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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Sibylle

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

27. Schwangerschaftswoche

Emotionale Woche

Eine sehr emotionale Woche mit einigen Tiefschlägen und jetzt auch noch isoliert zu Hause? Grunz, grunz, Schweinegrippe... hoffentlich nicht!

Hallo aus Downunder,

Meine letzte Woche bestand vorrangig aus “heimisch” werden und ich hatte jede Menge zu tun damit! Wie schon in meinem letzten Bericht geschrieben, waren wir irgendwie alle doch recht froh, wieder zu Hause zu sein. Eigenes Bett, eigenes Bad, eigene Küche, eigenes Spielzeug... das ist doch schon was anderes, als immer nur aus dem Koffer zu leben.

Die Nachricht vom Tod meiner Hausärztin, die mir der Frauenarzt so unsensibel am Dienstag im Krankenhaus machte, hat mich doch die ganze Woche begleitet. Als ich nach Hause kam und Rob davon berichtete, fiel auch er aus allen Wolken. Im Laufe der Woche habe ich mit einigen Freundinnen gesprochen, die auch bei ihr in hausärztlicher Behandlung waren und diese Gespräche haben mir ein wenig geholfen. Aber es ist dennoch ein unverständlicher, tragischer und mysteriöser Tod. Für mich war meine Hausärztin ja auch gleichzeitig meine Psychotherapeutin, die mich während der postnatalen Depression betreut hat. Und als solche Vertrauensperson fehlt sie mir sehr. Es gibt natürlich noch unzählige andere Therapeuten, aber es ist sicher gar nicht so einfach, ein gutes Vertrauensverhältnis aufzubauen und einfach „miteinander zu klicken“.

Ich hatte sowieso ein wenig das Gefühl, emotional etwas angreifbarer und „näher am Wasser“ gebaut zu sein in den letzten Tagen. Und so emotional aufgeladen stand ich am Mittwoch in unserer Stadt an einer Kreuzung und sah auf einmal viele Möwen vor mir. Das ist ja grundsätzlich nichts ungewöhnliches, da wir ja am Meer leben. Aber die flogen alle ganz tief und auf einmal sah ich, dass ein Falke (oder ähnliches Greifvogel) eine der Möwen gepackt hatte und angriff. Die anderen Möwen schwärmten herum, um den Falken zu vertreiben... Und das alles direkt vor meinen Augen – es war echt kein schöner Anblick! Die Ampel schaltete auf grün und ich ergriff nur tränenüberströmt die Flucht nach vorn. Die Leute müssen auch gedacht haben „ Was ist denn mit der los?!“ – aber der Tod der Möwe hätte mich immer mitgenommen, nur in diesem Augenblick kamen Hormone, Gedanken an meine Hausärztin, die Möwe etc. alles zusammen.

Und um Gevatter Tod gleich noch mal auf die Bildfläche zu rufen, bekamen wir am Donnerstag Nachricht, dass der Vater unserer Freundin, bei dem wir eine Woche in den USA verbrachten, seine Krebsdiagnose erhalten hat. Laut ärztlicher Ansicht hat er nur noch 6 Monate zu leben. Wir fühlen uns sehr hilflos angesichts einer so terminalen Diagnose und ich finde es schwer, die richtigen Worte für meine Freundin zu finden. Wir haben uns am Freitag bei uns getroffen und ich habe ihr einfach nur unser offenes Haus und Ohr angeboten, wenn sie es braucht. Ich war noch nie in einer solchen Situation, in der ein enger Verwandter oder Freund mit einer terminalen Diagnose konfrontiert wurde und hoffe, ihr helfen zu können, wenn sie es braucht.

Die ganze Woche war ich voll ausgebucht und habe es bis Samstag nicht geschafft, unsere Koffer auszupacken!!! Am Dienstagabend habe ich mein Auto in die Werkstatt gegeben, da mein TÜV ausgelaufen war und ich diesen durchführen lassen musste. Am Mittwoch morgen bekam ich dann einen Anruf von der Werkstatt, dass ich neue Reifen bräuchte... Na super, noch eine Ausgabe, die ich gar nicht gebrauchen kann! Und hinzu kam, dass ich ja mein Auto nicht da hatte... So hat mich meine Freundin Renay abgeholt, zur Werkstatt gebracht, dann bin ich in unsere Stadt gefahren und habe bei einer Reifenwerkstatt 4 neue Reifen aufziehen lassen, wieder zurück zur Hauswerkstatt und TÜV bestanden. Den Rest des Tages habe ich dann Stunden damit verbracht, durch unsere Post, Rechnungen etc. zu sichten, abzuheften und zu zahlen.

Mittwochabend habe ich mich kurz mit meiner Hebamme getroffen. Darauf war ich ja schon sehr gespannt und so hoffte ich, dass der Eindruck, den ich am Telefon gewonnen hatte und ihre gute Reputation auch in gegenseitiger Sympathie gipfeln würde. Denn bei einem so intimen und einschneidenden Erlebnis finde ich das super wichtig. Denn der komische Arzt, den ich im Krankenhaus gesehen habe, hat es ja auch zum Chefarzt gebracht – und trotzdem würde ich als zahlender Privatpatient nicht mein Geld zu ihm tragen.
Aber die Sorge war unberechtigt und Rachel ist sehr offen und warmherzig. Wir haben kurz über den weiteren Verlauf der Schwangerschaft geredet.
In 2 Wochen werde ich den Schwangerschaftsdiabetes-Test sowie ein Blutbild anfertigen lassen. Danach treffe ich mich wieder mit ihr in der 28. SSW. Von da an werden wir uns auch alle 14 Tage treffen und die Fortschritte der Kleinen beobachten. In der 34. SSW können wir auf freiwilliger Basis ein letztes Ultraschallbild anfertigen lassen – was wir auch in Anspruch nehmen werden. Bei Finjas war da gar nicht mehr viel zu sehen vom Baby in seiner Gesamtheit, da er schon so groß war! Mal sehen, was für einen Whopper die Kleine wird! Und ab der 37. SSW sehe ich dann Rachel wöchentlich zum Checkup. Ab da darf die Kleine dann auch kommen – und ab 7-10 Tagen über dem errechneten Geburtstermin wird die Geburt eingeleitet. Das wäre so der normale Ablauf, bei einer Steißlage sieht das natürlich etwas anders aus. Aber davon wollen wir jetzt erst einmal nicht ausgehen!

Donnerstag war ich dann den ersten Tag wieder im Büro – und es geht ja so schnell, wieder reinzukommen. Es tat richtig gut, wieder meinen eigenen Schreibtisch, meine Pflanzen und all die Zeichen der Arbeitsroutine genießen zu können! Ich weiß ja auch, dass ich in gut 2 Monaten schon in den selbstverordneten Mutterschutz gehen werde und dann nur noch im Homeoffice arbeite. Wenn ich so kugelrund mit unserer Tochter werde, wie ich es mit Finjas war, dann schaff ich es ab Anfang August (also einen Monat vor errechnetem Geburtstermin) nicht mehr, mich für jeweils 1 Stunde hinters Steuerrad zu klemmen, um zur/von der Arbeit zu fahren! Abends war ich dann doch aber sehr froh, meinen kleinen Mann wieder von der Kita abzuholen zu können und ordentlich zu knuddeln - es war mir am Morgen sehr schwer gefallen, ihn dort zu lassen und ich gestehe, sogar ein paar Tränen verdrückt zu haben.

Am Freitag habe ich mich mit ganz vielen Freundinnen getroffen – und es war super, mal wieder einige vertraute Gesichter zu sehen. Auch wenn ich teilweise das Gefühl hatte, dass wir alle von Thema zu Thema gesprungen sind, da es ja hieß, sich gegenseitig auf den letzten Stand zu bringen. Da wird es sicherlich noch einiger Tassen Tee bedürfen, um alles zu bequatschen!

Freitagnacht bekam Finjas schon ein wenig Husten, bei dem ich mir aber nichts weiter dachte. Bei dem ollen Frühwinterwetter hier, wo Temperaturen zwischen warm und kalt und Regen wechseln, ist das ja kein Wunder. Aber in den australischen Medien wird gerade sehr groß über die Schweinegrippe berichtet und seit die Ansteckungsfälle explodiert sind, wollte ich auf Nummer sicher gehen. Denn seit Freitag gilt wohl, dass Kinder, die in den letzten 7 Tagen aus den USA (Mexico, Kanada) wiedergekommen sind, nicht in die Kitas oder Schulen gehen dürfen. Da er weiter vor sich hinhustet und ein wenig die Nase läuft, habe ich uns heute morgen in der speziellen „Schweinegrippe-Isolierstation“ im Krankenhaus eingeliefert. Oder eher ausgeliefert?! Ich kam mir vor wie eine Leprakranke oder so. Nachdem ich nur kurz sagte, worum es ging, wurden uns gleich mit Desinfektionsmittel die Hände gewaschen und fette Gesichtsmasken aufgesetzt. Erklär mal einem knapp Zweijährigen, dass er die übergroße Gesichtsmaske auflassen soll! Und dann ging es gleich auf Isolierstation! Dort wurde aber nach Absprache nur Finjas der Swap abgenommen – morgen sollten wir schon die Ergebnisse wieder haben. Bis dahin sind Finni und ich jetzt zu Hause in Isolierhaft... Ich bin mir sicher, dass es sich nur um eine kleine Grippe handelt, aber ich möchte mir nicht den Vorwurf machen, einen Schweinegrippenausbruch in seiner Kita hervorgerufen zu haben. Aber wir sind ja auch so schon in Kontakt mit einigen Leuten gekommen – hoffen wir also das Beste!

Jetzt werde ich anfangen, mich näher mit dem anstehenden Projekt „Garagenausbau“ zu befassen – denn wir werden in den nächsten Wochen unsere Garage noch als Zimmer ausbauen, um etwas mehr Platz zu schaffen. Die Garage ist direkt ans Haus angeschlossen und derzeit eher unsere Abstellkammer. Ein Auto parken wir da schon lange nicht mehr drin – und nun wird die Garage also ins Haus integriert. Das neue Zimmer wird entweder Büro, Babyzimmer etc. So richtig schlüssig sind wir uns da noch nicht. Aber ich habe schon alle Pläne im Kopf und muss diese jetzt nur noch mit Rob und unserem Handwerkerfreund besprechen. Wenn man also nicht schon genug zu tun hat, macht man sich doch gleich noch ein wenig mehr Arbeit! Ich möchte das aber so schnell wie möglich über die Bühne bringen, denn super-hochschwanger möchte ich nicht die Handwerker und den Dreck im Haus haben. Es scheint ja ein sehr beliebtes Hobby (Hoch)Schwangerer zu sein, umzuziehen, umzubauen, zu renovieren etc. Hat das was mit dem Nesttrieb zu tun?!

So, Krankenschwester Bella wird sich jetzt mal um ihr kleines Schweinchen Finjas kümmern und ihm eine neue Windel (hier müffelt es gerade neben mir) sowie einen kleinen Snack zum Nachmittag bereiten! Kleine Isolierpatienten müssen nämlich mit viel Liebe versorgt werden!!!

Bis nächste Woche,
Bella



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