In der letzten Woche haben wir Entwicklungsschub Nummer zwei erleben dürfen. Max war sehr weinerlich, oft unzufrieden und ganz schön anhänglich. (Ja, mehr als sonst…das geht!)
Zu allererst muss ich mal sagen: Max, du bist einfach großartig und wir sind jeden Tag froh, dass du da bist. Auch wenn es Momente gibt, in denen man kurz vergessen zu haben scheint, dass dies so ist. Denn gerade in Zeiten eines Entwicklungsschubes, in denen es fast unmöglich ist, ein Baby von achteinhalb Wochen zu beruhigen, geht man ganz schön auf dem Zahnfleisch und fragt sich das ein oder andere Mal, wie man so naiv sein konnte zu glauben, dass es mit Kind nur schöne Zeiten geben wird. Natürlich waren wir nicht so naiv, aber was z.B. Schlafmangel bedeutet, kann man doch erst wirklich beurteilen, wenn man die versäumten Stunden Schlaf nicht mehr aufgeholt bekommt. Nicht zu vergleichen mit einer durchzechten Nacht, bei der die fehlenden Erholungsstunden spätestens an die kommende Nacht drangehängt werden.
Wir leiden zurzeit also irgendwie vermehrt an Schlafmangel, was allerdings nicht nur auf den Entwicklungsschub zurückzuführen ist. Der war zwar anstrengend, aber in Hinblick darauf, dass diese Anhänglichkeit und gleichzeitig Unzufriedenheit von Max in dieser extremen Version nur vorübergehend ist, waren die zwei, drei Tage doch ganz gut zu überstehen. Wir haben Max einfach gegeben, was er gebraucht hat. Mehr Mahlzeiten, Spielzeiten und einfach nur Nähe. Das Gute ist ja, dass wir ein immer funktionierendes Ass im Ärmel haben: spazieren fahren im Kinderwagen. Es dauert keine fünf Minuten und Max schläft tief und fest. Auf der einen Seite Segen ist dies aber auch gleichzeitig unser kleines Problem: Max schläft tagsüber ausschließlich im Kinderwagen, im Auto oder im Tragetuch. Es ist unmöglich ihn in seine Wiege oder aufs Sofa zu legen, um selbst ein wenig Schlaf nachzuholen. „Geht nich’“ gibt’s nämlich wohl! Natürlich kann ich ihm eines der drei Dinge immer bieten, aber wie gesagt: an eigenen Schlaf ist da nicht zu denken.
Die Nächte laufen zurzeit so ab, dass Max zu gaaanz unterschiedlichen Zeiten abends einschläft. Mal können wir ihn um 20.30h in seine Wiege legen und er schläft nach einigem „Erzählen“ ein. Zum Teil geht das sogar, wenn die Wiege im Schlafzimmer steht, meist steht sie aber im Wohnzimmer so dass er uns noch hört. Meistens aber ist das Hinlegen in die Wiege nur Wunschtraum und Max schläft nur ein, wenn er bei einem von uns auf dem Bauch liegen darf. Natürlich wacht er sofort auf, wenn wir ihn dann umlagern wollen.
In den meisten Nächten sieht es aber so aus, dass er nicht vor 22.30h ruhig wird, dann aber ganz gut einschläft und gegen 00.30h Hunger hat. Wenn er satt ist, schläft er also problemlos ein, meldet sich dann aber ab etwa 2.30h permanent. Er braucht dann unbedingt den Schnuller. Sobald der im Mund ist, schläft er auf der Stelle weiter. Toll, könnte man denken. Nee, aber der Schnuller fällt leider alle drei bis sieben Minuten aus dem Mund. Also muss Muddi aufstehen (die Wiege steht vor, nicht neben unserem Bett) und den Schnuller wieder in die richtige Position rücken. Das hat bereits nach der zweiten Nacht so was von genervt, dass Muddi, schlau wie sie nun mal ist, gesagt hat „Das mache ich nicht mehr mir, der Schnuller bleibt weg“. Sie hat also versucht, Max anderweitig zu beruhigen. Klar, erstmal mit Stillen – der Kleine hat bestimmmmmt Hunger. Nö – nuckeln gerne, aber trinken: nein. Also wieder zurück in die Wiege. Nach fünf Minuten beginnt Gejammer und Gemecker. Also ab auf den Arm mit dem Kind, schuckeln, wiegen, kuscheln, küssen… Max ruhig, Patrizia froh, Kind zurück in die Wiege. Nach weiteren fünf Minuten startet wieder Gejammer und Gemecker, Muddi denkt sich „Klar, Kind, jetzt ist dir eingefallen, dass du nämlich doch Hunger hast“ und versucht wieder zu stillen. Aber: richtig, Kind hat gar keinen Hunger. Also wieder auf den Arm, durchs Zimmer laufen, beruhigen (dauert etwa 10 Sekunden, dann ist das Kind wieder eingeschlafen). Klappt. Okay, denkt sich Muddi. Auf ein Neues. Kind zurück in die Wiege, Mami zurück in ihr Bett gekuschelt. Nach einer Minute: Gejammer. Muddi: am Rande des Wahnsinns, übermüdet, hilflos, wütend. Ich stecke also den Schnuller rein. Was passiert? Kind ist ruhig, schläft binnen Sekunden. Nach etwa fünf Minuten: Kind jammert, Muddi springt auf, steckt den Schnuller wieder rein, Kind wieder ruhig.
So. Würde ich nicht irgendwann verzweifelt meine Sachen packen und mit dem Kleinen ins Wohnzimmer umziehen, wo er dank Ecksofa in Griffweite liegt, würde sich das vermutlich die ganze Nacht so weiter abspielen.
Aber ist das die Lösung? Gibt es überhaupt eine Lösung? Ich hatte ja gehofft, dass Max ohne Schnuller einfach auf den Daumen umsteigt. Aber das macht er nur tagsüber, wenn er zufällig seine Hand findet. Jetzt fragen wir uns natürlich, ob das eine Phase ist, die es irgendwie zu überstehen gilt oder der Anfang einer blöden Angewohnheit. Ist es nur eine Phase, wäre es alles halb so schlimm, weil wir uns keinen Kopf machen brauchen. Dann überstehen wir auch diese Nächte, immer im Kopf, dass jede geschaffte Nacht nicht mehr zurückkommt. Aber vielleicht legen wir mit unserer Unwissenheit gerade auch die Weichen für ein absolut unmögliches Schlafverhalten von Max?! Das Umziehen aufs Sofa zum Beispiel, oder das Einschlafen bei „Alltagsgeräuschen“. Aber zurzeit geht beides oft nicht anders, wenn wir ihn nicht schreien lassen wollen. Und das wollen wir selbstredend nicht. Mhmm. Dann denke ich wieder, dass der kleine Mann gerade mal acht Wochen auf der Welt ist und alles Recht hat, unzufrieden zu sein und Nähe einzufordern. Egal wie das dann aussieht. Danach denke ich, dass wir doch aber irgendwann auch anfangen müssen, geregelte Schlafzeiten einzuführen. Dann denke ich, dass ich zu viel denke und das, denke ich, ist doof.
Fazit: Denken nervt. Schlafen wäre schön. Alles ganz normal. Alles ganz normal?
Dass das Thema Schlaf in dieser Woche so dominiert, könnte unter anderem daran liegen, dass die letzte Nacht um ca. drei Uhr endete. Wo sie doch erst um 23 Uhr angefangen hat und zweimal Stillen dazwischen lag. Puh. Jetzt wollen wir aber mal halblang machen. Wo kommen wir denn da hin, wenn wir nur jammern? Aber ohne geht ja auch irgendwie nicht.
Natürlich möchte man fremden Leuten (fremd bedeutet in diesem Fall alle außer Julian und mir) aber nicht nur Schlechtes erzählen. Das wiederum führt dazu, dass man die Sorgen und auch manchmal die Wut mehr oder weniger zu Zweit teilt. Besser als es alleine zu erleben, klar. Aber man muss schon aufpassen, dass man sich als frisch gebackene Eltern nicht nur noch gegenseitig die Ohren volljammert über zu wenig Schlaf, zu wenig Paarzeit und weiteres. Neulich habe ich darüber nachgedacht, wie manche Paare ernsthaft glauben könnten, ein Kind könnte eine nicht mehr funktionierende Beziehung retten. Also wirklich! Ich glaube, dass eine Beziehung gerade gut funktionieren muss, um diese erste anstrengende Zeit ohne zu viel Streit und Zickereien zu überstehen. Zum Glück klappt bei uns in dieser Beziehung alles ganz gut, auch wenn wir uns natürlich manchmal eine kleine Auszeit wünschen würden, die im Moment immer nur jeder einzeln nehmen kann.
Aktualisierung: ich schreibe heute an einem anderen Tag weiter und war kurz davor, das oben Geschriebene zu löschen. Oder zu zensieren. Denn heute ist alles überhaupt nicht mehr so schlimm, wir hatten eine grandiose Nacht: um 20.00h Stillen, um 21.00h fast widerstandsloses Einschlafen in der Wiege im Schlafzimmer, um 00.30h erstes nächtliches Stillen mit anschließendem Einschlafen ohne Probleme, um 5.30h zweites „nächtliches“ Stillen, danach ausschlafen bis 8.30h. Ist das nicht superdupertoll? Ich bin ausgeschlafen wie nach 15 Stunden durchgehendem Schlaf :-) Zwar musste ich das ein oder andere Mal den Schnuller einsetzen, Max hat ihn aber entweder im Mund behalten oder aber nicht mehr gebraucht, nachdem er rausgefallen war.
Ich kann jetzt also mit Aaaaabstand (also nach zwei Tagen) behaupten, dass die megaanstrengenden Nächte wohl nur vorübergehend waren. Max ist nach diesen Tagen und Nächten jetzt viel entspannter. Außerdem hat er jetzt fast regelmäßige Wachphasen in denen er sehr aufmerksam ist. Er erwartet dann auch, dass er beschäftigt wird, was ich größtenteils auch mache, denn mittlerweile macht es ja richtig Spaß, wenn wir zusammen Fratzen schneiden und gegenseitig Geräusche nachahmen. Ich versuche auch weitestgehend Spaziergänge mit dem Hund so zu legen, dass sie nach einer Wachphase von Max liegen, so dass er dann beim Spaziergang schön einschlummern kann. Wenn ich ihn dann zu Hause noch im Kinderwagen liegen lasse, schläft er manchmal bis zu drei Stunden am Stück. Ich habe das Gefühl, dass es ihm sehr gut tut, wenn er einen gewissen Rhythmus hat und nicht gerade in einer Wachphase im Kinderwagen einschläft und in müden Momenten wach „gehalten“ wird.
Alles in allem scheint Max also sehr zufrieden zu sein und seine wachen Phasen sehr zu genießen. Entweder wird er von Mama und Papa bespaßt, oder Oma und Opa übernehmen den Part. Es gibt also immer etwas zu lachen. Wenn ich doch mal etwas anderes zu tun habe, und nicht permanent an Max Wippe sitze, ist Tony zur Stelle. Ich erlebe echt unglaubliche Momente mit den beiden. Habe ich vorher noch gesagt, dass ich die beiden niiiiiemals zusammen in einem Raum alleine lassen würde, weil ein Hund immer noch ein Hund bleibt, für den man die Hand nicht ins Feuer legen kann, würde ich jetzt schwören, dass Tony Max niemals etwas tun würde. Natürlich lasse ich die beiden nicht minutenlang alleine zusammen, aber wenn ich in der Küche bin und dann mal eben ins Wohnzimmer muss, dann bleibt Tony schon mal alleine bei Max. Wenn ich dann in die Küche zurück komme, liegt Tony IMMER direkt neben Max und passt auf. Aber nicht wachsam, so dass man sich wiederum Gedanken machen müsste, ob er jemandem etwas tun würde, der Max zu nahe kommt. Nee, einfach nur lieb. Donnerbuddys fürs Leben!
Max war diese Woche mit uns auf einer Geburtstagsfeier. Da diese abends stattfand und wir Max gerne bei uns haben wollten, haben wir ihn dann am Ort des Geschehens ins Tragetuch gewickelt, so dass er eng an Papa gekuschelt schlafen konnte. Wir freuten uns also auf ein wenig Abwechselung und das ein oder andere nette Gespräch. Leider schalten die Leute in unserer Gegenwart dann irgendwie sofort in den Baby-Weichspül-Modus und wir müssen zehnmal am Abend erzählen, wie die Nächte sind, ob ich stille, wie es insgesamt so ist, um als Fazit von allen zu hören, dass es besser wird, egal was wir sagen. Wir sagen also: es ist alles gut, natürlich gibt es anstrengende Phasen oder Nächte mit weniger Schlaf, aber alles in allem ist es schön. Die Antwort lautet prompt: das wird besser! Wir erinnern uns: wir möchten ja fremden Leuten nichts Schlechtes erzählen! Vermutlich könnten wir auch sagen „Alles ist superperfekt“ und bekämen als Antwort „Das wird besser“?!
Die allererste Frage allerdings, wenn man mit Baby im Tragetuch auftaucht, ist immer: „Kriegt der denn da drin überhaupt Luuuuuft???!!!!!“ Und zwar mit einer leicht vorwurfsvollen Betonung, die dazu führt, dass man sich sofort ertappt fühlt, obwohl man gar nichts getan hat. So wie in der Bahn, wenn die Kontrolleure einsteigen. Man weiß hundertprozentig, dass man sein Ticket dabei hat, hyperventiliert aber fast vor Angst, beim Schwarzfahren erwischt zu werden.
Nach der siebenundreißigsten „Kriegt der überhaupt Luft“-Frage antworten wir also irgendwann mit „Nein, wieso?!“, was dann natürlich den siebenundreißigsten Fragensteller verunsichert, er wollt ja nur mal fragen. Sorry, lieber siebenundreißigster Fragensteller, dass ausgerechnet du dann eine blöde Antwort erhältst. Frag doch beim nächsten Mal einfach früher, dann bekommt erst der nach dir die blöde Antwort ;-)
Das Ende der Woche haben Julian und ich auf einer Kinderkleider- und Spielzeugbörse ausklingen lassen. Ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, ob die beiden Playmobilflugzeuge wirklich für Max sind. Hm, Julian? Ein bisschen hast du da doch an dich selbst gedacht :-) Jedenfalls haben wir wirklich ein paar sehr schöne Sachen gefunden, Klamotten, Spielzeug, Musikinstrumente. Außer den Klamotten können wir Max unsere Schnapper ja leider noch nicht präsentieren (nagut, könnten wir, aber ohne eine Reaktion machts ja keinen Spaß), es wird also alles erstmal auf dem Dachboden verstaut. Gefreut haben wir uns vor allem über eine riesige Tonne voller Holzbauklötze, für die wir ein Vermögen ausgegeben hätten, über deren Loswerden der Verkäufer aber so froh war, dass er nur zehn Euro haben wollte. Kraaaaasssssssss! :-)
Wie schön, wenn eine Woche so gut endet und die neue Woche mit einer so guten Nacht beginnt! Freunde, das Leben ist schön!
In diesem Sinne: seid fröhlich!
Ich war schon öfter fröhlich,
ganz fröhlich ganz fröhlich,
doch so verblüffend fröhlich
war ich bis heut noch nie
Ich bin auch schon mal traurig,
so abgrundtief traurig,
dann bin ich schaurig traurig,
dann tut mir alles weh
Bin manchmal leicht neurotisch,
psychotisch und chaotisch,
labil und neogotisch,doch heut bin ich ok
Bin ich deshalb so fröhlich,
so fröhlich, so fröhlich,
fast übertrieben fröhlich,
so fröhlich war ich nie
„Warum bin ich so fröhlich“ ( H. van Veen)
Bild: privat