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Baby-Tagebücher von Iris

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

0. Woche

Das Gefühl von: wo bleibe ich

Das ich schon von Leo gut genug kannte.

Ja, ich werde ein zweites Mal Mama, aber Zeit für mich an den Gedanken zu gewöhnen bleibt mir nicht, da mein Kind schon in wenigen Tagen hier einziehen wird. Das war das Gefühl, das mich durch die zweite Woche begleitet hat.

Vormittags war ich von der Arbeit freigestellt, da ich noch den letzten Teil meiner Aufstiegsweiterbildung besuchen musste. Die Prüfung hatte ich zwar schon vor ein paar Wochen bestanden, aber man muss an allen Teilen teilgenommen haben, so dass ich den einen noch nachholen musste. Am Abend haben wir dann das Büro fertig ausgeräumt. Ich sag Euch, nach 13 Jahren die wir jetzt hier wohnen, hat sich in diesem Raum der meiste Mist angesammelt. Aber es musste fertig werden, da schon am Mittwochmorgen der Anstreicher kommen sollte.

Mittwoch Nachmittag habe ich bei meinem Lehrgang ein paar Stunden geschwänzt und bin früher losgefahren, da ich mit der Bereitschaftspflegemutter (Anne) verabredet hatte, am Nachmittag auf unsere Kleine und ihren Bruder aufzupassen, da sie zum Zahnarzt musste. Anne und ich haben uns in den letzten Jahren sehr angefreundet, so dass ich ihr den Gefallen auch getan hätte, wenn Melli nicht zu uns kommen würde. Als ich dort ankam schlief Melli, sie ließ sich aber von mir aufholen und freute sich auch mich zu sehen. Nachdem Martin und Leo nachgekommen waren, waren wir noch gemeinsam in der Stadt ein Eis essen. In der gleichen Eisdiele, in der wir mit Leo damals waren und wir haben auch am gleichen Platz gesessen und so kam es auch, dass wir jetzt das gleiche Foto wie damals von Leo und uns haben.

Als wir zurück kamen, war auch Anne wieder da. Wir tranken noch einen Kaffee zusammen und ich spielte noch mit Melli. Abends brachte ich sie schon alleine ins Bett.
Am Donnerstag hatten wir dann eine Pause verabredet, da die leiblichen Eltern noch einen letzten Kontakt hatten. Das ist zwar so eigentlich nicht üblich, dass die Eltern in der Anbahnungsphase zu den neuen Pflege-Eltern noch mal einen Besuchskontakt bekommen, aber das Jugendamt hatte es ihnen zugesagt, da sie ihre Kinder ja jetzt mehrere Monate nicht sehen können.
Wir konnten den Tag nutzen und das Kinderzimmer fertig machen. Es wurde zwar Mitternacht, aber wir hatten es geschafft. Das Zimmer war geputzt, Schrank, Bett und Wickelkommode aufgebaut und auch die wenigen Spielsachen, die wir bereits besorgt hatten, hatten ihren Platz gefunden.
Das gelang nur dank der tatkräftigen Unterstützung von Melli´s Patenonkel und meinem Papa, die beide noch fleißig halfen.

Freitag morgen war Melli dann das zweite Mal bei uns. Das erste Mal war sie bereits zehn Tage zuvor zu Leo's Geburtstag hier, aber an dem Tag das erste Mal als unser Kind. Sie kam mit Anne hier her und wir frühstückten gemeinsam. Nachdem sie die Spielsachen im Wohnzimmer erkundet hatte, ging sie auf die Treppe zu und wollte nach oben.
Oben in ihrem Zimmer angekommen, wusste sie nicht, wo sie zuerst schauen sollte. Das kleine Mäuschen war so unendlich glücklich, dass man es ihr förmlich aus dem Herz strahlen sah. Sie klatschte, setzte sich auf die Korbstühlchen, die mir meine Kollegin mitgebracht hatte und auch das Bett musste inspiziert werden. Es war einfach toll mit anzusehen wofür sich die Mühe gelohnt hat. Leo spielt ganz toll mit ihr, er durfte an diesem Tag zu Hause bleiben und musste nicht in den Kindergarten.

Nachdem wir dann auch das neue Klettergerüst auf der Dachterrasse ausprobiert hatten, wurde sie von Anne hier bei uns in ihr Bett gelegt. Anne fuhr dann mit Melli's kleinen Bruder nach Hause und wir blieben als Familie zurück.
Komisches Gefühl, vor drei Wochen haben wir noch überlegt, wie wir das Büro renovieren und neu einrichten und jetzt ist es ein Kinderzimmer für unser zweites absolutes Wunschkind. Wohin mit diesem Gefühl, wir sind zum zweiten Mal Eltern, aber das kann doch nicht wahr sein. Man hatte einfach keine Zeit zum Nachdenken, denn da kamen schon wieder Geräusche aus dem Kinderzimmer. Wir sind dann noch eine Runde spazieren gegangen und in der Eisdiele ein Eis essen gewesen. Danach haben wir sie zu Anne zurückgebracht und sind mit Leo zum Kindergarten zum Essen gegangen. Die Erzieher und die ABC-Schnecken hatten eingeladen dort gemeinsam zu essen, bevor die Kinder alleine mit zwei Erzieherinnen im Kindergarten schliefen. Leo kommt ja im Sommer schon in die Schule. Er ist schon über drei Jahre bei uns und einfach nicht mehr weg zu denken.

Auch samstags machen wir eine Pause. Für diese war ich sehr dankbar. Martin konnte seinen Weinberg fertig machen und ich habe das Haus geputzt. Durch die Auflösung des Büros stand an jeder Ecke etwas und einen ordentlichen Hausputz hatte es auch nötig. Und beim Putzen und Räumen konnte ich ein bisschen nachdenken. Einerseits ist es zwar schön, dass es so schnell (und ohne Schmerzen) geht, aber anderseits fehlt auch die Schwangerschaft in der man Zeit hat, sich auf das kommende vorzubereiten. Und nicht nur uns, sondern auch Leo fehlte die Zeit.

Sonntags morgens war wir dann sehr früh bei Anne, um Melli abzuholen. Wir sind mit ihr nach Hause gefahren und sind dann gemeinsam zur Palmsegnung auf dem Dorf. Diejenigen im Dorf, die es bis dahin noch nicht gehört hatten, die wussten es jetzt. Alle haben gratuliert und sich riesig mit uns gefreut. Es war einfach toll. Wir als kleine Familie.

Auch Montags haben wir Melli wieder abgeholt. Am Nachmittag hatte sie so einen dollen Husten, dass ich wirklich etwas Angst bekamen. Ich bin dann mit ihr zu unserem Kinderarzt gefahren. Dieser wollte uns gleich ins Krankenhaus einweisen. Sie hatte eine sehr schwere, obstruktive Bronchitits. Nach vielen Bitten und Betteln gestand er uns dann die Nacht zu Hause zu, aber nur unter der Bedingung, dass jederzeit einer mit ihr ins Krankenhaus fahren könnte und wir ihr alle 4 Stunden auch in der Nacht das Cortisonspray geben würden und sie im Elternzimmer schlafen würde.

Nach einem Krisengespräch mit Anne entschieden wir, dass Melli bereits bei uns bliebe. Wir schoben das Bett in unser Schlafzimmer. Die Nacht war für mich zwar kurz, aber wir haben es geschafft und die Nacht ohne Krankenhausbesuch überstanden. Irgendwann in der Nacht tauchte für mich dann plötzlich das Gefühl auf, wir haben es geschafft, unsere kleine Prinzessin ist eingezogen.
„Schwangerschaft und Geburt“ in nur 21 Tagen hinter mich gebracht. Das war ganz schön viel in ganz kurzer Zeit und da muss auch der Kopf erstmal mitkommen und dann packte mich eine irre Müdigkeit.

Und am Morgen wurden wir mit einem „Hallo, hallo“ und zwei leuchtenden Augen an unserem Fußende geweckt. Eh wir uns versahen, saßen zwei Kinder in der Besucherritze und all das, wo wir uns so viele lange Jahre nach gesehnt hatten, war plötzlich da. Ich glaube, die Rührung und den Zauber dieses Moments spürte sogar der Hund, denn auch er kam ins Schlafzimmer geschlichen und legte sich auf den Bettvorleger, das macht er sonst nie.
Ja, ich kann wirklich sagen, ich bin glücklich → nein WIR sind glücklich.

So, jetzt habe ich schon so viel geschrieben. Von unseren ersten Wochen und dem gemeinsamen Osterfest erzähle ich Euch dann nächste Woche.

Bis bald,

Iris



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Kommentare von Lesern:

Steffi, Köln04.05.2017 10:31

Hallo Iris,
das gleiche habe ich mich auch gefragt wie Christiane.
Schön wieder von Dir zu hören :-)

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Christiane, Dresden25.04.2017 18:39

Hallo Iris, hab ich das jetzt richtig gelesen (hab es 3 mal gelesen, bin mir aber nicht sicher), dass Melli noch einen leiblichen Bruder in der Pflege hat? Wenn ja, ist das üblich, Geschwister zu trennen? Kenne mich da nicht aus...
LG Christiane

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