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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Nina

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

22. Schwangerschaftswoche

Die Qual der Wahl

Meine Gedanken kreisen um die Wahl der Entbindungsklinik und rütteln alte Erinnerungen wach.

Hallo ihr Lieben!

Und schon wieder ist eine Woche vergangen. Bei uns sind gerade Kindergartenferien, so dass letzte Woche meine Eltern und diese Woche die Eltern meines Freundes bei uns zu Besuch sind, um unsere Kleine zu unterhalten. Insofern ist die Bude jeden Tag voll, was einerseits sehr schön ist, andererseits mit der Zeit aber auch sehr anstrengend sein kann.
Ich will mich überhaupt nicht beschweren – ganz im Gegenteil. Ich bin sehr dankbar, dass wir so tolle Großeltern haben, die hier jederzeit einspringen, wenngleich sie weit weg wohnen.
Allerdings bin ich nach den zwei Wochen auch immer wieder ganz froh darüber, wenn ich nach der Arbeit nach Hause komme und wir einfach mal unter uns sind.

Gleichzeitig genieße ich die Zeit, in der wir durchgehend Babysitter vor Ort haben, um auch mal wieder was für mich zu tun. So habe ich mich letzte Woche seit Ewigkeiten mal wieder mit zwei Kolleginnen getroffen, mit denen ich auch privat gut befreundet bin. Da beide auch kleine Kinder haben, ist es zwischenzeitlich eine kleine Herausforderung, einen gemeinsamen Termin zu finden. Am Mittwochabend haben wir uns in einem sehr netten und super leckeren vietnamesischen Restaurant getroffen.
Da eine der beiden gerade erst aus der Elternzeit zurückgekehrt ist und die andere in einem Monat wieder einsteigen wird, kreisten unsere Gespräche natürlich viel um das Thema Arbeiten mit Kind. „Wie organisiere ich mich am besten im Alltag?“, „Mit wie vielen Stunden steige ich ein?“, Wer bringt/holt wann die Kinder, damit man die Teilzeit am effektivsten nutzt?“, „Putzfrau ja oder nein?“ und vieles mehr.

Da ich momentan Vollzeit arbeite, beschäftigen auch mich diese Gedanken schon jetzt sehr. Bislang haben wir es irgendwie hinbekommen, wobei die Betonung überwiegend eher auf irgendwie liegt. Alles unter einen Hut zu bringen empfinde ich nach wie vor als große Herausforderung und kostet mich sehr viel Energie. Mit zwei kleinen Kindern kann ich es mir (zumindest in unserer speziellen Situation ohne weitere Unterstützung von Großeltern vor Ort) aktuell nicht vorstellen, wieder Vollzeit arbeiten zu können.
Aber dieses Thema schiebe ich erst mal vor mir her. Lassen wir den Krümel erst mal auf die Welt kommen. Dann sehen wir weiter. Dazwischen liegt ja noch mindestens ein ganzes Jahr, das ich auf jeden Fall in Elternzeit zuhause sein werde.

Ein anderes Thema, was mich derzeit stark beschäftigt, ist die Wahl der Entbindungsklinik. Eigentlich wollte ich mir „nur“ zwei Kliniken anschauen und war mir recht sicher, mich für eine der beiden entscheiden zu können. Nachdem ich mich in den letzten Wochen mit vielen Freunden und Bekannten darüber unterhalten und sie nach ihren Erfahrungen gefragt habe, bin ich nun wieder total verunsichert.

Die größte Herausforderung besteht tatsächlich in den Auswahlmöglichkeiten. In einem Radius von 10 km stehen uns bereits 4 Kliniken zur Auswahl. Erhöht man diesen Radius auf 20 km sind es bereits an die 10 Kliniken. Alle haben einen guten bis sehr guten Ruf. Einziges hartes Unterscheidungskriterium ist, dass an ausgewählten Kliniken Kinderkrankenhäuser angeschlossen sind. Das war bislang meine Orientierungshilfe. Allerdings sind diese Kliniken in der Regel sehr stark frequentiert, so dass Frauen immer wieder abgewiesen werden oder das Personal vor Ort überlastet ist. Diese Vorstellung macht nicht gerade Mut.

Nachdem meine erste Geburt sehr stark negativ von meinen Erfahrungen auf der Wochenbettstation geprägt wurde, spielt mein Bauchgefühl eine sehr wichtige Rolle. Das macht es nicht gerade einfacher, sich zu entscheiden.

Ich glaube, dies ist genau der richtige Zeitpunkt, um euch von meiner ersten Geburt zu berichten, damit ihr meine Gedanken nachvollziehen könnt.

Rückblick:
Nachdem ich eine wundervolle Schwangerschaft hatte, setzten zwei Tage vor dem errechneten Entbindungstermin nachts um 2 Uhr die Wehen ein. Diese kamen bis zum Morgen schon sehr regelmäßig, so dass wir dachten, wir müssten bald los.
Eine ausgiebige warme Dusche beruhigte alles wieder und wir genossen den Adventssonntag zuhause. Die Wehen kamen immer mal wieder und waren auch so stark, dass ich sie nur im Stehen veratmen konnte. Nebenher habe ich immer wieder mit meiner Freundin, die Hebamme ist, telefoniert. Das hat mir sehr geholfen und mich darin bestärkt, noch länger zuhause zu bleiben. Etwas panisch habe ich dann noch schnell alle Weihnachtsgeschenke eingepackt – man kann ja nie wissen.

Am Abend waren die Wehen dann so stark, dass wir gegen 20:30 Uhr in die Klinik aufbrachen. Zu meinem Leidwesen war meine Beleghebamme genau an diesem Wochenende auf einer Weiterbildung in Dresden, so dass ich zur Vertretung musste. Diese war zu Beginn auch sehr nett und gab mir ein gutes Gefühl. Beim Ankommen war mein Muttermund schon 4cm geöffnet, so dass wir voller Hoffnung waren, dass alles gut läuft. Nach einem CTG, welches ich weiterhin nur im Stehen ertrug, gingen wir noch eine Stunde an der frischen Luft spazieren. Anschließend mussten wir noch eine Weile auf den nächsten freien Kreißsaal warten.
Die Vertretungshebamme schaute immer mal wieder vorbei und meinte nur, dass ich das super mache. Untersucht hat sie mich allerdings nicht mehr. Meine eigentliche Hebamme war zwischenzeitlich informiert und auf dem Rückweg von Dresden. Nach und nach wünschte ich mir immer sehnlicher, dass sie bald ankommen möge.

Ab ca. 22 Uhr habe ich immer mal wieder Erinnerungslücken, da die Wehen so stark waren. Leider hatte ich so panische Angst vor einer PDA, dass ich mich dieser Möglichkeit total versperrte. Im Nachhinein betrachtet wahrscheinlich eine meiner größten Fehlentscheidungen. Auch die Hebamme wurde nicht tätig und ließ mich einfach vor mich Hinschreien (sorry, ich kann es nicht anders sagen und wie man hier raushören kann, bin ich nach wie vor echt sauer dahingehend), so dass die zwei Stunden, bis meine eigentliche Hebamme eintraf, nicht gerade zu den schönsten Erinnerungen zählen, die ich an die Geburt habe.

Ich glaube, sie kam dann genau zum richtigen Zeitpunkt. Ihre Untersuchung zeigte, dass sich die Kleine nicht ins Becken dreht und ihr Schädel bei jeder Wehe auf mein Becken knallte. Daher auch die Schmerzen. Nachdem sie mir klar machte, dass sich nun was ändern müsse, damit das Baby bald gesund auf die Welt kommen kann, wurde mir der Ernst der Lage bewusst. Unter Tränen willigte ich in eine PDA ein und wurde 15 Minuten später vom Anästhesisten im wahrsten Sinne des Wortes erlöst.
Heute kann ich es nicht mehr nachvollziehen, dass meine Angst so viel größer als die Schmerzen war. Allerdings weiß ich nun natürlich auch, dass eine PDA überhaupt nicht schlimm ist. Ganz im Gegenteil – bei mir hat sie sehr wahrscheinlich einen Kaiserschnitt verhindert. 1,5 Stunden nachdem die PDA wirkte, war unsere kleine Maus da. Und diese 1,5 Stunden waren einfach nur wunderschön und sehr entspannt.

Trotz der kleineren Zwischenfälle hatten wir also eine sehr schöne Geburt.

Am frühen Morgen wurde ich dann auf die Wochenbettstation verlegt. Die erste Nacht war auch sehr entspannt. Ich hatte glückselig mein Baby im Arm und die Kleine schlummerte einfach nur vor sich hin.
In dieser Nacht wurden in der kleinen Klinik 7 Kinder geboren. Den Trubel bemerkte man bereits am nächsten Tag. Untertags war alles halb so wild. Die tatsächlichen Auswirkungen spürte ich erst in der Nacht. Nachdem die kleine Maus ab 22 Uhr durchgehend schrie und immer wieder trinken wollte, wusste ich irgendwann nicht mehr, was ich noch tun soll. Immer wieder klingelte ich nach der Nachtschwester und immer wieder kam sie irgendwann total angehetzt rein, nur um mir dann nur zu erklären, dass ich das Baby einfach nur pucken müsse. 10 Sekunden später ging das gleiche Spiel wieder von vorne los.
Ich wurde zunehmend nervöser und die Erschöpfung brach über mich herein. Gegen 5 Uhr morgens war ich einfach nur noch ein körperliches und psychisches Wrack und hatte teilweise panische Angst, die Kleine vor lauter Erschöpfung fallen zu lassen.

Die einzige Lösung, die die Nachtschwester parat hatte, war, mir (mein immer noch schreiendes Baby) eine Stunde abzunehmen, damit ich etwas schlafen konnte.
Völlig überfordert ließ ich also zu, dass sie das Bettchen mit sich auf das Schwesternzimmer nahm. Ich glaube, dieser Moment gehört zu den schlimmsten meines Lebens. Vielleicht mag sich das für viele übertrieben anhören, aber ich kam mir als totaler Verlierer, als die schlechteste Mutter, als total Versagerin vor.

Seit diesem Tag hatte ich plötzlich panische Angst vor den Nächten. Sobald die Dämmerung hereinbrach, wurde ich zunehmend nervöser und ängstlicher. Gleichzeitig kamen die Stillprobleme dazu, so dass ich mich plötzlich in einem Teufelskreis befand, aus dem ich nicht mehr herausfand. Ein heftiger Babyblues setzte ein, der mich die ersten vier Wochen begleiten sollte und uns den Anfang echt schwer machte.
Auch der Fakt, dass meine Geburtsverletzung falsch genäht wurde und ich vier Tage nach der Geburt nochmals ins Krankenhaus zur Korrektur-OP musste, machte die Situation nicht gerade besser.

Grundsätzlich hätte mir alles auch in jedem anderen Krankenhaus so widerfahren können. Und sehr wahrscheinlich war es auch einfach nur eine unglückliche Aneinanderreihung von ungünstigen Umständen, die die Gesamtsituation ausmachten.

Nichtsdestotrotz halte ich mich an der Hoffnung fest, dass es auch besser laufen kann und wird. Daher ist es mir so wichtig, dass ich ein gutes Bauchgefühl bei der Klinik und dem Personal habe und mich gut aufgehoben fühle. Insofern schätze ich Erfahrungsberichte inzwischen mehr als Statistiken oder vergleichbare „hard facts“. Dies hat allerdings auch zur Folge, dass ich mir nun sehr wahrscheinlich mehr als die beiden ursprünglich geplanten Kliniken anschauen werde. Einfach nur, um für mein Bauchgefühl sicherzugehen, mich richtig entschieden zu haben. Wobei man dieses Fazit auch wiederum erst im Nachhinein beurteilen kann.

Wenn es passt, werde ich mir diese Woche die erste Klinik anschauen. Ich bin schon sehr gespannt, wie meine Eindrücke sein werden und wie die Entscheidung am Ende ausfallen wird.

Entschuldigt den etwas längeren Bericht in dieser Woche. Wie ihr merkt, habe ich noch immer nicht alle Themen von damals verarbeitet, was sich an diesen Meilensteinen der zweiten Schwangerschaft immer wieder zeigt und hochkocht. Vielleicht schaffe ich es ja, den ein oder anderen Punkt bis Dezember zu verarbeiten und abzuhaken.

In diesem Sinne euch allen eine schöne Woche!

Bis bald und liebe Grüße
Eure Nina


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Kommentare von Lesern:

Nina27.08.2019 19:27

Liebe Katharina,

vielen Dank für deine lieben Worte. Bislang hatte ich eine ambulante Geburt tatsächlich nicht auf dem Schirm.
Nachdem mich auch meine Hebamme darauf angesprochen hat, werde ich es mir in den nächsten Wochen mal durch den Kopf gehen lassen.
Gerade wenn der Kleine tatsächlich an Weihnachten zur Welt kommen würde, wäre es schon sehr schön, zuhause bei meiner Familie sein zu können.
Ich werde euch auf jeden Fall auf dem Laufenden halten.
Liebe Grüße nach Berlin,
Nina

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Katharina, Berlin24.08.2019 21:56

Liebe Nina,
schade, dass du auf der Wochenbettstation so schlechte Erfahrungen gemacht hast. Hast du eigentlich schon mal überlegt, nach der Geburt wieder nach Hause zu gehen? Das haben wir nach zwei Entbindungen im Geburtshaus so gemacht und es war einfach gut, auch wenn ich bei dem Großen ein echtes Stillproblem hatte. Ein Krankenhaus wäre mir dabei wahrscheinlich keine Hilfe gewesen. Du hast eine Hebamme und kannst dich ungestört vom Krankenhausbetrieb mit deiner Familie auf euer Baby einstellen. Das kommt einem gerade vor dem zweiten Kind ein bisschen abenteuerlich vor. Aber ich fand, dass sich zu Hause alles ganz schnell zurechtruckelt. Vielleicht wäre das ja auch eine Erfahrung für dich, die deine Erinnerungen an dein erstes Wochenbett zu einem guten Ende bringt. Ich wünsche dir, dass es diesmal richtig schön wird, ob zu Hause oder im Krankenhaus. Liebe Grüße, Katharina

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