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Baby-Tagebücher von Mareike

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

43. Woche

Erste Buggyerfolge

Kaum zu glauben, Maximilian hat es schon einmal 40 Minuten im Buggy ausgehalten. Wie das kam…

Diese Woche haben wir wahre Buggyerfolge zu verzeichnen. Da im Treppenhaus kein Platz ist, dürfen wir den Kinderwagen im Kellern abstellen, den man durch eine Tür ebenfalls in Richtung Straße verlassen kann. Bisher war es so, dass wir Max im Keller in den Kinderwagen gelegt bzw. die letzte Male gesetzt haben und dann rausschoben. An der Stelle hat er aber schon geschrien und so haben wir draußen bald schon wieder aufgegeben. Nun kamen wir auf die glorreiche Idee, dass es vielleicht unklug ist, ihn ihm dunklen Keller dort abzusetzen und taten es erst draußen, wo es ja auch vielmehr zu gucken gibt. Dies brachte schon einen ersten Erfolg. Nun hielt Maxl es fünf bis zehn Minuten aus, ehe er protestierte. Als uns der bestellte Buggy geliefert wurde, wollten wir den gleich ausprobieren. Allerdings dachte ich, dass es daran scheitern würde, dass der Lenker nicht verstellbar ist und Maximilian nur nach vorne geschoben werden kann. Aber, was soll ich sagen: Er findet den Buggy ziemlich in Ordnung. Er sitzt darin gemütlich und kann die Welt anschauen und hat den ersten Spaziergang gleich komplett durchgehalten – immerhin etwa 40 Minuten. Es gab zwar auch wieder Tage, wo er nicht so lange begeistert war, aber ich glaube, das wird!

Beim Brei haben wir gerade eine: Mann, ist der blöd Phase. Kaum hat der kleine Dickspatz zwei Löffel gegessen, mag er nicht mehr und schlägt mir den Löffel aus der Hand. Und das immer wieder, bis ich aufhöre, weil schon genug Brei im Wohnzimmer verteilt ist. Ich bin nicht sicher, was ihn stört. Ich hab versucht, ihm den Löffel in die Hand zu geben und ihm etwas zu helfen, aber das wollte er auch nicht. Vielleicht möchte er statt dem Gemansche lieber endlich die Dinge essen, die Mama und Papa zu sich nehmen? Da sein Magen-Darm-Trakt jedoch so überaus empfindlich ist, war ich damit bisher sehr zurückhaltend. Ich denke aber, dass ich nun mal mit Brot einen Anfang machen werde. Schließlich ist Max ja auch schon unglaubliche 10 Monate alt und da kann es mit der Familienkost losgehen.

Das Schlafen ist wieder etwas besser geworden. Ich hab mir einfach Gerds Tipp gemopst und leg Maxl jetzt manchmal auf den Bauch. Denn für gewöhnlich schläft er auf der Seite und wenn er im Schlaf aus Versehen von dieser auf den Rücken plumpst, ist das genug, um nicht mehr ohne Mamas Hilfe einschlafen zu können. Aus der Bauchlage kann er nicht so unwillkürlich wegrollen und so schläft er ruhiger. Sein Bauch macht zurzeit auch nicht so viel Ärger und obwohl oben fast der vierte Zahn durch ist, gibt es auch da keine Probleme. Zahnen ist ja auch Krankheit und nicht per se schlimm, wie die Kinderärztin meinte. Trinken will er zwar immer noch, doch er hat jetzt schon ein paar Mal immerhin vier Stunden am Stück geschlafen. Ich bin dann immer ganz überrascht, wenn ich beim Aufwachen auf den Wecker schaue und sooo viel Zeit vergangen ist.

Am Dienstag haben wir tolle Softlederschuhe für Max gekauft, die die Füße wärmen (es ist so kalt geworden!) und zudem eine Hilfe beim Krabbeln (auf Laminat) sein können. Denn Maxl würde so gerne krabbeln. Dauernd stemmt er sich in den Vierfüßlerstand, wackelt, versucht ein Bein zu bewegen… aber leider klappt es noch nicht. Natürlich gehe ich nicht davon aus, dass das bisher an den fehlenden Schuhen lag, aber praktisch sind sie trotzdem.

Am Donnerstag habe ich mich mit einer Bekannten aus der Uni getroffen, die im Januar Mama wird. Sie ist die erste Schwangere, mit der ich mich seit Maxls Geburt unterhalten habe und es war ein witziges Gefühl, plötzlich die Expertin zu sein. Da gab es so einige: Wie war das denn bei dir?-Fragen und bei manchmal musste ich schon echt überlegen. Oh man, Max ist noch nicht mal ein Jahr und ich hab schon so viel vergessen… Na, zum Glück schreib ich wenigstens über die erste Zeit mit ihm Tagebuch! Außerdem ist mir aufgefallen, mit was für einem gefährlichen Blick ich auf ihr kleines Babybäuchlein geschaut habe. Es ist dieser: Ach, eigentlich ist schwanger sein doch schön und aufregend-Blick, an den sich die Frage anschließt: Bald nochmal? Um ehrlich zu sein fände ich es ganz schön, wenn mir mein Körper nach dem Abstillen (irgendwann) zumindest für ein paar Wochen mal wieder ganz allein gehört und ich wieder schöne und formgebende BHs und Oberteile anziehen kann – aber dann…

Am Anfang dieser Woche war ich sehr traurig und habe sogar ein paar Tränen verdrückt, was ich schon ewig nicht getan habe. Anfang des Jahres waren die Hamburger Medien mit Berichten über die „kleine Helene“ voll. Dieses Mädchen ist am selben Tag geboren wie Maximilian – am 15. November 2008 – und nur wenige Wochen nach ihrer Geburt wurde festgestellt, dass sie Leukämie hat. Mit einer beispiellosen Aktion wurde gebeten, sich als Knochenmarkspender typisieren zu lassen und in Deutschland folgten diesem Aufruf 20.000 Menschen. Nicht nur, dass Helene genauso alt war wie Max, sie wohnte in Hamburg, ihre Mutter ist nur wenig älter als ich und arbeitet ebenfalls an einer Uni. Lauter Parallelen, die mich denken ließen: Es könnte genauso gut dein Kind sein und: hoffentlich schafft sie es. Ich weiß gar nicht, warum ich mich damals nicht selber hab testen lassen. Das ist eine der Sachen, die man im Grunde unbedingt tun sollte und dann doch nicht macht… Die Chance, einen passenden Spender für sie zu finden, war verschwindend gering und trotzdem: Er wurde gefunden. Um Ostern herum fand die Transplantation erfolgreich statt. Ein Wunder! Und nun ist Helene an einer Lungenentzündung mit aufkeimender Sepsis gestorben. Das ist einfach nur schrecklich und unfair! Irgendwie hat es auch mich total fertig gemacht. Wie lächerlich komme ich mir nun im Vergleich vor, wenn ich hier von Sorgen um einen Schnupfen oder eine Impfung geschrieben habe. Maximilian ist gesund und ich bin nun umso mehr unendlich dankbar dafür!

Nächste Woche wird es leider wieder keinen Bericht von mir geben, da ich dann in Wien bin. Dort findet eine internationale erziehungswissenschaftliche Tagung statt, auf der wir einen Vortrag über unser Projekt halten. Als ich davon erfahren habe, blinkte es gleich zweimal bei mir: Toll, Wien für wenig Geld, da die meisten Kosten vom Arbeitgeber getragen werden“ Und: Toll, ein englischsprachiger Vortrag auf einer internationalen Tagung macht sich super im Lebenslauf! Doch dann fiel mir etwas auf: Max. Die Moral der Geschichte ist, dass meine Mutter (auf unsere Kosten) als Betreuerin für ihn mitfährt. Das haben wir schon vor Wochen gebucht und dachten, es wäre eine gute Lösung. Die Tagung geht drei Tage lang und jeden muss ich sie mindestens ein paar Stunden besuchen.
Zurzeit bin ich jedoch etwas verzweifelt, da das absolut nicht klappen wird. Denn Maximilian fremdelt extrem bei meiner Mutter. In der letzten Zeit haben wir uns schon extra öfter gesehen, doch es hilft nichts. Wenn ich da bin und sie ihn nicht anfasst, flirtet er, was das Zeug hält. Er lächelt, er erzählt, er prustet – einfach goldig. Doch sobald ich gehe oder sie ihn auf den Arm nimmt, schreit er – und wie. Ich hab kaum noch Hoffnung, dass sich das noch gibt und mein einziger Ausweg ist, dass ich ihn zur Tagung mitnehme (kommt bestimmt super an) und ihn nur während unseres Vortrags bei ihr lasse mit der 99%-Wahrscheinlichkeit, dass er zwei Stunden lang durchschreit. Total furchtbar. Auch für meine Mutter. Die hat schon jetzt ein schlechtes Gewissen, weil sie mir nicht richtig helfen kann und natürlich ist es auch blöd, dass sie vermutlich für 2 Stunden aufpassen mehrere Tage mit nach Wien fährt. Wenn ich an Helene denke ist das natürlich ein nichtiges Problem, doch falls ihr noch Tipps haben solltet, wäre ich sehr froh!

Liebe Grüße bis zum 5.Oktober, Mareike



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Kommentare von Lesern:

Elisabeth, Koblenz25.09.2009 14:10

Hallo Mareike,
Deinen Blog lese ich seit dem ersten Tag. Ich bin selbst Kleinkindermutter und ich denke, dass Du es Dir mit Max schon nicht leicht machst. Kein Kinderwagen, keine Oma, keine Krippe, kein Brei - lass ihn sich doch auch einmal, wenn auch mit Protest, an Dinge gewöhnen, die ihm nicht sofort gefallen. Wenn es Dein zweites Kind wäre, könnte er sich all diese Extravaganzen gar nicht erlauben, weil Mami nicht immer auf alles eingehen könnte.
Viele Grüße
Elisabeth

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Sandra, Berlin22.09.2009 21:23

Hallo Mareike,

als dreifache Mama empfehle ich Dir folgende Bücher:
Gonzales, Carlos: "Mein Kind will nicht essen" und Sears, William: "Schlafen und Wachen".
Ja, ein Blick auf www.hilfe-fuer-helene.de relativiert so einiges.

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Steffi, Köln22.09.2009 09:32

Hallo Mareike,

schick Deine Mutter doch mit Deinem Sohn nach draußen. DOrt gibt es viel zu gucken. ICh glaube nicht, dass er zwei Stunden schreien wird. Oft ist doch noch einiger Zeit aus dem Augen aus dem Sinn. Man muss nur den Mut haben, nach kurzer Verabschiedung zu gehen. Viel Glück,
Steffi

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