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Baby-Tagebücher von Gerd

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

0. Woche

Das zweite Kind: Es ist ein Wunder!

Diesmal erzähle ich, wie wir zu unseren Kindern kamen. Dass ich hier anonym schreibe, ist ein Vorteil: So kann ich Sachen erzählen, die außer uns niemand weiß.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

vielen Dank für die ersten ermutigenden Kommentare zu meinem Blog. Ich hoffe, das bleibt so. Schließlich will ich hier ehrlich schreiben – und mit Ehrlichkeit macht sich nicht immer Freunde.

Diese Woche war teilweise eine Qual, da Tanja zwei Tage massiv erkältet war und deswegen nicht nur die Nächte schlecht waren, sondern sie auch nicht in den Kindergarten konnte. Dummerweise waren es genau die Tage, an denen ich auswärts eine Fortbildung hatte und von morgens um 6:30 bis abends 18:00 Uhr nicht zu Hause war. So blieb alles an meiner Frau hängen, die durch ihre Schwangerschaft doch recht eingeschränkt ist.

Aber ich will diese Woche eigentlich noch mal zur Vorgeschichte schreiben. Diesmal erzähle ich, wie wir überhaupt zu unseren Kindern kamen. Dabei ist es durchaus von Vorteil, dass ich hier anonym schreibe. So kann ich einige Sachen erzählen, die schon ein wenig peinlich sind und die auch außer uns niemand weiß.

Dass wir überhaupt ein zweites Kind bekommen, ist ein Wunder. Wirklich: ein Wunder.

Unsere Tochter Tanja ist der klassische Fall, in dem Verhütung an Doofheit scheitert. Lange Zeit hatte meine Frau klassisch mit der Pille verhütet. Bis sie dann sich immer damit unwohler fühlte und sie letztlich absetzte. Kein Problem, gibt ja auch andere Möglichkeiten der Verhütung. Wenn man daran denkt. Taten wir aber nicht, jedenfalls nicht an einem bestimmten Tag. Ups!

Aber wird schon nix passiert sein, das eine Mal. War es aber doch. Was wir aber nicht merkten. Denn die offenkundigen Anzeichen der Schwangerschaft wie die berüchtigte morgendliche Übelkeit blieben komplett aus. Meine Frau hatte sogar weiterhin ihre Regelschmerzen, nur halt nicht die Regel. Was uns nicht groß verwunderte, denn seit dem Absetzen der Pille war ihre Regel extrem unregelmäßig geworden. Man mag es kaum glauben, aber vier(!) ganze Monate bemerkten wir die Schwangerschaft nicht. Meine Frau wunderte sich zwar etwas wegen ihrer enger werdenden Hosen, aber da Winter war, schob sie es einfach auf zu wenig Bewegung und zu viel Weihnachtskekse essen. Bei einer regelmäßigen Untersuchung bei ihrer Frauenärztin, meinte diese leicht überrascht: „Da ist was Großes“. Meiner Frau war sofort klar, was die Ärztin meinte. Entweder ein Tumor oder ein Kind. Der Ultraschall brachte schnell das - bei dieser Wahl sicher erhoffte - Ergebnis: Schwanger! In der 16. Woche.

Meine Frau war so durcheinander, dass sie erst einmal wieder ins Büro fuhr und mir die Nachricht telefonisch überbrachte. Und ich habe mich gefreut.

Denn wir hatten uns in der Zwischenzeit, ohne von der Schwangerschaft zu wissen, erst getrennt voneinander überlegt, dass wir es vielleicht doch mit einem Kind probieren können. Und uns dann, da war meine Frau schon ca. in der 8. Woche, auch gemeinsam überlegt, es vielleicht doch mal zu probieren.
Aus heutiger Sicht frage ich mich, ob hier nicht schon bei der Zeugung der Kinderwunsch schon bestand und das versehentliche Vergessen der Verhütung schlicht Absicht war. Nicht falsch verstehen: Das ist jetzt kein Vorwurf an meine Frau, dass sie mir ein Kind „angehängt“ hätte. Ich glaube heute, dass unser beider Unterbewusstsein zu diesem Zeitpunkt schon die Sache mit dem Kind längst entschieden hatte.
Das erklärt auch, warum wir Anzeichen der Schwangerschaft vier geschlagene Monate ignorierten. Die ausbleibende Regel, die plötzliche starke Aversion meiner Frau gegen Kaffee und Alkohol, ihre Empfindlichkeit gegen Gerüche, ihre permanente Müdigkeit. Wie blind kann man eigentlich sein?

Eine Bekannte, die von dieser Entstehungsgeschichte nichts weiß, schickte uns zur Geburt eine Karte, auf der sinngemäß stand: „Noch ehe der Kopf wusste, was er wollte, sprang das Herz schon hinein.“ Volltreffer. Unsere Herzen wollten es, nur der Kopf musste erst noch überzeugt werden.

Soweit zur Entstehungsgeschichte von Kind Nr. 1. Wer das schon merkwürdig findet: bei Nr. 2 wird es richtig schräg.

Wie schon mal erwähnt, war es uns von Anfang an klar, dass wir nur ein Kind wollten. Nee, wirklich, wenn schon Nachwuchs, dann reicht ein Kind allemal. Insofern sprachen wir schon vor der Geburt von Tanja über die Möglichkeiten der Verhütung hinterher. Da meine Frau die Pille nicht nehmen wollte und wir ja offenkundig zu blöd für sonstige Verhütung waren, entschieden wir uns für eine Vasektomie (also für meine Sterilisierung). Nach der Geburt von Tanja verfestigte sich dieser Gedanke. Wenn schon ein Kind so anstrengend war ............. Also ließ ich mich sterilisieren. Übrigens ein verdammt unangenehmer Eingriff.

Wie das so üblich ist, gab ich ein paar Wochen nach dem Eingriff eine Spermaprobe ab (es gibt kaum etwas Peinlicheres, als wenn man dieses Döschen der Sprechstundenhilfe in die Hand drückt).
Abends der Anruf des Urologen: da stimmt was nicht. Um es kurz zu machen: die durch den Eingriff getrennten und verödeten Samenleiter waren kurzerhand wieder zusammen gewachsen. Eine mögliche, aber sehr seltene Komplikation.

Und das war auch gut so. Denn inzwischen hatte meine Frau plötzlich den Gedanken an ein zweites Kind bekommen. Ich war zwar nicht begeistert, aber auch nicht 100 Prozent abgeneigt (nur zu 98 Prozent). Als ich das dem Urologen sagte, konnte er sich vor Lachen kaum halten. „Ein echtes Gottesgeschenk“, erklärte er.

Als Tanja dann über ein Jahr war, meinte meine Frau, dass wir nun dann doch mal, und sollten wir jetzt nicht mal regelmäßig.....? Inzwischen waren meine Vorbehalte auf ca. 50 Prozent gesunken und die Aussicht auf regelmäßigen Sex war auch nicht schlecht (ja, wir Männer sind halt primitiv!). Zumal ich diesmal irgendwie das Gefühl hatte, dass es nicht so einfach sein würde wie beim ersten Mal. Was sich auch bewahrheitete, wir brauchten fast anderthalb Jahre.

Das erste Problem war schon: wann und wo? Wann: da Tanja uns tagsüber voll auf Trab hielt (von unserer Arbeit ganz zu schweigen), kam nur abends in Frage. Und wo: im Schlafzimmer? Nein, lieber nicht. Mit einem Kind im Nebenzimmer ist es nicht gerade entspannt, zumal man immer mit einem Ohr lauscht, ob es mal wieder losweint. Wir entschieden uns daher, das Ganze auf den Teppich im Wohnzimmer vor das flackernde Kaminfeuer zu verlegen. Klingt romantisch? Ja, ist es auch irgendwie. Aber selbst auf dem dicken Teppich und mit Decken ist vor allem eins: verdammt unbequem. Nach einiger Zeit verlegten wir es dann doch wieder ins Schlafzimmer.

Die folgenden Monate gestalteten sich wie folgt: an den potentiell fruchtbaren Tagen deutliche Hinweise meiner Frau, dass wir heute mal wieder..... . Okay, als Mann ist man dem nicht ganz abgeneigt. Dann warten, ob es geklappt hat und erneute Versuche.

Je länger, es dauerte, desto verkrampfter wurde es. Sobald ihre fruchtbaren Tage kamen, war meine Frau in gespannter Erwartung und guter Stimmung. Danach wurde die Stimmung von Tag zu Tag schlechter, bis sie mit der einsetzenden Periode einen Tiefpunkt erreichte. Was eigentlich Spaß machen sollte, wurde immer mehr zum Krampf. Der zudem unsere Beziehung deutlich belastete. Irgendwann kam ich mir nur noch vor wie ein Zuchtstier. Meine Frau recherchierte immer häufiger im Internet zu Fragen der künstlichen Befruchtung und Adoption, was meine Laune nicht unbedingt verbesserte.

Ich muss sagen, dass ich wirklich froh war, als es endlich geklappt hatte. Nicht nur, weil ich inzwischen durchaus auch für ein zweites Kind war, es nahm einfach diese verdammte Belastung von uns weg.

Ist es nicht merkwürdig, wie das Leben laufen kann? Eigentlich bin ich nicht gläubig, aber vielleicht hatte der Urologe ja Recht mit „Gottesgeschenk“?

So, jetzt kennt Ihr die absurde Vorgeschichte. Und ab nächste Woche steigen wir in den Alltag ein. Der ist dann doch etwas normaler.

Bis dann
Gerd



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Kommentare von Lesern:

Anke, Bayern27.10.2008 17:50

Hallo Gerd,
es ist wirklich interessant das Thema Schwangerschaft aus der Sicht eines Mannes kennenzulernern.
Deine ehrliche und witzige Art zu schreiben finde ich gut. Bleib dabei, es macht nämlich viel Spaß deine Berichte zu lesen.
Grüße
Anke

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