Meine Erfahrung mit Myomen und wie wir dennoch schwanger wurden.
Liebe Leserinnen und Leser,
mein Name ist Alexandra, ich bin 38 Jahre alt, Flugbegleiterin und in der dreizehnten Schwangerschaftswoche. Mein Partner Michael und ich, nennen unser Baby liebevoll Wu(nsch)ki(nd), da es unser absolutes Wunschkind ist.
Unsere Schwangerschaft ist leider von einem gesundheitlichen Problem überschattet, von dem unser Wuki nicht besonders viel zu merken scheint. In meiner Gebärmutter befindet sich seit einigen Monaten ein walnussgroßes Myom, dass ich offensichtlich am Liebsten wieder los wäre und es deshalb durch den Muttermund nach aussen drücke. Da dieses aber an der Gebärmutterwand befestigt ist, füllt es den Muttermund komplett aus - steckt quasi fest - und verschließt den Eingang.
Vorab eine kurze Erläuterung was ein Myom ist:
Myome sind gutartige Geschwülste (also kein Krebsgeschwür) der Muskulatur der Gebärmutterwand, die bei ca. 20 - 25 % aller Frauen auftreten und hierbei wiederum in ca. 5 - 10% der Fälle Symptome, d.h. chronische Beschwerden verursachen. Diese äußern sich durch verlängerte oder verstärkte Regelblutungen, Zwischenblutungen, Dauerblutungen, Störungen beim Wasserlassen, Fremdkörpergefühl, Druck auf Nachbarorgane (Darm, Harnblase) oder Missempfindungen beim Geschlechtsverkehr.
Die Größe von Myomen kann von wenigen bis zu mehr als 20 Zentimeter Durchmesser betragen, sie können einzeln oder in Vielzahl auftreten. Ihre Lage an verschiedenen Stellen der Gebärmutter kann sowohl inmitten ihrer Wand, als auch am inneren oder äußeren Randbereich sein. Selten sind Myome auch gestielt, d.h. sie hängen nur noch mit einem Gewebestiel mit der Gebärmutter verbunden in der Gebärmutterhöhle oder Bauchhöhle (Quelle: www.myom-therapie.de).
Man sagt den Myomen absolute Unberechenbarkeit nach, deshalb sollte jede Frau, die betroffen ist, ihre eigenen Erfahrungen machen und kann sich nicht grundsätzlich mit Anderen vergleichen.
Man sollte aber beachten, dass der Gebrauch von Sojamilch – wenn ein Myom in der Schwangerschaft diagnostiziert wird – unterlassen wird, da diese östrogenhaltig oder östrogenproduzierend wirkt und hierdurch das Wachstum des Myoms unterstützt (Tipp meiner Heilpraktikerin)!
Bevor ich zu unserer Schwangerschaft komme möchte ich euch gerne meine Vorgeschichte erzählen und hoffe, vielen Frauen Mut machen zu können.
2003 begann der kleine monatliche Horror im Rahmen meiner Menstruation (ich hoffe, nicht zu blutrünstig zu erzählen – aber glaubt mir, dass war es)! Jeden Monat Unterleibsschmerzen – teilweise begleitet von Erbrechen, Krämpfen und Blutverlust bis zu Schwächeanfällen oder zur totalen Erschöpfung.
Die Regelblutungen dauerten dann auch länger – manchmal fast zwei Wochen und machten beim Fliegen richtig Spaß!!! Meine damalige Frauenärztin diagnostizierte Hypermenorrhoe (Regeltypusstörung) und einige "Myömchen", welche sie beobachten wolle – sagte aber nicht, dass diese beiden "Geschichten" in Verbindung zueinander stehen. Sie erwähnte lediglich, dass viele kinderlose Frauen über 30, aufgrund der Hormone damit zu kämpfen hätten und es sozusagen fast normal sei.
Ein Jahr habe ich mich dann zusammengerissen und mich meinem Schicksal – jeden Monat eine kleine Verstärkung der Symptome anzunehmen – ergeben. Schließlich haben dies laut meiner Frauenärztin viele Frauen und in den Drogerien wird die Auswahl von Damenhygieneartikeln immer breitgefächerter – vor allem aber größer, länger und saugfähiger. Also habe ich ein Heidengeld – Monat für Monat – investiert, bis ich schließlich in dem Sortiment richtig aufgegangen bin.
Meine damaligen, lieben Mitbewohnerinnen konnten sich dies auf Dauer nicht anschauen und überredeten mich, den Gynäkologen zu wechseln. Was ich auch tat.
Wieder saß ich vor einer Dame die mir erklärte, dass starke Blutungen in meinem kinderlosen Alter nichts außergewöhnliches sind. Sie machte sich auch nicht die Mühe, einen Ultraschall der Myome zu machen. Stattdessen versuchte sie mich zu beruhigen und schaffte es auch. So zog ich beruhigt meiner Wege, fügte mich meinem Frauenschicksal, biss mich Nächtelang blutleer und kraftlos durch meinen Job und machte das Beste daraus.
Da ich zu diesem Zeitpunkt auch Single war, bewegte mich der Gedanke, Kinder in die Welt zu setzen, auch nicht sonderlich.
Es war Juni 2004 als ich Michael beim Ausgehen in Frankfurt kennenlernte.
Wir waren uns sofort sympathisch und stellten nach kurzer Zeit fest, dass wir uns bereits seit Teenagerzeiten aus unserer gemeinsamen, entfernten Geburtsstadt kannten. Dass ich ihn nicht (sofort) erkannte lag sicherlich daran, dass seine Haarpracht in jungen Jahren mehr Fülle aufwies, als seine heutige, coole Glatze!
Es kam, wie es kommen musste: Das Vertrauen war geweckt, der Gesprächsstoff übermässig und das erste Date wurde geplant.
Wir grillten sehr unterhaltsam, lustig und unbefangen mit seinen Freunden im Garten seiner Wohnung, als sich bei mir wieder einmal ein Blutsturz ankündigte. Mist! Das erste Wiedersehen und ich völligst unpäßlich und vorallem nicht übermäßig mit Hygieneartikeln ausgerüstet mitten drin. Ich dachte, diese Party ist vorbei! Aber wie sollte ich nur erklären, dass ich kurz nach meiner Ankunft schon wieder nach Hause musste?
Nach stümperhaften Ausreden und einem mir gegenüber völlig unverständlichen Gesichtsausdruck von Michael rückte ich mit der Sprache raus – wie peinlich! Micha wollte uns den Abend durch so eine Kleinigkeit nicht verderben lassen und ging zu seinem Nachbar, dessen Arbeit es war internationale Damenbinden, etc. zu entwickeln und kam freudestrahlend mit einer Jumbotüte voller "Rettungsmittel" zu mir zurück. Männer, oder?!
Er hatte das Problem mal ebenso erledigt und ich mich wahrscheinlich verliebt!
Einige Tage später stand mein nächster Flug nach New York an, welchen ich am Liebsten aufgrund der starken Blutungen hätte sausen lassen. Aber man meldet sich doch wegen der Menstruation nicht krank und so ging ich fliegen. Bereits auf dem Hinflug verstärkte sich die Blutung und im Hotelzimmer angekommen, verbrachte ich Stunden damit unbeholfen zu erleben, wie meine Lebensgeister mich verließen.
Ich weinte und raffte mich auf, meine Mitbewohnerinnen zu Hause telefonisch zu erreichen. Die machten mir sofort für meine Ankunft am nächsten Tag einen Notfalltermin bei meiner neuen Frauenärztin.
Mit letzter Kraft traf ich am nächsten Tag ein und wurde untersucht. Die Frauenärztin entschuldigte sich nach der Untersuchung mit den Worten:
"Ich hatte keine Ahnung von welchem Ausmaß der Blutungen sie beim letzten Mal sprachen"! Danach überwies Sie mich – es war Freitagmittag – zu einem weiteren Arzt, den ich Montags konsultieren sollte. Als ich auf dem Rückweg beinahe zusammengeklappt wäre, entschied ich eigenständig, ins Krankenhaus zu gehen.
Im Krankenhaus angekommen, wollte man mich gleich wieder nach Hause schicken, denn eine Narkose nach meiner Flugnacht – ich habe den ganzen Flug gearbeitet – und mit Nahrungsaufnahme war ja unmöglich. Der Narkosearzt machte dennoch den Vorschlag, die Blutwerte direkt zu ermitteln, um am kommenden Morgen unverzüglich die OP beginnen zu können.
Völlig übermüdet und mit verschwommenem Blick folgte ich der Schwester zur Blutentnahme. Hin und wieder spürte ich wie mir schwarz vor Augen wurde, vor allem wenn ich einen "längeren Weg" zu laufen hatte. Ich beruhigte mich, denn schließlich war ich ja die ganze Nacht auf den Beinen und hatte einen Langstreckenflug hinter mir.
Nach der Blutentnahme folgte das Gespräch mit dem Narkosearzt. Als plötzlich die Tür aufging, die Schwester eintrat und dem Arzt einen Zettel mit einem Blaulicht-Hinweis auf meinen HB-Wert übergab, blickte ich in erstaunte Gesichter. Der Arzt erklärte mir, dass mein HB-Wert bei 7 liegt (normalerweise liegt der Wert der roten Blutkörperchen zwischen 12 und 16) und ich eigentlich aufgrund des Blutverlustes bewusstlos sein müsste. Da bereits die Organe unterversorgt seien wolle er mir direkt ein paar Blutkonserven verabreichen. Die Blutkonserven lehnte ich erfolreich ab, da ich ein Formular unterschreiben sollte, dass keine 100 % Sicherheit vor HIV oder Hepatitis bestünde.
Ich hatte meine "Odysee im Weltall" alleine überstanden, mich jetzt in der Obhut der Klinik befunden und sah daher auch keinen Grund. Noch war ich nicht bewusstlos! Ich traf aber mit dem Arzt eine Absprache, er dürfe bei Bedarf im Verlauf der OP darauf zurückgreifen. Obwohl nach dem Eingriff der HB-Wert bei 6,2 lag, waren Blutkonserven glücklicherweise nicht nötig!
Ich blieb also in der Klinik, hatte am Tag darauf die Ausschabung und dachte danach wäre ich meine Myome los!
Nach der OP erfuhr ich allerdings vom Arzt, dass übermässige Schleimhaut entfernt wurde, die Myome aber nicht. Da diese in der Gebärmutterwand säßen und somit nicht einfach heraus zu schneiden wären, sollte ich mich daher mit der Entfernung meiner Gebärmutter auseinandersetzen.
Hallo? Was ist dann jetzt mit Kindern? Schließlich war ich dabei mich ernsthaft zu verlieben! Der Doktor ließ mich aber mit den Worten: "Ich kann Ihnen keine Löcher in die Gebärmutter schneiden" (Rums) und "wollen sie wieder jeden Monat mit Ihrem Blut ins Minusgeschäft gehen" (!?) alleine. Das hatte gesessen!
Ein halbes Jahr hatte ich einigermaßen Ruhe, bis sich die Blutungen langsam von Monat zu Monat aufbauten. Inzwischen wurde ich – mit einem ärztlichen Attest – während meiner Menstruation vom Fliegen entbunden. Vielen Dank auch meinem lieben Chef! Dies ist nämlich bei variierenden Flugplänen / Arbeitszeiten gar nicht so einfach. Gleichzeitig begannen ich und Michael, uns immer mehr über Myome zu informieren.
Mit Michael habe ich den verständnisvollsten und liebsten Mann an meiner Seite, er hilft mir durch alle Höhen und Tiefen und macht mich glücklich!
Nach eineinhalb Jahren zog ich in seine Wohnung nach Frankfurt und unser Kinderwunsch wuchs!
Natürlich habe ich auch wieder einmal die Frauenärztin gewechselt, denn für die Letzte war ich nach ihren Worten nur ein Sorgenkind mit dem sie nichts anzufangen weiß. Man glaubt es nicht!!!
Jetzt aber nimmt mein Leidensweg eine Wende: Juhu!!!
Meine neue Ärztin erkannte im Ultraschall vier Myome in der Gebärmutterwand, zwei von innen, zwei von außen. Selbstverständlich erklärte sie auch die Problematik der Entfernung, keine Löcher in der Gebärmutter, usw. Aber sie ergriff die Initiative und erklärte mich zu einem Fall für Dr. Hessler und seinem Team von Spezialisten – auch für Myome – in der Gynäkologie des Sachsenhäusener Klinikums, Frankfurt.
Ich habe mich riesig gefreut und war dann zutiefst enttäuscht. Warum hatten mir die drei Frauenärzte zuvor nicht bereits diesen Tipp gegeben? Ich war stinksauer!!!
Da ich aber immer nach vorne schaue, vergaß ich das alles sehr schnell und konzentrierte mich auf meine bevorstehenden Operationen.
Das Ärzteteam operierte mich zweimal erfolgreich und erteilte eine Heilfrist von acht Monaten bevor wir wieder an Kinderwunsch denken durften.
Ganze Acht Monate mussten wir also nun wieder verhüten. Ein seltsames Gefühl, wenn man sich doch eigentlich Kinder wünscht! Trotzdem fühlte ich mich in dieser Zeit unschlagbar, denn meine – wie mir bekannten – Blutungen gehörten erstmal der Vergangenheit an. Sie hatten sich auf ein "normales Maß" reduziert und mir hierdurch ein großes Stück Lebensqualität wieder gegeben. Dies geschah nicht zuletzt, da ich wieder Blut aufbaute und damit meine Lebensgeister zurückkamen. Ein Gefühl der Stärke und Unabhängigkeit, dass ich – ein wahnsinnig lebenslustiger Mensch – sehr lange vermisst habe!
Als die "Ruhezeit" vorbei war, begann die neue Zeit des Wartens – das Warten auf das Ausbleiben der Regel! Bestimmt können dies viele Eltern, die sich gezielt Kinder wünschen, nachvollziehen. Man (Frau) verhütet ein Leben lang und wenn man dies bewusst nicht macht, passiert nichts!
Gerade in meinem Beruf, indem man mehr als die Hälfte des Monats nicht in seinem eigenen Bett schlafen kann, erfordert dies exakte Planung. Schließlich möchte man ja an den möglichen Tagen auch zu Hause sein. Also haben wir fast alles mitgemacht! Wir nutzten den Persona-Computer zum Bestimmen der fruchtbaren Tage, die vorausschauende Flugplanung, um zu Hause zu sein und Verabredungen zum gemütlichen Beisammensein (auch wenn wir dann manches Mal keine richtige Lust hatten oder auch viel zu Müde waren).
Nun verstehe ich auch viele Paare mit Kinderwunsch, deren Erzählungen mir beim bloßen Gedanken, ein Schmunzeln bereiteten. Wir, eigentlich mehr ich, rutschten immer weiter in den Krampf vor 40 Jahren schwanger zu werden – auch wenn ich es eigentlich nicht wollte. Dies lag auch daran, dass die Gefahr von neu heranwachsender Myomen jederzeit bestand, da bei Routineuntersuchungen bereits wieder erste Herde festgestellt wurden.
Es dauerte nicht lange – ihr wisst sicherlich was jetzt kommt – und ein anfänglich kleines Myom wuchs erneut heran. Meine Frauenärztin und meine Heilpraktikerin beruhigten mich und rieten mir, es erstmal einmal zu ignorieren. Schließlich ist eine Schwangerschaft durchaus möglich. Ich/Wir blieb(en) also optimistisch!
Nach einem Jahr war es dann endlich soweit, wir waren schwanger trotz Myom!
Ich kann dieses Gefühl kaum beschreiben. Ich war gerade in Mexiko, als meine ganz normale, monatlich Regelblutung – die eigentlich immer stärker wurde – auf einmal am dritten Tage annähernd verebbte. Beim Frühstücksgespräch unter Frauen erwähnten meine Kolleginnen, dass ich bestimmt nicht die Erste sei, die trotz Menstruation schwanger ist. Also ging ich in die Apotheke und machte einen Test – POSITIV!
Auch wenn es nach deutscher Zeit vier Uhr Morgens war und ein Anruf aus Mexiko die Handy-Rechnung enorm ansteigen lässt, rief ich bei Michael an. Schließlich musste ich die freudige Nachricht teilen. Nachdem ich ihn aus dem Schlaf klingelte, weinten wir vor Freude. Es war unerträglich, in diesem so glücklichen Moment so weit voneinander getrennt zu sein. Zwei Tage später ging es nach Hause, ich war so happy.
Auf dem Rückflug setzten dann immer stärker werdende Blutungen ein und meine schlimmste Vermutung bestätigte sich kurz darauf beim Frauenarzt. Diese vermutete eine Eileiter-Schwangerschaft oder den Verlust des Embryos, da sie eine leere Schwangerschaftshöhle vorfand.
Nach Tagen der Ungewissheit klärte sich dann der Verlust in der 5. / 6. Schwangerschaftswoche. Der Trost, der uns blieb, war die Feststellung, dass die Höhle / Ei sich genau neben dem Myom einnistete und somit wenig Chance bestand. In diesem Fall mussten wir der Natur wohl dankbar sein, dass es so schnell ging. Schließlich wussten wir es nur einige Tage, dann war es allerdings auch wieder vorbei.
Trotz der Traurigkeit über den Verlust freuten wir uns über die Tatsache, dass eine Schwangerschaft grundsätzlich möglich war und wir fähig waren, Kinder zu zeugen – auch das es keine Eileiter-Schwangerschaft war. Michaels anfänglich erstelltes Spermiogramm hatte dies ja bereits vermuten lassen und bei einem meiner Eingriffe wurde die "Funktionalität" ebenfalls bestätigt. Also waren doch – bis auf das Myom – physisch alle Voraussetzungen gegeben!
Es dauerte wieder nicht lang und meine Ärztin stellte ein beträchtliches Wachstum des Myoms fest. "Es läge jetzt auch genau auf dem Muttermund und könnte einen Zugang der Spermien zur Eizelle erschweren." Aber natürlich sollte ich mich nicht verrückt machen, sie hätte schon ganz andere Fälle erlebt bei denen es auch klappte. Meine liebe Ärztin, sie ist so positiv und macht immer Mut! Dennoch gab es immer wieder schwache Momente, in denen ich dachte, dass es in meinem Leben keine Kinder geben soll. Michael bewertete dies auf seine Art durchaus entspannter und schenkte mir Kraft.
Obwohl ich nach den Operationen und den dazugehörenden Wartezeiten keine Nerven und Geduld für weitere Eingriffe hatte, entschlossen wir uns erneut zur Entfernung des Problems / Myoms. Die Monatsblutungen nahmen zwischenzeitlich wieder deutlich zu und die Chance, mit dieser "Blockade" schwanger zu werden, war nahezu aussichtslos. Es war also nicht wirklich eine Frage.
Der Eingriff war bereits nach unserem Kurztrip / Urlaub im September terminiert. Laut Ärzten würde die Heilung bis Januar andauern und danach könnten wir wieder unseren Herzenswunsch verfolgen. Also entspannten wir uns, planten noch einmal richtig auf den Putz zu hauen und die Dinge zu tun, die wir darüber vergessen hatten. Wir entschieden uns im August mehrere Tage auf einem Reggae-Festival zu zelten, einen Bungee-Jump zu machen, im September einen kurzen Trip auf eine Insel zu machen und die Natur zu erforschen und Ende Oktober mit dem Rucksack Vietnam zu entdecken. Wir waren wieder überall dabei und genossen uns selbst!
Als wir unseren Insel-Kurztrip im September dann machten, bekam ich wieder starke Blutstürze und verlor so viel Blut, dass viele der geplanten Aktivitäten im Urlaub abgebrochen wurden. Ich war sehr schwach, konnte nichts essen, wollte nur schlafen und meine Übelkeit auskurieren. In eine Klinik wollte ich sowieso nicht, denn wir hatten ja nur eine knappe Woche und ich konnte mich doch entspannen. Inzwischen ging ich auch sehr abgeklärt mit meiner Situation um. Darüber hinaus stand in nur einer Woche der Operationstermin an – da konnten mich die Ärzte immer noch untersuchen. Wir besorgten ein paar Vitamin – und Eisen-Präparate und ich versuchte bis zur Rückkehr zu entspannen.
Zu Hause besuchten wir noch am Wochenende die Klinik, in der zwei Tage später die Entfernung des Myoms stattfinden sollte. Zuerst stellte die Schwester einen sehr niedrigen Blutzuckerspiegel fest und ich wurde an den Tropf gehangen. Danach wurde der HB-Wert ermittelt, welcher sich wieder stark gesenkt hatte und schließlich machte die Ärztin einen Ultraschall. Was hier zum Vorschein kam, glaubt Keiner! Wir waren schwanger! Exakt vier Monate nachdem wir unser erstes Baby verloren hatten! Achte Woche und der Herzschlag sprang uns förmlich entgegen. Schwanger, obwohl das Myom den Weg versperrte - das war fast unheimlich, aber so schön!
Die Ärztin machte noch weitere Untersuchungen und stellte fest, dass das Myom aus dem Muttermund gedrückt wird. Sie konnte kaum glauben, dass oberhalb dessen eine voll funktionierende Schwangerschaft besteht – wir auch nicht!
Dr. Hessler nahm sich dieser, wohl nicht so häufigen, Angelegenheit sofort an und erklärte, das Myom vorerst nicht zu entfernen. Die Gefahr, die Fruchtblase zu verletzen, sei zu groß. Vielleicht sollte der Eingriff um die 20. Schwangerschaftswoche gemacht werden. Weiterhin ging er von einem späteren Kaiserschnitt aus, da der Ausgang ja sozusagen verstopft ist.
Da die Blutungen kein Ende fanden, bekam ich absolute Bettruhe verordnet und durfte nur zur Prüfung der weiteren Entwicklung des Babys zweimal die Woche zum Ultraschall ins Krankenhaus. Wuki entwickelt sich prächtig, kein Ultraschall, in dem es nicht für uns tanzt. Wir sind die glücklichsten Menschen der Welt und fragen uns, ob der Bungee-Jump kopfüber die Gesetze der Schwerkraft entfachte, für einen kurzen Augenblick das Myom aus seinen Angeln hob und den Weg für die Spermien freimachte?! Egal! Wir lieben diesen Gedanken und irgendwie passt dieser in die so verrückte und schöne Geschichte.
Leider nutzt die Bettruhe nicht vollumfänglich und die Blutungen stoppen nicht komplett. Da der dauerhafte Blutverlust, zum einem meinen Zustand weiter schwächt und um Risiken möglicher Infektionen vorzubeugen, wurde zwischenzeitlich entschieden, die Operation nach den kritischen ersten drei Monaten durchzuführen.
Diese ersten drei Monate haben Wuki und ich gut überstanden und befinden uns nun in der dreizehnten Woche. Am Montag wird die Entfernung des Myoms stattfinden.
Fortsetzung folgt .....