Servus Wien… Der Flug in die österreichische Hauptstadt musste abgesagt werden, da Maximilian sich pünktlich eine dicke Erkältung eingefangen hat.
Nun kommt Ihr diese Woche doch in den Genuss eines neuen Berichtes von mir. Nachdem Maxl über Monate kerngesund war, hat er sich kurz vor der geplanten Reise nach Wien eine ordentliche Erkältung eingefangen und die Ärztin riet dringend vom Fliegen ab. Da Babys noch keinen Druckausgleich machen können, sind Landen und Starten eh nicht der Hit für sie, aber mit verstopfter Nase wird dies äußerst schmerzhaft und eventuell sogar gefährlich. So hieß es dann: Umsonst geplant und mit Oma geübt, umsonst einen Vortrag geschrieben. Na ja, nicht ganz umsonst, denn den hält nun mein Kollege zusammen mit unserem Chef, doch es war ein sehr unangenehmes Gefühl, diesen abzusagen. Meine Chefs und Kollegen gehen super mit der Situation, Mareike als Mama, um und waren schon manches Mal kulant und dann noch so ein Klopper. Aber auch diesmal haben sie mehr als verständnisvoll reagiert. Hab ich ein Glück!
Unser kleiner Schatz hat eine total verstopfte Nase, was natürlich die Nächte noch schwieriger gestaltet. Denn ausgerechnet dann bekommt er kaum Luft. Erlösend ist es immer, wenn er ein paar Mal niest (meist erst morgens) und dadurch pro Nasenloch einen riesen Batzen Schnodder nach draußen befördert. Leider ist er mit seinen kleinen Händchen oftmals so schnell, dass er diesen im ganzen Gesicht verteilt, ehe man das Taschentuch gezückt hat… Am Mittwoch ging es ihm besonders schlecht. Ich muss sagen, dass wir einen echt tapferen kleinen Krieger haben, der eigentlich gar nicht jammert, aber als er knapp 39 Grad Fieber hatte, sah er schon elend aus. Wir haben ihm bis dahin kein Zäpfchen gegeben, da Fieber an sich ja eine gute und hilfreiche Reaktion des Körpers darstellt und nicht verhindert werden sollte. Wäre es allerdings über 39 Grad gestiegen, hätten wir Max zum ersten Mal ein „richtiges“ Medikament gegeben. Das tat es aber nicht! Nach 24 Uhr sank die Temperatur und nun ist er „nur“ noch erkältet. Ich bin froh darüber, dass wir bisher jedes Mal um Medikamente herumgekommen sind und es bisher ausgereicht hat, ihm Homöopathie und Liebe als Medizin zu geben.
Dass ich nicht nach Wien fahren konnte, finde ich ziemlich schade. Für die Tagung hatte ich mir schon mein persönliches Programm an interessanten Veranstaltungen zusammengestellt und wie gesagt, der Vortrag auf dieser internationalen Tagung hätte sich prima in meinem Lebenslauf gemacht. Außerdem ist die alte Kaiserstadt einfach herrlich und genau das richtige für mich Kulturjunkie. Auf der anderen Seite fallen somit aber auch Probleme weg. Besonders hat mich ja die „Aufpass-Geschichte“ beschäftigt, die sich nun erübrigt hat.
Dazu möchte ich noch erwähnen, dass Fremdeln eine positive Reaktion ist, da es zeigt, dass die sichere Bindung an die primäre Bezugsperson – in dem Fall an mich als Mutter – geklappt hat, was wünschenswert ist. Je nach Natur des Kindes gibt es welche, die stärker und weniger stark fremdeln. Mag sein, dass Maxl zu den stärkeren gehört, aber auch das ist normal. Beim Fremdeln geht es darum, dass alle Personen, die nicht stark vertraut sind (und das sind für gewöhnlich alle außer Mama und Papa), mit Vorsicht genossen werden (was sich in der Evolution als Überlebensvorteil herauskristallisiert hat). Und da hilft auch eine genetische Verwandtschaft – Oma – nichts. Wenn diese Max nur alle zwei Wochen sieht, also seltener als er z.B. von der Bäckereifachverkäuferin um die Ecke begrüßt wird, ist sie ihm halt fremd. Und um sich zu „entfremden“ und als Ersatzbezugsperson einzuführen, sind Zeit, Geduld und liebevolles Verhalten gefragt, ähnlich wie bei der Eingewöhnungsphase in der Kita, damit Maxl merkt, dass auch sie eine verlässliche und sichere Person darstellt, bei der man ruhig bleiben kann. Das haben wir ja versucht und vielleicht hätte es bis Montag auch geklappt. Das Kind gegen seinen Willen bei der „fremden“ Person zu lassen, damit er es lernt oder weil er sich nicht so anstellen soll, ist gänzlich kontraproduktiv. Ich möchte an dieser Stelle den Entwicklungspsychologen Dr. Posth zitieren:
„ein großer Fehler besteht in der Auffassung, Trennungen könnte der Mensch lernen, oder es gäbe die Möglichkeit, ein Kind an Trennungen zu gewöhnen. Das Gegenteil ist der Fall. Erzwungene Trennungen bei noch nicht selbständigen Kindern führen zu einer Verunsicherung in der Bindung und im Vertrauen auf die Bezugsperson (Urvertrauen). Diese Verunsicherung lässt dann bestenfalls eine leidliche Anpassung zu, schlechtestenfalls verursacht sie eine massive Verdrängung. Je mehr Verdrängung, das jedenfalls lehrt die Tiefenpsychologie, desto höher das Risiko für eine psychische Irritation oder Störung. Die Trennungsängstlichkeit ist die häufigste psychische Störung im Kindesalter.“
Und dieser Satz von ihm gefällt mir auch:
„Erwachsene müssen lernen, die Bedürfnisse der Säuglinge zu verstehen und zu respektieren, nicht umgekehrt.“
Mag sein, dass ich mir das Leben dadurch im Moment schwerer mache, aber auf Dauer gesehen – da bin ich mir sicher – ist es die beste Investition in die Zukunft von Maximilian und damit auch in meine und die der gesamten Familie. Und außerdem bin ich auch gar nicht in der Lage, gegen mein inneres Gefühl zu handeln.
Maxl dankt es jeden Tag. Auch auf die Gefahr hin, mal wieder für hoffnungslos unrealistisch gehalten zu werden, dass Leben mit ihm ist einfach herrlich. In den letzten Wochen ist er (am Tag) eigentlich ausschließlich gut drauf. Er erkundet zum Teil wirklich stundenlang auf eigene Faust die Welt um ihn herum und findet dabei einfach alles interessant. Seit neuestem liebt er auch seine Pappbilderbücher. Ganz begeistert ist er von dem Teddybären, der in einem der Bücher abgebildet ist. Und wenn man ihn fragt, wo der Teddy ist, schlägt er die richtige Seite auf und freut sich dann jedes Mal, ihn wieder zu sehen.
Wenn man prustet, prustet er mit vollem Einsatz zurück, wenn man winkt, winkt er zurück und wenn man lacht, lacht er zurück. Überhaupt lacht er fast den ganzen Tag – und gestern habe ich ihn sogar im Schlaf lachen sehen. Auch liebt er es, zu singen. Wenn ich singe oder wie es bei den Musikflöhen tun, dann macht er mit, indem er ein langgezogenes „ah“ trällert, es klingt ein bisschen so wie das Jaulen eines Hundes. Darüber hat sich sogar die Kursleiterin gewundert, denn das komme nicht oft vor.
Heute waren wir im Tierpark, denn auch für ein verschnupftes Kind ist frische Luft wichtig. Und auch da hatten wir wieder eine 1A-Grinsebacke. Bei den meisten Tieren, z.B. bei den Meerschweinchen oder den Schafen, hat er vor Freude gejuchzt. Und als wir anschließend auf dem Spielplatz zum ersten Mal zusammen geschaukelt haben, hat er sich halb schlappgelacht, weil es vermutlich so schön gekitzelt hat im Bauch. Auf der halben Rückfahrt haben mein Freund und ich uns darüber unterhalten, was für einen tollen Sohn wir haben und wie sehr wir uns auf die Zukunft mit ihm freuen. Im Park haben wir mehrmals einen Jungen gesehen, der etwa anderthalb Jahre alt war und ich glaube, dass auch dies z.B. ein besonders toller und aufregender Lebensabschnitt wird.
Es tut unserer Begeisterung auch keinen Abbruch, dass es beim kleinen Dickspatz keine neuen motorischen Fähigkeiten zu verzeichnen gibt. Was ich vergessen habe zu erzählen ist, dass Max schon seit Wochen lässig auf der Seite liegt, eine Position die offiziell „liegender Gartenzwerg“ heißt und von der aus man ins Sitzen kommen könnte, wohlgemerkt: könnte, denn das tut er noch nicht. Wir haben uns darauf eingestellt, dass Maximilian wohl später als die meisten sitzen, krabbeln und laufen wird, aber: So what!? Unsere 10 Krankengymnastikstunden sind diese Woche zu Ende gegangen, aber wir haben eine Verlängerung erhalten. Allerdings hat er in dieser Zeit (vermutlich ganz unabhängig von dieser :-) schon super Fortschritte gemacht. Am Anfang hat er es keine drei Sekunden in der Bauchlage ausgehalten und nun bekommt man ihn nicht mehr aus dieser heraus, was vor allem beim Wickeln auch mal nerven kann… Außerdem kann er nun jeden Ort in der Wohnung erreichen, der ihm gefällt. Obwohl ich wusste, dass es so kommen muss, hätte ich es vor zehn Woche kaum glauben können.
So, nun genug von dieser Woche mit Turbulenzen (außer beim Fliegen :-). Liebe Grüße, Mareike