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Baby-Tagebücher von Gerd

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

39. Woche

Endlich wieder Zeit für uns?

Unverhofft bekommen wir freie (oder wenigstens freiere) Abende. Und ich muss Präsident Obama Recht geben.

06.10.2009

Die Blogs der letzten Woche(n) fand ich doch sehr bezeichnend. Kaum wird es kälter, greifen die ersten Krankheitswellen um sich. Es gibt offenbar für Eltern nur zwei Themen: Krankheit und Schlafen.

Krankheitsmäßig geht es wieder normal, Alexander und meine Frau sind wieder gesund. Tanja schnieft vor sich hin, aber das ist bei Kindergartenkindern ja ein chronischer Zustand zwischen Oktober und April

Schlafen, schlafen, schlafen – bei uns auch ein echter Dauerbrenner.
Bei Alexander gibt es da jetzt eine Entwicklung, von der wir noch nicht so richtig wissen, wie wir sie einschätzen sollen.
Bisher war ja bei ihm das Problem, dass er oftmals beim zweitletzten Stillen, also so gegen 19:30 – 20:00 Uhr, für ein paar Minuten einschlief. Genauer gesagt, er schlief ein und wir haben ihn gleich wieder geweckt. Denn unsere Annahme war, dass er so früh eh noch nicht durchschläft, also dann mitten in der Nacht wach werden würde. Was ja nun so ziemlich das Letzte ist, was man möchte. Im Ergebnis war Alexander dann wieder oft bis um mindestens 22 Uhr putzmunter, was unsere Annahme bestätigte.
Sonntag Abend war Alexander nun zu diesem früheren Zeitpunkt aber so hundemüde, dass wir irgendwie auf die Idee kamen, ihn schon zu diesem Zeitpunkt ins Bett zu packen. Und tatsächlich schlief er nach dem Stillen tief ein.
Bei uns erstmal blankes Entsetzen: Ein kinderfreier Abend? Beide Kinder im Bett und schlafen? Was haben wir falsch gemach? Da stimmt doch was nicht. Und was machen wir denn jetzt, wenn wir kein Kind zu betreuen haben?

Das Letzte ist überhaupt eine ganz merkwürdige Veränderung, wenn man Kinder hat. Bevor man Kinder hat, hat man eigentlich keine Probleme, den Tag oder den Abend rumzukriegen. Fernsehen, lesen, aufräumen, Sport machen, spazieren gehen, irgendwas macht man immer. Aber wenn sich dann für ein paar Monate oder Jahre um ein oder mehrere Kinder gekümmert hat, und dann plötzlich mal kein Kind zu betreuen hat, weiß man kaum noch, was man mit dieser Zeit anfangen soll. Wenn man dann nicht Sachen erledigt, die dringend erledigt werden müssen, hängt man mehr oder weniger rum, unfähig, diese Zeit wirklich sinnvoll zu nutzen. Ich glaube, das muss so ähnlich sein, wenn man vom Arbeitsleben in die Rente geht – plötzlich hat man sooo viel Zeit, die man erst mal wieder füllen muss.

Auf jeden Fall verbrachten wir diesen Tag vor dem Babyphon. Das kann doch nicht sein, dass der Kleine jetzt schon schläft. Wir trauten uns nicht mal, ein Glas Wein zu trinken, denn wir hatten ja keine Ahnung, wie die Nacht werden würde.
Tatsächlich meldete er sich noch mal gegen 22 Uhr, ließ sich dann aber wieder beruhigen und schlief weiter. Mit bangen Gedanken gingen wir dann ins Bett: wie würde die Nacht werden? Würde Alexander spätestens um 5 Uhr ausgeschlafen haben? Oder lange Wachphasen um 2 Uhr haben? Nein, er schlief bis auf seine üblichen nächtlichen Stillmahlzeiten bis 9 Uhr durch. Totales Erstaunen bei uns.

Das gleiche Spiel am Montag Abend. Als meine Frau um 19:30 Uhr Tanja ins Bett brachte, merkte ich, dass Alexander schon wieder todmüde war. Wieder ausprobiert und wieder schlief er weitgehend durch. Jedenfalls mit nicht mehr Problemen als in den Nächten, als wir ihn erst um 22 Uhr ins Bett gebracht hatten.

Dienstag Abend erschien er mir um 20 Uhr noch so wach – keine „kleinen“ Augen, kein Augenreiben, keine Quengeligkeit – dass ich noch zu meiner Frau meinte: „Das wird heute nichts, der ist ja noch ganz wach.“ Nach dem Stillen schlief er dennoch ein.

Mittwoch Abend schlief er zwar um 20 Uhr noch nicht ein, aber um 21 Uhr – also immer noch eine Stunde früher als bisher.
Und so ging das weiter. Meistens schläft er jetzt tatsächlich schon um 20 Uhr ein. Meldet sich dann noch mal kurz gegen 22 Uhr, um dann weiterzuschlafen.

Sollten wir jetzt doch zu kinderfreien Abenden kommen?
Anscheinend stellt sich derzeit ein Schlafrythmus um. Von drei Mal schlafen am Tag stellt er sich jetzt auf zwei Mal um, nämlich einmal 2 Stunden nach dem Aufwachen und dann noch mal am frühen Nachmittag. Beides Mal schläft er so zwischen 45 Minuten und 1,5 Stunden. Ab da bleibt er die 5-6 Stunden bis zum Nachtschlaf um (derzeit) 20 Uhr wach.
Hoffen wir mal, dass das so bleibt.

Eine Sache muss ich übrigens korrigieren: Wenn Alexander robbt, dann nicht mit beiden Körperhälften, also nicht links-rechts-links-rechts. Er drückt sich immer nur mit dem rechten Bein ab. Zieht sich dann wieder zusammen und stößt sich wieder rechts ab.
Da er damit ganz gut voran kommt, gibt es derzeit keine Krabbelversuche. Stattdessen fängt er jetzt an, sich hochzuziehen. Zum einen, indem er versucht, sich auf kleinere Hindernisse (Kissen, Beine o.ä.) beim Robben hochzuschieben. Und zum anderen, indem er versucht sich am Sofa auf die Knie hochzuziehen. Wenn das nicht klappt, dann wird aber lautstark protestiert.....
Das mit dem Hochziehen führt nun dazu, dass wir anfangen müssen, auch etwas höher befindliche Sachen zu sichern. Den Schlüssel unserer Schuh-Truhe und von einem Schrank mussten wir schon abziehen. Jetzt wandert eben alles wieder Stück für Stück nach oben.

Alexander hat jetzt eine Art „theatralisches Heulen“ entwickelt. Also ein Heulen, mit der sagen will: „Ich armes, armes Baby, keiner mag mich, ich kann mich ja auch gleich umbringen, wenn mich keiner mag.“ Das macht er immer dann, wenn er müde ist und meint, nicht genügend Aufmerksamkeit zu bekommen. Dann liegt er auf dem Bauch, den Kopf auf die Hände gelegt und heult zum Steinerweichen. Wenn man ihn dann hochnimmt – keine einzige Träne. Das ist ein reines Show-Heulen. Aber ich muss es zugeben, es hat trotzdem seine Wirkung, denn wer lässt denn schon ein schluchzendes Baby auf dem Boden liegen?


Diese Woche war Premiere beim Zufüttern. Wir lassen ja die Breiphase aus und gehen gleich von Milch zu fester Nahrung über. Das haben wir bei Tanja notgedrungen gemacht, weil sie keinen Brei essen wollte und es hat auch echte Vorteile. Kein blödes Ausprobieren überteuerter Gläschen. Kein Nachdenken, wo man jetzt gerade unterwegs das Gläschen mit der leckeren „Pastinake-Knoblauch-Gänseschmalz“-Mischung aufwärmen kann. Überhaupt: habt Ihr mal solche Gläschen probiert? Die schmecken ja ................. öööööööööööööörg. Kein Wunder, dass man die Kleinen dafür nur schwer begeistern kann. (Jaja, ich weiß, man kann auch Brei selber machen, aber wer macht das denn wirklich?) Wir fangen jetzt mit Brötchen an. Also natürlich keinem ganzen Brötchen, sondern mit kleinen Stücken, die wir Alexander in den Mund geben. Das geht sogar ganz gut, da er bei den Mahlzeiten inzwischen in seinem Hochstuhl bei uns am Tisch sitzt.

Es war noch nachgefragt worden, wie das denn mit Tanja mit der Nahrungsumstellung genau war. Wie so üblich und „vorgeschrieben“ fingen wir bei ihr mit 6 Monaten mit den Gläschen an – Karotte, wenn ich mich recht erinnere. Tanjas Gesicht verzerrte sich in „Igitt“ und sie weigerte sich nach ein paar mal Versuchen, irgendwas vom Löffel zu nehmen. Egal ob Gemüse- oder Obstbrei. Beim nächsten Besuch bei der Kinderärztin gab die uns zwei Alternativen: Entweder stillt man das Kind einfach so lange nicht, bis es so Hunger hat, dass es alles isst. Oder man wartet einfach mal ab. Und so ab 10 Monaten könnten Kinder ohnehin alles mitessen, ab da sollten wir es mal mit klein gemachter „Stulle“ versuchen. Da Alternative 1 uns zu brutal erschien, stillte meine Frau einfach weiter. Gelegentlich versuchten wir es mit Brot, was aber überhaupt nicht klappte. So langsam wurden wir nervös, denn mit 11,5 Monaten wollte meine Frau wieder arbeiten gehen und bis dahin musste irgendeine Lösung her. Mit 10,5 Monaten bekam dann Tanja ein Milchhörnchen in die Hand. Und als wir das nächste Mal schauten, war die Hälfte des Hörnchens weg. Ab da war der Knoten geplatzt und binnen kurzem aß Tanja ganz normal Nudeln, Brötchen, Gemüsestücke u.ä.

Mareike fragte sich im letzten Blog, wann sie eigentlich die Fläschchen einsetzen soll. Wir haben nur eine einzige Flasche mit etwas Fertignahrung, und die ist für den absoluten Notfall gedacht. Gerade wenn man lange stillt, sind die Dinger eigentlich überflüssig. Klassischer Fall für Ebay.


Nachdem ich dem hiesigen Versorgungsamt die Untätigkeitsklage angedroht habe, ist nun endlich unser Widerspruch gegen den Elterngeldbescheid entschieden worden. Natürlich abgelehnt, ohne dass man sich mal die Mühe gemacht hätte, sich mit unseren Argumenten auseinanderzusetzen. Ich habe diese Woche nun Klage erhoben. Leider geht das nur beim Sozialgericht. Die pfeifen hier trotz personeller Verstärkung aus dem letzten Loch, weil sie mit Tausenden von ALGII-Klagen (darunter viele Eilanträge) überzogen werden. Wenn wir nicht das Glück haben, dass der zuständige Richter mal froh ist, etwas anderes entscheiden zu können als ALGII-Sachen, wird unsere Klage wohl einige Jahre ruhen, bis sie irgendwann entschieden wird.

Diese Woche bekam US-Präsident Obama ja den Friedennobelpreis. Dazu kann man stehen, wie man will, einen Gedanken aus seiner Dankesrede kann ich aber als Vater nur unterschreiben:

Obama berichtet zunächst, wie er von der Nachricht überrascht wurde. Und weiter (Ergänzungen in den Klammern von mir zum besseren Verständnis):

"Nachdem ich diese Neuigkeit erhalten hatte, kam (meine Tochter) Malia rein und sagte:
'Papa, Du hast den Nobelfriedenspreis gewonnen. Und Bo (ich glaube, das ist der Hund von Obama) hat Geburtstag.'
Und (meine andere Tochter) Sasha fügte hinzu: 'Und außerdem haben wir jetzt bald ein Drei-Tage-Wochenende'
Es ist gut, Kinder zu haben, um die Dinge in der richtigen Perspektive zu haben."

Das kann ich nur unterschreiben. Egal was man getan hat und wie wichtig es einem erscheint, es bedeutet Kindern nicht mehr als ihre eigene kleine Welt.

Aus der Rubrik „Kindermund“ zwei Anekdoten von Tanja:
Nr. 1: Meine Frau unterhält sich mit ihr über die Tierpfleger im Zoo und meint zu ihr: „Vielleicht wirst Du ja auch mal Tierpflegerin.“
Tanja: „Nö, ich werde lieber eine normale Frau wie Du.“

Nr. 2: Meine Frau unterhält sich mit ihr über Männer und Heiraten. Und meint zu ihr: „Du wirst vermutlich auch mal einen Mann haben.“
Tanja: „Das ist mir viel zu aufwendig, einen Mann zu suchen.“

Mal schauen, was aus diesen Ansichten wird. Jedenfalls ist das 2. schon mal ein guter Einstieg in die Rede, die ich vielleicht mal als Brautvater halten darf.



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