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Baby-Tagebücher von Marie-Luis

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

43. Woche

Ab nach Bayern!

Über unseren Urlaub in Bayern.

Hallo,

und eine schöne neue Woche.

Die Woche begann ohne Sport, aber dafür mit einer Ausfahrt nach Leipzig. Wir mussten unseren Mietwagen holen, nachdem wir Ella in der Kita abgeliefert hatten. Eddie ist beim Autofahren tiefenentspannt, sodass wir es ebenfalls waren. Eigentlich hatte ich gar keine richtige Lust den Mietwagen zu holen, weil die Buchung im Vorfeld kompliziert war und ich mir nicht einmal sicher war, ob alles so funktionierte, wie ich es mir vorgestellt hatte. Am Ende jedoch ging alles gut und wir waren noch nie so entspannt unterwegs gewesen. Und vor allem hatten wir riesig viel Platz in dem Kombi. Jetzt sparen wir auf einen Kombi. Einen Kombi und einen Kleinwagen. Auch wenn wir meistens gegen Neuwagen sind, haben diese Autos schon eine Menge Komfort. So etwas waren wir nicht gewohnt.

Nachdem ich am Montag alle Koffer für die Kinder und für uns selbst gepackt hatte, konnte ich mich sogar noch ein wenig auf den Test am Dienstag vorbereiten.

Am Dienstag ging es los. Mein Mann fuhr mit beiden Kindern schon einmal nach Nürnberg und besuchte mit ihnen das Deutsche Bahn Museum. Eddie kam auch gut ohne mich klar. Ella kam es sowieso. Sie hatte mir noch gewunken, als sie losgefahren sind. Mein Mutterherz blutete ein wenig. Ich dachte nur, hoffentlich fahren sie vorsichtig.

Um tiefenentspannt zu meinem Test zu gehen, legte ich mich noch vorher in die Wanne. Ich atmete Lavendel ein und gönnte mir eine Maske. Ungewohnt und herrlich diese Stille. Eigentlich bin ich ja immer eine der Ersten, die irgendwo bei einem Test erscheint. Dieses Mal war ich fast die Letzte. Zum Test kann ich noch nicht viel verraten, weil der Bewerbungsprozess noch läuft und man nie wissen kann, wer das hier so liest. Nur so viel: Einhörner spielten eine Rolle. Vielleicht berichte ich ja bereits nächste Woche, denn dann sollen die Einladungen zu den Gesprächen bzw. Absagen heraus geschickt werden. Meine Schwiegermutter fragte nach meinem Gefühl. Was soll ich dazu sagen? Ich weiß nur, dass es nicht in meiner Hand liegt, ob sie mich gut finden. Ich kenne die Kriterien nicht und lasse mich nicht mehr von Gefühlen leiten. Wenn es aber klappt, werde ich mich freuen. Der Test ging aber kürzer als gedacht und ich konnte zum Zug. Ich musste wieder über Leipzig. Es führen wohl viele Wege nach Rom, aber kein einziger davon führt durch Chemnitz. Immerhin kann man im Nostalgieexpress nach Leipzig etwas erleben.

Ich hatte Kopfschmerzen, vom vielen Nachdenken wahrscheinlich, der große Milchkaffee vom Bahnhof musste es richten. In Leipzig angekommen, gönnte ich mir gleich noch einen. Der ICE nach Nürnberg hatte Verspätung. Fast war ich geneigt in den IC nach Nürnberg einzusteigen, dann wäre ich aber fast eine Stunde später angekommen. Mein Mann hatte mir noch geschrieben, dass ich ja nicht den IC nehmen sollte. Ella hatte derweil riesigen Spaß im Museum. Man kann dort sogar mit einer Bimmelbahn fahren oder eher mit zwei Bimmelbahnen. Eine Feldbahn fährt auf dem Außengelände und eine Minibahn unter dem Dach. In den Waggon, der einst einem König gehört hatte, wollte sie aber nicht sitzen. Ihre Antwort war: „Ich bin doch keine Prinzessin!“ Eddie schien mich auch nicht zu vermissen. Aber ich vermisste ihn, denn langsam aber sicher begannen auch meine Brüste zu schmerzen. Die wollten leer getrunken werden. Es war so schön etwas ganz allein nur für mich zu unternehmen. Das sollte ich wahrscheinlich öfters machen, nur um mal herunter zu kommen. Ella schloss mich freudestrahlend am Bahnhof in die Arme, nur Eddie schaute etwas mürrisch. Vom Bahnhof abgeholt zu werden ist übrigens auch toll. Unser Hotel lag direkt am Bahnhof. Die kommende Nacht schlief ich nicht. Es war einfach zu laut und zu heiß und zu stickig.

Am Mittwoch ging es in den Funpark. Ella konnte es kaum erwarten. Wir mussten uns schon vorher ein Ticket holen. Die Frau am Eingang moserte etwas, weil unser Voucher für Dienstag war, wir aber umdisponiert hatten. Im Funpark gab es kein Halten mehr. Wir waren gleich um 9 Uhr morgens da. Ella stürmte gleich aufs Piratenschiff. Wegen Corona dürfen nur noch eine bestimmte Anzahl von Leuten die Attraktionen betreten. Weil wir aber zeitig waren, war das kein großes Problem. Ella spritzte mit Wasser und lenkte das Piratenschiff. Eddie und ich buddelten derweil Diamanten aus dem Sandkasten. Später haben wir noch den Meerjungfrauen Zöpfe geflochten, Einhörner gestriegelt und Ella war noch auf der Ritterburg. Sie ist zwar keine Prinzessin, möchte aber unbedingt mal einen Prinzen heiraten. Ella konnte sich, nachdem wir mittags gehen wollten, kaum lösen. Eddie war für den Park noch zu klein.

Dann ging es weiter durch Bayern. Genau vor uns auf der Autobahn ist einem LKW der Reifen geplatzt. Wir hatten großes Glück und mein Mann hat gut auf die Situation reagiert. Ich glaube, ich wünsche mir ein Fahrsicherheitstraining. Einige Male hatte uns das Navi auf bayrische Landstraßen geschickt, so brauchten wir noch eine ganze Weile länger, sahen aber eine Unmenge an Kühen. Wir fragten uns allerdings die meiste Zeit, wo jetzt die Berge waren. Bis jetzt waren es nur Hügel gewesen. Und dann am Horizont tauchten sie auf, die riesigen Schatten. Die Berge. Mein Mann sah sie zum ersten Mal und alles was wir dachten, war einfach nur WOW.
Im Hotel in Oberjoch angekommen, wurde uns gleich ein Glas Sekt in die Hand gedrückt. Auf die Frage, ob uns jemand die Koffer aufs Zimmer bringen sollte, verneinten wir. Wir waren noch nie im Luxushotel und etwas überfordert. Ella fand es doof. Sie fand die Züge in Nürnberg besser. Das Zimmer war auch riesig und beeindruckend. Beim Abendessen hatten wir einen eigens reservierten Tisch. Es gab nur Feinkost. Garnelen, Trüffel, Rinderfilet, alles, was das Herz begehrt. Wir probierten alles nur, um dann festzustellen, dass es uns nicht so richtig schmeckte. Wir waren wie die Lotto Ottos. Schnitzel schmeckte einfach besser. Für die Kinder gab es extra Kinderessen, obwohl ich nicht wirklich begeistert war. Kinder sollten sich von mehr als Pommes mit Nuggets ernähren, auch im Urlaub. Am Ende des Tages waren wir so müde, dass wir gleich in die Betten fielen. Ella schlief im Hochbett und fand es so cool da oben. Eddie schlief in der Mitte und popelte mir die halbe Nacht in der Nase. Ich dachte schon, dass er es nicht machen würde wie Ella. Aus diesem Grund hatte ich sie damals aus unserem Bett verbannt.

Am nächsten Tag waren wir die ersten beim Frühstück, wahrscheinlich hatten die anderen Eltern Kinder, die länger als bis um 6 Uhr schliefen. Kinder durften übrigens nicht mit zum Buffet und man musste eine Maske tragen und Plastikhandschuhe. Ich ging den Weg zum Buffet mehrmals aber nicht weil ich so großen Hunger hatte. Entweder vergaß ich die Handschuhe oder die Maske oder beides.

Anschließend fuhren wir mit einer Seilbahn auf einen Berg, dessen Namen ich heute bestimmt schon dreimal gegoogelt hatte und doch wieder vergessen habe. Wir waren wieder fast allein. Es kribbelte. Hoffentlich blieb die Bahn nicht stehen. Ich war schon seit 20 Jahren nicht mehr gefahren. Das letzte Mal hatte ich in Bregenz die Bahn zusammen geschrien. Ich dachte, mit Ella würde es auch so werden, doch sie war mutig und tapfer. Eddie staunte nur mit großen Augen. Ich hatte ihn in die Trage gesteckt. Mit dem Buggy wäre ich kaum die steilen Wanderwege hinauf gekommen. Wir gingen nur eine kleine Runde. Ella tänzelte am Abgrund. Ich bekam Schnappatmung und dann wollte sie auch getragen werden wie Eddie.

Ein Familienfoto oben auf dem Berg war nicht machbar. Irgendwie fehlte immer einer. Das Wetter und die Aussicht waren herrlich. Es war zwar nicht die Zugspitze, wie ich mir erhofft hatte, aber es war herrlich. Ich hatte immer noch keine Wanderschuhe und war froh, dass wir nach einer Stunde wieder umkehrten. Ganz auf die Spitze wären wir wohl nicht gekommen. Oben bei der Seilbahn gab es übrigens Deutschlands höchsten Spielplatz. Wir beobachteten Eltern, die genau denselben Dialog mit ihrer Dreijährigen führten wie wir. „Komm, wir gehen wandern, dann bekommst du auch ein Eis, wenn wir wieder da sind.“ Und schon ging es los. Ella bekam das versprochene Eis im Hotel. Vorher sind wir aber noch einmal mit der Bahn hoch und runter gefahren.

Mit Eddie auf dem Rücken hatte ich übrigens die Blicke auf mich gezogen. Und Ella hatte die Wanderer mit ihren flotten Sprüchen zum Lachen gebracht. Einmal begegnete uns eine Frau mit zwei großen Hunden. Ellas Kommentar: „Guckt mal, die Frau hat zwei riesige Hunde. Und die kacken immer.“ Ella befindet sich gerade in der analen Phase. Nachmittags gingen wir noch schwimmen. Es gab einen Infinitypool. Und wieder fühlte ich dieses WOW. Eigentlich wollten wir beide in die Kinderbetreuung abgeben, doch wir hatten es nicht übers Herz gebracht. Man konnte auch mit Kindern Spaß haben.

Am Freitag hieß es wieder „Tschüss Allgäu.“ Als wir auschecken wollten, kam mein Mann mir genervt und entsetzt entgegen. Die Frau an der Rezeption meinte, dass mein Gutschein nicht funktionierte. Mir rutschte auch das Herz in die Hose. Zwei Nächte kosteten mehr als mein ganzer Twingo. Am Ende war alles gut und es gab sogar noch Abschiedsgeschenke.

Mein Fazit vom Familienhotel. Mein Mann nannte es beim Frühstück den Vorhof der Hölle, weil man bei so vielen Kindern gar nicht entspannen konnte. Wir haben das Glück, dass unsere beiden ziemlich entspannte Esser sind und auch still am Tisch sitzen. Ich glaube, man könnte allein, ohne Kinder, im Wellnesshotel bessere Paarzeit verbringen. Und in einem Ferienhaus an der Ostsee oder Nordsee ist es auch schön. Die Kinder brauchen nicht mehr als ein bisschen Wasser und vielleicht noch ein Klettergerüst in der Nähe. Wir fahren erst wieder dahin, wenn wir im Lotto gewonnen haben, wenn auch den Kindern zweifelsohne viel geboten wird.

Es ging weiter nach Lindau. Eine meiner Tanten und eine meiner Schwestern hatte dort gewohnt. Ich kannte die Stadt, aber wollte meiner Familie unbedingt den Bodensee zeigen, wenn wir auch wenig Zeit hatten. Das Wasser war türkis. Am liebsten hätte ich noch länger Zeit verbracht und dort, wie früher mit meiner Mama Marillenstrudel verdrückt. Ella war müde und quengelte. Eddie hatte Hunger und nirgends war Platz zum Stillen. Ich hatte mich nicht getraut, im katholischen Bayern meine Brüste auszupacken. Dann verliefen wir uns. Bis ich alles wieder fand, dauerte es. Wir fuhren freitags durch Bayern von einen Stau in den nächsten und kamen erst spät abends daheim an. Beide Kinder hatten es gut gemeistert. Ich bin wirklich froh, dass sie pflegeleicht sind, auch wenn beide ihre Macken haben, aber die habe ich ja auch. Das wird wohl unser letzter Urlaub für dieses Jahr gewesen sein.

Am Samstag brachten wir das Auto zurück und machten unterwegs Halt bei meiner anderen Schwester. Es war noch eine Schwester zu Besuch. So viele Schwestern.

Und am Sonntag? Da erwarten mich noch diverse Wäscheberge und wir haben ein bisschen das schöne Wetter im Garten genutzt.

Nächste Woche sind wir im gewohnten Trott, zwischen Sport und Physio. Wir wollen auch noch ein Bäumchen kaufen.

Macht es gut, Marie.


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Anke (kidsgo-Tagebuch-Betreuerin)

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