QUE PASOOOOOOO?!
Hallo,
wir sind in Chile angekommen. Nach einer höllischen Reise. Zu Beginn hatten wir Glück. Unser Flug von Madrid nach Santiago war angenehmer als erwartet, weil die super netten Stewards die Passagiere so umgesetzt haben, dass wir drei statt zwei Plätze hatten. Ohne das und ohne Stillen hätte ich den Flug nicht überlebt. Mir sind nachher gefühlt die Brüste abgefallen, aber ich war irgendwann einfach zu müde, um ihn irgendwie anders still zu kriegen und mein Freund sowieso.
In Santiago de Chile angekommen, erreichte uns dann die Hiobsbotschaft, dass unser Flug nach Arica schon weg ist und wir nun 10 Stunden auf den nächsten warten müssen. Ahhh. Mein Freund ist in solchen Situationen eher lästig als nützlich. Seine Reaktion war wütend gefolgt von Ich starre vor mich hin, schmolle und rede kein Wort mehr. So habe ich dann 10 Stunden mit ihm verbracht und versucht meine Energie noch aus den letzten Reserven zu locken um mich um Carlo zu kümmern. Carlo hat sich derweil partout geweigert zu essen und ich hatte den Überblick verloren, wann und ob er überhaupt etwas gegessen hatte bzw. ob die Milch reichte. Er hat eine halbe Packung Dinkelwaffeln, 100 gr. Apfelpüree und meine Milch gegessen in 30 Stunden. Und da ich ja tagsüber eigentlich schon abgestillt hatte, wusste ich nicht, ob das überhaupt reicht.
Jedenfalls bin ich irgendwann an meine Grenzen gestoßen und habe meinen Freund dann entkräftet angebrüllt, dass ich nicht mehr kann. Und prompt fing er dann doch mal an mitzudenken und Carlo in den Schlaf zu schaukeln. Männer!!! Zum krönenden Abschluss habe ich dann noch meinen Pass verloren und das auch erst beim Einsteigen bemerkt. Der Typ hat mich dann auch nur einsteigen lassen, weil ich zufällig eine Kopie vom Pass dabei hatte. Mein Freund fing dann noch mal an, mir Vorwürfe zu machen, warum ich auch nicht eine Gürteltasche oder sonst was hätte. Ja ja, es folgte ein kleiner tränenreicher Schlagabtausch vor allen Leuten und die Blamage war perfekt. Jedenfalls sind wir dann statt Mittags, erst Nachts in Arica angekommen. Carlo war inzwischen so fertig, dass er richtig tief geschlafen hat. Zu seinem Glück, denn als wir ankamen, war die ganze Familie da um Carlo zu begrüßen. Und so wisperten viele viele Menschen über Carlo gebeugt: Ooohhh que lindo, precioso, bonito.... . Ich stand daneben und hoffte, dass er bloß nicht die Augen aufmacht. Ich habe mich dann auch direkt ins Bett verabschiedet, weil ich erstens keine Lust hatte, ein Wort mit meinem Freund zu wechseln geschweige denn mit seiner Familie. Ich hatte einfach die Schnauze voll. Inzwischen haben wir uns wieder lieb und der Pass ist in Santiago gefunden worden und ein Freund holt ihn für uns ab und bringt ihn vorbei.
Inzwischen haben wir uns eingelebt und Carlo findet seine chilenischen Familienmitglieder super. Er fremdelt auch nicht. Das Einzige ist, dass er, immer wenn er mich sieht, anfängt zu quengeln und dann direkt zu mir will. Ich muss ihn immer möglichst ignorieren, wenn er ruhig auf dem Teppich spielt. Zum Glück ist es aber möglich ohne ihn aus dem Haus zu gehen. Er beschwert sich dann nicht und freut sich umso mehr, wenn ich zurück komme. Das Altbekannte "CArlitoooo que pasoooo?" ist auch wieder zurück. Immer wenn er einen Mucks von sich gibt, wird direkt kommentiert. Der arme Kleine wird jetzt auch immer herumgereicht, wenn er weint. Und jeder versucht sein Glück. Ich finde das nicht toll, aber ich versuche ihnen Stück für Stück beizubringen was ich mag und was nicht. So klappt die Umsetzung besser, glaube ich.
Was das Essen angeht, ist es noch etwas kompliziert. Das Essen der Schwiegermutter verschmäht er und Gläschen kann man hier nicht kaufen. Außer die von einer bestimmten Marke, aber die sind teuer und sehen ekelig aus. Milchbrei oder Dinkelwaffeln oder Vollkornbrot gibt es hier nicht. Also muss Carlo sich jetzt anpassen. Meine Milch produziert auch etwas durcheinander, so dass ich mittags immer fast platze, während Abends Ebbe ist.
Ansonsten haben wir heute das Appartement eines Freundes besichtigt, in dem meine Eltern unterkommen werden, wenn sie zu Besuch kommen. Die haben auch ein Baby und es hatte Ohrringe. Autsch. Mit 5 Tagen haben sie ihr die Löcher gestochen. Doppel-Autsch. Armes kleines Ding.
Schöne Grüße aus Arica,
Susi