Alexander wird beweglicher und entdeckt weitere Körperteile. Und schläft leider sehr schlecht ein.
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
leise schleicht sich das Ende meiner Elternzeit heran. Zu Beginn dieser Woche waren es noch 4 Wochen, wenn Ihr diesen Beitrag lest, gerade noch 3 Wochen. Am Anfang meiner Elternzeit kamen mir die fast 6 Monate als ein sehr langer Zeitraum vor, aber sie vergehen wie im Flug.
Da Tanjas Kindergarten ja im August 3 Wochen dicht macht, haben wir nun kurz entschlossen für eine Woche ein Ferienhaus in Dänemark gemietet. Ausschlaggebend für diese Wahl war die für uns leichte Anreise per Auto und Fähre. Zunächst hatten wir noch an andere Reiseziele gedacht, insbesondere Irland lag gut im Rennen, aber die leichte Erreichbarkeit Dänemarks hat den Ausschlag gegeben. Ob es uns da gefallen wird? Offenbar ist es dort wie in Deutschland, sobald irgendwo ein anständiger Strand ist, ballen sich dort sofort die Ferienunterkünfte.
Als ich Tanja von unseren Reiseplänen erzählte, hatte sie genau eine Frage. Und welche war das wohl? Genau: „Gibt es da auch Spielplätze?“ Ja, es gibt einen Spielplatz und jede Menge Strand. Schon interessant, wie sich die Kriterien für die Wahl unseres Urlaubsortes geändert haben. Leicht erreichbar, Strand und Spielplatz...
Interessanterweise verbinde ich mit Dänemark ... überhaupt nichts. Ich meine, von jedem Land Europas hat man irgendwie ein Bild. Frankreich z. B. steht für Baguette, Eifelturm, Paris, Bretagne. England für Fünf-Uhr-Tee, Queen, London und exzentrische Lords. Aber Dänemark? Grübel, grübel, dazu fällt mir überhaupt nichts ein. Lassen wir uns überraschen.
Alexander wird nun viel beweglicher. Nachdem er ja wochen-, monatelang nur strampelnd auf dem Rücken lag, versucht er es nun immer stärker, sich zu drehen. Zumindest schafft er es jetzt, sich auf dem Rücken liegend um seine eigene Achse zu drehen. Also wenn der Kopf erst in eine Richtung zeigte, zeigt er fünf Minuten später in eine ganz andere. Und zum Umdrehen von Rücken auf Bauch fehlt auch nicht mehr viel, nur noch so der letzte Schwung.
Erstmal bedeutet dies für uns verstärkte Wachsamkeit. Wenn Alexander irgendwo erhöht liegt (Wickeltisch, unser Bett, Sofa) dürfen wir ihn jetzt keine Sekunde mehr aus den Augen lassen. Oder müssen ihn mit Kissen oder ähnlichem gegen das Runterfallen sichern. Das darf man keineswegs unterschätzen. Es gibt genug Kinder, die ihre erste Drehung gleich dazu genutzt haben, irgendwo runterzufallen.
Außerdem hat Alexander seine Füße entdeckt. Nachdem er sie zunächst nur angestarrt hat (was ist das denn komisches, was hier rumzappelt?), werden sie nun auch befingert und festgehalten. Er trainiert also seine Augen-Hand-Fuß-Koordination.
Leider schläft er derzeit sehr schlecht ein. Er war schon immer eher die Nachteule und schlief oft erst gegen 22:30 oder 23 Uhr ein. Das ging aber relativ gut, d. h. wenn er müde wurde, nahm ich ihn auf den Arm, lief ein bisschen rum und ließ ihn an meinem Finger nuckeln – und nach ein paar Minuten war er weg. Dann noch ein bisschen abwarten und dann ablegen.
Aber seit ca. einer Woche ging das nur noch mit Geschrei und mehreren Anläufen. Er war erkennbar sehr müde und kurz vor dem Einschlafen. Sozusagen 99 Punkte auf der Schlafskala. Aber der entscheidende 100. Punkt fehlte dann und er war plötzlich wieder ganz wach. Das gleiche Spiel von vorne, bis dann endlich Ruhe war. Im dümmsten Fall wachte er aber eine halbe Stunde später schon wieder auf und musste noch mal zum Schlafen gebracht werden. Das verkürzte doch meinen Nachtschlaf erheblich.
In den letzten Tagen klappt aber das Einschlafen bei mir überhaupt nicht mehr. Er will und will einfach nicht einschlafen. Ich versuche es dann immer wieder, bis ich einfach die Schnauze voll habe (so gegen 23:30 Uhr). Dann bringe ich ihn zu meiner Frau. Sie stillt ihn dann noch mal und meist schläft er dann sofort ein. Eine richtige Lösung ist das auch nicht, aber Hauptsache ist, dass er schläft.
Eines habe ich bei Tanja gelernt: Es gibt ja ohnehin nichts Unbeständigeres als die Schlafgewohnheiten. Von 12 Stunden durchschlafen bis jede Stunde rumschreien hatten wir bei ihr alles durch. Und gerade wenn man glaubt, einen schönen Rhythmus gefunden zu haben, ändert sich das Ganze sowieso wieder. Ich muss sagen, dass ich echt froh bin, wenn mal beide Kinder einfach selbst ins Bett gehen, ohne Probleme ein- und durchschlafen. Aber das dauert wohl noch ein paar Jahre.
Das Pfingstwochenende haben wir ganz gut überstanden. Aber wenn wir freie Tage einigermaßen ohne Krise haben wollen, müssen wir Tanja permanent beschäftigen. Zoo, Spielplatz, im Garten arbeiten oder sonst irgendwas.
Diese Woche fuhren wir, Tanja und ich, am Dienstag erst mal zum nächsten IKEA, um Möbel für Tanjas neues Zimmer zu besorgen. Nächste Woche tauschen wir Arbeits- und Kinderzimmer aus. Tanja brauchte jetzt mal ein richtiges Bett – bisher war sie noch in einem Gitterbett – und einen größeren Schrank. Und wenn wir schon da sind, dann besorgen wir auch noch gleich ein Bett, das Alexander später nutzen kann. Und ein Spielzeugregal für Tanja. Ach ja und noch dies und das, wie das halt so ist und auf jeden Fall mussten wir schließlich zwei Mal durch die Kasse. Gut, dass wir einen Transporter gemietet hatten.
Tanja war an diesem Tag besonders lieb. Die Fahrt im großen Transporter beeindruckte sie sehr, bei IKEA war sie mustergültig lieb. Und auf der Rückfahrt fuhren wir noch zu einem großen Erlebnisbauernhof für Kinder.
Für meine Frau war dieser Tag sozusagen der Testfall für die Tage ab Ende Juni. Es war immerhin der erste Tag für sie, dass sie Alexander von morgens um 8 bis abends um 17 Uhr ganz alleine hatte. Aber es ging gut, da Alexander ja doch wirklich pflegeleicht ist – jedenfalls tagsüber.
Ansonsten haben wir zum Ende der Woche schon die ersten Umzugsvorbereitungen getroffen, um Arbeits –und Kinderzimmer zu tauschen. Das Bücherregel durchgesehen, was weg kann, die ersten neuen Möbel zusammen gebaut und so weiter. Dienstag wird es dann ernst, dann werden die Möbel getauscht und im Kinderzimmer noch Laminat verlegt. Ich hoffe mal, dass auch im neuen Arbeitszimmer das Internet funktioniert. Sollte ich mich nächste Woche nicht melden, liegt es an irgendwelchen technischen Problemen.
Die neue Doku-Soap „Erwachsen auf Probe“ (oder wie heißt das?) schlägt ja hohe Wellen in den Medien. Ich habe die Sendung nicht gesehen, aber wenn ich den Medienkommentaren glauben darf, schmeißt man einfach ein paar mehr oder weniger debilen Jugendlichen ein Baby an den Hals und sagt: „Mach mal“. Und dann geht es erstaunlicherweise schief. Was soll so etwas? Unabhängig von den Babys, die dafür eingesetzt werden, ist das doch eine Situation, die erstmal jeden an die Grenzen bringt. Jeder, der ein Baby bekommt und keine einschlägige Erfahrung hat, schaut doch erstmal – wie man hier sagt – wie ein Schwein ins Uhrwerk. Diese Doku-Soap ist also genauso sinnvoll, als wenn man einen Fahrschüler in seiner ersten Fahrstunde ins Auto setzt und ihn damit sofort und ohne Anweisung auf die Autobahn schickt. Über das tatsächliche Leben mit einem Baby mit allen Höhen und Tiefen sagt das überhaupt nichts.