Nele und Cari waren offensichtlich einverstanden mit dem geplanten Termin für den Kaiserschnitt
Hallo, Ihr Lieben!
Nach meinem Tagebucheintrag vom Muttertag kann ich sofort mit dem Geburtsbericht weitermachen. Der Kaiserschnitt war ja schon vor Monaten für den Montag geplant gewesen. Nun stellte sich heraus, dass es keinen korrekteren Zeitpunkt gegeben hätte, denn in der Nacht von Sonntag auf Montag wachte ich kurz nach 2 Uhr von einem nassen Gefühl auf. "Aha, vielleicht die Fruchtblase," dachte ich, "wie gut, dass Cari mit dem Kopf schon fest im Becken sitzt." Auch wenn es kein großer Schwall gewesen war, rief ich in der Klinik an. Die Hebamme am Telefon fragte, ob ich denn lieber sofort kommen wollte oder ob ich es noch bis zum vereinbarten Termin um 7 Uhr aushalten könnte. Passieren könnte ja nichts, also sei Hektik auch nicht nötig. Das war mir sehr recht, also habe ich ganz in Ruhe geduscht, mich schon angezogen und wieder zu meiner Großen ins Bett gelegt. Wir konnten uns also noch ganz in Ruhe von ihr verabschieden, bevor es mit Papa in die Klinik bzw. mit Oma in den Kindergarten ging.
In der Klinik angekommen, wurde ich sofort ans CTG angeschlossen und eine Blutprobe an die Blutbank gegeben. Ich erfuhr, dass ich heute die einzige mit geplantem Kaiserschnitt bin, also gar nicht auf eine um 8 Uhr terminierte Mutter warten muss. Sobald das Ergebnis und die passenden Blutkonserven aus der Blutbank eintreffen und die Kinderärzte mitteilen, dass sie verfügbar sind, konnte es losgehen. Das war schon etwa um 9 Uhr der Fall, also ab in den OP. Das passte den beiden Mäusen wohl auch sehr gut, denn während der Wartezeit ging erneut Fruchtwasser ab. So wäre also wohl der 11. Mai ohnehin ihr Geburtstag geworden.
Der werdende Papa wurde draußen mit OP-Garderobe schick gemacht. Mir stellten sich alle Beteiligten vor und ich wurde auf den Schnitt vorbereitet. Es war ein sehr entspanntes Team mit sehr freundlichen und humorvollen Menschen, die es sichtlich genossen, mit einer Frau zu tun zu haben, die den Ablauf schon von einem früheren Kaiserschnitt kannte. In der Tat war ich vollkommen entspannt, so als würde ich auf einen
Massagetermin warten und war über mich selbst überrascht. Aber ich kannte eben das Gefühl, wenn die Spinalanästhesie langsam wirkt, der Blasenkatheder beim Einführen schon nicht mehr zu spüren ist und später das Ruckeln und Wackeln darauf aufmerksam macht, dass nun das Kind geholt wird.
Als es dann richtig los ging, kam das Gespräch auf, dass der so genannte offene Kaiserschnitt ein neuer Trend in der Geburtshilfe ist. Dr. Valter fragte dann auch sofort, ob er denn auch für den Moment der Entwicklung der Kinder den Vorhang senken lassen soll. Das war mir aber nicht wichtig, für mich war es ok, wenn die Kleinen einfach nur geholt werden und ich sie nach der Abnabelung und der U1 zu sehen bekomme. Es stellte sich denn auch als richtige Entscheidung heraus, denn Nele kam mit unversehrter Fruchtblase heraus, die dann erst außerhalb meines Bauches platzte. Ein Regen aus roten Tropfen (Fruchtwasser und Blut) spritzte gegen die Trennwand. Hätte ich mich für eine offene Sectio entschiedne, hätten Narkoseärztin, Narkosepflegerin, Papa und Mama eine unerwartete Dusche abbekommen. Danach waren die Gespräche natürlich noch lockerer, weil wir irgendwie alle an Hitchcock-Filme dachten, bei denen Blut von innen gegen einen Duschvorhang spritzt.
Im Vorfeld hatte ich ja Sorge, bei der Zwillingsgeburt noch mehr Blut zu verlieren als bei der Einlingsgeburt, bei der die Blutung an der Stelle, an der die Plazenta saß, kaum zu stillen war. Damals hatte ich massive Kreislaufprobleme, musste eine Dränage gelegt bekommen und kam nur mit viel Überredungskunst um eine Transfusion herum. Umso erstaunter war ich, dass mir der Oberarzt nach der Ablösung der doppelten Plazenta sagte, dass es nur eine kleine Blutung ist. Wir hatten bei den Vorgesprächen alles bis ins Detail besprochen, Blutkonserven lagen bereit, sogar eine Entfernung der Gebärmutter ins Auge gefasst. Das kommentierte der Oberarzt mit "Das ist wie der Regenschirm, den man mitnimmt, damit es nicht regnet!"
Der frischgebackene Papa durfte zu den Neugeborenen und auch der operierende Oberarzt verabschiedete sich, um sich die Babys anzusehen. Zurück blieben die Assistenzärztin, die Narkoseärztin und die netten Pflegerinnen. Die beiden an der Geburt beteiligten Männer waren gegangen und hinter mir sagte die Narkoseärztin "So sind sie, die Männer! Kaum kommen jüngere Frauen ins Spiel, schon verschwinden sie!"
Fertig genäht, verpflastert und mit Einlagen versorgt wurde ich in den Beobachtungsraum geschoben, in dem ich auch vorbereitet wurde und hatte Zeit, mir meine beiden Süßen erstmals in Ruhe anzusehen. Es sind eindeutig zweieiige Zwillinge, für mich bestand zu keinem Zeitpunkt Verwechslungsgefahr. Davor hatte ich während der Schwangerschaft immer etwas Angst.
Am frühen Nachmittag durften wir dann auf die Station. Die Geburt war überstanden, und zwar viel unkomplizierter, als erwartet oder erhofft.
Die Storchentafel vor dem Kreißsaal informierte uns später darüber, dass vor und nach uns erstaunlich viele Mädchen geboren wurden. Die Tabelle verzeichnete 4 Jungs und 12 Mädchen. Ist das ein Zufall oder werden mehr Mädchen geboren? In allen Gruppen unserer Großen (PEKiP, Schwimmen, Spielgruppe, Kindergarten) waren bzw. sind nämlich auch immer auffallend mehr Mädchen als Jungen.
Über unsere Kennenlern- und Kuschelzeit berichte ich in meinem Nachbericht zum Schwangerschaftstagebuch und wöchentlich im Babytagebuch - hoffe ich, denn die Zeit für den Rechner fehlt momentan völlig.
Bis bald,
eure Ingrid
Bild: privat