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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Jana

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

11. Schwangerschaftswoche

Ein Baby(-bild) im Osternest

Der erste Ultraschall, wir informieren unsere Familien und Rückblick Teil 2

Liebe Tagebuchleser/innen,

ich hoffe, ihr hattet ein schönes Osterfest und habt alle versteckten Geschenke gefunden. Es soll ja schon vorgekommen sein, dass man im Sommer im Garten noch bunte Eier oder auch mal einen Schokohasen entdeckte… Nicht, dass ich da aus Erfahrung sprechen würde ;-)

Bevor ich mit den neusten Neuigkeiten beginne, bin ich euch den Rückblick auf meine zweite Schwangerschaft schuldig.

Rückblick Teil 2: Die stille Geburt unseres Engelchens
… Im Kreißsaal angekommen, ging dann alles schneller als von der Hebamme und den Ärzten vermutet. Ich muss dazu sagen, dass ich bei Helena als Erstgebärende ab Beginn der Wehen bis zur Geburt gerade mal 3 Stunden gebraucht habe. Diesmal beschleunigte die Tablette die Geburt zusätzlich. Die Spritze zur Schmerzlinderung hatte kaum Gelegenheit zu wirken. - Victoria wurde mit 3080g und 52 cm um 1:01 am 5.12.2013 still geboren. - Ich wollte sie nicht sehen. Sie zu sehen, würde es für mich endgültig real machen. Also hatte ich die ganze Zeit die Augen geschlossen. So sah ich auch nicht, was die Ursache für ihren plötzlichen Tod war. Sie hatte die Nabelschnur mehrfach so fest um ihr Beinchen gezogen, dass dadurch die gesamte Zufuhr abgeschnitten war. Laut Ärzten ist sie einfach eingeschlafen ohne wieder wach zu werden. Die Hebamme erzählte uns Monate später, dass selbst sie noch gehofft hat, dass unsere Maus wie durch ein Wunder los schreien würde. Als ich die Augen wieder aufmachte, war alles vorbei. Mein Mann war mit Victoria und der Hebamme in einem Nachbarraum verschwunden und die Ärztin nähte mich. Anschließend versuchten mein Mann und die Hebamme mich zu überreden mir Victoria anzusehen. Ich wehrte mich, wollte das alles nicht wahr haben. Und dann kam Matthias doch mit dem kleinen Bündel auf dem Arm in den Kreißsaal. Ich bin ihm bis heute unendlich dankbar, dass er mich mehr oder weniger gezwungen hat unser Baby zu sehen. Sie sah aus als würde sie schlafen. Wir hatten sie dann 4 Stunden bei uns. 4 Stunden statt ein ganzes Leben. Um 10 Uhr morgens verließen wir das Krankenhaus – ohne Baby. Wir überlegten den Vormittag über, wie wir Helena beibringen sollten, dass ihre Schwester nicht mehr da ist. Der Psychologe im Krankenhaus hatte keinen Tipp. Er war wie alle irgendwie mit unserer Situation überfordert. Meine Mutter kam Mittags mit ihrem Lebensgefährten. Auch meine Hebamme besuchte uns und hatte endlich eine gute Idee, wie wir Helena den Tod ihrer Schwester erklären konnten, ohne ihr Angst zu machen. Als Helena dann nachmittags vom Kindergarten kam, fasste sie sofort an meinem Bauch, guckte mich an und fragte: „Mama, wo ist das Baby?“ Es zerriss mich förmlich und Helena wusste überhaupt nicht, warum alle weinten. Wir erzählten ihr, dass ihre Schwester in meinem Bauch Sport gemacht hat und dabei einen Unfall hatte. Weil sie in meinem Bauch war, konnte ihr niemand helfen und nun ist Victoria ein Stern. Die Geschichte verstand sie, auch wenn sie immer noch nicht verstehen konnte, warum das alle um sie herum so traurig macht. Ich versuche ihr regelmäßig begreiflich zu machen, dass sie eine Schwester hat. Einfach, dass sie Victoria nicht vergisst. Den Namen „Victoria“ darf ich aber in Helenas Gegenwart nicht aussprechen. Helena schaut mich dann immer ganz intensiv an und sagt: „Mama, nicht weinen. Bleib bei mir.“

Ich muss den Rückblick in dieser Stelle für dieses Mal abbrechen. Es nimmt mich gerade alles wieder sehr mit…

Zurzeit ist es wieder schwerer für mich. Angefangen hat es letzte Woche vor dem ersten Ultraschall. (@alle die Daumen gedrückt haben: Lieben Dank!). Auf dem Weg zur Ärztin hörte ich „Another love“ von Tom Odell im Radio. Irgendwie passte das Lied zur Situation. Plötzlich waren alle Gefühle wieder da. Dazu kam die Angst vor dem Ergebnis des Ultraschalls. Mit verweinten Augen saß ich im Besprechungszimmer und ging mit der Arzthelferin den Fragenkatalog für den Mutterpass durch. Der Ultraschall selbst ging dann fast zu schnell. Mein Blick suchte als erstes das Herz. Es schlug fleißig. Knöpfchen ist in den letzten 4 Wochen gut gewachsen. Ich war froh, aber ein Glücksgefühl wollte sich nicht so recht einstellen. Die Ärztin meinte, ich solle positiv denken. Was mit Victoria passiert ist, wird uns nicht noch einmal passieren. Nach dem Ultraschall musste mir noch Blut abgenommen werden. Da ich einen neuen Mutterpass bekommen werden – der alte Pass ist voll – müssen alle Werte neu erfasst werden. Die Blutabnahme wollte die Arzthelferin in einem Zimmer machen, in dem gerade eine Schwangere am CTG hing. Ich war mit den Nerven am Limit. Ich fragte, ob man die Blutabnahme verschieben konnte und wartete, bis das CTG zu Ende war und die Frau den Raum verlassen hatte. Der Arztbesuch hat mich total durcheinander gebracht. Mein über Wochen aufgebautes Gleichgewicht wankte gewaltig. Auf dem Heimweg fuhr ich trotz strömenden Regen und Sturm am Friedhof vorbei und besuchte Victoria. Ich musste ihr irgendwie nah sein und dankte ihr, dass sie auf Knöpfchen aufpasst. Mein Mann der sich sehr über das neue Ultraschallbild und natürlich die guten Neuigkeiten freute, versuchte mich wieder einigermaßen zu beruhigen. Zu den Diskussionen, die derzeit indirekt zwischen den Ärzten, meiner Hebamme und meiner Psychologin laufen und mich zusätzlich verunsichern, schreibe ich euch mal im nächsten Bericht. Das würde für heute den Rahmen sprengen, zumal ich euch ja auch erzählen will, wie unsere Familien auf die Nachricht der neuen Schwangerschaft reagiert haben.

Ostern nahmen wir nämlich zur Gelegenheit unsere Familien endlich über die neue Schwangerschaft zu informieren. Den Anfang machten meine Schwiegereltern. Mein Mann hatte dazu das Ultraschallbild von unserem Knöpfchen kopiert, ein großes Plastik-Ei aufgeschnitten und das Bild darin drapiert. Das Ei hat er an einen Busch im Garten meiner Schwiegereltern gehangen. Nachdem nun Helena ihre Ostergeschenke gefunden hatte – es waren mal wieder viel zu viele Sachen gekauft wurden - forderten wir die Eltern meines Mannes auf, sich doch auch mal auf die Suche zu begeben. Als sie das Ei mit dem Bild fanden, konnten sie zuerst nichts damit anfangen. Sie wurden ausgerechnet, als sie sich das Ei näher angucken wollten, von einer Nachbarin unterbrochen, die noch schnell ihre Ostereier abgeben wollte. Als sie dann endlich Gelegenheit hatten, sich das Ei anzusehen, waren sie von der Neuigkeit mehr als sprachlos. Sie brauchten einen geschlagenen Tag bis sie die Nachricht „verdaut“ hatten und freuten sich mit uns.

Am Ostersonntag sind wir dann zu meiner Familie gefahren. Sie wohnen eine gute Autostunde von unserem Ort entfernt und wir hatten uns vor mehr als einen Monat das letzte Mal gesehen. Ich hatte nichts Besonders zur „Überbringung der freudigen Botschaft“ vorbereitet und wollte einfach eine passende Situation abwarten. Die ergab sich dann auch, als meine Mutter fragte: „Und, was gibt’s Neues?“ Als ich ihr erzählte, dass ich schwanger bin, brach sie in Tränen aus und drückte mich voller Freude. Meine Großeltern bekamen nur am Rande mit, dass wir wieder Nachwuchs erwarten. Sie hatten letztes Jahr die Neuigkeit dass wir ein zweites Kind bekommen mit den Worten: „Wollt ihr euch das wirklich antun?“ quittiert. Nach dem Tod von Victoria bekam diese Frage für mich einen noch schlechteren Beigeschmack als sie eh schon hatte. Dementsprechend „warnte“ ich meine Oma vor, diesmal wieder irgendwelche unüberlegten und verletzenden Kommentare abzugeben. Sie hielt sich dann auch bedeckt, was sie von meiner neuen Schwangerschaft hält. Ich habe selbst genug Ängste, sodass ich nicht noch von allen möglichen Seiten Zweifel gebrauchen kann. Versteht mich nicht falsch, meine Großeltern sind sehr wichtige Menschen in meinem Leben, aber manchmal haben sie die Sensibilität einer Abrissbirne.

So, nun ist Ostern rum und wir hatten heute Morgen echt Mühe wieder in den gewohnten Trott zu finden. Selbst Helena, die für gewöhnlich 6 Uhr putzmunter ist, musste geweckt werden weil sie kurz vor 7 Uhr immer noch süß träumte.

Ich wünsche euch eine kurze Arbeits- bzw. eine sonnige Urlaubswoche. Bis zum nächsten Bericht.

Eure
Jana



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Kommentare von Lesern:

Gast22.04.2014 18:20

Glückwunsch zum Mädchen, und schöne Restschwangerschaft!

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