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Baby-Tagebücher

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.
Nachbericht

Verabschiedung der 2. Blättergeneration

Die herabfallenden Blätter ermuntern unsere Rückblicksgedanken. Die 3Bs: Wir waren in Bremen, Berlin und ständig Bobby-Car fahren.

Die zweite Generation Blätter verabschiedet sich und wir uns nun auch endgültig von euch.

Mehr als ein Jahr ist jetzt vorbei. Ich wage hier nun einen letzten Rückblick nach der Beendigung des Tagebuchs im August. Mehr als vier Wochen sind seit meinem letzten Text vergangen.

Viel ist passiert. Es ist Herbst. Zu Beginn dieser Jahreszeit denke ich immer an mein Lieblingszitat von Kurt Tucholsky:

„Eines Morgens riechst Du den Herbst.
Es ist noch nicht kalt; es ist nicht windig;
Es hat sich eigentlich gar nichts geändert – und doch alles.“

Der Herbst ist mittlerweile meine Lieblingsjahreszeit, weil ich das erste Mal im Herbst so richtig verliebt war. Im Frühling, wenn alle von Frühlingsgefühlen reden, stecken mich diese Schmetterlingsansammlungen nicht an. Ich liebe den Herbst mit der Sonne, die man viel mehr zu schätzen weiß, als im Sommer. Die Herbstsonne ist nicht so aufdringlich wie die Sommersonne in der Lieblingsjahreszeit der meisten in unserem Breitengrad. Im Herbst sucht man die Sonne bewusst zum Wärmen und im Sommer meidet man sie dann doch schnell. Ich freue mich schon auf all die bunt- gepressten Blätter und Kastanienmenschleins, die Salome und ich mal basteln werden. Der Herbst wird unsere Künstlerinnenjahreszeit.

Aber wir starten mit einem Rückblick auf den Sommer. Denn zwei Tage nach Salomes ersten Geburtstag besuchten wir mit der Oma die Hansestadt Bremen. Es war der 28.08.2022 und es war unfassbar heiß. So heiß, dass ich einen Nieser von Salome als erfrischend empfand. Kleinkindnieser von Einjährigen ohne Erkältungssymptome darf man süß finden!

Einen Monat später sollte es dann schon richtig Herbst sein, aber das wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Wir haben im Hotelzimmer in Bremen, welches an der Wand des Bettes einen Holzausschnitt von den Bremer Stadtmusikanten hatte, die Klimaanlage sehr genossen. Bremen ist eine wunderschön gemütliche Stadt. Das Schnorrviertel ist unglaublich urig und die Spaziergänge an der Weser machen immer viel Spaß. Das MoynMoyn Festival war dann doch noch über eine halbe Stunde Autofahrt von Bremen entfernt und wir waren nur kurz für den Auftritt meiner Freundin dort. Meine Mutter ist mit Salome spazieren gegangen. Es gibt kinderfreundliche Festivals, die ich mal mit Salome besuchen möchte, wenn sie tanzen kann. Auf dem MoynMoyn Festival sind Kinder verboten. Das ist auch gut so, denn auf dem Festival werden schon viele Drogen konsumiert. Wir kamen auf der Hinfahrt zum Festivalgelände in eine Verkehrskontrolle, aber als der Polizist die kleine Salome gesehen hat, hat er bei uns auf den Drogentest verzichtet.

Auf der Rückfahrt nach dem Bremer Kurzurlaub nach Hause haben wir noch in Osnabrück einen Stopp abgehalten und wollten uns eigentlich das Schloss und den Schlossgarten ansehen, allerdings war es wegen eines Open Airs von Bosse und Clueso geschlossen. Wie gern ich spontan auf das Konzert von diesen beiden Künstlern gegangen wäre. Vor dem Schloss wollte uns eine Frau zwei Karten verkaufen. Allerdings hätte nur mein vormütterliches Ich spontan Handeln können. Für Salome wäre es zu laut und anstrengend gewesen.

Nun ist es Herbst. Es ist der Preherbst, in dem ich immer besonders müde bin. Ich könnte unzählig viele Kaffees trinken, aber wäre trotzdem müde. Die Blätter fallen. Es ist die zweite Generation Blätter, die auf die Welt fallen, auf die jetzt ein Menschlein namens Salome herumkrabbelt, steht oder mit ihrem Bobby-Car durch ein Blättermeer saust. Die Blätter von vor drei Generationen wussten noch nicht, dass es bald dieses Menschlein geben wird, was unter dem Blätterdach der Bäume heranwächst und immer näher an die Blätter heranreicht. Verrückt!

Übrigens ist Bobby-Car-Fahren derzeit Salomes Lieblingsbeschäftigung. Meine Freundinnen haben gewitzelt, dass Salome vielleicht mal Rennfahrerin wird. Wenn es nach ihr geht, könnte ich sie den ganzen Tag mit der Schubstange auf ihrem Gefährt umherschieben. Einmal ist Salome fast eingeschlafen, aber als ich sie hochnehmen wollte, hat sie immer noch ihre Hände an das Lenkrad gekrallt. BIG ist ein Sponsor von kidsgo und wir haben letztes Jahr zu Weihnachten einen Schaukelelefanten erhalten, der ein viel genutztes Spielzeug ist. Aber die Faszination, die der Bobby-Car auf Salome auslöst, lässt den Elefanten blass werden. Ich sage nochmal zum Hersteller BIG und zum Bobby-Car persönlich: Alles Gute zum 50. Geburtstag! Eine einfache Erfindung ohne viel Schnickschnack, die Kinder seit 50 Jahren unfassbar glücklich macht.

Wenn ich meine Haustür öffne, zeigt Salome schon sehr fordernd auf den Bobby-Car mit den Worten „da-da!“ und sie weint direkt, wenn sie nicht auf das Gefährt darf. Praktisch wäre jetzt noch ein Anhänger zum Transportieren von Dingen, denn wir waren mit Salomes rosa Mobil (der Bobby-Car war ein Geschenk der Patentante – ich hätte vermutlich die klassisch rote Variante ausgewählt) schon einkaufen. Aber der Nachteil ist, wenn wir einen Anhänger hinter den Bobby-Car anhängen, dann können wir sie nicht mehr mit der Schubstange schieben. Und wenn Salome sich selbst mit den Füßen fortbewegt, dann kann man sie nicht mehr steuern und man kommt wahrscheinlich nie dort an, wo man ankommen will. Vielleicht hat BIG dafür noch eine gute innovative Idee. Vielleicht wäre ein Frontkorb eine ziemlich praktische Erfindung.

Was ist noch passiert? Ich war seit über einem Jahr mal wieder in der Sauna – mein erster Luxus nach Salomes Geburt. An dem Saunabereich, den ich mit meiner Mutter besucht habe, ist direkt anschließend ein sehr kinderfreundliches Schwimmbad. Wenn ich einen Aufguss in der Sauna gemacht habe, hat meine Mama im Babybecken mit Salome gespielt. Dies war das bisher beste Becken für Kleinkinder, weil Salome wunderbar in dem Becken krabbeln konnte. In der Mitte wurde es etwas zu tief, aber sie ist einfach heldenmutig weitergekrabbelt. Natürlich habe ich sie kein Wasser schlucken lassen und immer wieder zurückgesetzt. Außerdem luden in dem Babybecken XXL Duplo Steine zum Spielen ein. Wir haben damit riesige Leuchttürme gebaut. Die Bausteine fand ich auch außerordentlich gut und diese wären auch praktisch für den Garten.

Die kleine Salome hat einen solchen Bewegungsdrang. Unglaublich! Dies wurde mir beim Augenarztbesuch von der Ärztin attestiert. Dies war auch bei meinem 10-jährigen Abiturtreffen aufgefallen, bei dem Salome unzählige Male von unten in der Aula drei Stockwerke die Treppen aufwärts geklettert ist, bis sie bei den naturwissenschaftlichen Räumen angekommen war. Und natürlich fällt es nicht nur anderen auf, sondern auch täglich mir und abends besonders meinem Körper.

Jetzt ist es so weit, Salome kann nicht nur sagen, dass sie schon mal in NRWs Landeshauptstadt war. Dort war sie letztes Jahr im Dezember, als wir uns Corona einfingen, sondern sie kann auch behaupten, dass sie mittlerweile in Deutschlands Hauptstadt war.
Salome und ich haben eine Woche lang Berlin besucht. Ich habe dort kurze Zeit gewohnt und meine alte Mitbewohnerin hatte ein Zimmer für uns in ihrer Wohnung in Neukölln frei. Wir haben 2018 allerdings zusammen in Moabit gewohnt. Die Wohnung meiner Freundin war sehr schön eingerichtet, nur leider nicht so kindgerecht, sodass man 1000fach mehr aufpassen musste, als Zuhause. Generell finde ich die Hinterhauswohnungen, die ihre Fenster zum Innenhof haben, immer sehr schwierig, da man zumindest in tieferen Stockwerken nicht sehen kann, wenn die Sonne scheint. Da ich durch meine Wohnung bodentiefe Fenster und ganz viel Helligkeit gewohnt bin, finde ich die Berliner Wohnung gemütlich, aber ich könnte dort nie auf Dauer leben. Ich möchte direkt sehen, wenn die Sonne scheint und hören, wenn der Regen gegen die Scheiben peitscht.

Salome und ich haben in Berlin viel Kulturprogramm genossen. Eines meiner Lieblingsmuseen ist das jüdische Museum. Dies hat jetzt einen wunderbaren Kinderbereich namens Anoha. Dort gibt es viel Raum zum Krabbeln. Die Tiere der Arche Noah wurden aus Alltagsgegenständen nachgestellt. Beispielsweise hat das Krokodil einen Schwanz aus einer Aneinanderreihung von kleiner werdenden Töpfen oder der Ruf „IAH“ des Esels wurde aus einer alten Computer Tastatur gemacht und dient dem Esel ebenfalls als Zähne. Ich habe mich in meine Kindheit zurückversetzt gefühlt, in der ich gerne im Kinderfernsehen Art Attack geschaut habe und mitgerätselt habe, was da für Bilder entstanden. Das Kindermuseum ist genauso kostenfrei wie die Dauerausstellung im jüdischen Museum. Also klare Empfehlung für einen Besuch!

Dann waren Salome und ich noch auf einem Kinderfest am Schloss Charlottenburg. Dies hat mir allerdings nicht so gut gefallen, weil dort hauptsächlich Unternehmen von Kinderprodukten waren. Allerdings ist der Klausenerplatz in Charlottenburg sehr schön und es gibt zentriert auf dem Platz einen einladenden Spielplatz. Leider hat das Wetter nicht so mitgespielt.

Später habe ich am Schloss Charlottenburg noch eine neu hinzugewonnen Freundin getroffen, die ich über einen kidsgo-Kommentar kennengelernt habe. S. und ihre Tochter A. sind auch in einer interessanten Weise alleinerziehend. Sie kennt den Wandel, wie es ist, sich mit dem Partner um sein Baby zu kümmern und komplett allein. Daher kann sie den Unterschied am allerbesten nachvollziehen, wie es ist, alles mit Baby oder Kleinkind komplett allein machen zu müssen.
Wir haben sie auch mal in ihrem sehr gemütlichen Zuhause besucht und sind um den herrlich schönen Orankesee spaziert. Außerdem hat sie mich zu einem Treffen für Alleinerziehende mitgenommen. Das war sehr interessant, weil dort auch Frauen waren, die selbstbestimmt alleinerziehend sein wollten. Vor diesen Frauen ziehe ich den Hut. Denn das hätte ich freiwillig, glaube ich, nie gemacht!

Für mich stand und steht fest, dass ich immer Kinder wollte, am liebsten sogar viele, wie mich immer noch eine meiner besten Freundinnen ständig erinnert. Aber ich wollte unter der Bedingung eine Familie gründen, dass der männliche Part auch viel Verantwortung übernimmt und ich tagsüber mal eine Stunde frei haben kann oder vielleicht mal abends unbeschwert etwas essen gehen kann oder Ähnliches. So, dass es die vormütterliche Vroni noch gibt, die gern ausgegangen ist und unter Leuten war. Ich habe seit über einem Jahr das Gefühl, dass ich nur Mutter bin. Ich weiß, dass ich mindestens die nächsten fünf Jahre fast jeden Abend zuhause sein werde und das Babyphone hüte oder wieder Einschlafbegleitung bin. Eigentlich bin ich seit Beginn von Corona 2020 nur zuhause. In der Zeit, wo sich alles gelockert hat, war ich entweder hochschwanger oder hatte bereits die kleine Salome. Das ist vermutlich der Grund, warum mir die Zuhause-Zeit jetzt schon so lang erscheint.

Zurück zum Berlinbesuch: Salome und ich haben insgesamt noch zwei Kindercafés besucht. In einem bezahlt man zwei Euro pro Stunde und natürlich seine verzehrten Getränke und das Essen und in dem anderen bezahlt man nur seine konsumierten Dinge. In dem, wo man zusätzlich pro Stunde bezahlt hat, gab es allerdings ein auf zwei Ebenen eingerichtetes Krabbellabyrinth plus einer Rutsche, die in ein Bällebad führte. In dem anderen Café war das Bällebad in einem separaten Raum und dadurch, dass dort viele ältere Kinder waren, war es Salome nicht ganz so geheuer.

Am Weltkindertag habe ich ein Fest am Carl-Zeiss-Planetarium in meiner vorab Recherche herausgesucht. Leider sollte dieses draußen stattfinden und da es weltuntergangsmäßig geregnet hat, fiel das Fest ins Wasser. Außerdem hatte ich es so verstanden, dass die Kinder am Weltkindertag in das Planetarium können, was aber nicht der Fall war. Es war wegen einer Sonderveranstaltung geschlossen. Da es regnerisch war, sind wir dann in ein Kindercafé gegangen. Morgens hatten wir noch nach ausführlicher Beratung Salomes ersten Schuhe gekauft. Sie hat derzeit Größe 21. Sie kann zwar noch nicht komplett allein laufen, aber ich kann sie im Winter nicht mehr mit ihren Lederschläppchen ein paar Schritte laufen lassen beziehungsweise auf ihrem Bobbycar sitzen lassen – da fallen dann vor Kälte (und natürlich vom Bobby-Car-Fahrtwind) die Füße ab.

In Berlin mussten wir einige Male U-Bahn fahren, was mit Kind etwas stressig ist. Dabei hat Salome zum ersten Mal traurigerweise richtig viele Drogenopfer gesehen. Mir tun die Menschen leid, aber ich glaube, dass ein bisschen Kleingeld Ihnen auch nicht helfen würde, weil es direkt wieder in Drogen fließt. Jetzt hat Salome nur mit großen Augen geguckt. Irgendwann wird sie mich bestimmt fragen, warum ich den Leuten nichts gebe, wenn sie mich nach Geld fragen. Ich kann mir jetzt schon verständliche kindgerechte Antworten überlegen.

Am Sonntag wurde der freie Eintritt in die Berlinische Galerie gewährt. Ich bin mit Salome dorthin spaziert. Dort gab es viel zu der DADA-Bewegung zu bestaunen. Eigentlich ist es die angemessenste Förderung für Salome, da sie ständig „Dada“ sagt. Aber das Beste an dem Museum war ein riesiges Sofa, das fast so groß war wie meine Wohnung. Salome konnte dort wie wild krabbeln und sie hatte dort direkt eine Krabbelgefährtin namens Charlie und war gefühlt das glücklichste Kind der Welt.

Bei meinem Berlinbesuch war ich oft auf dem Tempelhofer Feld spazieren, weil die Wohnung meiner Freundin direkt daneben lag. Ich lauschte unter anderem einem Schwaben, der dort eine Führung anbot. Dabei habe ich unter anderem gelernt, dass das Urban-Gardening auf dem Tempelhofer Feld immer in Hochbeeten stattfindet, weil der Boden mit Kerosin verseucht ist.

Zu meiner Planung, mit Salome nach Australien oder Neuseeland zu gehen und als Nanny zu arbeiten, muss ich leider frustriert sagen, da das bisher nicht funktioniert hat. Ich habe auf einer Au Pair-Vermittlungs-Seite leider keine Familie gefunden, die damit einverstanden war, dass ich meine Tochter mitbringe. Vielleicht haben viele Angst, dass ich meine Tochter bevorzugen würde, was natürlich nicht der Fall wäre. Im November werde ich 30 Jahre alt und das war der Grund, warum ich unbedingt weit weg in einem warmen Land sein wollte. Ich möchte die Zeit trotzdem gerne im Warmen verbringen und werde mit der Oma vielleicht auf die Kanaren fliegen – aber wohin, das entscheide ich erst Lastminute.

Irgendwie macht einen der Herbst auch mit seinen langsamen zu Boden taumelnden Blättern nachdenklich. Nicht nur die Blätter fallen, sondern ich falle auch oft in Gedanken. Salome war vor einem Jahr gerade geboren und winzig klein. Ich habe in einer Zeitschrift, in der über das Wochenbett geschrieben wurde, folgendes gelesen: „Selten ist eine Frau so verletzlich und stark wie in dieser Zeit.“ Ich war es definitiv. Ich habe noch einen Umzug gewuppt und fast alles allein gemacht. Kochen, Waschen, Stillen und den Wochenfluss bändigen.

Im Nachhinein habe ich erfahren, dass man mich in der Zeit leider immer schon angelogen hat. Salomes Vater sagt dann immer, was war, das war. Ja, das stimmt und ich habe mir immer wieder Mühe gegeben, ihm irgendwie Vertrauen zu schenken, sodass ich ihm Teilhaben lasse, an dem Aufwachsen von Salome. Ich habe Bilder, Erlebnisse und Wachstumsmeilensteine trotz allem geteilt, denn in meinem Beruf habe ich den Schülerinnen und Schülern auch gesagt, dass Wissen nicht kleiner wird, wenn man es teilt – eher sogar vielleicht größer. Und bei Salome ist es auch schön, wenn sie gleichzeitig mehreren Menschen ein Lächeln auf die Lippen zaubern kann und den Tag versüßt.

Aber eine Bedingung ist, dass man mich nicht mehr anlügt. Salomes Vater hat eine Aussage zu mir gemacht, bei der ich schon wusste, dass sie gelogen war. Ich habe mehrmals nachgefragt, ob die Person das wirklich gesagt habe. Er hat immer wieder die Wahrheit beteuert. Ich habe der Person einen Brief geschrieben und nie eine Antwort bekommen. Dann habe ich die Person angerufen und sie hat diesen Brief nie erhalten. Das ist Unterschlagung. Wenn ich einen Brief versende und er ihn entwendet, weil er mit der Person in einem Haushalt lebt, könnte ich ihn dafür anzeigen. Aber was viel mehr wiegt, ist das wieder mal zertrümmerte Vertrauen. Es ist unfassbar traurig, aber ich kann keine aktive Elternschaft mit ihm leben.

Wie beende ich diesen letzten Eintrag? Die erste sowie die letzte Seite eines Buches entscheiden über alles. Gefällt es einem, liest man weiter und was hinterlässt das Buch für ein Gefühl in einem. Und was nimmt man vielleicht persönlich für sich mit.
In der Familienlotterie hat Salome sicherlich Glück und Pech gehabt. Ihr Vater würde jetzt sagen, fast jedes zweite Elternpaar trennt sich. Aber ich hasse vergleiche so sehr! Das macht die Situation nicht besser. Salome soll lernen, dass eine Beziehung immer Arbeit ist und dass es keine Alternative zur Wahrheit gibt. Oft stelle ich auch in meinem Beruf fest, dass ohne jedes Unrechtsbewusstsein gelogen wird. Auch wenn die Wahrheit unangenehm ist, muss sie gesagt werden. Immer! Und das Überraschende ist, dass Menschen für fast alles Verständnis haben und so das Vertrauen gestärkt wird.

Aber wenn man einmal lügt, ist das Vertrauen für immer kaputt. Der bekannte Soziologe Postmes sagt, dass die Menschen oft viel altruistischer und rücksichtsvoller seien, als man denkt. Hier kann man sich also den Mut zur Ehrlichkeit anlesen.
Ich kann für mich sagen, dass Salome in meiner Familienlotterie der Hauptgewinn ist und das würde ihr Vater auch sagen. Ich habe noch nie einen Menschen so sehr geliebt, auch wenn man ziemlich oft am Ende seiner Kräfte ist. Oft nachts, wenn sie zum zehnten Mal nach meiner Brust verlangt. Also wie ihr herauslesen könnt, Salome hat den Abstillkampf bisher gewonnen und ich stille sie immer noch. Aber ich erhielt per Post ein bestelltes Buch mit dem Titel „Mein Kind will nicht essen“. Ich werde also direkt mal fleißig beginnen zu lesen. Damit beende ich auch diesen Text.
Ein Vorlesekuss ist ein Muss und gehört zum Ende jeder Guten-Nacht-Geschichte dazu.

Und zum Abschluss dieses Tagebuchs gibt es noch einen digitalen Abschiedskuss von Salome und Vroni.

Macht es gut!


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Barbara (kidsgo-Tagebuch-Betreuerin)


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