Die ersten beiden Wochen mit Max - schön, anstrengend, neu, als wäre es nie anders. Das große Thema Stillen hält uns ganz schön auf Trapp...Und: Schlaf wird generell überbewertet!
Erstmal vorweg: ganz herzlichen Dank für die lieben Glückwünsche zur Geburt und für den tollen Blumenstrauß von der kidsgo-Redaktion. Wir haben uns sehr gefreut! Was so ein frischer Blumenstrauß aus einer verwahrlosten Wohnung zaubern kann…! Na gut, so schlimm ist es nun nicht, aber es ist schon ein Stück weit chaotischer als vor Max’ Ankunft. Aber etwas ist anders: es tangiert uns nur peripher ;o) Alles andere ist gerade wichtiger! Unser Universum ist gerade auf Erbsengröße zusammengeschrumpft. Keine Ahnung, was gerade in der Welt passiert, Nachrichten haben wir schon lange nicht mehr gesehen. Keine Ahnung, wie es Freunden geht oder was die Nachbarn machen. Zur Zeit dreht sich erstmal alles um unseren Max, wie es ihm geht, ob er Hunger hat, die Konsistenz des Windelinhaltes und wie süß er das Gesicht verzieht, wenn etwas „Großes“ im Anmarsch ist. Herrlich! Obwohl die ersten Tage ganz schön schlauchen, immerhin ist alles neu und wir müssen uns erstmal zusammenraufen und einleben, ist es einfach nur wunderbar. Nur wir, nur Max, Julian, Tony und ich. Gäbe es animierte Smileys, würden hier jetzt aber hundertdreimillionen Herzen hochsteigen! :o)
Da ich mich mit dem Geburtsbericht etwas verspätet habe, schreibe ich diese Woche über die beiden letzten bzw. die beiden ersten Lebenswochen von Max. Erstmal: ich hätte nie gedacht, dass man bzw. frau mit so viel weniger Schlaf auskommen kann, ohne durchzudrehen. Vielleicht hat Max bei seinem Auszug irgendwelche genverändernden Hormone hinterlassen oder so was. Jedenfalls reichen nun pro Nacht zwei Stunden Schlaf am Stück, damit ich zumindest für eine weitere Etappe‚ total ausgeschlafen’ bin :o)
Die erste Woche nach Max Geburt haben wir fast komplett im Krankenhaus verbracht. Eigentlich wollten wir von Anfang an in eines der Familienzimmer in dem auch der Papa mit wohnen kann, diese sind viel großzügiger als ein normales Krankenhauszimmer und verfügen über ein riesiges Ehebett. Sie sind eingerichtet wie ein Wohnzimmer und liegen über der eigentlichen Station, so dass von Krankenhausatmosphäre nicht mehr viel zu spüren ist. Durch den Kaiserschnitt verbrachten wir allerdings zwei Tage auf einem normalen Zimmer, was mit wegen der Hochziehhilfe am Bett ganz gelegen kam. Außerdem durfte Julian auch in diesem Zimmer bei uns übernachten.
In den ersten beiden Tagen ging es mir wirklich schlecht. Und ja, da versinke ich auch gerne in Selbstmitleid. Aber ich fand es schrecklich, diese Schmerzen zu haben und nicht aufstehen zu können (Dank Blasenkatheter musste ich nicht mal zur Toilette). Vor allem in Hinblick darauf, den kleinen Wurm neben mir liegen zu haben und ihn nicht gleich so umsorgen zu können, wie ich gerne gewollt habe. Im Gegenteil, ständig musste ich Julian schicken, um mir den Kleinen zu geben, das Kissen zu rücken oder etwas zu Trinken zu geben. Aber wenn ich es mir recht überlege… dafür war er ja auch da, also jetzt bloß kein ‚Oooooh’ für Julian :o)
Um ehrlich zu sein, habe ich mich am Anfang etwas allein gelassen gefühlt, was das Stillen betrifft. Wer Fragen hat oder Hilfe braucht, kann jederzeit ins Stillzimmer gehen, wo immer eine Schwester hilfsbereit zur Seite steht. Aber es muss einem ja auch erstmal bewusst sein, dass man vielleicht Hilfe benötigt. Mir war z.B. nicht klar, wie, wann und wie lange ich Max denn anlegen und stillen sollte. Er wurde mir zwar nach der Geburt direkt mal auf den Bauch gelegt, das Andocken hat aber die Schwester übernommen und ich war in dem Moment zu benebelt um mir Gedanken über das Stillen zu machen. Zurück auf dem Zimmer habe ich dann gedacht, dass entweder irgendwann eine Schwester zum Stillen vorbei kommt oder Max sich irgendwann melden wird. Beides war nicht so, also hab ich ihn irgendwann nach Stunden einfach versucht, selbst anzulegen. Aua! Aber irgendwie hat es funktioniert, dass der Kleine getrunken und dann selig eingeschlummert ist. Easy peasy, läuft. Denkste! In den nächsten Stunden (ich wollte Tage schreiben, aber irgendwie banalisiere ich damit die einzelnen Stunden), nachdem ich einigermaßen aufstehen und gehen konnte, bin ich dann immer wieder zum Stillen ins Stillzimmer, um mir zum x-ten Mal bestätigen zu lassen, dass es ganz normal ist, dass das Anlegen wehtut, als gäb’s kein Morgen. Aha, wo doch in meinem tollen Stillratgeber steht, dass man etwas falsch macht, wenn es weh tut.
Neben den Schmerzen, die ich anfangs für unerträglich fand und mittlerweile fast als normal empfinde, litt Max an einer Neugeborenengelbsucht. Nicht schlimm, aber der Kleine ist einfach ständig beim Stillen eingeschlafen, nicht nach 15 Minuten sondern meist nach 30 Sekunden. So stand meist die ganze Zeit eine Schwester neben mir um ihn wieder aufzuwecken. Aber oft half nur noch ausziehen und wickeln. (Im Krankenhaus: meinetwegen! Zuhause: no way! Ich kann doch nicht pro Stillmahlzeit drei Mal aufstehen und das Kind an und ausziehen….).
Jedenfalls ist das Stillen so zu einem echten Kraftakt mutiert und hat mich ganz schön gestresst. Eher kontraproduktiv für eine schöne Stillbeziehung wie es immer so schön heißt.
Max hatte die Tage im Krankenhaus ganz doll Bauchgrummeln, aus Unsicherheit bin ich dann jede Nacht aus dem Familienzimmer runter zur Station gedackelt, um mich noch mal bei der Schwester zu vergewissern, dass dies häufig vorkommt und nicht an Fehlern unsererseits liegt. Wie unsicher wir waren! Aber man wird ja auch irgendwie von jetzt auf gleich in die Elternrolle geworfen, ohne Bedienungsanleitung ist man plötzlich verantwortlich und muss dieses kleine Wesen funktionstüchtig machen und halten. Ich wusste nicht mal, wie ich ihn am besten hinlegen sollte, ohne Angst zu haben, dass er kaputt geht. Ach Gott! :o)
Nach sechs Tagen Krankenhaus haben wir uns dann bereit gefühlt, die neue Aufgabe auch zu Hause zu wuppen. Obwohl die Schwestern auf der Station alle sehr lieb waren, hatte ich doch das ein oder andere Mal das Gefühl, dass nach Schema X gearbeitet wird. Z.B. sollte ich Max immer 20-30 Minuten auf der einen Seite zum Stillen anlegen, dann die gleiche Zeit auf der anderen. Blöd nur, wenn das Baby sofort einschläft und partout nicht zu wecken ist. Meine Sorge, dass er so zu wenig Nahrung bekommt, wurde irgendwie nicht ernst genommen und ich sollte es einfach „weiter probieren“.
Vielleicht stelle ich mich auch an? Aber sobald wir zu Hause waren, und meine liebe Nachsorgehebamme zu uns kam, war alles anders. Sie hat uns das Selbstbewusstsein gegeben, dass wir ganz viel richtig machen, auch wenn es anders ist, als es in irgendwelchen Ratgebern steht. Wir sollten einfach auf unseren Instinkt und unser Gefühl hören und uns nicht verrückt machen lassen, wenn etwas nicht lehrbuchmäßig läuft. Das hat so gut getan! Jetzt bin ich schon viel sicherer im Umgang mit Max und auch das Stillen klappt immer besser. Ich übe mich darin, Geduld zu haben, wenn das Anlegen nicht sofort klappt und ich mache mich nicht verrückt, wenn er nur an einer Seite trinkt und dann einschläft. Wenn ich ihn nicht mehr wach bekomme, dann bin ich eben darauf vorbereitet, dass er nicht erst in zwei oder drei Stunden das nächste Mal etwas braucht sondern vielleicht schon in zwanzig Minuten. So ein Baby verhungert nämlich gar nicht wenn es sich bei einer Mahlzeit mal nicht den Magen bis oben vollhaut :o) Unsicher bin ich nur, wenn Max nach ein paar Minuten des Stillens anfängt, nur noch zu nuckeln. Das tut nicht nur doppelt weh sondern verfehlt ja auch den Sinn, wenn aus einer Stillmahlzeit dann 20 Minuten reines Nuckeln werden. Wenn ich ihn dann unterbreche, ist das Geschrei groß und ich denke sofort wieder, dass er schreit, weil er natürlich ‚am Verhungern’ ist. Also wieder von vorne: anlegen, anfeuern zum hemmungslosen Trinken, über’s reine Nuckeln ärgern. Und wenn das zu oft passiert, fast die Nerven verlieren und heulen. Nicht optimal, aber befreiend. Wenn ich dazu noch Julian bitte, Max zu übernehmen, dann beruhige ich mich auch schnell wieder. Aber das gehört wohl dazu, zumindest gehört es bei uns dazu. Genauso wie es dazu gehört, dass wir uns manchmal genervt fragen, wie lange das mit den Schlaflosen Nächten so weitergehen soll. Aber dann kommt wieder unsere Hebamme und unsere Liebe für Max ins Spiel und wir sehen ein: Dieses kleine Wesen ist gerade mal ein paar Tage auf dieser Welt, nach Monaten der Enge und Verbundenheit zu mir, wie können wir da erwarten, dass er nach dem Trinken erstmal seelenruhig für 3 Stunden in der riesigen Wiege schläft? Dann fassen wir uns kurz an den Kopf, als hätten wir die Erleuchtung und dann schmilzt man dahin, weil das Quengeln obwohl satt und gewickelt in den meisten Fällen bedeutet, dass Max einfach nur unsere Nähe braucht. Und die bekommt er!
Zum Glück hat Julian insgesamt vier Wochen Urlaub. Nachdem wir das Tragetuch für uns entdeckt haben, bindet Julian sich den Kleinen abends einfach um und hat so trotzdem beide Hände frei. Meistens nutze ich die Zeit und versuche zu schlafen. Muss ich aber noch üben, der Kopf ist ja so voll! Aber auch das wird besser bzw. hatten wir jetzt auch schön Nächte, in denen Max nach dem Stillen dann tatsächlich für zwei bis drei Stunden in seiner Wiege schläft und Julian und ich gemeinsam im Bett schlafen können.
Alles in allem ist die zweite Woche zu Hause wirklich gut gelaufen, ich muss mir immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass der Kleine erst wenige Tage alt ist, so selbstverständlich ist sein Dasein schon. Obwohl eben auf der anderen Seite alles noch neu ist und wir noch ganz viel ausprobieren. Auch hatten wir in dieser Woche die ersten Babyguckbesuche, was sehr schön war.
Mein persönliches Highlight war übrigens der erste Spaziergang mit Tony – nur wir zwei, wie ‚früher’ :o) Das war so schön! Mittlerweile gehe ich jeden Tag wieder mindestens eine größere Runde mit ihm, wobei ich Max und meistens auch Julian aber mitnehme :o) Das ist doch nun wirklich mal ein bisschen Bilderbuch und viel besser, als in jedem Ratgeber, oder?
In diesem Sinne… bis nächste Woche, alles Liebe!
Ich brauche keine Engel
Und ich brauche auch kein Geld
Behaltet all die Dinge
Aus eurer materialistischen Welt
Ich will auch nicht, was jedem gefällt
Brauch' keine Idole
Bin mein eigener Held
Ich zieh' mich zurück
In mein kleines Universum
Ich nehme niemand mit
In mein kleines Universum
„Mein kleines Universum“ (Echt)
Bild: privat