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Baby-Tagebücher von Patrizia

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

50. Woche

Es gibt nicht zu laut. Nur zu alt.

Max Geburtstag steht vor der Tür. Und auch ich werde wieder älter. Alt um genau zu sein. Deswegen reagiere ich wohl so empfindlich auf Max' neuen Urschrei...?!

Wieder mal sind zwei Wochen wie im Flug vergangen. Ich erschrecke mich manchmal, wie schnell die Zeit verfliegt ohne dass ich das Gefühl habe, dass etwas Weltbewegendes passiert ist. Dann hab ich manchmal Bedenken, dass ich irgendwann aufwache und plötzlich 50 Jahre alt bin. Und dann frage ich mich, wo die letzten 20 Jahre geblieben sind. Hilfe. Max Geburtstag steht vor der Tür. Ein ganzes Jahr schon?! Never! Vor kurzem haben wir doch noch halbwegs entspannt auf die baldige Geburt gehofft! Wenn die nächsten Jahre so weitergehen, dann zieht Max von zuhause aus, bevor er eingeschult wurde. Oder so. Ich will mir Mühe geben, die Zeit bewusster zu verbringen. Obwohl ich nicht sagen möchte, dass ich so vor mich hin dümpele. Nee, das geht ja allein schon wegen Max nicht. Ich versuche seine Tage so spannend wie möglich zu gestalten und glaube, dass mir das meistens ganz gut gelingt. Nur neulich war es schwierig, als er kurz etwas kränkelte. Davon hab ich ja letztes Mal schon geschrieben, aber das war eben so in etwa der Beginn der vorletzten Woche. Eigentlich stand uns die erste Geburtstagsparty aus unserem Kreis bevor. Ich hab mich echt drauf gefreut, und Max, wenn er es gewusst hätte bestimmt auch. Aber nee, mir war das zu heikel mit seiner Rotznase. Ich wollte nicht schuld sein, wenn hinterher alle Geburtstagsgäste krank würden. Glücklicherweise, wenn ich das so sagen darf, war Max' bester Kumpel und dessen Mutter ebenfalls krank, so dass wir kurzerhand entschieden hatten zusammen krank zu sein und uns trotzdem einen schönen Tag zu machen. Max und ich sind also zu den beiden Patienten gefahren und wir hatten einen netten Tag. Die beiden kleinen waren erstaunlich gut drauf und außer den ständig laufenden Nasen hat man nicht so viel gespürt vom Kranksein. Und: mich hat's tatsächlich dann nicht mehr erwischt, obwohl ich kamikazemäßig ins Zentrum der Bazillen getaucht bin. Coole Sache. Ich habe eh das Gefühl, dass ich total abgehärtet bin, seit Max auf der Welt ist. Ich war kein einziges Mal richtig krank. Klar, mal Kopfweh oder etwas angeschlagen, aber nie so, dass ich nicht fit genug war, mich um Max zu kümmern. Voll gut. Scheiß auf Tabletten! Macht Kinder!

Nun denn, Max ging es schon am Dienstagabend wieder richtig gut, so dass ich am Mittwoch zusammen mit einer anderen Mami dann zu einer Krabbelgruppe gefahren bin. Obwohl Max normalerweise ja vormittags schläft, hat er von neun bis elf super durchgehalten. Ich glaube auch, dass es ihm wirklich Spaß gemacht hat. Es ist ja immer spannend mal anderes Spielzeug, andere Kinder und andere Mamis zu sehen. Die Gruppe war auch ganz gut gemischt. Die meisten waren aber in Max' Alter. Max war allerdings der einzige, der schon laufen kann. Ein anderes Kind war etwa gleichauf, allerdings war es schon eineinhalb Jahre alt. Wir hatten jedenfalls einen schönen Vormittag, und auch wenn ein paar Lieder gesungen wurden, fand ich es echt nett. Mit zwei der Mamis habe ich mich mal direkt für einen Sportkurs angemeldet: “Aqua Oriental”. Julian hat mich kurz ausgelacht, aber ich zieh das voll durch! Fängt nur leider erst im November an, aber bis dahin möchte ich mich eh schon mal ein bisschen sportlich betätigen, so lange es geht noch draußen.

Am nächsten Tag haben uns zwei Freunde aus Hamburg besucht – wie schön das war. Die beiden sind ganz schön cool. Kommen halt mal eben so zum Kaffee von Hamburg zu uns gedüst. Natürlich sind sie dann noch bis spät abends geblieben und wir haben uns Pizza schmecken lassen. Schön, solche Freunde zu haben!
Am Freitag durfte Mama dann mal ausgehen und meine drei Männer (Julian, Max und Tony ;-) ) haben einen Männerabend gemacht. Eine Freundin von uns hatte zum Geburtstagfeiern eingeladen. Erst hatten wir abgesagt. Zwar hatten wir beide große Lust mal wieder feiern zu gehen, aber da wir Max noch nicht über Nacht komplett abgeben können und die Feier in Hannover war, mussten wir leider passen. Wir glauben, dass Max im Moment noch nicht wieder einschlafen würde, wenn jemand anderes außer uns nachts zu ihm reingeht. Es ist ja manchmal noch bei Julian schwierig. Wären wir dann auch noch in einer anderen Stadt, könnte die Nacht für den Babysitter recht anstrengend werden... Nun ja, dann haben wir aber noch mal den Familienrat zusammengerufen und entschieden, dass es irgendwie auch unhöflich ist eine Einladung komplett abzusagen, da ja nur einer zuhause sein muss. Einstimmig wurde für mich gestimmt, so dass ich dann am Freitagabend zusammen mit einer Freundin nach Hannover gedüst bin. Was soll ich sagen? Es war super, nur, dass ich wie erwartet und trotz einer Menge Energy-Drinks, schon gegen halb zwei sehr müde wurde. Außerdem wurden in dem Club zwischendurch Lieder gespielt, bei denen alle Anwesenden, und ich meine wirklich ALLE! abgegangen sind, als würde ihr Leben davon abhängen. Und ich? Es ist nicht so, dass ich nur den Text nicht kannte. Nee. Ich habe nie im Leben vorher eine einzige Strophe des Liedes gehört. Unglaublich. Ich bin wirklich alt. Wirklich. Trotzdem war der Abend super und ich habe viel getanzt und bis halb fünf durchgehalten. Nach ganzen drei oder vier Stunden Schlaf waren wir auch schon wieder wach und haben zusammen gefrühstückt. Gut, mit wenig Schlaf kenn ich mich ja aus, aber wenn ich mich vorher so lange körperlich betätige, dann ist das schon etwas anderes. Aber das war es auf jeden Fall wert, um mal wieder kurz einzutauchen in die Welt der eigenständigen unabhängigen Menschen :o)

Am Sonntag bestand unser Family-Ausflug dann aus einem Besuch auf einem riesigen Flohmarkt. Unsere Errungenschaften: ein Schaukelpferd aus Holz für sagenhafte zwei Euro (!) und noch ein paar Kleinigkeiten wie Kerzenhalter für Kindergeburtstagskerzen.

In der Woche danach waren wir wie üblich relativ viel unterwegs: mal mit einer Freundin und ihrem Kleinen in der Stadt zum Geburtstagsgeschenke kaufen und anschließendem Spielplatzbesuch (Max ist alleine gerutscht!!), mal mit meiner Mama in der Stadt zum Schuhe kaufen für Max (Äh, 100 Euro für Kinderschuhe, die aber nach sechs Wochen wieder ausgetauscht werden sollten? Nee, wir kommen dann noch mal wieder....) und dann endlich zur für uns ersten Geburtstagsparty! Nett war's, mit Kuchen für die Großen und Obst für die Kleinen. Im Prinzip unterscheiden sich die Geburtstagsfeiern ja nicht wirklich von unseren sonstigen Treffen, außer dass noch ein paar andere Gäste dabei sind. War auf jeden Fall sehr nett und zum Abschluss gab es sogar noch ein kleines Mitnehm-Geschenk: ein Sandförmchen. Max hat sich sehr gefreut und beim ersten Anfassen die Kleinteile abgebissen (es war ein Krebs mit beweglichen Scheren). Ach ja.... so isser :-)

Am Samstag kam dann ein Anruf von meiner Mama, auf den ich gut hätte verzichten können. Sie rief aus der Notaufnahme an. Sie hatte plötzlich starke Bauchschmerzen, mitten in der Nacht, und wartet nun auf die Diagnose. Ein paar Stunden später stand dann fest: eine schwere Bauchspeicheldrüsenentzündung. So richtig sind die Ärzte sich aber auch nicht sicher und es folgen noch ein paar Untersuchungen um Schlimmeres auszuschließen. Kein Spaß die Sache. Nicht essen, nicht trinken. Und das ein paar Tage. Sie muss mindestens eine Woche im Krankenhaus bleiben und wann sie etwas essen darf, steht auch in den Sternen. Tolle scheiße. Natürlich liegt sie ausgerechnet im Uniklinikum, in dem mein Papa verstorben ist. Ich kriege schon eine Krise, wenn ich an diesem Bunker nur vorbeifahren muss. Und nun liegt sie dort, auf der Station, auf der auch er schon wegen seines Darmkrebses lag. In der Notaufnahme lag sie nur ein paar Zimmer von dem Raum entfernt, in dem Papa seine letzten Atemzüge hatte und versorgt wurde sie von der Schwester, die auch ihn bis zum Schluss versorgt hat. Was für ein Schauspiel. Manchmal fühle ich mich wie in einem schlechten Film, bei dem die Wendung zum Guten ausbleibt. Gestern, als wir sie besucht haben, hat es kurz gedauert, bis ich klarkam. Es ist einfach ein seltsames Gefühl, die gleichen Wege, die gleiche Station... überall hängen Erinnerungen an meinen Papa. Ich habe das Gefühl, dass mir dieses Krankenhaus die Energie entzieht. Ist vielleicht Quatsch, aber nach einer Stunde in diesen Räumen werde ich jedes Mal so unglaublich müde und fühle mich danach immer ganz leer. Ist ja auch echt zu viel erwartet, mal ein paar Monate nicht in ein Krankenhaus zu müssen, was? Es gibt echt Momente, in denen könnte ich in Selbstmitleid zerfließen. Als wir raus gingen, sind wir an der Palliativstation vorbeigekommen. Dort haben die Zimmer Terrassen, die ganz hübsch bepflanzt sind. Einige Leute waren auch draußen, wobei die Patienten teilweise im Bett nach draußen geschoben waren. Wir haben dann total das Bedürfnis gehabt, diesen Leuten zu sagen, dass wir genau wissen, wie sie sich fühlen. Haben wir natürlich nicht gemacht. Aber ich weiß, wie es ist, wenn man quasi auf den Tod eines Menschen wartet und um einen herum geht das Leben einfach weiter. Leute fahren zur Arbeit, holen sich ihren Kaffee, Kinder spielen auf dem Spielplatz. Und man sitzt mittendrin und möchte alle anschreien und sie um etwas mehr Anteilnahme bitten und ihnen vorwerfen, dass sie keine Ahnung haben, wie scheiße gerade alles ist. Dann ist man selbst auf einmal einer von denen, die an diesen Wartenden vorbei laufen. Deswegen hätte ich einfach gerne gesagt “Es tut mir so unendlich leid für euch” um nicht so unbeteiligt zu sein. Aber das wäre vermutlich noch seltsamer gewesen, als einfach dran vorbei zu laufen.

Für ein bisschen Ablenkung hat dann das gemeinsame Grillen mit Julians Band inkl. der Frauen und noch einem weiteren befreundeten Paar gesorgt. Wir haben das Spiel gespielt, was wir alle zusammen einem der Paare zur Hochzeit gebastelt haben. Was ein Spaß! Als Vorlage haben wir Monopoly genommen, aber sowohl die Straßen als auch die Gemeinschaftskarten waren natürlich personalisiert. War auf jeden Fall seeeehr witzig :-)

Am gleichen Tag war vorher noch ein Kinderflohmarkt hier bei uns im Dorf, was auch wieder sehr cool war. Wir haben ein Rody-Hüpfpferd geschossen und auch ein paar Schuhe der Marke Elefanten für Max für zwei Euro. Die sehen fast aus wie neu und sollten ihm in den nächsten Wochen passen. So lange es geht wird er sowieso noch ohne Schuhe laufen. Aber jetzt regnet es ja leider immer öfter und wenn es dann noch kühler wird, müssen wir wohl umsteigen. Die Schuhe sind aber mit ganz weicher Sohle und wir werden sie ihm auch nur anziehen, wenn er wirklich nur noch läuft.

Ansonsten waren die zwei Wochen nicht weiter spannend...nur ganz schön laut! Max hat sich nämlich einen Motzschrei erfunden, den er gerne bis zu 30 Mal am Tag präsentiert. Egal ob sein Obst aufgegessen ist, er nichts trinken möchte oder den Löffel beim Abendbrei selbst halten möchte. Er schreit. Und zwar in einer Lautstärke und mit einer Penetranz, dass mir ganz übel wird. Ich reagiere zurzeit echt gereizt auf dieses Brüllen. Es ist einfach nur ein ganz kreischiges “Aaaaaaaaaaaaaaah” und wenn das allein nicht die gewünschte Reaktion auslöst, dann schmeißt er sich dazu auf den Rücken und versinkt in Selbstmitleid. Unglaublich, wie berechnend er schon ist! Die letzten Tage waren wirklich schlimm, ich komme zu gar nichts im Haushalt. Sobald ich ihn nicht auf dem Arm herumtragen kann, schreit er. Manchmal, ich geb's zu, lasse ich ihn dann einfach wild strampelnd zurück und wechsele das Zimmer. Das macht ihn natürlich noch viel wütender, aber ich brauche diese Miniauszeit dann. Außerdem sehe ich es nicht ein, dass er durch so ein Verhalten etwas bekommt, was er haben möchte. Hilfe, ich hoffe, das lässt bald mal nach, denn er macht es wirklich permanent, vor allem abends, wenn er seinen Brei selbst essen möchte. Das habe ich schon einige Male zugelassen, aber er schmeißt den vollen Löffel einfach runter, statt ihn in den Mund zu nehmen. Ich habe schon versucht, ihn mit einem zweiten Löffel abzulenken, aber nach drei Happen hat er dann geschnallt, dass ich ihn trotzdem füttere. Ich schätze, wir müssen einfach auf Brot umsteigen, denn das kann er ja selbst essen.

Diese Woche wird sehr spannend: am Mittwoch nehmen Julian und ich an einem Kochkurs teil, der schon um 18 Uhr anfängt. Max muss also zum ersten Mal von jemandem anderes ins Bett gebracht werden. Da meine Mutter ausfällt, wird es wohl Julians Bruder übernehmen. Ich bin sehr gespannt! Aber ich sage ja immer: das schlimmste was passieren kann ist, dass Max noch wach ist, wenn wir wieder kommen. Und da das gegen 22.30 Uhr ist, fände ich das jetzt auch nicht dramatisch. Wäre eben nur anstrengend für Julians Bruder. Aber wir schauen mal, vielleicht klappt ja auch alles ganz super.

Am Donnerstag ist dann die U6, auf die ich schon gespannt bin. Möchte mal wissen, wie groß und schwer Max jetzt ist.

Am Montag den 16. ist es dann soweit: Ich werde offiziell alt. 30 Jahre. Alter Schwede. Krass. Aaaaaalt!

Eine schöne Woche wünsch ich euch!
Patrizia


Wir sind wirklich so verschieden
Und komm' heut von weit her
Doch uns're Freundschaft ist geblieben
Denn uns verbindet mehr

Ooooooh
Das kann uns keiner nehmen
Ooooooh
Lasst uns die Gläser heben
Ooooooh
Das kann uns keiner nehmen
Die Stadt wird hell und wir trinken auf's Leben

“Das kann uns keiner nehmen” (Revolverheld)



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Kommentare von Lesern:

Gast17.09.2013 08:20

Alles Liebe nachträglich zu deinem Purzeltag ;-D

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In diesem Beitrag geht's um:

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