Oder wie es manchmal ist, als Papa in Elternzeit
Huhu ihr Lieben!
Maik: Ich möchte euch in dieser Woche mehr von meinen bisherigen Erfahrungen als "Quoten Papa" und warum dieses Wort ein komischen Beigeschmack hat, erzählen. Vor allem weil ich gespannt bin, ob ich in einem Jahr noch immer als solcher gelte oder ob sich vielleicht langsam etwas ändert.
Aber von vorne, der kleine Mann kam bereits während der Pandemie zur Welt, genauer im zweiten großen Lockdown, was vor allem hieß kein Vorbereitungskurs, keine Rückbildungsgymnastik für Marcella, kein Babyschwimmen ebenso wenig wie Krabbelgruppe oder Babyyoga ... Superschade wie ich fand, denn als Papa in Elternzeit hatte wirklich Lust auf all so was.
Das erste Mal interagieren und treffen mit anderen Eltern und gleichaltrigen Kindern außerhalb des nahen Bekanntenkreises war daher erst mit ca. einem halben Jahr. Von da an ging es für uns wöchentlich zu KliK (eine Krabbelgruppe mit Early Excellence Ansatz).
Es kamen und gingen viele Babys und Kleinkinder und ihre Eltern, in den meisten fällen Mütter ... Wenn Väter dabei waren, dann meist nur einmal als Begleitung.
So kam es, dass die Gruppenleitung mich immer wieder als den "Quotenpapa" bezeichnete.
Die Leitung meint das es immer den einen Vater gibt in den Gruppen, und das schon sehr lange. Marcella erwähnte mal das die Ärztin, die den kleinen Mann zur Welt brachte, die Frau des letzten Quotenpapas bei KliK sei. Männer sind wohl selten bei all diesen coolen ersten Dingen, die man mit Baby so machen kann, aber woran liegt das?
Für mich war klar, die Elternzeit zu übernehmen. Einfach aus dem Grund, dass ich sonst nur an den Wochenenden zu Hause bin als Soldat. Was ich alles bereits beim kleinen Mann verpasst hätte oder auch bei der kleinen Dame verpassen würde, unvorstellbar ... Natürlich haben noch andere Faktoren dazu geführt, dass es einfach Sinn macht, das nicht Marcella als Mama "klassisch" in Elternzeit gegangen ist oder auch geht – wie zum Beispiel ihr Studium, aber auch ihre Entscheidung, dass es einfach nicht ihr Ding ist.
Kommen wir zurück zum Quotenpapa. Mir war bewusst, dass Männer immer noch eher selten in Elternzeit sind und somit weniger im Babyalltag präsent sind, aber ich hatte einfach Bock auf das ganze Baby Programm. Jetzt mit dem Regenbogenbaby vor der Tür sogar noch mehr. Trotzdem werde ich häufig schräg angeschaut, obwohl wir mittlerweile 2022 haben, wenn ich mit einem Kinderwagen oder mit dem kleinen Mann auf dem Rücken durch die Stadt oder den Wald gehe.
Ich stell mir oft vor, wie sie sich innerlich fragen, ob der Mann das hinbekommt oder ob die Mutter gerade einfach krank ist oder wo sie ist, aber sicher nicht, dass es unser Alltag ist.
Aber nein, es ist alles in Ordnung, ich bin einfach nur in Elternzeit für mein Kind.
Diese Woche hatten wir wieder eine Situation im Schwimmbad, die mich nachdenklich gestimmt hat.
Meine Frau der kleine Mann und ich waren im Babybecken eines Schwimmbades unterwegs, der Kleine wollte immer wieder rutschen, also ging es immer wieder sicher durch das Becken zur Treppe und hoch. Eine Frau, die ebenfalls mit uns im Becken war konnte es gar nicht aushalten zu sehen, wie der kleine Mann "alleine" aus dem Becken kletterte und weiter zur Rutsche lief.
Sie hatte ihn sogar beinahe gegriffen, nur weil er eine kleine Stufe vermeintlich alleine hinauf ist. Dabei war ich permanent in der Nähe und hatte den kleinen Mann im Auge, aber es schien als würde sie nicht glauben, dass ein Mann auf ein Kleinkind achtet, und suchte mit ihrem Blick sehr deutlich nach meiner Frau, die doch auf das Kind zu achten hat. Als sie sie fand, sagte Marcella jedoch nur lächelnd "da ist der Papa" und die Frau schaute sichtlich irritiert.
Dies ist aber nur ein Beispiel, auch im Alltag tauchen immer wieder ähnliche Blicke auf wie zum Beispiel beim Einkaufen.
Ich bin ein Elternteil, das sein Kind betreut im Alltag betreut, ob nun in Elternzeit oder auch nicht, das Wort Quotenpapa finde ich nicht sehr positiv, den ich bin einfach Papa – nicht der Quote wegen, nicht, weil ich nicht Arbeiten will, nicht, weil ich gerne der einzige Papa irgendwo bin, sondern einfach, weil es bei uns gut passt. Dabei schräg angeguckt zu werden, ist immer noch eine Sache für sich. Ich wünschte mir das es viel normaler ist, dass Männer solche alltäglichen Dinge oder auch die Elternzeit übernehmen.
Wir verstehen jedes Paar, das diese Entscheidung bedacht für sich trifft, egal wer die Elternzeit nimmt, aber für eine Quote tun wir das sicherlich nicht.
Und jetzt sind es noch etwa 5 Wochen, bis die kleine Dame zur Welt kommen sollte und dann beginnt für mich die zweite Elternzeit, 12 Monate zu Hause mit dem kleinen Mann als großer Bruder und unserem Regenbogenbaby.
Ich freu mich und bin so langsam, aber sicher, ein wenig aufgeregt, wie das Leben zu viert sein wird. Aber auch wenn ich von der Hebamme wieder freudig als "Quoten Papa", als "Seltener Anblick" bezeichnet würde, wenn es darum geht, wer von uns in Elternzeit gehen soll, ist für mich eindeutig.
Wünsche euch eine schöne Woche
Maik
PS: während ich schreibe, packt Marcella gerade ihre Kliniktasche endlich.
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