Es ist schon interessant, welche seltsamen und verführerischen Gelüste schwangere Frauen entwickeln.
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
schon bin ich bei der vierten Folge meines wöchentlichen Blogs. Besonders viele Kommentare bekomme ich nicht unter meinen Berichten. Gibt es nichts zu kommentieren? Seid Ihr alle wunschlos glücklich? Ihr könnt auch gerne die Kommentare nutzen, um mir Fragen zu stellen. Die Fragen beantworte ich dann jeweils im nächsten Blog.
Fangen wir erstmal mit dem Wochenbericht an.
Unser durch den Reformationstag verlängertes Wochenende verlief relativ okay. Wie immer in den letzten Monaten war es das Hauptproblem, nicht die Nerven zu verlieren, wenn eine mangels Mittagschlaf übermüdete und ohnehin trotzende 3jährige ihren Willen durchsetzen will. Unter diesen erschwerten Bedingungen hatten wir relativ wenig Ärger.
Einen Tag fuhren wir in die nächstgrößere Stadt zum Einkaufen, was erstaunlich gut ging. Den danach geplanten Besuch eines großen Aquariums in der Nähe – der eigentliche Aufhänger unseres Tages - ließen wir sein, da die müde Tanja nicht die geringste Lust dazu hatte. Auch okay. Die restlichen beiden Tage füllten die üblichen Aktivitäten mit Einkaufen, Spielplatz und Zoo. Das Wetter war Gott sei Dank recht gut, wenn auch kühl. Zwei neue Brettspiele und zwei neue Bücher brachten auch etwas Beschäftigung.
Der Ausbau unseres Abstellraums ist abgeschlossen. Ging schneller als erwartet und mit anständigem Bodenbelag und gestrichenen Wänden sieht er sogar recht gemütlich aus. Also wenn man sich das Gerümpel darin wegdenkt, aber das kann man ja mit einem Paravent abtrennen. Früher oder später kommt dann mein Arbeitszimmer in diesen Raum. Erinnert mich irgendwie an Loriot in „Pappa ante portas“, dem von seiner Frau vorgeschlagen wird, seine Hobbies doch in den Keller zu verlegen. Und er fragt dann: „Sind hier überall Männer in den Kellern?“ Übertragen für meine Situation also: „Sind hier überall Väter in Abstellräumen?“
Meiner Frau geht es einigermaßen gut. Seitdem Tanja im Kindergarten ist und/oder seitdem es kälter wird, kämpft meine Frau ständig gegen eine Erkältung an, die mal stärker, mal schwächer ist. Außerdem wird das Kind in ihrem Bauch immer größer, jetzt an die 1000 Gramm, und fängt an unangnehm zu drücken. Und ihre Beine kribbeln immer wieder Angesichts dieser Belastungen hält sie sich sehr tapfer. Ohnehin ist sie nicht der wehleidige Typ (dafür hat sie ja mich).
Ich versuche natürlich, sie regelmäßig zu entlasten, indem ich mit Tanja etwas unternehme. Gleichwohl liegt sicher im Augenblick die Hauptlast bei ihr, da sie Tanja zum Kindergarten bringt und abholt. Außerdem versuche ich Überstunden zu machen, um meinen Urlaub für die Zeit nach der Geburt aufzusparen.
Den Hauptaugenmerk dieses Wochenblogs liegt auf den seltsamen Gelüsten meiner schwangeren Frau.
Nein, nicht was Ihr denkt. Es geht ums Essen. Bei meiner Frau gab es da bisher folgende Phasen.
Phase 1, also gleich nach Beginn der Schwangerschaft, bestand aus der Ablehnung aller Gerichte und Getränke, die etwas kräftiger rochen. Allein der Geruch von Kaffee sorgte bei ihr für massiven Widerwillen. Trinken konnte sie ihn sowieso nicht mehr.
Phase 2 war geprägt durch den Wunsch nach allem Sauren. Saure Gurken und eingelegte Maiskölbchen war in dieser Zeit echt der Renner.
In Phase 3 wurde der Wunsch nach Pikantem noch stärker und konnte nur noch mit jeder Menge frischer Radieschen gestillt werden. Dafür musste es als Getränk unbedingt eine bestimmte Orangenlimonade sein.
Danach wurde es wieder etwas entspannter. In Phase 4 wurde der Heißhunger auf Pikantes durch Heißhunger auf Tomaten ersetzt. Die Orangenlimonade war wieder total abgemeldet und gammelt seitdem im Kühlschrank vor sich hin.
Jetzt, im 8. Monat, sind wir in Phase 5 angekommen. Und der Gewinner ist diesmal: Blaubeerjoghurt!
Diese verschiedenen kulinarischen Gelüste meiner Frau zu befriedigen ist gar nicht so leicht. Nicht nur, dass ich immer den Überblick haben muss, was gerade an Essen und Trinken en vogue ist und dass das auch in ausreichender Menge am Wochenende vorhanden ist. Nein, es muss ja auch meist noch eine ganz bestimmte Marke sein. Nicht irgendeine Orangenlimonde, sondern eine bestimmte. Die dummerweise hier in den Supermärkten kaum verkauft wird. Nach verschiedenen deutlichen Hinweisen meiner Frau gelang es mir endlich, eine Bezugsquelle bei einem Imbiss aufzutun.
Echt anstrengend wurde das dieses Wochenende. Denn es sollte natürlich nicht irgendein Blaubeerjoghurt sein, sondern das einer bestimmten Marke. Ich habe daher nicht unerhebliche Teile des Samstages damit verbracht, in 6(!) Supermärkten genau nach dieser Sorte zu suchen. Alle Supermärkte hatten diese Marke und alle hatten von dieser Marke auch verschiedene Sorten – bloß nicht das verdammte Blaubeer. Wie kann das sein? Gibt es diese Sorte nicht mehr? Waren schon andere Schwangere bzw. deren Ehemänner vor mir da?
Meine Frau hat sich letztlich mit einer Auswahl anderer Blaubeerjoghurts zufrieden gegeben. Aber die Jagd geht weiter! Sachdienliche Hinweise, die das Rätsel des verschwundenen Blaubeerjoghurts lösen könnten, nimmt jede Polizeidienststelle entgegen.
Im Übrigen ist es lustig, was meine Frau an Lebensmitteln einkauft. Im einigermaßen zurechnungsfähigen Zustand sind es lauter gesunde Sachen wie Naturjoghurt, Salat oder Gemüse. An anderen Tagen kann es aber auch schon mal sein, dass der halbe Einkauf aus Eis und Süßigkeiten besteht. Sie bemüht sich dann zwar, sich zurückzuhalten, aber kaum sitzen wir abends zusammen, fragt sie erstmal, wie es denn mit einem Eis wäre. Da muss ich dann versuchen, mich nicht allzu sehr verführen zu lassen. Ich kenne das nämlich aus unserer letzten Schwangerschaft. An deren Ende hatte ICH aufgrund der ständigen Verlockungen mehrere Kilo zugenommen, die ich dann wieder mühsam abarbeiten musste. Das soll mir diesmal nicht passieren.
Interessant sind auch die Essensportionen, die meine Frau abends für uns kocht. Die sind inzwischen deutlich größer als vor der Schwangerschaft. Wobei meine Frau sie meist noch nicht mal aufisst. Denn durch den immer größer werdenden Sprößling wird ihr Magen zusammengedrückt, so dass sie meist schon nach kurzer Zeit satt ist. Regelmäßig ist also der Appetit weitaus größer als der Magen. Ärgerlich für sie, amüsant für mich.
Für dieses Wochenende haben wir uns kurzerhand entschlossen, ein Sonderangebot eines hiesigen Ferienresorts anzunehmen. Da gibt es immerhin ein Spaßbad und diverse Spielplätze, was Tanja hoffentlich vom Dauerquengeln abhält. Ob das geklappt hat (Tanja brütet möglicherweise gerade eine Magen-Darm-Grippe aus), erfahrt Ihr nächste Woche.
Bis dann