch fast wieder weg. Meine Frau hat da einfach Glück. Obwohl sie durchaus ordentlich gegessen hat, hat bei ihr die Schwangerschaft gewichts- und figurmäßig kaum Spuren hinterlassen.
Diese Woche haben wir mit Alexander auch die ersten Ausflüge in die große weite Welt gemacht. Bis zu Lidl und Rewe sind wir gekommen. Soll mal einer sagen, dass wir unserem Sohn nichts bieten ...... Es ist gar nicht so leicht, den Zeitraum zwischen zwei Stillmahlzeiten auszunutzen, um wirklich rauszukommen, gerade wenn noch ein anderes Kind zum Kindergarten gebracht und wieder abgeholt werden muss und andere Termine (Hebamme, Handwerker u.ä.) dazwischen kommen. Einfach mal spazieren zu gehen, ist wenig lustig zur Zeit, da es doch ganz schön kalt ist. Das war bei Tanja besser, die im Sommer geboren wurde.
Leider war auch schon ein Besuch bei der Kinderärztin fällig, da Alexanders Augen stark vereitert sind. Gerade morgens müssen wir regelrecht den Eiter von den Augen wegbrechen bzw. wegwaschen, damit der Kleine sie überhaupt wieder aufbekommt. Was ihm natürlich nicht gefällt. Also weder die Tatsache, dass er die Augen nicht aufbekommt, noch die Tatsache, dass wir den Eiter wegmachen müssen.
Das Problem kennen wir schon von Tanja. Offenbar ist der Tränenkanal nicht geöffnet. Das ist ein Kanal, der vom Auge zur Nase geht, und durch den überschüssige Tränenflüssigkeit abtransportiert wird (deswegen muss man sich schnäuzen, wenn man weint). Bei Neugeborenen ist dieser Kanal manchmal noch nicht offen. Dadurch „steht“ die Tränenflüssigkeit im Auge, was dann Bakterien als willkommene Umgebung ansehen. Entsprechend kommt es dann zu Augenentzündungen. Wenn man Glück hat, geht dieser Kanal von selbst mit der Zeit auf – leichte Massagen dieser Region können das auch unterstützen. Wenn man Pech hat – wie wir bei Tanja – muss der Kanal aber nach ein paar Monaten durch einen Augenarzt aufgestochen werden.
Erstmal haben wir Augentropfen bekommen, aber aus unserer Erfahrung mit Tanja wissen wir, dass die nicht auf Dauer helfen.
Unsere Nächte sind relativ gut. Eine Nacht war mal ganz verkorkst, da war Alexander von Mitternacht bis 6 Uhr morgens wach bzw. unruhig, so dass meine Frau letztlich erst um halb 7 Uhr morgens einschlief. Aber das war nur diese eine Nacht, ansonsten schläft der Kleine nach dem Stillen immer teilweise direkt wieder ein. Allerdings nicht immer meine Frau, die nach diesen nächtlichen Schlaf-Unterbrechungen oft wieder Schwierigkeiten hat, einzuschlafen. Aber da sie ja morgens meistens bis 9 Uhr schläft und sich auch tagsüber hinlegen kann, gleicht sich das einigermaßen aus. Ich habe ihr natürlich schon mehrfach gesagt, dass sie mir den Kleinen jederzeit nachts bringen kann, wenn sie genug hat, aber heldenhaft wie sie ist, hat sie es bisher nicht in Anspruch genommen.
Apropos Stillen: Das geht weiterhin gut. Zwar sind die Brustwarzen meiner Frau leicht gereizt, aber bei Weitem nicht so schlimm wie damals bei Tanja, als sie manchmal blutig waren. Und meistens behält Alexander seine Stillmahlzeiten auch für sich.
Einmal hörte ich einen lauten Schrei meiner Frau. Ich rannte sofort zu ihr. Was war passiert? Atmete Alexander nicht mehr? Hatte sie ihn fallen gelassen? Nein, Alexander hatte mit einer Fontäne von 30 cm eine ganze Mahlzeit wieder von sich gegeben. Der Boden schwamm in Muttermlich, sogar die Brille meiner Frau hat er von ihrem Arm aus voll erwischt. Gute Leistung!
Bei Tanja hatte meine Frau öfters die Schwierigkeit, sich daran zu erinnern, welche Brust denn nun gerade dran war. Dafür hat sie sich jetzt ein cleveres System einfallen lassen. Beim Stillen wird jeweils der Ehering an die Hand umgesteckt, an deren Seite das nächste Mal die Brust dran ist.
Leider ist meine Frau wieder etwas erkältet. Hoffen wir mal, dass das nicht so schlimm wird wie vor der Geburt. Denn in der Stillzeit kann man ja noch weniger nehmen als in der Schwangerschaft.....