Unsere ersten Tage zuhause waren zwar arbeitsam, aber deutlich besser als erwartet. Alexander ist recht pflegeleicht, aber Tanja macht uns zu schaffen.
Liebe Leserinnen und Leser,
gar nicht so leicht, mit zwei Kindern noch die Zeit zu finden, den Blog weiterzuschreiben.
Zunächst einmal vielen Dank für die lieben Wünsche zur Geburt unseres Sohnes.
Sicher(?) fragt Ihr Euch schon, wie es uns so geht. Ich muss sagen, es geht uns überraschend gut, dafür dass wir ein Neugeborenes haben und eine nunmehr vierköpfige Familie unter einen Hut bekommen müssen.
Seit Montag Mittag ist meine Frau mit Alexander jetzt zuhause. Zur Heimkunft hatten unsere Nachbarn quer über unsere Auffahrt eine Schnur mit „Willkommen Alexander“, Babyklamotten, Schnullern und Zeichnungen aufgehängt. Wir waren ganz gerührt.
Alle Untersuchungen bei Alexander zeigen bisher keine Auffälligkeiten. Auch meiner Frau geht es eigentlich sehr gut. Nach der ersten Geburt hatte sie längere Zeit Probleme mit den Nachwirkungen der Geburt und mit Kreislaufschwierigkeiten gehabt. Das fehlt diesmal fast vollständig. Sie muss ein bisschen aufpassen, dass sie nicht zu schnell aufsteht und nicht zu lange steht, aber ansonsten ist alles in Ordnung. Vorsichtshalber war sie diese Woche auch noch überhaupt nicht draußen.
Das Stillen läuft sehr gut, aber das war auch schon bei Tanja sehr gut gewesen.
Alexander entwickelt sich prächtig. Schon wenige Tage nach der Geburt hat er wieder sein Geburtsgewicht erreicht, was für die Qualität des Stillens spricht. Er schläft im Augenblick noch sehr, sehr viel, wenn er nicht gerade gestillt wird. Er dürfte ansonsten kaum mehr als 3-4 Stunden am Tag wach sein. Dann schaut er mit seinen großen blauen Augen in die Welt und versucht sich vermutlich einen Reim auf seine neue Umgebung zu machen. Es scheint ihm aber zu gefallen, denn er schreit praktisch kaum. Dummerweise liegt seine Wachphase derzeit noch am sehr späten Abend oder am frühen Morgen, was uns Schlaf kostet.
Sehr hilfreich ist es sicher, dass ich ab sofort voll zuhause bin. Ich habe jetzt Urlaub und dann Elternzeit bis Ende Juni genommen. Das Elterngeld ist hier ein wahrer Segen (vielen Dank, Frau von der Leyen). Mein Büro vermisse ich keine Sekunde. Dafür ist mein Job dort viel zu langweilig und bürokratisch. Meine unmittelbaren Vorgesetzten haben ganz positiv auf mein weiteres Kind reagiert. Meine derzeitige Referatsleiterin ist gerade Oma geworden und ganz baby-vernarrt. Und mein Abteilungsleiter nimmt es auch recht locker, dass ich nun ein halbes Jahr nicht komme, da er sich selbst an der Erziehung seiner Tochter beteiligt hat (damals vor 20 Jahren wirklich noch die absolute Ausnahme). Nur der Präsident meiner Behörde wird vermutlich wenig Erfreuliches über mich denken.
Tanja reagiert relativ gut auf ihren Bruder. Sie nimmt ihn gerne auf den Schoß, will ihn baden und beim Wickeln helfen. Und sie hat ihn sogar zu ihrem „Freund“ ernannt – eine hohe Auszeichnung.
Aber wenn sie müde wird, dann kommen doch mal Weinphasen, in denen sie sich darüber beklagt, dass ihre Mama „gar keine“ Zeit mehr für sie hat – was objektiv gesehen nicht stimmt. Hauptproblem ist insbesondere wohl ihre Eifersucht, dass nun der Bruder und nicht mehr sie bei der Mama schlafen darf.
Leider nässt sie seit ein paar Tagen wieder ein. Will sie so wieder Aufmerksamkeit? Denn bisher war das bis auf ein paar Ausrutscher kein Problem. Und es ist auch auffällig, dass sie das nur macht, wenn sie bei uns zuhause ist. Überhaupt muss man sagen, dass Tanja im Augenblick wesentlich mehr Arbeit macht als Alexander. Sie ist teilweise richtig überdreht.
Unser Tagesablauf sieht derzeit so aus:
Meine Frau schläft mit dem Kleinen im Schlafzimmer, ich schlafe im Arbeitszimmer. Es bringt ja nichts, wenn wir beide wach sind, falls Sohnemann nachts aktiv wird (wobei meine Frau jederzeit ihn an mich übergeben darf, wenn sie genug hat). Im Arbeitszimmer habe ich aus zwei Gästebetten ein Doppelbett aufgebaut. Wenn Tanja nachts weint, nehme ich sie dann zu mir.
Morgens wecke ich Tanja, spiele ein bisschen mit ihr und bringe sie in den Kindergarten. Da schlafen meine Frau und Alexander noch. Auf dem Rückweg hole ich Brötchen und gehe noch gleich in einen früh geöffneten Supermarkt zum Einkaufen, damit das schon mal erledigt ist.
Gegen 9 Uhr wecke ich dann meine Frau (soweit sie nicht schon wach ist). Alexander verschläft derzeit eh den ganzen Morgen, so dass wir in Ruhe frühstücken und Zeitung lesen. Danach räume ich auf, putze, mache die Wäsche etc. Irgendwie vergeht die Zeit im Flug, denn gegen 15:00 Uhr muss ich wieder los, um Tanja abzuholen. Irgendwann nach 16 Uhr bin ich wieder mit ihr zuhause und dann will Tanja natürlich viel Zeit mit uns. Bücher vorlesen, puzzeln, Kindergarten spielen und ähnliches. Oder wir baden gemeinsam den kleinen Bruder. Dann ist es auch schon bald wieder Zeit zum kochen, was ich normalerweise mit Tanja erledige. Gegen 19:30 Uhr geht Tanja dann widerstrebend ins Bett, ist dann aber nach 5 Minuten im Tiefschlaf.
Jetzt haben meine Frau und ich noch mal 1-2 Stunden, bevor meine Frau schon mal ins Bett geht, um vorzuschlafen. Ich übernehme die erste Schicht bei Alexander, so bis gegen 24 oder 1 Uhr nachts. Wenn ich „Glück“ habe, schläft Alexander die meiste Zeit, dann schlafe ich auch schon mal. Wenn ich „Pech“ habe, ist Alexander wach und will nuckeln. Da er Schnuller ablehnt, steckt dann meistens mein kleiner Finger in seinem Mund, was er gerne mag (und angeblich für das Saugverhalten auch viel besser als Schnuller). Wenn Alexander dann nachts trinken will, übergebe ich ihn an meine Frau und schlafe.
Die ersten paar Tage habe ich natürlich viel Zeit damit verbracht, die ganzen Verwaltungsdinge zu erledigen, die jedes Neugeborene mit sich bringt. Geburtsurkunde beim Standesamt ausstellen lassen, Alexander bei der Krankenkasse anmelden, Urlaubs- und Elternzeitanträge stellen, den Elterngeldantrag ausfüllen, Kinderfreibetrag auf den Steuerkarten eintragen lassen, Testament ergänzen (ja, auch an sowas sollte man denken), Versicherungen überprüfen. Ach ja, und natürlich Geburts-Karten drucken lassen, Bilder machen, einkleben und die Karten verteilen.
Besuch hatten wir bisher noch wenig, wir lassen uns damit viel Zeit. Am Wochenende waren eine Bekannte mit ihrer Tochter da.
Die Hebamme war diese Woche drei mal bei uns. Interessanterweise war sie ganz erstaunt, als sie sah, dass ich meiner Frau einen Strauß roter Rosen geschenkt hatte (und noch ein paar Ohrstecker, aber das konnte die Hebamme nicht wissen). Sie meinte, dass ja regelmäßig das Baby beschenkt werde, aber die Mutter? Das hatte sie bisher noch nie gesehen. Seltsam, ist das nicht eigentlich normal? Ich meine, wenn schon jemand beschenkt werden sollte, dann die Mutter, oder?
Inzwischen mussten wir leider feststellen, dass männliche Säuglinge zutiefst hinterhältig sind. Sie warten nämlich bis zum Wickeln, um dann vollen Druck auf die Leitung zu geben und in hohem Bogen die Eltern anzupinkeln. In den paar Tagen hat es schon einmal mich und einmal meine Frau erwischt. Merke: Bei Söhnen mit dem Wickeln beeilen und die wesentliche Zone immer abdecken.
Mal noch ein Problem in die Runde gegeben: Alexanders „Rossmann“-Windeln laufen auffallend häufig aus. Seltsam, denn mit diesen Windeln waren wir bei Tanja sehr zufrieden gewesen. Gibt es da Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen?
Ach ja, noch etwas zum Merken: Still-BHs sollte man erst kaufen, wenn der Milcheinschuss stattgefunden hat, denn sonst können sie zu klein sein.
Und hier muss ich sowieso mal eine Beschwerde im Namen aller Männer loswerden: In dem Augenblick, in dem Brüste der Ehefrau für uns tabu werden, da werden sie größer? Was soll das denn? Das ist doch wohl voll gemein!
Ach ja, meine Frau ist natürlich ganz vernarrt in den Kleinen. Und auch ich kann mich seiner Anziehungskraft nicht gänzlich entziehen.
Bis dann
Gerd