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Baby-Tagebücher

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.
32. Woche

Erinnerungsschnipsel

Teil I

Dienstag, gegen 14.00 Uhr

Wer kitzelt mich denn gerade an meinem Fuß? Johann robbt durch die Küche, während ich am offenen Fenster sitze, Tee trinke und endlich mal etwas schreiben muss. Ach Mensch, je mehr ich in mit dem Blog in Verzug komme, umso mehr verlässt mich meine Motivation.

Also, hier ein paar Erinnerungsschnipsel:

Dienstagmorgen:
Es ist recht windig, doch einzelne Sonnenstrahlen brechen immer wieder durch die dicke Wolkendecke hindurch. Notgedrungen ist unsere Familie schon um acht mit dem Frühstück fertig. Johann hat schlecht geschlafen. Unsere Große will ans Meer. Packen unsere Strandtaschen und setzen die Kinder in den Anhänger. Am Sportstrand werden wir zunächst von einigen ambitionierten Surfern vertrieben. Als endlich die Strandmuschel 100 Meter entfernt ein zweites Mal aufgebaut ist, fallen Johann bereits die Augen zu. Krumm und schief, wie ich ihn abgelegt habe, bleibt er auf dem Strandtuch liegen. Nur seine kleine Brust hebt sich sanft. Den Sonnenhut habe ich ihm tief in die Stirn gezogen, damit ihn die Sonnenstrahlen nicht wecken können. Mein Mann spielt mit unserer Großen dicht am Wasser im Sand. Sie bauen eine riesige Burg. Unsere Große schichtet mit ihren bloßen Händen immer neuen Sand auf. Ich sitze in der Strandmuschel bei Johann. Mein Blick gleitet zum Horizont. Links erstreckt sich der Offshorepark. Rechts ragt der Dornbusch aus dem Meer. Die gute Sicht verspricht uns einen guten Strandtag.

Mittwochmorgen:
Johann ist schon kurz vor sechs aufgewacht. Es ist noch dunkel draußen – ein graues Blau. Kämpfe mich in die Küche. Meine nackten Füße bleiben wie früher fast auf dem alten Küchenbodenbelag kleben. Müde öffne ich den Küchenschrank und lange nach dem Instantcappuccino meiner Mama. Lächle. Schmeckt wie immer fürchterlich. Gleichzeitig weckt er alte Erinnerungen: Oft habe während der letzten Schuljahre kurz vor sechs noch schnell ein paar Hausaufgaben erledigt und dabei diesen Kaffee getrunken.
Als ich mich aus dem Fenster lehne, bemerke ich über den Garagen einen rot-orangen Sonnenaufgang. Zeige ihn auch gleich Johann, der jedoch verzaubert in das rauschende Blätterdach der Weide vor dem Küchenfenster starrt.

Donnerstagmorgen:
Es ist verdammt heiß heute. Bereits gegen halb zehn morgens sitzen wir schwitzend am Strand. Heute ist es ziemlich voll. Auf dem Weg durch die Dünen jammerte noch unsere Große, dass ihr ein erneuter Strandtag nicht gefalle. Zehn Minuten später tollt sie mit mir durchs Wasser. Ich nehme sie auf den Arm. Ihr kleiner nackter Körper hat meinen eng umschlungen. Ich spüre ihren Herzschlag, während sie mir unentwegt „Warum-Fragen“ stellt. Auf der Sandbank angekommen, traut sie sich wieder ins Wasser. Wir spielen Seeungeheuer und „Laurenzia“. Ich genieße die kostbare exklusive Mama-Tochter-Zeit. Auch meine Tochter strahlt mich glücklich an.

Donnerstagabend:
Unsere Große kommt aus der Dusche geflitzt. Ihre nassen Füße machen Platsch-Geräusche auf dem Fußboden. Ihr Papa ruft gerade noch, sie solle sich erstmal ihren Pyjama anziehen, da steht sie schon in der Küche vor mir. Johann sitzt auf meinen Schoß. Nur mit seinem Matrosen-Ringel-Body bekleidet. Alles andere ist zu warm. Er soll eigentlich schnell seinen Abendbrei zu sich nehmen, damit wir anschließend in Ruhe essen können. So der Plan. Doch er hält inne, als er seine Schwester sieht. Er strahlt und strampelt so wild auf meinem Schoß, als wollte er in die Arme seiner heißgeliebten Schwester springen. Mit nassem Haar und verschmitzten Grinsen bittet sie mich um Erlaubnis, ihren Bruder füttern zu dürfen. Nach jedem Löffel gackert Johann los und vergisst fast zu schlucken. Dann hält er inne. Warte, was gleich passieren wird, während unsere Große kichernd neuen Brei auf den Löffel schiebt und meint: „Ich bin schon eine ganz schön tolle Schwester.“

Freitagmittag:
Unsere Große spielt im Wohnzimmer selbstversunken mit den alten Glasmurmeln von mir, die ich im Keller gefunden habe. Johann ist gerade im Tuch vor meiner Brust eingeschlafen, während ich weitere Bücher sichte. Einige Klassiker wandern in den Karton, andere in die Mülltüte. Einzelne Bücher sind mit Widmungen versehen. Ich halte auch die Bücher in der Hand, die ich meinen Eltern vor Jahren meist zu Weihnachten geschenkt habe. Die Bücher aus meiner Moskauer Zeit nehme ich mit. Plötzlich halte ich zwei Briefe von mir an meine Eltern in der Hand. Dazu Fotos aus meiner England-Zeit. Fotos aus meiner Moskau-Zeit. Fotos meiner ersten eigenen Klasse. Bilder vom Goldenen Ring. Ich bin berührt und kämpfe mit den Tränen.

Sonntagabend:
Draußen weht ein ziemlich starker Wind. Ich liege mit Johann im Büro, meinem früheren Zimmer, auf der Couch. Es ist Schlafenszeit. Das Fenster ist geöffnet. Wenn ich mich hinstellen würde, könnte ich den Bodden sehen. Johann dreht sich hin und her. Erzählt. Ich streichle ihn über den Kopf, während draußen die hohen Pappeln rauschen. Sie erschienen mir schon als Kind riesenhoch. Oft lauschte ich ihren Geschichten, wenn ich abends nicht einschlafen konnte oder wollte. Nun liegt Johann vor mir. Auch ihn scheint das Rauschen zu beruhigen. Während ich noch meinen Gedanken nachhänge, atmet Johann zunehmend ruhiger und ist plötzlich eingeschlafen.

Montagabend:
Mein Mann und ich haben spontan entschieden auszugehen. Pärchenzeit. Meine Mama hat sich als Babysitter angeboten. Wir steigen auf unsere Räder und steuern die nächstgelegenen Hotelbar an. Dort angekommen, bestellen wir uns kurzerhand zwei Cocktails. Wir scheinen nichts Gutes mehr gewöhnt zu sein: Ziemlich schnell meine ich bei meinem Mann ein leichtes Lallen zu vernehmen und beginne zu grinsen. Meinen georderten „Low Alcoholic Drink“ schaffe ich kaum auszutrinken, so stark erscheint er mir. Mein Mann und ich halten uns an der Hand, kichern und gestehen uns erneut unsere Liebe. So gelöst und frei haben wir uns lange nicht gefühlt.



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Kommentare von Lesern:

Sara, Frankfurt01.09.2016 19:03

Dein Montagabend gefällt mir! Macht das öfter! :)
LG

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