Wir ziehen Bilanz.
Lieber Leserinnen, liebe Leser,
egal in welchem Job, egal bei welchem Unternehmen – eines gab es immer: Das 100-Tage-Feedback. Ein Tool, um sich nach den ersten Wochen in der neuen Arbeitsstelle zu reflektieren. Und beurteilt zu werden. Ein Abgleich zwischen Vorgesetztem und Mitarbeiter. Denn der Welpenschutz ist vorbei. Unser Anton ist heute 94 Tage alt. Zeit also auch hier für ein 100-Tage-Feedback. Und damit es fair bleibt, halte ich mich natürlich an die gängigen Beurteilungskriterien. Ist eh klar.
Soziale Kompetenz
Du bist ein wahrer Menschenfänger! Noch kann man dich völlig stressfrei jedem auf den Arm geben und du genießt es. Das macht es so leicht. Denn alle sind verzückt von dir und ein bisschen stolz, wenn sie dich sogar beruhigen konnten. Du bist ein absolutes Gesellschaftsbaby und weißt genau, wann Willi und ich Ausgang haben. So liegst du ganz entspannt in der Trage, wenn wir mit Freunden im Biergarten sitzen. Oder verschläfst im Wagen deine erste Einzugsparty, auf die wir eingeladen sind. Letzte Woche war ich mit meinen alten Kollegen auf einer Grillfeier. Und Anton? Versprüht gute Laune, lässt sich easy handeln und wird von meinem Chef entspannt in den Schlaf geschaukelt – damit ich mal wieder in Ruhe essen kann. Ich höre oft, dass wir ein Vorzeigebaby hätten, denn in Gesellschaft ist immer alles total relaxt. Ja, auch wir haben harte Abende voller Weinen und Quengeln. Aber wenn wir unterwegs sind, dann könnte es nicht besser laufen.
Danke, danke, danke für diesen Charakterzug. Das gibt die volle Punktzahl!
Integrität und Flexibilität
Du zeigst ganz deutlich durch deine Handlungen, wenn dir etwas nicht passt. Denn weinen kannst du extrem gut. Doch irgendwie hast du ein vornehmes Organ und brüllst nur selten wirklich laut. Du maunzt eher kläglich. Unsere Nachbarn beteuern immer wieder, sie würden nichts von dir hören – selbst mit offenem Fenster.
Doch Integrität beinhaltet ja auch Aspekte von Unbestechlichkeit. Und da haben wir wohl noch einen Weg zu gehen. Denn noch nie, nie, nie hast du die Brust nicht dankend angenommen. Und dann ist direkt Ruhe im Karton. Entweder hast du nonstop Hunger oder du bist einfach bestechlich. Integer wäre das dann nicht wirklich.
Und wenn gar nichts mehr geht und du dich richtig in Rage schreist – Einschub: Passiert sehr selten! – dann lässt du dich mit einer Suspension bestechen. Die Suspension wird bei Säuglingen bei Blähungen und Bauchweh eingesetzt. Zwei Tropfen auf den Schnuller und jedes Geheule ist vergessen. Das leicht süßliche Serum schnabulierst du mit Vorliebe und bist bereit, dafür auch das Weinen zu vergessen. Ich muss mich oft bremsen, dass ich es nicht inflationär einsetze. Denn es wäre oftmals so einfach…
Einfach ist aber etwas anderes: Das Autofahren! Daher sind wir zwei so super flexibel. Denn kaum passieren wir das Ortsschild Mainz, schaust du aus dem Fenster oder schläfst. So bin ich gute drei Stunden mit einem schnarchenden Baby bis zu meiner Mama nach Bayern gefahren. Oder kutschierte dich relaxt im Babysitz bis nach Würzburg. Die entspannte Art des Reisens macht es mir so leicht, liebe Menschen zu besuchen. Ich hoffe, dass wir weiterhin so flexibel mit dem Auto bleiben können. Eine deiner absoluten Stärken!
Nachtmanagement
Die Nächte, die Nächte… Noch vor drei Wochen hätte ich behauptet: Das „M“ in „Maike“ steht für „müde“. Spätestens alle 2 Stunden musste ich stillen. Und dann hast du so schlecht in den Schlaf gefunden. Stundenlang habe ich dich tragen müssen. Geschunkelt, gewippt und auch mal die Nerven verloren. Der Supergau? Wenn ich nachts die Windeln wechseln musste. Denn dann hatte ich auch mal um 3 Uhr morgens ein quietschfideles Kind auf dem Wickeltisch liegen. Und dann hieß es „Action“!
Beim Bäcker war ich regelmäßig schon vor der Türöffnung um 6 Uhr in der Schlange. Schlange ist natürlich Quatsch. Denn außer mir war nur die nette Bäckerin am Start. Und ein hellwacher Anton. Noch vor ein paar Tagen wäre dieser Aspekt also herzlich schlecht ausgefallen.
Aber Schritt für Schritt kämpften wir uns hoch, entwickelten Routinen und verlegten den großen Schlaf in die Nacht. Ich traue es mich kaum zu sagen, aber seit 5 Nächten schläfst du von 23.30 Uhr bis 7 Uhr morgens. Mit nur einer Stillunterbrechung. Die dauert dann zwar mindestens 50 Minuten. Aber ganz ehrlich… Ich fühle mich morgens wie nach einer Wellnessbehandlung. Da kann man nach 100 Tagen doch durchaus zufrieden sein.
Zielerreichung Zuwachs
Mit deinen mittlerweile 6600 Gramm und 63 cm bist du definitiv im Raum präsent. Mittlerweile haben wir Kleidergröße 62 hinter uns gelassen. Und ich bin ein bisschen wehmütig, wenn ich all die süßen kleinen Strampler einmotten muss. Ich dachte, du würdest in die riesigen 68er Bodys allenfalls im Herbst einziehen. Die Kinderärztin zeigt sich von dem Zuwachs beeindruckt und schaut meist zwei Mal hin, wenn es um die Entwicklung der letzten vier Wochen geht.
Du bleibst beim Essen dran und lässt dich weder von quasselnden Nachbarn, laufender Musik oder unterschiedlichen Stillpositionen ablenken. Dich zu stillen ist total easy, weswegen wir so wahnsinnig aktiv und mobil bleiben. Stillen geht im Sitzen, im Stehen, im Auto, auf der Couch, im Bett oder auf dem Boden. Das liebe ich. 10 von 10 Punkten!
Verhalten gegenüber Kollegen*innen
Vermutlich interpretiere ich hier zu viel in meinen Nachwuchs. Doch irgendwie ist die Stimmung immer gut, wenn wir andere Babys treffen. Du gurgelst dann gut gelaunt vor dich hin, berührst die Fingerchen der anderen Zwerge oder schaust gespannt auf die wedelnden Arme deines Gegenübers. Immer, wenn Freundinnen mit ihren Kids vorbeischauen, hast du eine gute Zeit. Das kann Zufall sein oder du magst das einfach. Willi würde dazu sagen: „Wissen ist Macht und es nicht zu wissen macht auch nichts.“ Joa, ich denke, das fasst es zusammen.
Letztens habe ich eine Freundin in Würzburg besucht, die dort mit ihrer süßen Tochter (9 Monate) wohnt. Anton und die Kleine waren so goldig zusammen… Haben sich an ihren Händen festgehalten und waren ganz selig. 1A mit Sternchen!
Die Bilanz der ersten 100 Tage. 100 Tage meines neuen Lebens. 100 Tage deines gesamten Lebens. Es ist irre, was ich schon über dich weiß. Wie ich deine Launen erkenne, deinen Rhythmus finde und unseren Alltag strukturiere. Wie schnell die Zeit vergangen ist. Wie kurz ich erst Mutter bin.
Letztendlich muss ich allerdings feststellen, dass dieses Feedback nur Augenwischerei ist. Denn ich bin hier vor allem eins: Nicht der Chef. Denn der Boss bist du, Anton. Jeden Tag gibst du den Takt vor. Machst die Regeln. Und lehrst mich Geduld. Zeigst mir, was Liebe bedeutet. Und gibst dem Wort „Familie“ eine Bedeutung. Mich hat noch nie ein Mensch in so kurzer Zeit geprägt.
Ich bin gespannt, was für ein Feedback ich mal von dir bekommen werde. Sei nicht so hart mit mir, mein Schatz.
Bis nächste Woche
Maike
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Anke (kidsgo-Tagebuch-Betreuerin)
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