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Baby-Tagebücher von Antje

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

44. Woche

Die Elternzeit neigt sich dem Ende zu...

.... und es wird nochmal richtig schön

Dienstag, gegen acht Uhr morgens

Als ich gerade aus dem Fenster sah – Johann war um sechs wach geworden – habe ich einen wunderschönen Sonnenaufgang gesehen. Alles war in ein feuerrotes Licht getaucht. Fast so, als würde es in der Nähe brennen. So wunderschön! Auch wenn ich den Herbst und Winter nicht wirklich mag, ist das Licht der tiefer stehenden Sonne dann immer so diffus rot, orange oder gelb. Wirklich wunderschön.

Johann schläft gerade wieder. Er hat von gestern Abend kurz vor sieben bis heute Morgen kurz nach sechs geschlafen. Einmal war er kurz wach, ließ sich durch Papa sofort wieder zum Weiterschlafen überreden. Endlich, endlich haben wir es geschafft. Die Mühe der letzten 1,5 Monate hat sich gelohnt. Ich bin so dankbar und glücklich. Vor uns liegen zwar noch einige Erkältungsmonate – nach dem Martinsumzug hatte Johann letzte Woche auch wieder eine ganz fiese Rotznase - und außer Johanns ersten beiden Krokodilzähnchen ist auch noch nichts zu sehen, aber grundsätzlich ist jetzt erstmal etwas geklärt. Zwischen Johann, meinem Mann und mir. Mal sehen, wann wir ihn dann zu seiner Schwester ausquartieren werden.

Da nun das Ein- und Durchschlafen bei Johann problemlos funktioniert, gehören mir und uns die Abende wieder ganz und gar. Das führt natürlich auch dazu, dass ich hier gern manchmal fast bis Mitternacht auf der Couch mit meinem Buch liege, mich in die Decke kuschel und einfach nur meine kinderfreie Zeit genieße. Zusammen mit meinem Mann haben wir auch eine neue englische Serie entdeckt. An einigen Tagen der letzten Woche kämpfte ich mich auch von der Couch hoch, was mir zugegebener Weise etwas schwer fiel.

Habe daraufhin im Nähladen um die Ecke unter Anleitung ein paar schöne Kindersachen genäht, war wieder Tango tanzen und habe mir für heute und Freitag auch zwei Abendtermine vorreserviert. Mein Mann hat zwar schon lachend protestiert, da er dann die beiden Kinder allein ins Bett bringen muss. Aber letztendlich profitiert auch er davon, wenn ich gute Laune habe. Und die habe ich wirklich. Ich genieße die letzten zwei Monate noch einmal in vollen Zügen, bevor der Berufsalltag wieder beginnt.

Auch zusammen mit Johann unternehme ich tagsüber schöne Dinge, die in einigen Monaten in der Form nicht mehr so problemlos möglich sind: Ich war endlich mit Johann im Tragetuch in der Kirchner-Ausstellung und habe mir für die kommenden Wochen noch zwei weitere Kunstausstellungen herausgesucht. Ich habe jetzt noch einen Mama-Kind-Pilates-Kurs in meinem Yogastudio begonnen. Ich werde am Donnerstag mit Johann meine Tante im Pflegeheim besuchen. Ich lege mich manchmal mit Johanns nachmittags hin. Es ist gut, dass ich alles nochmal ganz bewusst genieße anstatt wehmütig zu werden.

Wichtige Termine für mich, wie Arztbesuche nehme ich gerade auch wahr. Jetzt habe ich vor zwei Wochen auch endlich einen Fahrradhelm für mich gekauft, von dem ich hier im Frühsommer bereits geschrieben habe. Aber gut, lieber später als gar nicht.

Meine Freundin schrieb mir sinngemäß auf mein inhaltliches Seufzen, ich werde bald nach Weihnachten wieder arbeiten gehen, ich solle doch die Vorweihnachtszeit dann besonders intensiv erleben. Ich lebe zwar nicht wie sie in England, aber warum immer alles nur ganz schlicht halten?

Nach dem Totensonntag – eigentlich interessant, dass das Thema Tod nach Johanns Geburt immer wieder auftritt – freue ich mich auch schon auf die Vorweihnachtszeit. In der letzten Woche entschied ich jedoch noch, mit Johann das Grab meines Onkels hier in Berlin zu besuchen, der Anfang des Jahres starb. Ein ehemaliger Kollege aus Moskau starb auch im Herbst, was wiederum zu längeren Telefonaten mit anderen Freunden und ehemaligen Kollegen führte. Und mein Mann lässt mich kommendes Wochenende wieder mit den Kindern allein, weil die Mutter eines Freundes in der letzten Woche starb. Unsere Große fragte in letzter Zeit auch immer, ob man wirklich sterben muss. Sie wolle lieber 800 Jahre alt werden. Sie fragt so viel. Will man denn irgendwann sterben? Stirbt nur der Körper? Kann man, wenn man gestorben ist, auf den Wolken sitzen? Bei manchen Themen bin ich ganz klar: Nein, Monster, Hexen und Gespenster gäbe es nur im Märchen. Bei anderen Themen antworte ich so, wie ich es selbst empfinde und denke. Nicht alles deckt sich dabei mit meinem christlichen Glauben. Aber auch dazu stehe ich.

So, kurzer Break: Ich war noch kurz in der Wanne. Wenn Johann seinen Morgenschlaf hält, weiß ich manchmal vor Enthusiasmus gar nicht, was ich zuerst machen soll. Also habe ich diesen Bericht kurz unterbrochen, um mich zu entspannen. Seit den Kindern halte ich mich noch länger als sonst im Bad auf. Okay, Johann wickeln, Popo bei der Großen abwischen etc. führen zwar auch dazu, dass ich hier länger bin. Aber für mich ist das Bad auch so etwas wie eine Wellness-Oase geworden. Ich brauche das. Dabei fiel mein Blick kritisch auf meinen Körper und meine Kaiserschnittnarbe. Schön ist die auch nicht gerade, dachte ich missmutig. Wieder dick und wulstig, wie beim letzten Mal. Aber das wusste ich ja schon. Aber auch mein Bindegewebe. Meine Figur hat sich nach der zweiten Schwangerschaft einfach nochmal verändert. Puh! Fühle mich einfach noch immer nicht, als hätte ich mein altes Gewicht zurück, auch wenn mich meine Waage eines Besseren belehrt.

Johann hat sich, während ich mich kritisch beäugte, allein beschäftigt: Das Toilettenpapier abgerollt, die Waschmaschine untersucht und die Zeitschriften zerfleddert. Als Zweitgeborener bekommt er einfach viel weniger Aufmerksamkeit und kann sich dadurch aber auch schon viel allein beschäftigen. Er muss sich aber auch viel mehr allein beschäftigen. Bedingt sich wohl. Aber selbst wenn ich mich mit ihm beschäftige, krabbelt er oft einfach weg, weil er etwas Spannenderes gefunden hat. Die tollen Kinderbücher von arsEdition – danke an die Sponsoren – sind nun auch gekommen. Zwar ist Johanns Interesse bisher eher mäßig, aber seine Schwester findet sie toll. Vielleicht braucht ihr kleiner Bruder noch etwas. Zwei Bücher hat er schon von mir bekommen. Wir werden ihm die restlichen Bücher zu Weihnachten schenken.

So, da Johann ständig untersuchen will, ob man das Notebook-Kabel nicht doch aus der Steckdose herausziehen kann, habe ich ihm ein paar Spielsachen seiner Schwester gegeben. Er scheint heute etwas unleidlich. Darum hier nur noch ein kurzes Update.

Johann puzzelt total gern vor sich hin. Zerreißt die Holzfrüchte seiner Schwester am Klettband, untersucht Schuhverschlüsse und liebt Kabel. Sogar im neu entdeckten Kindercafé hier in der Nähe saß er irgendwann vor dem Drucker an der Bar. Beim Pilates untersuchte er letzte Woche stundenlang die Wickeltasche, öffnete den Reißverschluss, lehrte alle Taschen- und Feuchttücher und öffnete leider auch ein Globuli-Fläschchen. Beim Rückbildungs-Känguru-Kurs am letzten Freitag schaffte er es, die 1,5 Liter Flasche der Trainerin zu öffnen, um sich darin mit einem anderen Krabbelkind zu baden. Oh Mann! Gerade schafft er es nicht, die Tomate zu zerreißen und wird wütend. Ballt dann immer seine Fäuste und spannte den ganzen Körper an. Warte, muss ihm mal kurz helfen.

Das Abendessen gestaltet sich weiterhin problematisch. Am letzten Mittwoch weinte er bitterlich, als ich ihm nochmal Babybrei aus dem Gläschen untermogeln wollte. Er kann nun aus seinem Stühlchen auf den Tisch steigen und zu den Lebensmitteln hinkrabbeln, wenn ich mich kurz umdrehe. Habe gestern einen Sitzgurt im Netz bestellt. Kann man wohl auch gut am Einkaufswagen befestigen. Hi hi!

Judith schrieb schon vor einer Zeit, dass Ruben gerne rutschen würde. Oh, das liebt Johann auch. Allein auf dem Bauch. Zusammen mit der Schwester. Allein auf dem Popo. Den Laufstall haben wir abgebaut. Hat bei Johann doch irgendwie nicht funktioniert. Am Ende stand dort nur der Wäschetrockner drin, damit Johann ihn nicht umkippt. Jetzt stehen im Wohnzimmer das Papphäuschen und das alte Pikler-Dreieck mit einer Rutsche. Johann ist total begeistert.

Ach, und das Wickeln gestaltet sich bei uns seit letzter Woche ganz anders als bei Judith: Johann liebt es, auf dem Rücken zu liegen und an sich herumzuspielen. Entgleitet ihm seine Männlichkeit aus den Händen, wird er total sauer. Gleiches Spiel, wenn ich ihn die Windel wieder anziehe. Ach Mensch! Die Jungs haben es wirklich leichter. Ihnen ist ihr Körper von Anfang an viel vertrauter als den Mädchen und dann uns Frauen. Kommen aber auch viel besser und früher dran.

Schöne Woche euch, Antje



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Kommentare von Lesern:

Judith , Jena23.11.2016 14:14

Liebe Antje
das mit dem Schlafen würde mich auch interessieren!!! GLG

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Steph 23.11.2016 00:04

Hallo Antje
Darf ich fragen, wie ihr das mit dem "alleine Einschlafen lernen" hinbekommen habt? Wir haben einen Februar-Jungen zu Hause und aktuell schläft er immer nur Dank Stilen ein.
Wird er wach ins Bett gelegt, Ist das Geschrei groß.
Liebe Grüße

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Anke22.11.2016 20:45

Hallo Antje,

mein zweites Kind hat auch mit zehn Monaten protestiert, wenn ich mit dem Babybrei ankam. Habs dann gut sein lassen mit dem Brei und mein Kind durfte vom Familientisch mit essen ;-)

VG
Anke

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In diesem Beitrag geht's um:

Durchschlafen, Küchenchaos, Essverhalten, Unternehmungen, Wickeln, kindliche Sexualität