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Einnistung eines befruchteten Eis in die Gebärmutter

Die Nidation, die Einnistung eines befruchteten Eis in die Gebärmutter, ist ein entscheidender Moment bei der Entstehung einer Schwangerschaft. Aber woran liegt es, dass die Einnistung manchmal ausbleibt und wie lässt sie sich fördern?

In diesem Artikel:

So läuft die Einnistung ab

Nachdem eine Eizelle im Eileiter befruchtet wurde, beginnt sie sich zu teilen. Gleichzeitig wird sie durch Bewegungen des Flimmerepithels und Kontraktionen des Eileiters in Richtung Gebärmutter transportiert. Etwa vier Tage nach der Befruchtung trifft sie dort ein und erreicht nun das Stadium der Blastozyste, in der bereits die Anlage für das Embryo und für die Plazenta ausdifferenziert sind. Die Blastozyste heftet sich an die Gebärmutterwand an und schüttet Enzyme aus, die die obere Schicht der Gebärmutterschleimhaut auflösen. Anschließend bettet sie sich in die Gebärmutterschleimhaut ein. Vollständig abgeschlossen ist der Prozess der Einnistung erst zum Ende der zweiten Entwicklungswoche.

Gebärmutter muss vorbereitet sein

Eine Voraussetzung für eine geglückte Einnistung ist, dass die Gebärmutterschleimhaut unter dem Einfluss des Hormons Östrogen zuvor gut aufgebaut wurde. Entscheidend ist aber noch ein weiteres Hormon. “Ab dem Eisprung werden vom Gelbkörper große Mengen des Hormons Progesteron ausgeschüttet. Es sorgt dafür, dass sich die Drüsen in der Gebärmutterschleimhaut verändern und dass Nährstoffe bereitgestellt werden,” erklärt Vanadin Seifert-Klauss, Professorin für Frauenheilkunde an der Technischen Universität München. Ein wichtiger Prozess, der während des kurzen Zeitraums zwischen Eisprung und Einnistung abgeschlossen sein muss. Vanadin Seifert-Klauss veranschaulicht das gerne mit einem Bild: “Es ist so, als wenn sich ganz kurzfristig Besuch ankündigt und sie schnell alles vorbereiten müssen. Unter dem Einfluss von Progesteron wird der Eizelle in der Gebärmutter ein weiches Bett vorbereitet. Trifft die Eizelle zu früh in der Gebärmutter ein und das Bett ist noch nicht fertig, kommt es nicht zu Einnistung und damit trotz Befruchtung auch nicht zur Schwangerschaft.”

Unsere Expertin

Vanadin Seifert-Klauss, Professorin für Frauenheilkunde an der Technischen Universität München Die Professorin für Frauenheilkunde Vanadin Seifert-Klauss arbeitet an der Technischen Universität in München.

Progesteron kann die Einnistung fördern

In einigen Fällen wird deshalb das Hormon Progesteron nach dem Eisprung künstlich zugeführt, um die Gebärmutterschleimhaut zu unterstützen. Ob dies im Einzelfall angezeigt ist, sollte ein Spezialist oder eine Spezialistin entscheiden, sagt Seifert-Klauss. Also am besten ein Arzt oder eine Ärztin mit einer Fortbildung in gynäkologischer Endokrinologie.

“In Eigenregie sollte Progesteron aber auf keinen Fall angewendet werden, schon deshalb nicht, weil das kontraproduktiv sein kann”, so Seifert-Klauss. “Wenn eine Frau den Zeitpunkt ihres Eisprungs falsch einschätzt und das Hormon zu früh einnimmt, würde sie damit keine Schwangerschaft fördern, sondern im Gegenteil sogar ihren Eisprung unterdrücken.”

Viele Frauen setzen auch auf Tees mit Mönchspfeffer, Frauenmantelkraut oder Schafgarbe, die den Progesteronspiegel auf natürliche Weise erhöhen oder die Wirkung des Hormons nachahmen sollen. Dabei hat Seifert-Klauss weniger Bedenken. Sie glaubt aber auch nicht, dass sich die Chancen auf eine Schwangerschaft dadurch deutlich erhöhen.

Dass eine Einnistung trotz Befruchtung nicht gelingt, ist übrigens normal und kommt häufiger vor, als vielen Paaren mit Kinderwunsch bewusst ist. “Wird am ersten Tag nach der ausgebliebenen Periode ein Anstieg des Schwangerschaftshormons humanes Choriongonadotropin (hCG) gemessen, dann kommt es in 60 Prozent dieser Fälle später doch noch zu einer Blutung”, sagt Seifert-Klauss. Zu einem derartig frühen Zeitpunkt würde sie noch nicht von einem Abgang oder gar einer Fehlgeburt sprechen. “Es lag dann im Grunde nur eine biochemische Schwangerschaft vor”, sagt die Gynäkologin. Es sei in diesen Fällen wahrscheinlich, dass sich eine befruchtete Eizelle nicht oder nicht vollständig eingenistet hat. Normalerweise würde dies oft nicht einmal bemerkt. Es falle nur Paaren mit ausgeprägtem Kinderwunsch auf, die schon früh einen Schwangerschaftstest durchführen.

 

Endometriose kann Einnistung erschweren

Weshalb die Einnistung so oft ausbleibt, ist wissenschaftlich nicht abschließend geklärt. “Es ist etwas rätselhaft und auch nicht einfach zu untersuchen”, sagt Seifert-Klauss. Bleibt eine Schwangerschaft aus, lässt sich nicht immer mit Sicherheit sagen, ob dies an einer Einnistungsstörung lag oder daran, dass es gar nicht erst zu einer Befruchtung gekommen ist. “Was wir wissen ist, dass Endometriose und Entzündungsprozesse in der Gebärmutter die Einnistung erschweren können. Und dass auch die Eizell-Qualität eine Rolle spielt, die ja mit dem Alter abnimmt”, sagt die Ärztin.

“Durchblutung und der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut können hingegen auch im fortgeschrittenen Alter noch gut funktionierten. Das weiß man aus den USA, wo auch noch viele Frauen nach ihren 40ern durch eine Eizellenspende Kinder bekommen”, so Seifert-Klauss. Eizellspende ist in der BRD verboten.

 

Eizelle muss vital genug sein

Der befruchteten Eizelle muss es in jedem Fall gelingen, sich mit der Gebärmutterschleimhaut zu verbinden. Sie müsse auch vital genug sein, um ausreichende Mengen des Schwangerschaftshormons hCG zu bilden. “Das hCG  signalisiert dem Eierstock, weiter Progesteron zu bilden, damit die Schwangerschaft aufrechterhalten wird. Ein niedriger, schwankender oder sinkender hCG-Wert ist oft ein frühes Anzeichen dafür, dass die Eizelle nicht sehr vital ist und die Schwangerschaft nicht fortbestehen wird. Für Paare mit Kinderwunsch ist das natürlich sehr schwer, denn sie haben sich zu diesem Zeitpunkt schon über die Schwangerschaft gefreut. Unternehmen kann man aber akut in diesem Fall nichts”, sagt Seifert-Klaus. Häufen sich frühe Fehlgeburten bei einem Paar, dann werde nach hormonellen und immunologischen Erkrankungen gesucht, zum Beispiel nach unerkanntem Diabetes.

Bestimmte Verhaltensweisen, etwa sich in der frühen Schwangerschaft besonders zu schonen damit die Einnistung glückt, haben laut Seifert-Klauss wohl eher keinen Einfluss.

Es gebe bisher leider kein Wundermittel mit dem sich die Einnistung sicher erreichen lässt. Die Gynäkologin empfiehlt Selbstachtsamkeit und eine allgemein gesunde Lebensweise. “Damit sollte man nicht erst in der Schwangerschaft, sondern am besten schon beim Kinderwunsch beginnen.”