MENU


Eileiterschwangerschaft – Was führt dazu, dass sich ein Ei außerhalb der Gebärmutter einnistet?

Bei einer Einnistung außerhalb der Gebärmutter sprechen Gynäkolog:innen von einer extrauterinen Schwangerschaft. In 96 Prozent der Fälle handelt es sich dabei um eine Eileiterschwangerschaft. Der Embryo kann dann nicht ausgetragen werden. Welche Faktoren das Risiko einer Eileiterschwangerschaft erhöhen und was du dagegen tun kannst, liest du in diesem Artikel.

In diesem Artikel:

Eileiterschwangerschaft: Häufigster Fall einer extrauterinen Schwangerschaft

Die Befruchtung der Eizelle findet in den Eileitern statt, die die Gebärmutter mit den Eierstöcken verbinden. Normalerweise wird die befruchtete Eizelle dann von Flimmerhärchen, die den Eileiter auskleiden, in die Gebärmutterhöhle weitertransportiert.

Ist die Funktion der Flimmerhärchen jedoch gestört oder ein Eileiter nicht vollständig durchlässig, kann es dazu kommen, dass die befruchtete Eizelle nicht in die Gebärmutterhöhle gelangt und sich stattdessen im Eileiter selbst einnistet. Bei etwa 96 Prozent aller extrauterinen Schwangerschaft ist das der Fall, es liegt also eine Eileiterschwangerschaft vor. In seltenen Fällen kann ein befruchtetes Ei auch aus dem Eileiter in die Bauchhöhle gelangen und sich dort einnisten. Extrem selten ist eine Einnistung der befruchteten Eizelle im Eierstock.

Extrauterine Schwangerschaften: Risiko steigt mit Alter

Einige Faktoren können die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer extrauterinen Schwangerschaft erhöhen, dazu gehört das Alter der Schwangeren: „Das Risiko für eine extrauterine Schwangerschaft steigt mit dem Alter deutlich an”, sagt Christoph Cirkel, Oberarzt an der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. „Bei einer unter 20-Jährigen liegt es bei nur 0,4 Prozent, bei 30- bis 40-jährigen Frauen ist es mehr als dreimal so hoch und liegt bei 1,3 bis 2 Prozent.” Im Durchschnitt entwickelten sich etwa 11 von 1000 Schwangerschaften zu einer Eileiterschwangerschaft. „Wir gehen aber von einer Dunkelziffer aus, weil es auch nicht erkannte Eileiterschwangerschaften gibt, die mit einem unbemerkten Abgang enden“, sagt Gynäkologe Christoph Cirkel.

Ein weiterer Risikofaktor könne die Verhütung mit einer Spirale sein – wird eine Frau trotz liegender Spirale schwanger, so ist das Risiko erhöht, dass es sich hierbei um eine extrauterine Schwangerschaft handelt. „Studien weisen außerdem darauf hin, dass es auch nach dem Entfernen der Spirale mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit zu einer Eileiterschwangerschaft kommen kann”, sagt Cirkel.

Künstliche Befruchtung führt eher zu extrauterinen Schwangerschaft

Cirkel und seine Kollegen beobachten auch, dass die Rate an extrauterinen Schwangerschaften mit der Rate der künstlichen Befruchtungen ansteigt. Bei einer in vitro fertilisation (IVF) werden zuvor im Labor befruchtete Eizellen in den Uterus gespritzt. Dabei bestehe ein gewisses Risiko, dass die Eizellen in den Eileiter gespült werden können. Zudem haben Frauen, die sich für eine künstliche Befruchtung entscheiden, meist ein höheres Alter – es kommen also zwei Risikofaktoren zusammen.

Gesunder Lebensstil verringert das Risiko einer Eileiterschwangerschaft

Begünstigt werden kann eine extrauterine Schwangerschaft außerdem, wenn eine Frau in der Vergangenheit mit einer sexuell übertragbaren Krankheit infiziert war. „Eine Infektion mit Chlamydien oder auch Gonokokken kann zu Verwachsungen im Bauchraum führen und die Durchlässigkeit der Eileiter beeinträchtigen“, sagt Cirkel. Zudem gilt Rauchen als Risikofaktor, so soll Nikotin sich negativ auf die Transportfähigkeit der Eileiter auswirken.

Sicher vorbeugen lässt sich einer Eileiterschwangerschaft nicht. Das Risiko lässt sich aber durch den Verzicht auf das Rauchen oder Safer-Sex bei wechselnden Geschlechtspartnern etwas reduzieren und ist geringer, wenn Paare nicht zu lange mit dem Kinderwunsch warten.

Wie eine extrauterine Schwangerschaft festgestellt wird

Erkannt wird eine meist dann, wenn Frauen nach einem positiven Schwangerschaftstest den Arzt aufsuchen, der dann aber in der Gebärmutter keine Frucht feststellen kann. Wenn gleichzeitig das Schwangerschaftshormon hCG (humanes Choriongonadotropin) im Blut stark erhöht ist, das von den Keimzellen des Embryos gebildet wird, aber keine Fruchtanlage zu sehen ist, kann dies auf eine Einnistung außerhalb der Gebärmutter hindeuten. Zum Teil sind bei der Ultraschalluntersuchung auch auffällige Strukturen im Eileiter zu sehen oder Flüssigkeitsansammlungen im Bauchraum. Die befruchtete Eizelle selbst ist mit einem Ultraschallgerät nicht immer eindeutig zu erkennen, wenn sie sich außerhalb der Gebärmutter befindet. Dies erfordere einige Erfahrung vom Untersuchenden und das richtige Ultraschallgerät, sagt Mediziner Cirkel. Manche Frauen würden auch deshalb den Arzt aufsuchen, weil die extrauterine Schwangerschaft bereits Beschwerden wie Unterleibsschmerzen oder Blutungen verursacht.

Eileiterschwangerschaft operativ beenden

Ein befruchtetes Ei, das sich außerhalb der Gebärmutterhöhle eingenistet hat, kann dort nicht ausreifen, daher muss jede extrauterine Schwangerschaft abgebrochen werden. In der Regel geschieht das durch eine Operation, der Eingriff erfolgt minimal invasiv durch die Bauchdecke. „Bei der Entfernung einer Eileiterschwangerschaft versuchen wir, den Eileiter zu erhalten“, sagt Christoph Cirkel. Die behandelnden Ärzte entfernen, wenn möglich, lediglich die Schwangerschaftsanlage aus dem Eileiter. Manchmal sei der Eileiter jedoch durch die Schwangerschaft zu stark beschädigt und müsse ganz entfernt werden. Nach dem Eingriff werden Frauen häufig noch für ein bis zwei Tage stationär beobachtet.

„Wichtig ist außerdem eine Nachkontrolle, ob weiterhin das Schwangerschaftshormon gebildet wird“, sagt Cirkel. „Das wäre ein Hinweis darauf, dass nicht alle Anteile der Frucht entfernt wurden und eine weitere Maßnahme erforderlich ist.“

Eileiterschwangerschaft mit Methotrexat beenden

Falls eine extrauterine Schwangerschaft noch keine Beschwerden verursacht, kann auch versucht werden, diese medikamentös zu behandeln. Dazu wird Frauen das Mittel Methotrexat injiziert, ein Chemotherapeutikum, das das Zellwachstum hemmt und in höherer Dosierung zur Krebsbehandlung eingesetzt wird.

Ein Vorteil bei dieser Methode ist, dass der Eileiter nicht geschädigt wird. Allerdings sei die Methode nicht sehr zuverlässig. „Es gibt eine hohe Versagensquote, so dass häufig doch noch operiert werden muss“, so Gynäkologe Cirkels Erfahrung. Zudem wird Frauen empfohlen, nach einer Behandlung mit Methotrexat sicherheitshalber einige Monate abzuwarten, bis sie erneut versuchen, schwanger zu werden. Im Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, wo Christoph Cirkel arbeitet, ist die medikamentöse Therapie bei extrauterinen Schwangerschaften nicht die Standardbehandlung.

Diagnose Eileiterschwangerschaft: Traurige Botschaft

Eine Eileiterschwangerschaft sei für Frauen mit Kinderwunsch eine schlimme Nachricht. Gerade Frauen, die sich nach einer künstlichen Befruchtung freuen endlich schwanger geworden zu sein, mache die Diagnose oft tieftraurig, sagt Cirkel. Dazu kommt, dass viele Frauen fürchten, nach einer Eileiterschwangerschaft nicht auf normalem Wege schwanger zu werden. „Wenn bereits einmal eine Eileiterschwangerschaft aufgetreten ist, besteht tatsächlich ein erhöhtes Risiko, dass es erneut dazu kommt, denn die Funktion des Eileiters wird dadurch beeinträchtigt“, erklärt Cirkel.

Gute Nachricht: Normale Schwangerschaft nach Eileiterschwangerschaft möglich

Selbst wenn ein Eileiter entfernt werden musste, besteht aber immer noch die Möglichkeit auf eine normal verlaufende, neue Schwangerschaft. Mediziner Cirkel empfiehlt betroffenen Frauen, mindestens ein halbes Jahr lang zu versuchen, auf natürlichem Wege schwanger zu werden und sich dann in einem Kinderwunschzentrum beraten zu lassen. Möglich sei auch, die Durchlässigkeit der Eileiter mit einer Eileiterspülung testen zu lassen. Dabei wird eine Flüssigkeit mit Kontrastmittel über die Gebärmutter eingeleitet und mit Ultraschallgerät geprüft, ob Verklebungen im Eileiter vorliegen, die ihn schlechter passierbar machen.

Früh erkannt kann Eileiterschwangerschaft gut therapiert werden

Die möglichen Gefahren einer erneuten Eileiterschwangerschaft für die Mutter seien jedenfalls kein Grund, nach einer Behandlung sofort auf eine künstliche Befruchtung zu setzen: Schon allein deswegen nicht, weil in der Regel noch ein funktionstüchtiger Eileiter vorliegt. „Eine extrauterine Schwangerschaft kann zwar gefährlich sein, wenn sie nicht behandelt wird. Falls Frauen aber bei Beschwerden frühzeitig einen Arzt aufsuchen, kann sie gut therapiert werden.“