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Baby-Tagebücher von Daniel

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

19. Woche

Niemals geht man so ganz

Unsere erste Reise zu sechst. Wir haben tollen Menschen getroffen, schöne Erlebnisse gehabt und wunderbarre Kinder.

Unsere Reise begann in der 18. Lebenswoche der Zwillinge. Mittendrin in ihre Woche und während sich bei ihnen wahrscheinlich bahnbrechende Synapsen verbunden haben, stritten wir, ob der siebte Sitz Sinn mache oder lieber für das Gepäck weichen sollte. Ich gebe es ja ungern zu, er machte Sinn und das schon am Folgetag. Somit möchte ich meinen Bericht in dieser Woche damit beginnen, der Weitsicht meiner Frau zu huldigen.

Doch selbstverständlich geht es ja um unsere Zwillinge und deren Entwicklung und diese kam letzte Woche zu kurz. Da ich nun seit Wochen auch zu den Eltern gehöre, die sich im Internet über die Entwicklungsschritte ihrer Kleinen informieren, weiß ich nun auch über jede Verzögerung genauestens bescheid. Doch manches ist einfach schön zu lesen. Auf einer Seite stand unter Termine, dass es nun Zeit wäre, sich wieder auf die Partnerschaft zu konzentrieren. Das finde ich einen schönen Hinweis. Den nachfolgenden Vorschlag, einen Babysitter für ein bisschen Freiheit, ein romantisches Abendessen, gar einen Kinobesuch, oder ähnliches zu betrauen, haben wir noch nicht umgesetzt.

In der 18. Lebenswoche kommt das Baby im Durchschnitt zu der Erkenntnis, der Objekt-Permanenz. Es versteht also, oder beginnt zu verstehen, dass Personen die aus ihrem Dunstkreis gehen, nicht aufhören zu existieren. Sie verstehen sogar, dass sie Personen zurückrufen können. Bis diese Erkenntnis ausreichend verinnerlicht ist, kann es wohl bis zum ersten Lebensjahr dauern. Bei Zwillingen ist es ja das Schöne, dass sie sich so unterschiedlich entwickeln. Also Lysanne hat meiner Meinung nach den Entwicklungsschritt mit Bravour gemeistert. Was kann uns die Kleine zurück rufen? Es grenzt schon an Abrichten. In der 18. Lebenswoche blieb es eindeutig. Lysanne ist die körperliche und Polly kann brabbeln, dass ich wohl später nicht umhin kommen werde, am Tisch Redezeiten einzuführen. Dabei bleibt Polly zugleich schüchterner. Sie kann Lächeln, dass einem das Herz schmilzt. Doch sie ist so genügsam, dass wir uns darauf konzentrieren müssen, ihr ebenso viel Körperkontakt zukommen zu lassen, wie ihrer Schwester, die dies vehement einfordern kann.

Nachdem der 7. Sitz drinnen blieb und sich unser Sohn zwischen die Zwillinge gesetzt hat. Er wollte den fürsorglichen Bruder geben, was er wirklich sehr gut tat, gingen wir unsere gut 500 Km recht entspannt an. Unterwegs stoppten wir zum Stillen an einer Raststätte und kauften uns einen Kaffee und den größeren Kindern je ein Buch. Diese nahmen die Auszeit dankbar an und tobten sich auf dem Spielplatz satt. Unsere gesamte Autobahnfahrt ging glatt. Ohne Stau kamen wir gut voran. Nur das sich unsere größeren Kinder an einer CD festhielten, störte das sich wechselnde Ambiente der Natur ringsherum. Die Geschichte "Der lieben Sieben" begleitete uns fast durch den ganzen Urlaub. Abgelöst wurde sie manchmal durch zwei Geschichten vom "Kleinen Drachen Kokosnuss". Seitdem spricht unsere "große" Tochter ganze Textteile der lieben Sieben nach. So habe ich auch heute und ohne CD etwas davon. Das schöne ist, dass ich helfen kann, wenn ihr der Text abhanden kommt.

Am Ziel kamen wir fünfzehn Minuten zu früh an, was schon fast einer Punktlandung gleicht und wurden liebevoll empfangen. Nach einer Führung durchs Haus und der Vorstellung aller möglichen Schlafplätze, durften wir uns für unsere Auswahl Zeit lassen und das schöne Wetter im Garten genießen. Nachdem wir auch innerlich angekommen waren, wanderten wir zu einem der vielen Spielplätze der Umgebung.

Da wir in die Berge wollten, hatten wir uns gegen unseren Kinderwagen entschieden. Dafür hatten wir unsere drei unterschiedlichen Tragehilfen bei. Ich habe mich die meiste Zeit für den ergobaby entschieden. In all den Jahren haben wir festgestellt, dass die Belastung auf Dauer am Besten auf beide Schultern verteilt werden sollte.

Der Nachteil beim Tragen der Babys war, dass ich mit meinem Sohn nicht um die Wette rennen konnte und so musste unser Freund dies tun. Er hat sich sehr achtbar geschlagen und unserem Großen damit viel Freude bereitet. Mit dem Huthpark hatten unsere Freunde auch eine sehr schöne Gegend gewählt. So konnten wir schlussendlich einen gemütlichen Abend einläuten, mit bald schlafenden Kindern.

Ich mag ja Frankfurt, sehr zur Verwunderung einer hessischen Kollegin von mir. Doch als Stadt finde ich sie schön und ihre Umgebung erst recht. Nach einem schönen und umfangreichen Frühstück fuhren wir zur Saalburg. Einem schön her gerichteten Römerkastell. Und auf unserem siebten Sitz saß mein langjähriger Freund, welcher uns sehr schön durch die Gegend führte. Das Kastell ist schön hergerichtet und hat auch lustige Exponate. So lernte ich eine ganz neue Hermine kennen, wunderschöne Sandalen, welche ich auch heute noch meinen Kindern anziehen würde und das ganze mit einem Baby vor dem Bauch. Auch hier machten sich die Unterschiede unserer kleinen Mädchen bemerkbar. Lysanne kann schwitzen was das Zeug hält und wir müssen Acht geben, dass sie nicht zu warm wird. Da sie es wie oben erwähnt, versteht ihre Bedürfnisse zu äußern, haben wir meist zur rechten Zeit eine deutliche Ansprache von ihr. Polly hingegen hat mit Hitze wenig zu tun. Im Gegenteil. Wenn ich ihre Hände anfasse sind diese meist fast schon eisig. Für mich. Ich gelte oft als wärmender Backofen, der mit den Jahren zwar auch nachgelassen hat, aber noch ganz gut funktioniert. Doch wenn ich Pollys Hände nehme, möchte ich sie oft gar nicht mehr loslassen, so kalt kommen sie mir vor. Nachdem wir das Kastell besichtigt hatten, Geschichte und Bildung unseren Kindern nahe gebracht haben, verließen wir den Ort wieder und gingen nach einer Pause im Garten, noch mal auf den Spielplatz. Diesmal nur die Männer, einzig in Begleitung unserer größeren Tochter. Die Kinder tobten, machten soziale Erfahrungen mit anderen und wir wussten, dass sie am Abend schön müde sein würden. Unsere Kleinsten lagen derweil im Gras und betrachten den Himmel und die Pflanzenwelt ihrer Umgebung. Es war eine schöne Zeit und so viel uns die Trennung am nächsten Morgen auch nicht ganz so leicht. Es war einfach schön, mit einer großen Themenvielfalt und viel Gelassenheit. Danke!

Und so saßen wir wieder im Auto. Und es war ein warmer Tag und der Weg lang, gefühlt länger als erwartet. Die Straßen auf dem Weg in den Bayerischen Wald viel voller als gedacht und die Steigungen machten nun unserer betagten Familienkiste zu schaffen. Als dann in einem besonders steilen Stück der LKW ausscherte um uns zu überholen und das jammern im Auto zunahm, war es Zeit für eine Auszeit. Doch alle Parkplätze vor dem Autohof waren voll, auch ein bekannter Schnellimbiss bot nur noch wenige Sonnenparkplätze an. So fuhren wir bis zu einem Supermarkt, der inzwischen wahrscheinlich genauso bekannt ist. Lysanne war durchgeschwitzt und beschwerte sich reichlich. Polly hatte einen feuchten Rücken und sah uns liebevoll an. Ich finde, sie könnte sich ruhig auch mal beschweren. Während meine Frau sich um die Kleinsten kümmerte und sich die Großen außerhalb des Autos abkühlten, verschwand ich im Supermarkt und holte für alle Eis. Also für fast alle. Einen Viererpack. Die Kleinsten bekommen es dann später wohl temperiert durch den üblichen Kanal.

Die Pause und der stärkere Verkehr ließ uns dann später am Zielort ankommen als gedacht. Bis dahin funktionierte unsere Ehegatten-App hervorragend. Doch in den Bergen verließ uns dann etwas das Glück und wir standen schlussendlich in Regen (Achtung! Nicht IM Regen.) vor der verschlossenen Touristeninformation. Die Adresse lautete zwar im Ort Regen, gemeint war aber ein Nebenort, was wir dank einer klassischen Kate erkannten. So kurvten wir noch mal los und standen dann fast auf der Bergspitze vor unserem Bauernhof. Der Sonnabend hat als Anreisetag gleich mehrere Herausforderungen. Zuerst darf bei einer Ferienwohnung nicht vergessen werden, dass der Kühlschrank noch gefüllt werden muss und zum Zweiten, dass der Folgetag meist geschlossene Geschäfte nach sich zieht. Dazu kommt noch, dass, wenn die Gastgeber nett sind und das waren sie, der Aufenthalt und der Schwatz am Anfang meist etwas länger dauert. Mein nachfolgendes Werben, um auch nur ein Familienmitglied, welches mit mir in den Supermarkt fahren könnte, stieß sogleich auf geschlossene Ohren. Ich werde es mir merken. Alles! Einen immensen Vorteil hatte unser Umherirren im Vorfeld doch gehabt. Ich wusste, wo Supermärkte zu finden sind und damit blieb ein Durchfragen aus. Derweil baute meine Frau eine schöne kleine Liegewiese im Wohnzimmer auf und die Zwillinge hätten sich bewegen dürfen. Doch sie waren, wie auch wir, für den Tag durch.

Während ich auf dem Parkplatz den Korb aus den anderen zog, hörte ich als erstes Berliner, die mit ihrem dicken B-Kennzeichen auch noch fast neben mir parkten. Doch ich war zu müde, um mich jetzt auch noch darum zu kümmern. Als ich dann noch im Supermarkt feststellen musste, dass ich das Sortiment nach fünf Minuten besser kannte, als die von mir vorher gefragte Verkäuferin, drohte mir kurz die Contenance zu verrutschen. Ich, wir waren einfach geschafft. Als wir in unserer Ferienwohnung meine Beute auspackten, war meine Frau nur fast zufrieden. Meine geliebte Gattin fragte mich, wo ich die Brötchen für den Folgemorgen gelassen hatte. Kurz meinte ich, dass ich am Sonntag lieber frische haben wolle, um sogleich zu begreifen, dass dies wohl ein frommer Wunsch bleiben würde. Doch in meinem verzweifelten Sonntag-Morgen-Marsch zum Bäcker, mit den Kindern, lernte ich wenigstens gleich die ganze Dorfgemeinschaft kennen. Doch wir hatten unterschiedliche Ziele. Vielleicht könnte man mich jetzt einen ignoranten Großstädter schimpfen? Doch bei dem Gang durchs Dorf kamen bei mir Erinnerungen an meine Kindheit auf. Das waren noch ganz andere Einkaufszeiten. So drehten wir eine Kurve und aßen ein Behelfsfrühstück. Es ging trotzdem und wir kamen auch hier langsam an. Mehr als einen Spaziergang durch den nahen Wald war an diesem Tag aber nicht mehr drin. Wir alle brauchten einen ruhigen Tag. Nur unser umsichtiger Sohn plante schon voraus und machte Kontakte. Dies hatte Auswirkungen auf unseren Tagesablauf am Montag und für die ganze Woche.

Seine Verabredung mit dem Bauern morgens im Stall zu helfen, hieß für mich noch vor sechs Uhr aufzustehen. Ja, so hat man was vom Tag. Und wir haben nach der Stunde Füttern, Ausmisten, ..., so ziemlich nach Kuh und Stall gerochen, wir sind trotzdem im Anschluss gleich zum Bäcker gegangen. Meine Gattin bestand vor dem Frühstück auf ausgiebiger Körperpflege und dem Wechsel der Kleidung. Trotz meines Einwandes, dass wir uns nun mal auf dem Lande befinden, hatten wir zu duschen. Es war schon amüsant, besonders als sich am Folgemorgen unser zweites Kind entschloss auch noch mitzukommen und im Anschluss die Mama wecken wollte. Die Reaktion der Mama war herrlich mitzuerleben. So hatten wir lustige Morgende, die nur einmal unterbrochen wurden, weil ich einmal in dieser Woche Ausschlafen wollte.

Unsere Zwillinge gewöhnten sich rasch ein. Wobei zu merken war, dass Lysanne die größeren Umstellungsschwierigkeiten hatte. Die veränderte Umgebung betrachtete sie zuerst mit weit geöffneten Augen und abends konnte sie zuerst schlecht in der neuen Umgebung einschlafen. Polly mit ihrer genügsamen Art zeigte dahingegen kaum Umstellungsschwierigkeiten.

Am Montag erkundigten wir den Ort und schritten den Lehrpfad am Schwarzen Regen ab. So heißt der Fluss, welcher durch den Ort Regen fließt. Zum Glück waren beide Namen nicht wortwörtlich unsere Begleiter. Der Lehrpfad hat mehr uns Erwachsene gelehrt, während unsere großen Kinder völlig uninteressiert an beschriebenen Fischen durch die Natur tollten. Einzig die Enten zogen ihre Aufmerksamkeit in ihren Bann. Um ihr Toben an einem geeigneten Ort freien Lauf lassen zu können und uns eine Pause zu Gönnen, nutzten wir einen schönen Spielplatz. Nach einer Weile schaukelten sie zusammen und sangen dabei alle Lieder die sie kannten mehrfach und lauthals. Es dauerte nicht lange bis uns eine ältere Dame ansprach und meinte, dass das so schön sei und die Kinder so schön sängen. Die Szene spielte sich gut 20 Meter von unseren Kindern entfernt ab. Welche Antennen Kinder haben, merkte ich mal wieder, als wir eine gute halbe Stunde später gingen. Unser Sohn eilte nicht sofort zu uns, sondern machte einen Umweg, zu eben dieser Dame und als ich ihn fragte, was er da gemacht habe, kam als Antwort, dass er ihr gesagt habe, dass er gern für sie gesungen habe. Verblüfft fragte ich ihn, woher er gemerkt habe, dass sie das schön fand. Den Blick meines Sohnes kann ich kaum beschreiben. Er sah mich an, als ob ich gar nichts verstehen würde, gesagt hat er, dass sie dreimal mit ihrer Gehhilfe um den Spielplatz gelaufen war und bei ihnen lange gestanden habe.

Um auch mal was kluges zu sagen, wollte ich ihm im Anschluss, das kleine Wasserwerk mit Schneckenantrieb, am Fluss erklären. Wir einigten uns aufs Eis essen. Nach dem Besuch eines weiteren Ortes, läuteten wir den Abend ein. Spät am Abend fanden meine Frau und ich uns zu zwei Folgen Inspector Barnaby zusammen. Die letzte war etwas spannender und kaum war sie zu Ende, ging bei meiner Gattin noch mal ordentlich der Puls hoch. Der Fernseher war gerade aus, die letzte spannende Szene noch in bester Erinnerung, als es an der herunter gelassenen Jalousie klopfte. Wer auch immer so spät noch von uns etwas wollte, hatte nicht die Tür gewählt. Ich öffnete und sah unseren Gastgeber, der mich darauf hinwies, dass in unserem Auto noch Licht brannte. Klingeln wollte er nicht, weil er die Kinder nicht wecken wollte. Das fand ich nett. Meine Frau nur nicht mehr so schnell in den Schlaf.

Während wir uns zu dritt die Morgende im Kuhstall vertrieben, plante meine Frau den Tag. Und das machte sie wirklich gut. Am kommenden Tag besuchten wir die Burg Weißenfels, mit dem fressenden Haus. Im hinteren Teil steht noch ein Turm, bei dem unser Sohn aufgrund der Höhe die Segel strich und wir unserer größeren Tochter den Zugang. Sie ist im Augenblick ein Wirbelwind, bei dem wir nicht sicher sein können, dass sie das Geländer womöglich als Klettergerüst nutzt. So bestiegen Lysanne, die schlafend in meinem ergobaby saß und ich den Turm allein. Wir hatten einen schönen Aus- und Rundblick. Als wir zum Mittag in unsere Ferienwohnung kamen, stand ein frisch gebackener Apfelkuchen für uns vor der Tür. Es ist schön verwöhnt zu werden. Danach fuhren wir zum Baden. Schwimmen und tollen im See. Das war schön. Zugegeben mehr für unseren Sohn und mich, da die Wiese feucht war, blieb nur noch eine Bank und die Zwillinge damit in den Autositzen und unser Wirbelwind wollte auch nicht so recht ins Wasser.

Nach diesem vielseitigen Tag wollten wir es wissen und gingen zum ersten Mal zu sechst in ein Restaurant. Ich fand´s amüsant, meine Frau war stellenweise gestresst. Unsere "große" Tochter vergaß anfangs das Besteck zu benutzen und ließ sich auch nur schwer überzeugen dies zu tun. Unsere Kleinsten wollten zwischendurch auch mal unsere Aufmerksamkeit und unser Sohn fand, dass die Fortsetzung des Badens viel schöner gewesen wäre. Doch im Ergebnis wurden wir alle satt und wahrscheinlich waren wir zu leise. Beim Gehen meinte eine Dame, drei Tische weiter: "Huch, dass sind ja gleich zwei Kleine.".

Unsere Kleinsten sind wirklich pflegeleicht. Wir trugen sie durch den ganzen Urlaub und kaum war mal eine Bemerkung der Unzufriedenheit zu vernehmen. Lysanne trainiert im Autositz ausgiebig Crunches und selbst Polly fing an, Bewegung als Fortbewegungsmittel für sich zu entdecken. Zur gleichen Zeit erhöhte Lysanne ihr Brabbelvolumen. Ich sag´s ja, Redezeiten. Nachdem wir im Zahnungsbereich ein paar Tage Ruhe hatten, fing Lysanne nun besonders morgens an, weinerlich und unleidlich zu werden. Kühlung und auch Kügelchen helfen weiterhin. Von einem Zahn ist jedoch noch nichts zu sehen. Bei unserem Sohn kamen anfangs immer gleich zwei Zähne. Vielleicht, weil sich einer allein nicht traute? Vielleicht wollte er es aber auch schnell hinter sich haben?

Zur Wochenmitte besuchten wir ein Keltendorf. Somit haben wir nun neben den Römern ein weiteres Volk kennen gelernt. Die Lebensweise ist sehr anschaulich dargestellt und mit ein wenig Technik in der Hand unseres Sohnes, wurde das Dorf dann regelrecht lebendig. Währenddessen verliebte sich unsere "große" Tochter in ein wirklich kleines Pony, auf dem sie gerne reiten wollte. Es ließ sich zumindest ausgiebig streicheln und mehrfach versuchte unser geliebtes Kind den Zaun zu überwinden. Liebe kennt eben keine Hindernisse. Es sei denn, es sind Eltern mit im Spiel. Am Spielplatz vor Ort wickelten wir unsere Kleinsten und gönnten ihnen und uns eine Tragepause. Verblüfft schaute ich, wie kräftig Polly ins Gras griff und schwupp, lag sie auf dem Bauch, mit dem Gesicht im Löwenzahn. Statt sich zu beschweren, blieb sie ruhig, ließ sich aufnehmen und wieder ablegen. Danach sprossen bei meinem Sohn und mir die Witze. Salat ab Werk, war nur einer.

Ein Highlight hatten wir schon beim Aufstieg. Bei der Fahrt zum Dorf war unsere größere Tochter eingeschlafen. So kam sie bei der Ankunft nur schwer, unleidlich und weinerlich aus dem Auto. Ans Laufen war gar nicht zu denken. Doch wir wollten ins Dorf und unser Sohn auch. Die Kleinsten wurden gar nicht erst gefragt. Da unsere Tochter von verhandeln nichts hält und gutes Zureden verhallt, ergab sich nun ein hoffentlich heldenhaftes Bild vom Papa. Vorne, im Tragesack mal wieder Lysanne. Die Schwerere von Beiden. Den Rucksack hatte ich im Vorfeld meiner Frau abzunehmen geschafft. Und nun trug ich unsere große Tochter auf den Schultern den Berg hinauf. Was ich mich jung und heldenhaft fühlte. Das sollte knapp 24 Stunden halten.

Die vermehrt auftretenden Schlafprobleme, welche für die 19. Lebenswoche beschrieben werden, können wir unterschreiben. Um diese Zeit soll es einen Entwicklungssprung, wahlweise mit einem Wachstumsschub geben. Wachsen tun beide.

"Ein ziemlich grosser Sprung vom hilflosen kleinen Baby zu einem „gefühlten“ Kleinkind steht nun bevor." https://www.swissmom.ch/baby/medizinisches/beim-kinderarzt/die-wachstumsschuebe/4-wachstumsschub/

Hey, Moment mal! Die sind doch gerade erst geschlüpft. Doch auch ich sehe die Veränderungen. Selbst der Geruch verändert sich. Sie wirken nicht mehr so zart, fast zerbrechlich, sondern eher kraftvoll und strebsam nach Veränderung. Wie heißt es so schön? "Veränderung ist die einzige Beständigkeit im Leben". So, oder so ähnlich. Das zu sehen und zu Erleben, zu Wissen, dass ich das letztmalig bei eigenen Kindern miterleben werden ... Da kämpft sich schon kurzfristig Wehmut mit hoch. Gebt mit eine Flasche Rotwein und ich erzähl euch stundelang, in den blumigsten Bildern, von der Vergänglichkeit und Traurigkeit des Lebens!

Ich bleibe beim Wasser. Und wir fuhren vom Keltendorf zum Baden. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich in einem Weiher gebadet. Was bin ich jung und habe noch so viel vor mir. Der Weiher in St. Englmar ist schön. Im flachen Bereich konnte ich mit meiner größeren Tochter die Sonne genießen und ihr Freude am Wasser vermitteln. So ausgelassene Freude am Baden hatte ich bei ihr noch nie gesehen und weiß nun, dass flaches überschaubares Wasser ihr Einstieg als Wasserratte sein wird. Außerhalb des flachen Bereiches war viel Grünes unterwegs. So blieb das wilde Toben mit dem Großen aus. Die Erfrischung diesmal aber nicht nur für uns. Meine Frau bot unseren Zwillingen ein Fußbad an. Nachdem sie zuerst zurück geschreckt waren, ließen sie ihre Beinchen wieder selbständig ins Wasser, planschten und Polly jauchzte leicht.

Am nächsten Tag kam dann meine Sternstunde des Alters. Auf dem Weg in die Drachenstadt blieben wir noch mal am Blaibacher See hängen. Wir waren anfangs die Einzigen, die dort badeten. Mein Sohn und ich schwammen um die Wette und tobten. Dabei warf ich ihn auch ins Wasser. Über den Kopf, aus der Drehung. Wir spielten Flugzeug und vieles mehr. Als ich ihn nach einer halben Stunde aus der linken Drehung über die linke Schulter ins Wasser beförderte, merkte ich schnell, hier war was schief gelaufen. Doch seine Herausforderung noch mal mit ihm um die Wette zu schwimmen konnte ich nicht widerstehen. Doch diesmal verlor ich. Eigentlich. Es gibt da ein paar schmutzige Tricks. Positiv ausgedrückt, nennt man das Erfahrungen. Ein kurzen Festhalten des Armes, ein zupfen am Bein ... . So kam er leicht aus dem Rhythmus und wir fast gleichzeitig an. Ich schaffte noch eine Viertelstunde und dann alberte ich noch einmal die gleich Zeit mit meiner Tochter rum. Doch die Schmerzen nahmen zu und ich konnte den Kopf kaum noch nach links drehen. Den Besuch des Wildgartens in Furth genoss ich mit meiner Familie dennoch. An einer Stelle kann man den Erlkönig nachlesen. So lasen meine Frau und ich die Strophen abwechselnd unseren Kindern vor und diskutierten den Inhalt hinterher mit unserem Großen. Mit diesem Tag beschloss auch das Wetter sich vermehrt dem Ortsnamen anzuschließen. Zur gleichen Zeit zeigten die Temperaturen in Frankfurt noch deutlich sonnigere Aussichten.

Doch nichts hielt uns davon ab, am Folgetag den Nationalpark am Zentrum Falkenstein zu besuchen und das Leben der Menschen in der Steinzeit näher zu erforschen. So sind wir in der Menschheitsgeschichte rückwärts gereist. Neben den Wildpferden und Wölfen sahen wir durch den Regen nicht mehr ganz so viel. So ein Regenschirm oder eine Kapuze nimmt einem doch ordentlich an Sicht. Gegessen haben wir vor Ort. Das hatten wir in unserer Woche und unserem engen Zeitplan das eine ums andere Mal vergessen, bis der Magen laut seinen Anteil forderte. Somit fühlten wir uns diesmal noch frisch. Der Regen zwang uns aber zum Rückzug. Schließlich wollten wir nicht Gefahr laufen, dass unsere Kinder nass werden.

Unser letzter Tag begann recht kühl. Die morgendliche Frische war im Kuhstall schnell gewichen und die Tiere geben auch ordentlich Wärme ab, neben dem Geruch. Nachdem Frühstuck und dem Packen, tauften unsere beiden großen Kinder noch zwei neue Hühner und lagen uns nach dem Abschied sofort in den Ohren, wann wir wieder auf den Hof fahren. Da wir unseren Besichtigungsplan nicht abarbeiten konnten und weder in Bischofsmais den Sankt Hermann Weg zum gleichnamigen Bach gehen, noch Petras Katzenhotel näher kennen lernen konnten, werden wir wohl wieder kommen. Es war eine sehr schöne Reise, mit einer sehr schönen Unterkunft. Unsere Entscheidung ohne Kinderwagen zu reisen, war genau die richtige.

Die Rückfahrt verlief schnell und abermals ohne jeden Stau. Trotz Ankündigungen. Während unsere Kinder schliefen, stellten wir, als Ehepaar fest, dass wir uns im ganzen Urlaub nicht gestritten hatten. Ich fragte sofort besorgt, was wir falsch machen. Hatten wir die Möglichkeiten nicht gut genug genutzt? Immerhin gab es Chancen. Als zum Beispiel die Ehegatten-App versagte, die Alpacka-Farm kurzfristig etwas undemokratisch gestrichen wurde. Was war nur los mit uns? Immerhin ist Urlaub einer der häufigsten Trennungsgründe. Und nun hatten wir sogar vier Kinder als Katalysator dabei. Vielleicht lag es daran, dass wir die Reise als Bereicherung und Erlebnis verstanden haben und wenig Zwang dabei war. Wenn wir das jetzt noch in den Alltag übertragen, haben die La dolce vita im nasskalten Berlin.

Eine Reise ist wie eine Ehe: Die sicherste Art zu scheitern ist zu glauben, man habe sie fest im Griff. - John Steinbeck
Es gibt kein sichereres Mittel festzustellen, ob man einen Menschen mag oder nicht, als mit ihm auf Reisen zu gehen. - Mark Twain

Zu schön sollte das Leben aber auch nicht sein. So flog uns am Sonntag die Montagsplanung komplett um die Ohren, da die Oma kurzfristig absagte, oder sich nicht mehr so recht an den Montag erinnern konnte, den sie seit vier Jahren immer mit den Kindern verbringt. Vier Jahre schon. Das ist aber auch eine lange Zeit und wer weiß, wie wir so im Alter werden. Das Ankommen fiel uns allen schwer. Lysanne brauchte wieder Zeit, sich an die neue - alte Umgebung zu gewöhnen und die beiden Größeren benötigten auch mehr Aufmerksamkeit und so spielte ich mit ihnen nacheinander, während unten die Waschmaschinen zu Höchstleitungen aufliefen. Am Abend wurde dann noch die kommende Woche geplant.

Am Ende der Woche hat Polly ihre Kommunikationsbreite weiter ausgebaut. Prusten und blubbern gehören nun auch dazu. Außerdem kann sie mit den Lippen schon Hubschraubergeräusche machen. Sie sind zwar noch etwas feucht, doch wenn sie imitiert wird, findet sie das komisch. Es ist schön, den Vieren zuzuschauen.

War jetzt ein bisschen lang und für mich doch schön.

Viel Spaß, Daniel


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Anke (kidsgo-Tagebuch-Betreuerin)

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In diesem Beitrag geht's um:

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