Die ersten 365 Tage mit Maximilian sind um. Ein letztes Mal erzähle ich nun, was bei uns so passiert ist.
März 2008: Komisch, wo bleiben denn meine Tage? Schwanger kann ich ja nicht sein, wir haben verhütet und ich hab auch keine Anzeichen, wie Übelkeit. Oh man, hoffentlich ist nicht irgendwas „kaputt“, denn ich möchte – irgendwann – unbedingt Kinder haben. Na ja, vorsichtshalber mach ich mal einen Test und dann geh ich zur Ärztin, damit sie den wahren Grund rausfindet.
Wie jetzt, zwei rote Striche? Das heißt doch, oh mein Gott, ich bin schwanger!
Seit ich denken kann, wünsche ich mir Kinder und zwar viele, aber dauernd sprach etwas dagegen. Erst musste das Abitur gemacht werden, dann das Studium und dann der Einstieg in den Beruf. Den hatte ich gerade im Januar mit meiner ersten richtigen Stelle geschafft, aber dann kann ich doch nicht gleich in die Babypause gehen. Und auch sonst gab es etliche vermeintliche Gründe, warum es mit einem Kind gerade überhaupt nicht passte. Obwohl mich das etwas beunruhigte und ich nicht genau wusste, wie alles werden sollte, war ich sofort Feuer und Flamme für diesen winzigen Punkt in meinem Bauch. Heute denke ich, dass damals gar nichts Besseres hätte passieren können. Aus rationalen Gesichtspunkten hätte ich das Kinderkriegen vermutlich immer weiter nach hinten geschoben, obwohl ich damit nicht glücklich war, denn mein innerer Mutterdrang rief schon ziemlich laut. Durch die ungeplante Schwangerschaft haben sich plötzlich auch andere Dinge zum Positiven entwickelt (z.B. Wohnung), die sonst wohl auch noch ewig so belastend weitergelaufen wären. Zuerst wusste ich nicht genau, wie es werden soll und heute ist neben dem klasse Maxl auch die gesamte Situation viel besser als früher. Ich bin dem Schicksal für diese zwei roten Striche daher unglaublich dankbar!
Am 15. November haben wir den ersten Geburtstag von Maximilian gefeiert. Ich hatte ein Winnie Pooh Geburtstagspaket gekauft, bei dem Luftballons, eine Girlande, eine Tischdecke, Teller, Becher und mehr dabei war und habe das Wohnzimmer damit und mit zusätzlichen Luftschlangen geschmückt. Der Esstisch wurde durch die Decke zum Geburtstagstisch. Dort habe ich die Geschenke aufgebaut und zudem die Kuchen und Torten platziert. Lange habe ich nach einem besonderen Kerzenständer gesucht, der auch für die nächsten Jahre geeignet ist und somit zu einer Art Ritual wird. Schließlich habe ich die Geburtstagskarawane von Goki gekauft. Das sind mehrere Tiere auf Rädern, die man aneinanderhängen kann. Eines hat ein Loch oben, wo man die passende Jahreszahl einstecken kann und die anderen haben dort Platz für eine Kerze. Ich habe ja auch davon berichtet, dass ich so gerne bunte Hütchen gehabt hätte, doch überall, wo ich war, gab es keine. Es sei schließlich noch nicht Silvester. So hatte ich es aufgegeben und dachte, dass es vermutlich eh alle albern gefunden hätten. Dann fragten jedoch meine beiden Gäste aus Bayern am Samstag, ob ich denn auch Hütchen hätte, die seien doch ganz wichtig. Und als sie am Nachmittag etwas alleine bummeln waren, haben sie in der Innenstadt doch tatsächlich welche gefunden.
Als Maxl am Sonntagmorgen aufgewacht ist, habe ich ihn ganz besonders lieb einen guten Morgen gewünscht und ihm erzählt, dass er heute Geburtstag hat. Nach dem Aufstehen durfte er dann sein erstes Geschenk bestaunen, das Hüpfpferd Rody. Am Mittag kamen dann die Gäste. Es war ziemlich voll in unserer kleinen Bude, aber jeder hat irgendwo ein Plätzchen gefunden. Kuchen und Getränke gab es dann auf dem „Geschirr“ von Winnie Pooh – so habe ich mir auch die Abwasche gespart. Da jedoch alle Becher gleich aussahen, habe ich jeweils den Namen drauf geschrieben und etwas dazu gemalt. Das war ja eigentlich etwas albern, denn die Gäste waren keine kleinen Kinder mehr. Aber in der allgemeinen Stimmung kam es sehr gut an und jeder wünschte sich, was ich malen sollte. Es zogen auch alle freiwillig die Hütchen auf und waren bester Laune. Stück für Stück packte Max dann seine Geschenke aus. Es waren insgesamt viel zu viele und vor allem zu viele, die Musik oder irgendwelche Geräusche gemacht haben. Doch seltsamerweise schien das nur uns Erwachsene zu überfordern. Maxl war vergnügt und wirkte auch am Abend nicht überreizt. Und anders, als ich so oft gehört hatte, war nicht das Geschenkpapier sein Highlight – das ließ ihn völlig kalt – sondern gerade die Spielsachen, die besonders viel Lärm machten. Im Hintergrund lief dazu noch die meiste Zeit über eine CD von Rolf Zuckowski, auf der auch das Lied „Wie schön, dass du geboren bist“ drauf ist. Der musikalische Höhepunkt des Tages war allerdings unsere Darbietung. Jeder bekam ein einfaches Instrument in die Hand (Triangel, Klanghölzer,…) und dann haben wir alle zusammen „Happy Birthday“ gesungen und begleitet. Der große Dickspatz, der Musik so sehr liebt, fand das ziemlich klasse.
Ansonsten haben wir gegessen, getrunken, gelacht, gespielt und viele Fotos gemacht. Der Versuch, einen Abdruck von Maxls Fuß zu machen ist leider an dem schlechten Material gescheitert. Ein anderes Mal wollen wir es einfach mit Sauerteig probieren. Ich hätte mir auch gut vorstellen können, den Geburtstag nur mit Maximilian und meinem Freund z.B. im Zoo zu verbringen, ohne das ganze Brimborium. Aber darüber wären die Verwandten enttäuscht gewesen und es war auch so ein unvergesslicher Tag.
Nun ist Maxl ein Jahr alt und trägt Kleidergröße 80/86, die bei vielen Geschäften schon nicht mehr unter Baby hängt. Und auch sonst ist er nun offiziell keines mehr, sondern ein Kleinkind. Öfter höre ich: Es ist schade, dass die Kleinen so schnell groß werden. Bisher kann ich diese Aussage jedoch nicht teilen. So ein Neugeborenes ist schon etwas ganz Besonderes und ich bin immer ganz verwundert, wenn ich nun eines sehe und denke: Also so klein war Max doch im Leben nicht! Trotzdem freue ich mich über jede Entwicklungsstufe. Dabei finde ich die jeweils aktuelle immer besonders aufregend, freue mich aber auch auf all das, was noch kommt. Es ist so spannend zu sehen, wie Maxl immer mehr Neues lernt, dass ich nicht wehmütig zurückblicke. Es ist so spannend mit Kind – und wird es die nächsten Jahre bleiben, dass ich es ganz okay finde, wenn er immer größer wird.
Und hier einmal das erste Jahr in Zahlen:
27 Zentimeter gewachsen
6 Kilogramm zugenommen
7 Zähne bekommen
Ein paar blonde Haare dazu gekommen
3 Erkältungen
365 schlaflose Nächte
Mindestens 3 mal so viele (also über 1000) Momente, in denen ich mir ganz sicher war, das ich das tollste Baby der ganzen Welt habe
Ich habe ja schon einmal geschrieben, dass es mit Baby etwas anstrengender ist, als ich dachte. Dies bezieht sich zu 99% auf die Nächte. Ich dachte, dass die in den ersten Wochen und Monaten oft unterbrochen sein werden und er dann spätestens mit einem halben Jahr durchschläft. Das war das, was ich vor allem aus meinem Umfeld gehört hatte. Tatsächlich hat Maxl zwar schon mal bessere Nächte gehabt, in denen er sechs/sieben Stunden am Stück geschafft hat, doch die sind lange her und durchgeschlafen hat er noch nie. Aktuell (seit Wochen, wenn nicht Monaten) wird er nachts sogar sechs bis acht Mal wach – und das ist für die Mama nicht der Hit. Zum Glück befindet er sich dann in einer Art Halbschlaf. Die Freude, dass er nachts auch mal längere Zeit wach ist, habe ich nicht. Seine Spezialität ist jedoch, dann nur noch auf meinem Arm bleiben zu wollen. Sobald ich ihn ablege, weint er. So kommt es, dass ich öfter mal Teile der Nacht in einer halb sitzenden, halb liegenden Position verbringe – und dann mit Verspannungen aufwache. Da ich durch meine Arbeit auch immer erst sehr spät ins Bett gehe und mich am Tag nicht hinlege (bis auf ganz wenige Ausnahmen), bin ich wirklich verwundert, wie fit ich bin. Ich merke das Schlafdefizit so gut wie gar nicht und das, obwohl ich nun kaum noch Koffein zu mir nehme (wegen des Stillens) wie vor der Schwangerschaft immer. Ich denke, dass dieser Zustand genau davon, dem Stillen, kommt, da dadurch bestimmte Hormone freigesetzt werden. Andererseits kommen wohl auch die schlaflosen Nächte davon. Denn ich habe inzwischen von Studien gelesen, die sehr wohl bestätigen, dass gestillte Kinder im zweiten Lebenshalbjahr und danach nachts deutlich häufiger wach werden als die anderen (Ausnahmen bestätigen dabei wie immer die Regel). Und gerade Maxl wird ja auch noch am Tag viel gestillt. Schlaftraining ist für mich keine Option und wenn ich noch ein Jahr solche Nächte habe. Wenn der Dickspatz aber irgendwann noch mehr Beikost am Tag isst, werde ich wohl mal die nächtliche Brustentwöhnung versuchen, die auch von Entwicklungspsychologen empfohlen wird. Aber das hat noch etwas Zeit.
Das Thema Stillen ist ohnehin eines für sich. Wie bereits einmal geschrieben, hatte ich eigentlich nicht vor, besonders lange zu stillen. Ich wollte 6 Monate stillen, weil ich gelesen hatte, dass es das Beste für das Kind ist. Ich war dann sogar etwas erschreckt als ich erfuhr, dass 6 Monate voll stillen nicht 6 Monate stillen insgesamt heißt, sondern man dann über Monate abstillt. Und nun stille ich 12 Monate, ohne Ende in Sicht – und finde es toll. Ich weiß, wie gut es Maximilian tut und finde es selbst auch oberpraktisch. In meinem Umfeld wurde mir das Bild vermittelt, dass das Stillen älterer Kinder eklig und unnatürlich sei, ja sogar das Wort „pervers“ ist mal gefallen. So hielt ich es auch für „öko“ und ziemlich seltsam, wenn jemand länger stillt. Nun, da ich mich damit beschäftigt habe, weiß ich, dass die WHO sogar das Stillen bis zum zweiten Geburtstag für alle Kinder empfiehlt und dass nicht das lange Stillen krank ist, sondern die Leute, die meinen sich in solch einer Weise zu Dingen äußern zu müssen, von denen sie keine Ahnung haben. Denn es versteht sich wohl von selbst, dass von denen die meisten gar nicht oder nur wenige Tage/ Wochen gestillt haben. Ich stille solange weiter, wie es für Maxl und mich gut ist.
Auf der anderen Seite habe ich auch schon mal geschrieben, dass das Leben mit Baby viel toller ist, als ich gedacht habe. Ich habe es mir schön vorgestellt, ein Baby zu haben, doch welche Freude es macht, wenn dieses neue Dinge lernt, sich schlapp lacht oder mit einem zu kommunizieren beginnt, das konnte ich mir nicht ausmalen. Es kommen sicher noch Zeiten, in denen ich Maximilian gerne an die Wand klatschen würde (Trotzphase, Pubertät,…), doch das wird meine Grundemotion nicht antasten, dass es das größte Glück ist, ihn zu haben.
Auch in den letzten Tagen hat er schon wieder Neues gelernt. Er klatscht nun in die Hände und „gibt ab“. Wenn Max etwas isst, z.B. klein geschnittenes Brot, dann möchte er damit auch Mama und Papa füttern. Und so heißt es dann, voller Begeisterung ein angelutschtes Stückchen Brot mit Leberwurst oder Butter zu essen, mh… Beim Essen steckt er es einem in den Mund. Auch sonst gibt er uns dauernd Dinge, diese dann aber in die Hand. Haare, die er auf dem Boden findet oder Krümel. Manchmal fallen die Sachen runter, ehe er sie uns geben kann, doch auch dann freuen wir uns sehr darüber. Ansonsten ist er weiterhin damit beschäftigt, auf alles zu zeigen und „da“ zu rufen. Hin und wieder merkt man auch, dass er seinen eigenen Willen entdeckt. So ist es nun schon zweimal vorgekommen, dass er seinen Kopf absichtlich auf den Boden gehauen hat, als er nicht das bekommen hat, was er wollte. Und auch, wenn wir etwas mit ihm machen (z.B. wickeln), worauf er gerade keine Lust hat, wird es anstrengend. In anderen Momenten hingegen ist es überhaupt kein Problem.
Zurzeit hat Maximilian wieder einen ordentlichen Schnupfen, der jedoch fast wieder vorbei ist. Ein Tag leichtes Fieber und mehrere Tage Rotznase. So in etwa war es bisher eigentlich immer und ich denke, damit können wir sehr zufrieden sein. Maxl hatte noch nie wirklich hohes Fieber, noch nie Husten und noch die Durchfall oder Erbrechen – toi, toi, toi. Das wird sicher alles noch kommen, aber ich bin ganz froh, dass er jetzt schon so groß und dadurch nicht mehr so empfindlich ist.
Heute ist der erste Advent, unsere zweite Weihnachtszeit mit Kind hat begonnen. Und die wird schon anders als die erste, denn als wir heute die Wohnung geschmückt haben, war der kleine Kerl ganz hin und weg von den vielen Lichtern. Was wird er erst zum Tannenbaum sagen? Und was wird er uns wohl zu Weihnachten schenken? Freies Stehen? Ein Wort? Wir sind schon sehr gespannt :-)
Zum Schluss möchte ich eine Formulierung aus meinem allerersten Bericht wiederholen: Ich freue mich einfach riesig auf die nächsten hundert Jahre mit ihm!
Auch wenn es neben der Arbeit manchmal stressig war, hat mir das Schreiben viel Freude bereitet und ich bin froh, so nun das Wichtigste zu Maxls erstem Lebensjahr festgehalten zu haben. Ohne den Druck, immer bis Montag etwas fertig zu haben, hätte ich nie so viel festgehalten. Und das wäre doch wirklich schade gewesen, bei all den schönen, aufregenden, stressigen, beunruhigenden, nervigen und lustigen Dingen, die wir in diesem Jahr erlebt haben.
Ganz besonders möchte ich allen LeserInnen danken. Danke für Euer Interesse beim stillen Mitlesen und danke für alle Kommentare! Ich hoffe, ich habe Euch mit den Geschichten über meinen kleinen Dickspatz etwas unterhalten. Liebe Grüße an meine Mitschreiber Vanessa und Gerd. Ich werde auch in Zukunft Montagmorgens Eure Berichte lesen und wünsche Euch alles Gute!
Weiter danke ich dem ganzen kidsgo-Team von Herzen. Auch für das schöne Buch zum Geburtstag und die schönen Blumen für die Mama. Danke auch an die Sponsoren Alvi, Concord und AEG. Wir nutzen alle Geschenke sehr intensiv und gerne. Von Weleda haben wir noch nichts erhalten, aber das kommt sicher noch und daher ein Dank im Voraus.
Ich habe noch zwei Bilder angehängt: Einmal Maximilian als kleiner Dickspatz mit wenigen Tagen und einmal, wie er sich nun schon als großer Junge am Geburtstag über das Buch der kidsgo-Redaktion freut.
Ich wünsche Euch allen ein glückliches Leben, Mareike
P.S.: Vielleicht lest Ihr ja irgendwann im Schwangerentagebuch von mir, denn wie sagte schon meine Nachsorgehebamme: „Bei euch läuft alles so gut, bestimmt rufst du bald für die nächste Nachbetreuung an“…
Bild: privat
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