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Baby-Tagebücher von Judith

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

7. Woche

Resettaste: Noch mal alles neu.

Wichtige und befreiende Entscheidungen und eine große erste Reise.

Ich gehöre zu den Personen, die Gefühle nicht sofort identifizieren und bewusst wahrnehmen. Bereits seit vorletzter Woche spüre ich, dass etwas nicht glatt läuft, schaffe es aber nicht genau zu benennen. Ich merke das leider nur an meinem Essverhalten. Ich war mit 14 Jahren wegen Magersucht in Behandlung, das können hier (leider) sicher einige nachempfinden, wovon ich spreche. Ich bin heute weder untergewichtig, noch restriktiv bezüglich Lebensmittel mit wenigen Ausnahmen. Doch wenn etwas in der Luft liegt, pufft die Symptomatik empor.

Davon wollte ich eigentlich gar nicht schreiben, mache trotzdem den kleinen Exkurs. Ich habe sehr lange „rum gemacht“ mit dieser verfluchten Störung, bis ich an dem Punkt angekommen bin, an dem ich heute stehe. Jahrelang wurde mir von Gynäkologen vorhergesagt, dass eine Schwangerschaft wohl nur mit einer Hormonbehandlung möglich sei und dass das sehr unwahrscheinlich sei. Deshalb ist mein kleiner Schatz Ruben umso großartiger, weil er sogar trotz Verhütung entstanden ist. Schon allein dieser Aspekt ist für mich ein kleines großes Wunder und ein Meilenstein was diese Vergangenheit betrifft.

Nun aber zu dem, wovon ich schreiben wollte.

Ich musste mir letzten Mittwoch/Donnerstag eingestehen, dass ich total angespannt durch die letzten Wochen gestört bin. Klar, habe ich mich an Ruben unheimlich begeistern können und es total genossen. Da war aber immer dieses „Aber“. Aber ich muss doch noch lernen und das Kind schläft einfach nicht. Ich denke auch, dass mein armer Schatz das schon irgendwo mit bekommen hat. Vielleicht deshalb die Schreierei abends? Wer weiß das schon…. Vielleicht aber auch ein Grund. Jedenfalls habe ich letzten Donnerstag, ich war mit ihm draußen und die Sonne schien so wunderbar, beschlossen, dass ich mich nun wirklich voll auf Ruben (und Benjamin) konzentriere und nicht auf das Studium. Ruben werde ich nie wieder so erleben dürfen. Auch nicht in einem Jahr oder bei einem zweiten Kind. Das wäre nicht Ruben sondern ein ganz anderes Persönchen.

Jedenfalls habe ich so richtig gemerkt, wie ein großer Ballast von mir fiel. Das bedeutet nicht, dass ich nicht sofort zu meinen Unterlagen rase, wenn er einschlummert, aber der Druck ist von meinen Schultern gegangen. Ich versuche dennoch die Prüfungen mit zu schreiben, aber das stelle ich total hinten an. Manchmal merke ich schon, wie die Gedanken kreisen, weil ich bisher noch durch keine Prüfung gefallen bin und auch recht gute Noten hatte. Diesmal aber so was von überhaupt nicht im Stoff stehe. Das ist natürlich nicht einfach, aber ich weiß um meine Entscheidung, die mich total entspannt hat und sich richtig anfühlt.

Diesbezüglich hat sich noch etwas Neues ergeben!

Ich habe immer noch vor das Sommersemester zu studieren. Erschwerend kommt nun hinzu, dass Benjamin seit diesem Jahr einen Managementposten angenommen hat und mehr in die Kanzlei involviert sein wird. Es wäre also nicht sinnvoll jetzt gleich zu Beginn dieses Aufgabenbereiches ¾ Monate Elternzeit zu nehmen (was bei uns leider eh nicht sinnvoll ist, da es finanziell hinten und vorne nicht reichen würde). Jedenfalls habe ich damit auch ganz frustriert mein Berlinvorhaben schon schwinden sehen.

Letzten Freitag bin ich mit Ruben zu meinen Eltern gefahren. Bis Mittwoch (deshalb auch mein Eintrag erst so spät). Mein Vater überraschte mich mit einem Hammerangebot. Einen Abend fragte er mich, wie ich/wir das nun geplant haben mit Berlin und Ruben und alles. Ich habe ihm meine Wünsche erzählt und dass wahrscheinlich nichts davon umsetzbar sein wird. Er fing ganz zurückhaltend an, dass er über einen kurzen Zeitraum Teilzeit arbeiten könnte und keine Einbussen bei der Rente hätte. Zudem hätte er noch etliche Wochen Resturlaub und dass er mir anbieten würde, mit nach Berlin zu kommen. Der absolute Hammer. Ich hatte schon, vor dem besagten Donnerstag, nach stundenweiser Kinderbetreuung geschaut, was ich nie wollte. Mein Vater ist so unglaublich toll mit Kindern! Er wäre perfekt! Er hat mit Ruben immer Tango und Walzer getanzt, als er Bauchweh hatte und vieles mehr. Er hätte statt Beamter etwas mit Kindern machen sollen. Wie genau das gehen kann und ob überhaupt ist lange nicht geklärt, aber wenn nur ein Bruchteil dessen klappen würde, würde das viel entschärfen. Abgesehen natürlich von dem Stoff, der damit leider ;) noch nicht in meinem Hirn gespeichert ist.

Das Zugfahren hat hin und zurück super geklappt. Der RE von Jena nach Erfurt, davor hatte ich am meisten Respekt, aber auch dann nach dem zweiten Umstieg in Fulda, weil ich in den 30 und 20 Minuten Ruben nicht auspacken wollte, wenn er weint. Zudem er ja vorher bereits einige Zeit im Tragetuch gesessen haben würde. Aber alles friedlich. Mit dem Rollkoffer klappte alles super. Im ICE, im Kleinkindabteil, hat er gefuttert. Frische Windeln an, etwas spielen und wieder einpacken. Ich war zwar sehr froh, als ich dann wusste, dass wir gleich ankommen, aber das war ein sehr positives Erlebnis.

Mit meiner Familie war es wunderbar. Auch wenn es für Ruben garantiert zu viel war. Meine Schwester mit Kindern (6 und 8 Jahre) war ebenfalls bis Sonntag da und somit herrschte eine andere Lautstärke, anderes Licht, Gerüche, Leute. Jedenfalls hat Ruben abends viel und laut geweint. Das kann er mittlerweile nämlich sehr gut. Das war für mich sehr, sehr anstrengend. Besonders weil ich ihn dann auch nicht mehr abgeben konnte, da er dann nur noch schrie.

Ich habe versucht mein Bestes für ihn zu tun. Sogar Schnulli, was wir vermeiden wollten. Aber abends beruhigt ihn das unheimlich. Und stundenlang Finger ist irgendwie unpraktisch und Brust ebenfalls, weil er sich immer so ärgert, wenn die Milch einschießt und er doch nur nuckeln will. Dann ist ebenfalls nur Geschrei.

A propos Milch. Ich habe mir in Jena an der klinischen Milchbank Fläschchen zum Milchsammeln geholt. Ich versuche mal ob das zum Spenden reicht, was bei mir zusätzlich tropft. Das wird in Jena für die Frühchen verwendet. In 12 Stunden bisher 80 ml. Ich sollte auf 230 ml kommen. Mal sehen.

Soweit. Mir geht’s gerade gut ;)


Bild: privat

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Kommentare von Lesern:

Antje, Berlin08.02.2016 12:12

Na klar Judith, Studium ist nicht das Wichtigste zur Zeit. Es hörte sich schon ziemlich stressig an, was du vorhast. Schlaf lieber, wenn Ruben schläft. Ansonsten bist du nach wenigen Monaten total erschöpft. Und abendliches Schreien in den ersten Monaten gehört dazu. Mein Mann und ich resümierten gestern lachend auf der Couch: Noch eine Woche und dann sind es nur noch zwei Monate, bis die abendliche Unruhe bei Johann weniger wird.
Und Schnuller ist total super....genau aus den von dir besagten Gründen.
Und einen tollen Papa hast du auch.
Liebe Grüße, Antje

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Jana08.02.2016 10:13

Ich finde das toll, wie du alles meisterst und lese hier sehr gerne mit (auch und gerade weil es kein alles-toll-heile Welt-Tagebuch ist).
Das Studium hinten an zu stellen finde ich eine gute Entscheidung. Du kannst nicht alles 100% machen!
Und Glückwunsch zu so einem Vater!

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