Eine wirklich blöde Woche. Tanja total erkältet, Ärger im Beruf und stressbedingte Krankheiten bei uns.
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
das Wochenende und die folgende Woche waren sehr unruhig. Das fing schon Ende letzter Woche an:
Zum einen erhielten wir in unserer Behörde Freitag letzter Woche die freudige Nachricht, dass am Montag eine neue Organisationsstruktur vorgestellt würde. Man muss dazu sagen, dass unser Behördenchef – ohnehin ein Alptraumchef sondergleichen – jedes Jahr unsere Behörde einmal komplett auf den Kopf stellt. Das hilft natürlich ungemein für die Aufgabenerfüllung, wenn die Hälfte der Leute kurzerhand auf einen anderen Dienstposten umgesetzt wird, zumal wir hier in kleinen, spezialisierten Teams arbeiten, die alle unterschiedliche Aufgabenfelder haben. In den paar Jahren, die ich hier arbeite, bin ich schon mindestens 5 mal in einen anderen Bereich umgesetzt worden. Mit jeder Umsetzung schwindet natürlich die Motivation ein Stück mehr. Warum soll ich mich irgendwo einarbeiten, wenn ich nicht weiß, ob ich nicht in einem halben Jahr wieder was komplett Neues mache?
Meine große Sorge war, dass ich bei dieser Neustrukturierung in einen Bereich versetzt werden könnte, der viele Dienstreisen machen muss. Einige unserer Teams sind zum Teil wochenlang auf Dienstreisen, das ist natürlich mit Familie und Kindern echt schwierig. Obwohl ich versuchte, das Ganze nicht an mich ranzulassen, machte ich mir natürlich das ganze Wochenende Sorgen.
Gott sei Dank bin ich jedoch weiterhin auf dem gleichen Dienstposten – unser Team ist als einziges nicht umstrukturiert worden. Puh!
Zum anderen war Tanja schon am Samstagnachmittag auffallend anhänglich und verschmust. Och nee, nicht schon wieder krank. Doch, war ja klar. Sie hat mal wieder eine volle Erkältung erwischt. Aber wirklich volle Kanne. Mit heftigem Fieber, Schnupfen und einem bellenden Husten, den man noch zwei Häuserblocks weiter hören konnte. Vorsichtshalber war ich Sonntag noch mit ihr beim kinderärztlichen Notdienst, aber bei solchen Erkältungen kann man eh nur abwarten.
Während es tagsüber noch einigermaßen ging – Tanja brauchte zwar sehr viel Betreuung, war aber recht lieb – waren die Nächte echt anstrengend. Tanja schlief sehr unruhig, schreckte ständig hoch und wollte am liebsten die ganze Nacht an der Schulter der Eltern schlafen. Was für unseren eigenen Schlaf nicht hilfreich war.
Ihre Krankheit zog sich dann mal stärker, mal schwächer fast durch die ganze Woche, an Kindergarten war nicht zu denken. Wir haben ja nun schon einige Erkältungen mit ihr durch, aber diese war besonders heftig. Dazu kam, dass sie es in ihrem geschwächten Allgemeinzustand in dieser Woche gleich mehrfach schaffte, die Treppe runterzufallen.
Erst am Freitag war sie wieder so weit hergestellt, dass sie wieder in den Kindergarten gehen konnte.
Das waren also mal wieder Tage, wo wir nur um unsere Kinder rotiert sind.
In dieser Situation ist es wirklich hilfreich, dass ich nur Teilzeit arbeite und im Gleitzeitverfahren flexibel bin, also mal kürzer, mal länger arbeiten kann. So machte ich halt derzeit im Büro nur die absolut nötigen Stunden und verbrachte den Rest des Tages zu Hause. (Die restlichen Stunden muss ich natürlich nacharbeiten.)
Als ob das nicht genug wäre, musste meine Frau Donnerstag zum HNO-Arzt, da sich bei ihr in der Nacht ein Ohrgeräusch eingestellt hatte. Ihr wisst schon, ein permanentes Pfeifen im Ohr. Der Arzt konnte nichts Organisches feststellen und meinte, sie solle einfach versuchen, weniger Stress zu haben. Oh ja, das hätten wir auch gern. Wir hoffen jetzt, dass das Pfeifen damit zusammenhängt, dass meine Frau ebenfalls erkältet ist, und hoffentlich, hoffentlich wieder vergeht, wenn sie wieder gesund ist.
Medikamente kann meine Frau nicht nehmen, da alle entsprechenden durchblutungsfördernden Mittel den üblichen Satz enthalten, dass man nicht weiß, wie sie sich beim Stillen auf das Baby auswirken können und deswegen möglichst nicht genommen werden sollten. Oder weiß jemand von Euch da was?
Interessanterweise habe ich bei mir auch eine stressbedingte Krankheit festgestellt. Bei mir fallen die Barthaare aus. Kein Witz. Ich nehme das aber eher amüsiert zur Kenntnis, so muss ich mich wenigstens weniger rasieren.
Ja, ich weiß, jetzt sind wieder einige empört, dass ich über Stress jammere, wo meine Frau und ich es doch mit Elternzeit und Teilzeit so viel besser haben als viele voll Erwerbstätige. Aber Stress ist nun mal etwas Subjektives. Eine nicht unwesentliche Rolle spielt dabei sicher auch die Tatsache, dass meine Frau und ich seit Tanjas Geburt, also seit fast vier Jahren, kaum eine einzige Nacht durchgeschlafen haben. Bei meiner Frau ist das durch das Stillen natürlich noch stärker ausgeprägt, zumal sie danach oft nicht gleich wieder einschlafen kann. Mit dem neuen Ohrgeräusch wird das auch nicht einfacher.
Ach ja, und als meine Frau dann mal schlief, träumte sie sehr realistisch, dass wir uns trennen würden. Obwohl es nur ein Traum war, war sie total geknickt.
Genug der Jammerei, es gab auch ein paar schöne Momente in dieser Woche.
Donnerstag zeigte sich Tanjas Erkältung weitgehend überwunden. Und überraschenderweise schlief Alexander am Abend einfach mal schon um 22:30 Uhr ein. Tanja schlief auch ruhig. Also schnell die Flasche Wein zur nachträglichen Feier von Alexanders halbem Geburtstag aufgemacht. So saßen meine Frau und ich noch eine Stunde im Dunkeln neben dem schlafenden Alexander und haben uns unterhalten. Das war einfach mal wieder schön.
Kleine Anekdote noch:
Tanja zu meiner Frau: „Meine liebste Mama, ich habe Dich so lieb.“
Meine Frau belustigt: „Okay, wieviel Geld willst Du?“
Tanja: „Fünf achtzig“.
Ach ja, gestern meinte Tanja, als ich sie ermahnte, beim Abendessen ihren Pfannkuchen nicht gegen ihre Fußsohle (!) zu drücken. „Ich hasse Dich“. Ich dachte, das kommt erst in der Pubertät.
Alexander hat jetzt eine neue Lieblingsbeschäftigung, er spitzt die Lippen und prustet. Was lustig aussieht, aber angesichts seines erheblichen Spucke-Umsatzes doch im Umkreis von einem halben Meter einen Sprühregen erzeugt.
Ganz interessant fand ich Mareikes Hinweis auf eigene Babyfotos und die Vergleiche mit dem eigenen Kind.
Ich habe bei meinen eigenen Kindern echt Probleme, hier objektiv zu sein. Irgendwie verweigert mein Hirn beim Vergleichen der Fotos von uns und unseren Kindern die exakte Zuordnung, was nun wem ähnlich sieht. Das ist wirklich eine Art von partieller Blindheit, bei anderen Eltern und Kinder habe ich das nicht.
Ohnehin ändert sich das von Monat zu Monat. Ist man am Anfang überzeugt, dass das Kind „ganz die Mama“ ist, ist es schon wenig später „ganz der Papa“ (peinlich, wenn es ein Mädchen ist). Obwohl Tanja nun schon bald vier Jahre alt ist und damit ihre individuellen Gesichtszüge immer deutlicher herauskommen, habe ich immer noch keine Vorstellung, wie sie mal aussehen könnte.
Besonders auffällig ist auch dieser ständige Wandel bei Tanjas Augenfarbe. Sie fing mit einem tiefen dunkelblau an (wie ja wohl alle Kinder?) und mutierte dann zu einem grau-blau. Okay, passt, das ist ja meine Augenfarbe. Im letzten halben Jahr hat sich die Farbe aber schon wieder geändert, in grau-grün. Meine Frau hat grüne Augen, das würde auch passen. Es wäre nur schön, wenn sich das mal entscheiden würde, denn in den nächsten Wochen müssen wir einen Kinderreisepass für Tanja beantragen und da wird ja die Augenfarbe eingetragen.
Ach ja, Kinderreisepass. Dafür brauchten wir natürlich auch noch Fotos. Welcher Blödmann hat sich eigentlich ausgedacht, auch für Kleinkinder Passfotos vorzuschreiben, die weitgehend den biometrischen Standards entsprechen sollen? Bei Tanja ging das diesmal ganz okay, da sie ja schon sehr verständig ist. Aber bei Alexander stellte sich schlicht das Problem ein, dass er zu freundlich ist. Ständig lachte er die Fotografin an – und das soll ja nicht sein, er soll ja nach den Richtlinien neutral kucken. Na, irgendwann klappte es. Jetzt haben wir wenigstens von beiden Kindern richtige Verbrecherbilder, auf denen sie finster in die Welt schauen. Fehlt nur die Nummer vor der Brust.
Hoffen wir mal, dass die nächste Woche besser wird. Aber jetzt scheint meine Frau richtig erkältet zu sein.....