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Baby-Tagebücher von Gerd

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

42. Woche

Das vierte Rad am Wagen

Wir waren mal wieder krank. Und irgendwie läuft unsere Familie nicht rund.

Angeregt von den Kommentaren zu meiner "Wie verletze ich am effektivsten mein Kind"-Rangliste vom letzten Blog, gibt es auch noch folgende Möglichkeiten, dem Kind weh zu tun:

6. Das Kind schwungvoll zur Begrüßung nach oben reißen, dabei übersehen, dass man unter einer Treppe steht und das Kind von unten dagegen donnern...

Übrigens: auf Spielplätzen gibt es noch viel, viel mehr Möglichkeiten, sein Kind zu verletzen, z. B.

7. Das Kind aus Versehen vom Klettergerüst schubsen...

8. Die Schaukel so schwungvoll anschubsen, dass das Kind im hohen Bogen runter fliegt.

9. Das in einer Plastik-Hose steckende Kind zum rutschen animieren und dabei übersehen, dass die Rutsche von einer ganz dünnen Eisschicht bedeckt ist.

Zu den weiteren Kommentaren:

Nein, meine Frau weiß nicht, dass ich diesen Blog schreibe. Das war und ist für mich einfach wichtig, weil ich so „ohne Schere im Kopf“ schreiben kann. Ich habe zwar nicht viel an meiner Frau auszusetzen. Und meine Frau ist auch nicht besonders empfindlich und nimmt vieles auch mit Humor. Aber so ist es einfach besser für mich.
Und bevor jetzt irgendwelche Leute rumheulen: „Dieser Gerd, was für ein Schwein, zieht hier hinter dem Rücken seiner Frau über sie her...“ - letztlich ist das hier doch nichts Anderes, als wenn man mal mit Freunden über den Ehemann oder die Ehefrau spricht. Da ist auch nicht alles für deren Ohren bestimmt. Und wie gesagt, eigentlich schreibe ich ja auch nix Böses über sie.

Las Vegas: Ich muss sagen, ich war sehr versucht, mich in den Flieger zu setzen. Bei Tanja haben wir es zwei Mal so gemacht, dass jeder von uns mal ein Wochenende alleine wegfahren durfte. Und letztes Jahr zur gleichen Zeit hatte mir meine Frau „genehmigt“, dass ich eine Woche nochmal alleine wegfahren kann, bevor mit der Geburt von Alexander diese Möglichkeit für längere Zeit nicht mehr bestehen würde. Ich hatte eine einwöchige Reise in den Südwesten der USA organisiert, die einzelnen Tage von vorne bis hinten durchgeplant. Und dann wurde ein paar Tage vorher Tanja krank und am Tag vor dem Abflug hat es mich dann gelegt. Das war echt eine riesige Enttäuschung für mich.

Es gibt verschiedene Gründe, warum ich dieses Mal nicht fliege. Der Hauptgrund ist einfach, dass es mit zwei Kindern nochmal anstrengender ist als mit einem. Wenn man als Eltern zu zweit ist, hat man den Laden ganz gut im Griff. Aber alleine wird das wirklich anstrengend. Gerade nachts, wenn Alexander sich regelmäßig meldet und Tanja zum Teil ihre Alpträume hat, möchte ich nicht alleine mit ihnen sein oder dass meine Frau alleine mit ihnen ist.
Und wenn ich mir dann vorstelle, dass während meiner Abwesenheit noch zusätzlich einer krank wird – eines der Kinder oder noch schlimmer meine Frau – das ist mir einfach zu riskant, zumal wir ja keine Verwandtschaft zur Unterstützung in der Nähe haben. Und das wäre einfach auch unfair gegenüber meiner Frau.

Es ist ohnehin merkwürdig: So sehr es mich manchmal nervt, immer an die Kinder gebunden zu sein, so wenig gefällt es mir inzwischen, sie nicht bei mir zu haben. Egal, wie sie mich gerade geärgert haben, so bald sie nicht da sind, vermisse ich sie sofort. Insofern reicht es mir derzeit als Regeneration durchaus, wenn ich mal alleine zum Einkaufen fahren oder – oh, welch Glück – alleine für eine Stunde in die Stadt gehen kann. Aber schon auf dem Rückweg freue ich mich schon wieder auf die Kinder. Und wenn ich jetzt auf dem Tisch vor mir das Bild meiner Frau und der Kinder anschaue, geht für mich die Sonne auf.

Montag dieser Woche hatte ich mal frei genommen, um mit meiner Frau und Alexander die Tutanchamun-Austellung in Hamburg anzusehen. Darin werden orginalgetreue Kopien des Grabes und seiner Ausstattung gezeigt.
Hin- und Rückfahrt mit dem Auto gingen gut. Wir hatten sie so gelegt, dass Alexander während dieser Zeit seinen Vormittags- und Nachmittagsschlaf erledigen konnte. Der Ausstellungsbesuch an sich war aber schwierig mit Alexander. Ich hatte ihn zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder im Babybjörn. Sonst sitzt er ja jetzt immer im Kinderwagen. Und der kleine Mops wird jetzt einfach zu schwer für mich. (Kleiner Einschub an dieser Stelle: Auf den Rechnungen unserer Kinderärztin für die U-Untersuchungen von Alexander amüsiert mich immer bei den Diagnosen „ausgeschlossene Enwicklungsstörung durch Unterernährung“. Alexander ist total rundlich, der ist von Unterernährung so weit entfernt wie Otti Fischer).

Das zweite Problem war, dass man für die Ausstellung einen Audioguide mit Kopfhörer tragen musste. Das war natürlich klasse ... für Alexander. Boah, was hängt denn da für ein Kabel und was hat denn Papa da für ein lustiges Gerät in der Hand? Nachdem ich 10 Minuten mit ihm um den Besitz des Audioguides gekämpft hatte, gab ich auf und den Audioguide zurück (womit mir nun natürlich viele Erläuterungen der Funde entgingen)...
Das dritte Problem war, dass es mit Alexander im Babybjörn wirklich schlecht möglich war, sich etwas in Ruhe anzusehen. Klar, für Alexander war das nicht spannend. Mit sechs Monaten wäre das noch ohne Probleme gegangen, aber mit nunmehr bald 10 Monaten fängt er doch schon an zu quengeln, wenn es langweilig wird.
Letztlich haben meine Frau und ich die Ausstellung getrennt gesehen, während der jeweils andere versuchte, Alexander im Vorraum zu beschäftigen. Jedenfalls sind wir mal wieder rausgekommen.

Ansonsten waren wir mal wieder erkältet. Zunächst Alexander und als der wieder einigermaßen hergestellt war, Tanja und meine Frau.

Während seiner Krankheit hatte Alexander hauptsächlich nachts Probleme mit verstopfter Nase. Da kleine Kinder hauptsächlich durch die Nase atmen, wurde er immer wieder wach und quengelte. Und nuckeln geht dann natürlich überhaupt nicht. Dazu kommt, dass Alexander derzeit sowieso schon nächtliche Wachphasen von 1-2 Stunden hat, in denen er zwar im Bett liegen bleibt, aber einfach nicht schläft.

Damit wir Eltern beide ausreichend Schlaf kriegen, haben wir jetzt ein Schichtsystem für die Betreuung von Alexander eingeführt. Eine Schicht ist dabei der Abstand zwischen zwei Mal Stillen, also 2,5-3 Stunden. In einer durchschnittlichen Nacht gibt es also, ab dem Zeitpunkt, an dem wir selbst ins Bett gehen, 3 Schichten. Und je nachdem, wie die Nacht ist, übernehme ich mindestens eine, manchmal auch zwei Schichten. Meine Frau kommt so mal in den Genuss, einfach mal in Ruhe 2-3 Stunden schlafen zu können.

Vorausgesetzt Tanja hat nicht gerade eine ihrer wilden Traumphasen und spricht und schreit im Schlaf. So ist jede Nacht ein Glücksspiel, wer von uns gerade die guten oder schlechten Schichten des jeweiligen Kindes erwischt. Im dümmsten Fall bin ich abends erst bei Tanja, wenn sie ihre Alpträume hat, wechsle dann zu einem stundenlang wachen Alexander und werde dann nach dem erneuten Wechsel zu Tanja von ihr früh geweckt.

Und dann wurde Tanja zur Mitte der Woche auch noch krank. Kehlkopfentzündung mit starken Halsschmerzen. Das macht die Nächte auch nicht besser.

Die Zeitumstellung war da auch nur bedingt hilfreich. Zwar war die erste Nacht insofern ganz gut, weil wir nach einer wirklich miesen Nacht eine Stunde länger schlafen konnten. Dafür wachte Tanja die Tage drauf zum Teil schon vor 6 Uhr morgens auf. Das ist dann echt nervig.

Na ja, jetzt sind wir wohl erstmal wieder durch mit den Krankheiten – bis zum nächsten Mal.

Nach längerer Pause waren Tanja und ich diese Woche auch mal wieder bei ihrem Freund Paul aus dem Kindergarten. Und das war erstaunlich gut. Mussten Pauls Vater und ich noch vor ein paar Monaten das Spielen der beiden noch von vorne bis hinten „moderieren“ und regelmäßig ein Kind trösten, das sich ungerecht behandelt fühlte, verschwanden diesmal Tanja und Paul einfach in seinem Zimmer und spielten dort anderthalb Stunden alleine. Pauls Vater und ich tranken solange Kaffee und quatschten über Männerthemen. Weiber, Sex und Fußball? Ne, Kinder, Urlaub mit Kindern und Kindergarten.

Manchmal beneide ich Pauls Vater. Er lebt nämlich getrennt von Pauls Mutter und Paul lebt jeweils die halbe Woche bei ihm oder der Mutter. So blöd das auch grundsätzlich ist, hat es doch für Pauls Vater den Vorteil, seine Woche in „Paul-Tage“ und „Keine-Paul-Tage“ einteilen zu können. Also auch Tage zu haben, wo er tun und lassen kann was er will. Ausschlafen, ohne Stress frühstücken, wegfahren, abends in Konzerte gehen etc. Das klingt irgendwie ziemlich cool. Jedenfalls dann, wenn Tanja oder Alexander nerven.

Eine Sache gibt mir in den letzten Tagen ganz schön zu denken. Unsere vierköpfige Familie läuft überhaupt nicht rund. Damit meine ich nicht die Bewältigung des Alltags – da sind wir eigentlich sehr gut organisiert. Vielmehr hakt es in den familiären Beziehungen. Wenn wir zu zweit sind – beide Elternteile allein oder jeweils ein Elternteil mit einem Kind – ist eigentlich alles okay. Tanja kann ganz schön zickig sein, aber das hält sich in der Zweierkonstellation meist in Grenzen. Werden es drei Personen, geht es meistens auch noch ganz gut. Aber sobald unsere Familie mit vier Personen komplett ist, gibt es sofort Reibereien.
Meistens zwischen mir und Tanja. Tanja zickt rum, ich bin genervt und irgendwie ist einfach der Wurm drin. Das ist nicht jeden Tag so, aber doch an der Mehrheit der Tage. Ich hoffe mal, dass das nur eine Phase ist und das mit der Zeit wieder besser wird.

Bei Alexander gibt es keine wesentlichen Veränderungen. Das Krabbeln hat er nicht wieder aufgenommen, sondern robbt weiter rum. Ein kleines Problem ist übrigens, dass er immer wieder Zeitungen oder Zeitschriften in die Hände bekommt. Und die dann anfrisst. Wenn wir das dann entdecken, nehmen wir sie natürlich weg und schauen mal, ob noch alles an der Zeitung oder Zeitschrift dran ist. Wenn was fehlt, müssen wir dann in seinem Mund nachschauen. Aber meistens hat er es dann schon runter geschluckt. Diese Woche hat er es sogar geschafft, das relativ harte Cover eines Taschenbuches anzuknabbern. Da fehlen jetzt gut und gerne zwei Quadratzentimeter. Na, Papier und Pappe sind hoffentlich gut für die Verdauung.

Da fällt mir noch eine Geschichte von Tanja ein. Sie war da so im gleichen Alter wie Alexander jetzt. Beim Wickeln sahen wir plötzlich im Stuhl jede Menge kleine rote Punkte. Oh scheiße, Blut im Stuhl. Welche schwerwiegende Krankheit hatte sie sich jetzt aufgehalst? Ich machte mich gleich in größter Sorge fertig, um sie zum Kinderarzt zu bringen. Um das Krankheitsbild genau beschreiben zu können, sah ich mir die Punkte in der Windel noch mal an. Seltsam, das Blut war irgendwie so hell, gar nicht so dunkelrot. Ich holte eine Pinzette und machte an so einem Punkt rum. Und dann kam die Erleuchtung. Das war kein Blut. Tanja hatte ein paar Tage vorher an einer roten Papierserivette rumgelutscht. Und dabei offenbar ein paar Teile geschluckt...

Tanja hat inzwischen genaue Vorstellungen von ihrer Zukunft. Sie möchte erstens für immer bei uns wohnen, zweitens Alexander heiraten und drittens keine Kinder haben. Und sollte sie doch aus Versehen Kinder bekommen, will sie sich nicht darum kümmern.

Gestern bat ich Tanja, kurz auf Alexander aufzupassen, der ohnehin gerade in ihrem Zimmer beschäftigt war, ihr Spielzeug auszuräumen. Drei Minuten später komme ich wieder rein, um zu schauen, ob alles in Ordnung ist. Daraufhin motzt Tanja mich an: „Geh doch mal raus, wir schaffen das hier alleine!“

Tschuldigung.....



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