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Baby-Tagebücher von Marion Glück

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

19. Woche

Wenn mich der Sandmann hellwach macht

Am Wochenende gab es eine überraschende Lektion vom Sandmann zu den Themen Freundschaft und Selbstwert.

Hallo mein Herz,

hast du mich vermisst?
Ich war vollkommen raus aus Raum und Zeit.
Sorry.

Wir waren letztes Wochenende im Hotel Mama, haben Geburtstag gefeiert und Spiele gespielt.
Da wir ein verlängertes Wochenende gemacht haben, habe ich erst am Montag festgestellt, dass kein Sonntag ist und war direkt wieder im Wochenmodus ohne Schreibzeit.

Die großartigste Neuigkeit gleich als Erstes.
Ich werde noch einmal Tante.
Jippi! Ich freue mich riesig für meinen Bruder und seine Frau.

Meine Nichte war am Wochenende mit am Start.
Es war wieder herrlich anzusehen, wie sie ganz vorsichtig mit Noah umgegangen ist.
Sie hatte viele Fragen.
So, wie es sich für eine noch nicht Dreijährige gehört.

Wir spielten Sesamstraße.
„Wieso macht Noah das?“
„Was macht Noah da?“
„Warum macht Noah das?“
So ging es den ganzen Tag.

Am Abend gab es dann für sie das Sandmännchen.
Eine schöne Routine vor dem Schlafengehen.

Samstag ist Pittiplatsch-Zeit.
Das war schon so, als ich klein war.

Mein Bruder und ich guckten immer um 17.50 Uhr den Sandmann.
Wenn wir dann mit baden, Abendbrot und Zähneputzen schnell waren, durften wir um 18.50 Uhr noch einmal gucken.
Es hat eine Weile gedauert, bis wir geschnallt haben, dass es immer nur die Wiederholung ist.
Bis dahin saßen wir davor und waren aufgeregt „Mal sehen, was jetzt kommt!“
Ein Riesengeschrei gab es, wenn wir gar nicht gucken durften, weil wir uns „daneben benommen hatten“.
Da hatten auch die Nachbarn was von.

Heute läuft der Sandmann über YouTube oder die Mediathek.
Da brauchen sich Eltern und Kinder mit der Abendroutine nicht mehr stressen.
Rein theoretisch wäre der Sandmann auch noch um 22 Uhr möglich.

Aber zurück zum Programm.
Samstag: Moppi, Schnattchen und Pittiplatsch.

Während ich mich um Noah kümmerte, hörte ich dem Abendprogramm nur zu.
Und trotzdem sah ich dieses Mal den Sandmann mit ganz anderen Augen.

Short Story shorter inklusive Auswertung.
Zum Glück gibt es YouTube, da konnte ich mir die O-Töne ziehen.

Pitti ist von sich selbst überzeugt, dass er der beste Freund der Welt ist.
Moppi antwortet mit „Igitt, igitt, igitt – Eigenlob stinkt. Wenn du nichts Wichtigeres mit mir zu bereden hast, dann störe mich nicht immerzu.“

Gesendete Botschaft ans Kind: Über dich selbst sprechen, ist nicht wichtig genug für deinen Freund. Er wird sich von dir abwenden. Also sprich nicht über deine Großartigkeit.

Pitti geht zu Schnattchen.
Sie antwortet: „Pitti ist der allergrößte Aufschneider der Welt. (…) So ein Aufschneider! Er lobt sich selber.“

Gesendete Botschaft ans Kind: Wer sich selbst lobt, ist ein Aufschneider und niemand will etwas mit einem Aufschneider zu tun haben. Du bist nichts Besonderes und kannst nichts besser als die anderen.

Hast du dich mal gefragt, wo der Glaubenssatz „Eigenlob stinkt“ herkommt?
Vielleicht von zu viel Sandmann gucken.

Pitti spricht es aus: „Aufschneider? Das ist das allerschlimmste Schimpfwort der Welt.“
Pitti will nicht bei seinen Freunden bleiben, sondern in die Welt gehen.
Kluger Gedanke.

Merke: Wer deine Großartigkeit nicht sehen kann, gehört nicht in dein Leben.

Doch so läuft es beim Sandmann nicht.
Statt loszuziehen und sich andere Freunde zu suchen, überlegt sich Pitti, dass er dann ganz allein ist.

Allein wohnen muss – in einer viel zu engen Pappröhre.
Keiner macht ihm was zu essen.
„Pitti ist so schrecklich allein!“
Also bleibt er bei Moppi und Schnattchen.

Und ich wette, dass er nie mehr sagen wird, dass er der Allerbeste in irgendetwas ist.

Abschließende Auswertung: Mit dem Stoff vom Sandmann wird das Unbewusste von einer nicht mal Dreijährigen gefüttert. Passe dich an und halte den Mund. Sonst wirst du in der Welt allein sein und niemanden finden, der seine Zeit und sein Leben mit dir teilt.

Mhhh.
Wir haben bei uns die Regel: Bildschirm frei bis drei.
Kein Display für Noah.

Fernsehen gibt es bei uns auch für die Zwillinge nur gemeinsam als Familie.
„Bibi und Tina auf Amadeus und Sabrina“ kann ich.
Genauso wie „Paw Patrol, Paw Patrol, die Helfer auf vier Pfoten.“

Mittlerweile sind die Zwillinge alt genug und wir können Filme nach wahren Begebenheiten gucken.
Ich liebe unsere Filmabende.

Und was mache ich mit dem Sandmann?
Noah hat noch zweieinhalb Jahre Zeit.
Bis dahin mache ich mir einen Plan.
Vielleicht geht dieser Kelch an uns vorbei.

Aktuell kommt bei uns der „Sabber auf das Kissen“-Mann.
Jeden Tag, denn die ersten Zähne kündigen sich an.


Hast du dein Fernsehprogramm schonmal hinterfragt?
Ich wünsche dir augenöffnende Erkenntnisse und eine zauberhafte Woche.


Deine Marion Glück



P.S. Ich finde es erstaunlich, dass es bei Babys immer noch verniedlicht „Bäuerchen“ heißt und nicht Rülpser? Noah holt seine „Bäuerchen“ von ganz tief, weit unten. Ich bin jedes Mal aufs Neue erstaunt, dass die Milch von gestern nicht mitkommt.

Tagebuch Marion Glück

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In diesem Beitrag geht's um:

Selbstwert, Kindheitserinnerungen, Lebensweisheiten, Bäuerchen