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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Ingrid

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

32. Schwangerschaftswoche

Abenteuer in der Eifel

Trotz des unbeständigen Herbstwetters mitten im März schaue ich auf eine Woche mit vielen Wanderungen, Hunderunden und Radtouren zurück.

Hallo, ihr Lieben!

Wir wohnen in einer Doppelhaushälfte, bei der wir die erste Etage für meine Mutter umgebaut und mit eigenem Zugang versehen haben, während wir im Erdgeschoss den Wohnbereich und im Dachgeschoss den Schlafbereich haben. Unsere große Maus schläft wegen unserer Dauererkältung ohnehin sehr schlecht, doch gestern Abend und die ganze Nacht über war an Schlafen kaum zu denken. Der Wind pfiff und rüttelte am Haus, der Regen pladderte aufs Dach genau über uns und eine Sturmböe nach der anderen ließ irgendetwas klappern, knarren oder gegen die Fassade prallen. Eng aneinander gekuschelt schliefen wir immer wieder vor Erschöpfung für ein paar Minuten ein, dann schreckte die Maus wieder von einem gruseligen Geräusch auf.

Doch einmal musste ich lauthals loslachen, als sie wieder wach wurde: Sie lag mit dem Po eingekuschelt an meinem Bauch und schreckte auf mit den Worten "Mama! Die Nele hat mich getreten!" Ja, sie hatte einen Tritt abbekommen, den ich auch gespürt hatte. Dass sie ihn aber auch mitten in der Nacht und hundemüde sofort als Kindsbewegung identifizieren konnte, faszinierte mich schon sehr. Kluges Mädchen!

Ja, mit ihrer nächtlichen Beschwerde ist euch auch klar: wir sind endlich (!) einen Schritt weiter, ein Name steht fest: Nele (die Strahlende). Die zweite Bauchbewohnerin wird mit großer Wahrscheinlichkeit Cari heißen. Das ist ein walisischer Name und bedeutet Liebe. Wales ist ja weltweit mein absolutes Lieblingsland, in dem ich bis zur Geburt unserer Großen mindestens einmal im Jahr unterwegs war. Wenn es mit Kindern nicht geklappt hätte, würde ich wahrscheinlich momentan schon die Augen nach hübschen Cottages in Snowdonia oder an der Küste von Pembrokeshire offen halten, die als Altersruhesitz in Frage kämen. Aber nun ist es ja ganz anders gekommen und wir werden wohl eher Familienurlaube dort verbringen als auswandern.

Ansonsten liegt eine – na ja, für unsere Verhältnisse - ganz normale Woche hinter uns. Ich habe die Liste der noch zu erfassenden GPS-Tracks auf zwei reduziert. Meine Mutter will mich nicht mehr allein auf Recherchetouren wissen und begleitet mich bei den kürzeren Wanderungen. Für eine der langen Touren hat meine Mutter unseren Freund Herbert angesprochen, der sich spontan bereit erklärte, mich zu begleiten. Daraus ergab sich am Mittwoch ein entspannter und heiterer Tagesausflug in den Nationalpark Eifel.

Am Montag waren meine Mutter und ich mit den Hunden in Monschau. Eigentlich sollte es nur eine zweistündige Wanderung sein, doch am Ende hatten wir Adrenalin für drei Wochen Trekking im Blut. An einem Steilhang lief unsere Hündin leichtfüßig zu einem Bach mit kleinem Wasserfall, weil sie Durst hatte. Unser Rüde hatte wohl für einen Augenblick vergessen, dass er doppelt so alt ist und 50 % mehr wiegt, jedenfalls lief er ebenfalls den Hang hinab, bis es ihm zu steil wurde. Nun gab es für ihn kein "vor" und kein "zurück" mehr. Was tun? Spontan wollte ich hinab zu ihm und ihm helfen, doch meine Mutter drohte mit Enterbung, wenn ich hochschwanger diesen Abhang hinab klettere. Stattdessen ließ sie sich an einer der Hundeleinen den Hang hinab abseilen und befestigte die zweite Leine am Geschirr unseres Unglückshundes. Den bekam ich dann unter Einsatz meines ganzen Gewichtes und Festhalten an einem Baum auch wieder auf den Weg hinauf gezogen, meine Mutter folgte dann als zweite Seilschaft. Puh!

Noch ahnten wir nicht, dass das nicht (!) der Höhepunkt unserer Wanderung werden sollte. Kurz vor Ende unserer Wanderung, schon im Ort an der Burg Monschau, entdeckte nämlich unser Mäxchen eine Katze und rannte spontan hinterher. Leider hing meine Mutter noch am anderen Ende der Leine, wurde hoch gerissen, gegen die Burgmauer geschleudert und konnte erst im Flug die Leine loslassen. Während sie flog, dachte ich nur "Au weia, jetzt hat sie sich wieder das Knie, die Schulter, den Arm oder alles auf einmal gebrochen!" Sie ist schon 83 Jahre alt, hat Osteoporose und Knochenbrüche stehen bei ihr etwa einmal jährlich auf dem Programm. Doch sie rollte sich erstaunlich gut ab und rappelte sich gleich wieder auf. Noch bevor ich etwas sagen konnte, fragte sie, ob unsere Hündin mich auch umgeworfen hat. Nein, zum Glück nicht, ihr war der Blick auf die Katze durch einen Lieferwagen verdeckt. Dafür an dieser Stelle herzlichen Dank an den unbekannten UPS-Fahrer, der - für andere Verkehrsteilnehmer dämlich, für mich ideal - genau am Esselsturm geparkt hat! Meine Mutter ist mit dem Schrecken und einer leichten Ellbogenverletzung davon gekommen. Wir fuhren sofort nach hause zu ihrem Orthopäden und er konnte nur einen Haarriss im Ellbogengelenk, eine Zerrung der Knochenhaut und einen Bluterguss im Gelenk feststellen. Ob wohl die wöchentliche Wassergymnastik für Osteoporose-Patienten zu mehr Körperspannung geführt hat? Jede gleichaltrige Frau hätte sich wohl bei dem Sturz alle Knochen gebrochen.

Der 94-jährige Vater meines Partners lebt ja seit November im Pflegeheim. Er beschwert sich über all die alten Leute, die dort leben (er ist der zweitälteste) und fühlt sich gar nicht wohl. Zu viele Frauen, die lieber ratschen oder stricken, als sich seine Erlebnisse aus der Kriegsgefangenschaft anzuhören. Im Zimmer ist er zu stolz oder zu vergesslich, um den Rollator zu benutzen. Nun ist er bei einem von zahlreichen Stürzen so dämlich gefallen, dass er das Steißbein gebrochen hat und in der Klinik liegt. Er will nun keinen Besuch von uns an den Ostertagen haben, das ist ihm wegen des Kindes einfach zu viel, obwohl sie in seiner Nähe immer sehr brav und leise ist. Unsere Maus ist darüber sehr traurig, sie mag den ollen Stoffel sehr gerne, aber sieht ihn ohnehin nur etwa viermal im Jahr und der andere Opa (mein Vater) ist ja schon seit 1968 tot.

Fast alle von euch sind ja jünger als ich, dürften also auch deutlich jüngere Eltern haben. Ich wünsche euch, dass ihr noch möglichst lange ohne Sorgen um die Gesundheit eurer Eltern leben und euch auf die Schwangerschaft und eure Kinder konzentrieren könnt.

Das Ergebnis meines Frauenarztbesuchs am Freitag ist nach dieser Aufregung schon fast Nebensache. Der Arzt bestätigte mein subjektives Empfinden, dass es uns allen gut geht. Allerdings soll ich schon gleich am Mittwoch nach Ostern wieder kommen. Bei Zwillingen hat er gegen Ende gerne kürzere Intervalle. Das CTG zeigte keinerlei Wehen an, aber gute Kindsbewegungen und Herztöne. Im Ultraschall wurde festgestellt, dass nun langsam das geschätzte Gewicht auseinander geht. Beim vorletzten mal wogen beide noch geschätzte 1300 g, beim letzten Mal 1600 g bzw. 1500 g und nun sind es schon 300 g Unterschied (2000 g / 1700). Da diese Schätzungen ohnehin eher ungenau sind, lasse ich mich davon nicht irritieren. Bei mir sind es seit dem Schwangerschaftstest 6,5 kg mehr. Das ist laut Aussage der Sprechstundenhilfe auch eher am unteren Ende der Skala anzusiedeln. Aber so lange es uns gut geht, soll ich einfach weiter essen, was mir schmeckt, so lange es zumindest im weiteren Sinne zu "vitaminreicher Mischkost" gehört.

Euch allen eine wunderschöne Karwoche und ein entspanntes Osterwochenende.

Eure Ingrid



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