Wenn es Zeit wird, sich auch materiell auf das Baby vorzubereiten, lässt das ein oder andere Zipperlein nicht lange auf sich warten.
Lange ließ meine Hebamme nichts von sich hören. Nicht ohne Grund hatte sie unseren letzten Termin kurzfristig absagen müssen. Sie scheint sich wirklich aufzuarbeiten für ihre Klienten und brauchte nach Weihnachten und Neujahr einfach Zeit für sich und die Wöchnerinnen. Natürlich gaben wir uns verständnisvoll und wollten uns nur per Nachricht melden, wenn uns etwas wirklich auf der Seele brennt. Nun, nach mehreren Wochen der Abstinenz aber, wünsche ich sie mir wieder sehr an meine Seite. Ich schätze Ihre Meinung und Erfahrung und auch wenn meine Schwangerschaft doch wunderbar reibungslos verläuft, brennen mir Fragen rund um noch zu besorgende Babypflegeprodukte und Vorbereitungen für einen gelungenen Start zu dritt unter den Nägeln. Gerade weil ich so viel Input bekomme, brauche ich jemanden an meiner Seite, der das mit mir ordnet, mich leitet und mir Hilfestellung gibt. Andererseits möchte ich ihr all die Zeit gönnen, die sie für sich und ihre Genesung braucht. Es ist doch zum Mäusemelken.
Bald wirklich zur Verzweiflung bringt mich die Beantragung von Fördermitteln. Unser Mehrbedarfsantrag, den ich im November beim Jobcenter eingereicht hatte, wurde diese Woche abgelehnt, da wir geringfügig zu viel verdienen. Unglücklich für uns, aber absolut akzeptabel. Geld dem, der es nachweislich wirklich braucht! Seien wir einfach froh darüber, dass wir trotz unserer vermeintlich studentisch kleinen Verhältnisse doch so gut dastehen. Dass wir aber auch einen Antrag auf Erstausstattung gestellt hatten, ließen die zuständigen Bearbeiter einfach unter den Tisch fallen. Und hierfür kommen wir, laut Aussage einer engagierten Stiftungsmitarbeiterin definitiv in Frage. Erst als sie sich persönlich dieser Sache angenommen und Nachforschungen angestellt hatte, wurde uns eine Prüfung zugesagt. Jetzt heißt es also wieder warten. Wie gut, dass ich noch nicht im Endspurtmodus angekommen bin und mit der Anschaffung eines Kleiderschrankes, der Babyschale, Wickeltasche und Mullwindeln noch bis zu einer Zu- oder Absage warten kann. Das sind auch im Prinzip die einzigen Dinge, die uns jetzt nach eigener Einschätzung noch fehlen - dank all der lieben Seelen um uns herum.
Weil es für uns eben ganz wichtig ist, gerade für die ersten Monate, vor allem sinnvolle und nur wirklich nötige Dinge zu besitzen, beschränken wir unsere Anschaffungen schon sehr. Im Prinzip habe ich mich an der Liste zur Erstausstattung von kidsgo orientiert, da sogar noch einige Punkte vorerst gestrichen und vieles dann gebraucht zusammengesammelt. Wir planen einen Babyversorgungsraum, in dem sich Kleiderschrank, Wickel- und Stillrückzugsmöglichkeit befinden. Außerdem haben wir dort ein Schlafsofa für die Großmütter und Tanten in spe. Schlafen wird unser Püppchen erstmal eine ganze Weile bei uns. Um dem Raum trotzdem etwas Kindliches und farbliche Akzente zu geben, hatte ich mir überlegt, über dem Wickelplatz ein hübsches Mobile anzubringen. Aber bevor mir mein Kind nicht zeigen kann, welche Motive seine Aufmerksamkeit besonders fesseln, wollte ich unser Budget schonen, habe Kleber, Schere und Tonpapier ausgepackt und einen Abend lang nur für unser Baby gebastelt. Zu Tschaikowsky und Chopin habe ich es mir mit Kakao am Schreibtisch gemütlich gemacht und etwas hergestellt, was mir nun beim Anblick hin und wieder, und hoffentlich später ganz häufig, ein Lächeln auf die Lippen zaubert ob der Mühe und Begeisterung, die ich dort hinein gesteckt habe. Aus einem so simplen wie großartigen Grund: FÜR MEIN KIND.
Ballons habe ich ausgewählt, weil sie einfach zu bauen waren und mir gut gefallen haben. Wenn sie sich im Luftzug drehen, dann kann ich mir das sehr gut vorstellen. Mal sehen, was in einem Jahr dort hängen wird. Hoffentlich keine Einhörner…
Körperlich habe ich diese Woche doch auch mal etwas zu vermelden: Mein Steißbein ist blau. Zumindest fühlt es sich genau so an, wenn ich sitze oder lange stehe. Meine Ärztin hatte mir dafür schon eine Bandage verschrieben, eine Art „Bauchkorsett“. So richtig warm werde ich mit dem Teil nicht und trage es entsprechend selten. Das bloße Besitzen hilft bei mir, wie sonst so oft bei Medikamenten, leider nicht. Somit also auch noch keine Besserung.
Eine Ganganalyse im Propädeutikum Physiotherapie hat ergeben – welch Wunder -, dass ich schwanger bin. „Die Masse schwingt“, ich gehe breitbasig und „die Trommel wird schön geschoben“. Auf Kosten eines wahnsinnigen Hohlkreuzes. Zumindest meine Füße hat der leitende Arzt für gut befunden.
Neue, einschießende Kopfschmerzen werden ausgelöst durch verspannte Nackenmuskulatur, das habe ich dank Sebastians großartiger Massagekünste schon eruieren können. Leider ist er nicht sehr ausdauernd (ja, das soll ein Hinweis sein, mein Lieb!) und die Arbeit an Computer und Schreibtisch macht die Sache nicht besser. Ein Hoch auf die bevorstehende Klausurenzeit…
Und damit ich jetzt das Nörgelprogramm vollständig abgeliefert habe, will ich mir noch mein größtes Problem von der Seele schreiben: Ich kriege keine Luft! Im Sitzen nicht, nach dem Essen nicht, in der falschen Liegeposition nicht und auch nicht beim Treppensteigen. Mit tiefen Atemzügen muss ich dann mit der Lunge gegen den Bauch ankämpfen und verliere regelmäßig, was sich in Seufzen und Gähnen äußert. Arme nach oben, lang machen oder irgendwo abstützen hilft meistens ganz gut, aber trotzdem esse ich beim nächsten Mal wieder zu viel oder liege zu flach im Bett oder lümmele auf dem Stuhl. Ich wills einfach nicht lernen. Hilfe?!
Wenn ich dann beginne, mich selbst zu bemitleiden, gönne ich mir eine Runde „Berichte lesen“. Ich sehe ältere Einträge meiner aktuellen Woche von Tagebuchschreiberinnen durch und freue mich, was mir doch bisher alles erspart blieb und wie glücklich ich mich mit solch einer entspannten Schwangerschaft schätzen kann. Auf dass es noch lange so weiter gehen mag!
Kristin
Bild: privat