Infolge von Gerds Tagebuch und den Kommentaren dazu habe ich mir diese Woche die Frage gestellt: Erzähle ich zu wenig Schlechtes?
Gespannt verfolge ich die Diskussionen um Gerds Tagebuch, das auch ich übrigens ausgesprochen gerne lese. Wenn es dann in manchen Kommentaren heißt, dass so manch anderer im Gegensatz zu ihm sein Leben mit Kind „zwanghaft positiv“ darstelle, frage ich mich: Erzähle ich zu wenig Schlechtes? Ich habe daher noch einmal in meine Berichte geschaut und diese mit der Wirklichkeit verglichen – und kann das gutem Gewissens verneinen. Und ich habe ja auch durchaus bereits von Ängsten, Sorgen und Generve berichtet und mehr Negatives gibt es zurzeit nicht, so ist es nun mal. Aber ich kann ja noch mal versuchen das auszuweiten, damit nicht der Eindruck entsteht, ich versuche hier eine rosarote Traumwelt aufzubauen. Zum Beispiel habe ich in meinem Anfangstext davon erzählt, wie anstrengend die ersten Wochen mit Maximilian waren. Ich habe mir immer viele Kinder gewünscht (am liebsten vier) und war es stets gewohnt, alle Aufgaben, die mir das Leben stellt, mit Leichtigkeit zu wuppen. Und als Maxl dann da war, war ich – natürlich und zu allererst überglücklich – aber eben auch manchmal etwas müde und erschöpft und daher ein wenig enttäuscht von mir. „Du mit deiner großen Klappe“, dachte ich, „willst vier Kinder und dann findest du schon eines anstrengend!“ Aber wie gesagt, diese Eingewöhnungsphase (wenig Schlaf, Baby mit Bauchweh und Dauerhunger,...) ging schnell vorüber und auch das genaue Bewusstsein über diese war rasch verschwunden. Und als Maximilian sechs Wochen alt war, überlegte ich bereits: „Okay, vielleicht doch vier!?“ :-) (Das hängt allerdings von der Entwicklung unserer Finanzen ab. Wobei ich es ganz furchtbar finde, dass so rationale Gründe solch großen Einfluss auf dieses Thema nehmen, das eigentlich nur von den Herzen zweier Menschen entschieden werden sollte!) Mit etwas Abstand betrachtet denke ich auch, dass kein Elternteil enttäuscht sein muss, wenn es mal etwas erschöpft ist, schließlich stellen Kinder eine große Herausforderung dar und dabei kann man schon mal aus der Puste kommen.
Natürlich gibt es auch jetzt noch Momente, in denen ich etwas genervt bin. Dass es etwas lästig ist, wenn der Dickspatz seinen Mittagsschlaf am liebsten auf meinem Arm verbringt, habe ich ja schon erzählt. Ansonsten höre und lese ich immer wieder, dass scheinbar jedes Kind schon mit ein paar Wochen in der Lage ist, glücklich und vergnügt eine zeitlang alleine zu spielen – z. B. auf der Krabbeldecke unter dem Spieletrapez – und die Eltern dann kurz etwas für sich machen können. Irgendwie hat mein kleiner Mann das noch nicht mitbekommen. Er lässt sich zwar dazu erweichen, sich mit dem Spieletrapez zu beschäftigen, aber nur wenn ich am Ende der Krabbeldecke sitze und ihm zuschaue. Will ich die Gelegenheit nutzen, in die zwei Meter entfernte Küche zu gehen, um mir etwas zu essen zu machen, geht das Geschrei wie auf Knopfdruck los. Dann kommt es vor, dass ich denke: „Oh Junge, ich will mir doch nur schnell ein Brot schmieren, stell dich nicht so an!“ Doch wenn ich dann zu ihm gehe, mit ihm spiele und er mir in sekundenschnelle wieder sein drolliges Grinsen zeigt, ist alles vergessen. Oder wenn er nachts nach dem Stillen nicht gleich brav wieder schläft. Dann brabbelt er vor sich hin, nimmt immer wieder den Schnuller aus dem Mund haut diesen gegen die Gitterstäbe seines Bettchens als sei er ein Gefangener aus Alcatraz – bis er schließlich zu Boden fällt. Dann beschwert sich der Max, weil er ohne Schnuller nicht schlafen kann, ich geb ihm einen neuen und das Spiel geht von vorne los. Heute Nacht hat er das auf fast eine Stunde ausgedehnt (was für ein schönes Muttertagsgeschenk!). Natürlich denk ich dann auch: „Mach mich nicht wahnsinnig, ich will weiterschlafen!“ (Besonders, da ich immer viel zu spät ins Bett gehe, da ich abends „Halbtags arbeite“, aber dafür kann Maximilian ja nichts.) Und wenn er dann nach einer gefühlten Ewigkeit leise zu schnarchen beginnt, bin ich schon längst wieder versöhnt. Ich hab auch immer gedacht, dass die anderen Eltern das nur so daherreden, wenn sie sagen, dass ein Lächeln des Kindes für alles entschädigt, aber bei mir funktioniert es auch. Vor allem sein fröhliches Lachen setzt bei mir immer irgendwelche Glückshormone frei, die ziemlich lange anhalten.
Ich bin sicher keine Heilige und weder eine perfekte Mutter, noch Hausfrau. Im Gegenteil, ich bin eine miserable Köchin, eine mittelmäßige Putzfrau – und was die Mamafähigkeiten angeht – ich mache bestimmt Fehler und werde noch tausende machen, wenn es erstmal richtig ans Erziehen geht. Aber ich tu es mit Liebe und in der Hoffnung, für Maximilian dennoch die beste Mutter zu sein, die er sich wünschen kann. Und: Ich finde das Leben mit Kind ist sehr schön!
Ich finde es auch nicht schlimm, wie es in einem Kommentar hieß, dass Mütter immer ihr Kind für das schönste und klügste halten – auch wenn das objektiv betrachtet vielleicht nicht so ganz hinkommt. Ich denke, es handelt sich dabei eher um einen „Mamamechanismus“, der von der Natur so eingerichtet wurde. Schließlich ist ein Neugeborenes total hilflos und darauf angewiesen, dass seine Mutter sich mit Leib und Seele um ihn kümmert – und das geht eben am besten, wenn man auch genau und nur sein eigenes Kind besonders großartig findet. Und ich kann nur sagen, dass ich Maximilian überaus bezaubernd finde, vor allem seine großen blauen Augen sind umwerfend. Für klug halte ich ihn auch, aber deswegen bin ich nicht so verblenden, ihn unrealistisch zu betrachten. So ist mir durchaus bewusst, dass er motorisch etwas fitter sein könnte. Aber ich will mich vor Vergleichen hüten, denn schließlich läuft die Entwicklung bei jedem individuell.
Vielleicht hilft ihm dabei ja das PEKiP. Am Dienstag hat der neue Kurs angefangen. Der erste Eindruck war ganz gut, allerdings konnte ich mich nicht ganz konzentrieren. Ich war nämlich damit beschäftigt, den quengelnden Maxl bei Laune zu halten. Er schläft meist bis acht/neun Uhr morgens – und fand es daher gar nicht lustig, an diesem Tag schon um sieben Uhr unsanft geweckt zu werden. Ich hatte schon gehört, dass die Wohnung neben uns renoviert werden sollte. Am Montag hörte man es etwas hämmern und werkeln, was aber nicht sehr störte. Doch am Dienstag um sieben Uhr wurde so hammermäßig laut gebohrt, dass ich im Bett stand und dachte: „Das kann Maximilian nicht überhören.“ Und wenige Sekunden später fing er auch schon an wie am Spieß zu schreien. Ich hab ihn sofort auf den Arm genommen, um ihn zu beruhigen. Als das Geräusch aufhörte, klappte das auch. Doch nach nur einem Augenblick ging der ohrenbetäubende Lärm wieder los – und auch die Sirene auf meinem Arm erklang erneut. Schließlich sind wir in die Wohnung meiner Schwiegermutter in Spe ganz in der Nähe geflüchtet, weil der kleine Mann furchtbar Angst vor dem Bohrer hatte. Und so war er wenig später beim PEKiP zu Recht total übermüdet und schlecht gelaunt. Die größte Überraschung war, dass ich zwei Mütter aus dem alten Kurs wieder traf. Die hatten sich schon vor längerem dort angemeldet, wie ich erfuhr, da ihnen der Kurs bei Frank nicht so gut gefallen hat. Und auch bei den anderen, die abgesagt hätten, sei Unzufriedenheit der Grund gewesen. Bin ich so leicht zufrieden zustellen? Ich fand auch, dass der Kurs etwas unstrukturiert ablief, aber schlecht fand ich ihn nicht. Allerdings hatte ich Unrecht damit, dass der Kurs einfach so vorbei war. Max und ich mussten beim letzten Termin etwas früher gehen und haben daher nur verpasst, dass ein privates Wiedersehen vereinbart wurde. Anfang der Woche wurde auch uns Bescheid gegeben und so haben wir uns am Mittwoch bei einer der Mütter getroffen und „Privat-PEKiP“ veranstaltet. Das war ganz wunderbar. Mein Dickspatz hat sich dabei so wohl gefühlt wie nie beim „echten PEKiP“ und zudem haben wir von der Gastgebermama ganz tolle und günstige Basteltipps erhalten. Wir wollen uns jetzt regelmäßig treffen, worauf ich mich schon sehr freue.
Etwas anderes ist diese Woche ausgefallen, mein Abend mit Rolando. Bereits im letzten Sommer habe ich mir eine Karte für das Konzert mit Händel-Arien von Rolando Villazón am 8. Mai in Hamburg gekauft. Ich hatte geplant, dass das der erste Abend werden soll, an dem ich – inzwischen Mama – wieder einmal weggehe. Früher war ich jeden Monat mindestens einmal in Theater, Oper und Co. (vergünstigte Studententickets sei Dank!) und wusste, dass das nach der Geburt erstmal vorbei sein würde. Aber am 8. Mai 2009, so dachte ich, wird Maximilian fast ein halbes Jahr alt sein und dann kann ich doch auch mal wieder für zwei/drei Stunden „Mareike, die Kulturliebhaberin“ und nicht „Mareike, die 110%-Mama“ sein. Es ist nicht so, dass ich Rolando Villazón für den weltbesten Sänger halte, aber ich mag ihn und Händel und ein glanzvoller Auftakt wäre es in jedem Fall gewesen. Allerdings konnte ich mich kaum auf den näher rückenden Termin freuen, denn das Konzert sollte um 20 Uhr starten, mein kleiner Mann geht aber erst nach dem Stillen zwischen 20.30 und 21 Uhr ins Bett. Nur damit ich Spaß haben kann, wollte ich nicht seinen ganzen Rhythmus kaputt machen, indem ich ihn etwa bereits 1 ½ Stunden früher ins Bett bringe (wenn das überhaupt geklappt hätte). Und da er die Muttermilch auch noch nie aus einer Flasche bekommen hat und auch noch nie von seinem Vater ins Bett gebracht worden ist, kam mir auch diese Variante wenig Erfolg versprechend vor. Meine Idee war daher, ihn wie gewohnt ins Bett zu bringen und erst dann zum Konzert zu fahren (ich wohne nicht weit von der Musikhalle entfernt) und somit nach der Pause reinzugehen. Als dann die Meldung kam, dass der Tenor alle Auftritte für dieses Jahr absagen muss, war ich auf der einen Seite erleichtert, auf der anderen finde ich es aber auch schade, denn auch ein halbes Konzert wäre mal wieder ein Erlebnis gewesen...
Ich wünsche allen Mamas nachträglich einen schönen Muttertag!