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Baby-Tagebücher von Anna

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.

3. Woche

Eine Woche um’s Bett herum

Wochenbettkoller der zweite.
Zwischen Dauerschlaf und Clustern. Bengkung Belly Binding.

Mich hat der Wochenbettkoller dann am Folgewochenende erwischt. Ich hatte die Nase voll. Ich möchte endlich wieder mal, wenigstens einen Tag lang, dass mir nichts weh tut! Ich habe keine Lust mehr auf diese intensive Erholungszeit, möchte wieder was machen. Der Wochenfluss eiert rum und wird immer mal schwach, dann wieder stärker, die Binden nerven mich. Immer wenn eine Sache besser scheint beginnt ein anderes Wehwehchen. Ich würde gerne wieder raus, merke aber, dass mir das noch zu viel wird. Das Gespräch mit der Hebamme hat wieder geholfen mich weiterhin auf das Wochenbett einzulassen.

Die Ausraster der Nusstorte triggern mich gerade richtig hart. Ich muss ihn meist dem Papa übergeben, weil mir einfach die Geduld für eine Begleitung fehlt. Hab ich schon gesagt, dass ich Panik davor habe mit beiden alleine den ganzen Tag wuppen zu müssen?

Als wir am Montag auf dem Rückweg waren - wir mussten die Vaterschaftsanerkennung und Sorgerechtserklärung nachholen, da wir nicht verheiratet sind. Das hatten wir voll vergessen und mussten das leider nachgeburtlich machen lassen - sagte der Schatz, dass er doch noch zwei Wochen an seine Elternzeit dranhängen wird. Damit bleibt er dann volle acht Wochen zuhause in Elternzeit. Die Personalabteilung hatte seinen eingereichten Elternzeitantrag verbummelt und er meinte: „… und ich glaube du brauchst die Zeit noch.“ Mir fiel ein großer Stein vom Herzen und ich musste natürlich wieder weinen. Das freut mich so sehr, dass er das wahrnimmt und mir nicht krumm nimmt, dass ich eben nicht nach zwei Wochen wieder voll funktionsfähig bin, sondern ein richtiges Wochenbett brauche und mir dies zugesteht. Das geht heutzutage so unter finde ich. Immer wieder sagt er: „Du bleibst heute im Bett!“ das hilft mir tatsächlich das auch zu machen.

Am Montag habe ich es auch wieder geschafft mich einzuwickeln. Die Hebamme meinte ich sollte das doch mal zu so einem Termin versuchen, da es nicht nur meine Haltung aufrichtet und stabilisiert, sondern dem Körper auch ein Gefühl des Gehalten werdens und der Sicherheit gibt. Ich weiß nicht ob es daran lag oder ich mental einfach wieder fitter bin, aber ich habe den Tag tatsächlich sehr gut geschafft.

Bengkung Belly Binding
Wie angekündigt erzähle ich euch diese Woche etwas dazu. Durch meine Hebamme wurde ich darauf aufmerksam. Bengkung ist eine Malaysische Methode des Bauchwickelns zur Unterstützung der Rückbildung, die richtig angewandt eben nicht den Druck auf den Bauch und damit den Beckenboden erhöht, sondern den Körper an seine Vorschwangerschaftsform erinnert. Von den Gurten wird ja eher abgeraten, weil diese eben den Druck auf den Bauch und damit auf den Beckenboden erhöhen. Zum probieren hat mir die Hebamme einen Gurt ausgeliehen und es war wirklich nicht angenehm für mich. Ich habe schnell Druck nach unten verspürt und es war einfach nur unangenehm und quetschig zu tragen. Das Bengkung habe ich einmal zusammen mit der Hebamme gemacht und konnte es danach alleine anwenden.

Ein langes Baumwolltuch von 14-20m, dass ich mir gebraucht gekauft habe, wird in einer bestimmten Wickeltechnik von der Hüfte bis zu den Rippen gebunden. Wichtig ist dabei, dass man wirklich die Hüfte und die unteren Rippen mit einwickelt, damit kein Druck auf den Bauch entsteht. So nutzt das Bengkung auch die Weichheit der Hüfte im Wochenbett, um diese wieder ein wenig zusammen zu schieben ;).
Zu Anfang war ich skeptisch, aber je öfter ich es mache, desto angenehmer wird es. Und entgegen meiner Befürchtung, scheint es die Rumpfmuskulatur sogar eher zu stärken, als dass es die Muskelarbeit abnimmt. Seit dem Montag, wo ich das Tuch fast den ganzen Tag um hatte, fühlt sich mein Körper wieder fester und „richtiger“ an. Irgendwie sortierter. Ich bin aufrechter und kann mich mittlerweile auch besser mit dem Tuch am Körper bewegen. Vorzugsweise soll Bengkung im Liegen getragen werden, aber die Hebamme sagte es ist auch gut für den Tag, einfach um den Körper zu unterstützen. Besonders hat sie mir geraten es zu tragen, wenn ich beginne das Baby in Trage oder Tuch am Körper zu tragen. Da wird durch den Bauchgurt auch der Druck erhöht. Ich weiß noch, wie unangenehm das bei der Nusstorte war und genau dieser Druck es mir nicht möglich machte, die Trage als Gamechanger zu nehmen, weil die Nusstorte sich ja nicht ablegen ließ. Ich bekam Bauch- und Beckenbodenschmerzen. Ich hoffe, dass das Tuch auch hier wieder helfen wird. Ich werde das auf jeden Fall ausprobieren und in ein paar Wochen berichten.

Ich bin jedenfalls total begeistert vom Bengkung. Es geht mit jedem Mal schneller zu binden und ich liebe das Körpergefühl, das es hinterlässt. Wenn ihr jetzt neugierig seit, was Bengkung sonst noch alles kann und wofür es gut ist könnt ihr in folgendem Artikel nochmal genauer nachlesen, den ich euch nach Rücksprache mit kidsgo verlinken darf. Sonst wird das hier zu lang ;):
https://www.warrior-woman.net/single-post/2019/08/20/10-bengkung-belly-binding

Unten findet ihr noch ein eingewickeltes Foto von mir. Und die ersten 30 Tage nach der Geburt, sind wohl am effektivsten für diese Rückbildungsunterstützung. Also noch genug Zeit, falls du es nutzen möchtest.

Überhaupt merke ich, dass ich dieses Wochenbett nicht nur für das Baby, sondern besonders für mich vorbereitet habe und mich mehr um mich kümmere. Ich glaube auch, dass das wichtiger wird mit zunehmender Kinderzahl, wenn auch im selben Maße schwieriger. Die Rückbildung verlangt mehr Kraft vom Körper, was die Nachwehen mir höchst wirksam verdeutlicht haben. Ich merke, wie gut es mir tut meinen Körper zu unterstützen. Die Bauchmassage mit dem Wochenbettöl regt jedes Mal wieder den Wochenfluss an und ich spüre wie gut meinem Körper dieses leichte durchwalken tut. Der Still- und Rückbildungstee wirken beide auf ihre Weise. Die Wochenbettsuppe, um deren Zubereitung ich meine Mama gebeten habe tat auch gut und spendete Kraft.

Die Bachblütenmischung, die meine Hebamme für mich gemacht hat, hat mir auch sehr gut getan und mich mittlerweile ankommen lassen. Die Geburt ist mittlerweile ein Ganzes für mich und Teil meiner Geschichte. Auch ein Gespräch mit meiner Mama hat mir geholfen. Die Frage, ob Geburtswehen denn wirklich von Geburt zu Geburt so unterschiedlich sein können, bejahte sie. Da bin ich doch immer wieder froh von ihren Erfahrungen aus vier Hausgeburten lernen zu können. Also lag es nicht an mir, dass das plötzlich nicht ging mit der Wehenverarbeitung, sondern die waren einfach so. Das lässt mich positiv damit abschließen. Auch macht mir das Hoffnung, dass die Wehen sich wieder anders gestalten können, sollten wir uns zu noch einem Kind entschließen (oder ein Kind sich zu uns).

Am Freitag trudelte eine wunderschöne Überraschung von kidsgo ein. Der Postbote guckte mich total verwirrt an, wohl weil ich das Baby stillend in meinem Arm liegend die Tür öffnete. Im Nachhinein bin ich mir nicht mehr ganz sicher, ob ich überall angezogen war oder nicht doch etwas vom Shirt verrutscht war … Am Freitag war ich nämlich einfach nur sooo müde. Ich hätte fast die Mutter meines Freundes angegriffen.

Was ich eigentlich erzählen wollte: ein wunderschöner Blumenstrauß war in dem Paket versteckt. Sonnenblumen und Pink. Die Mischung liebe ich ja gerade sehr. Unten seht ihr ein Foto davon. Vielen lieben Dank dafür!

Die Nacht auf Freitag war nämlich furchtbar. Donnerstag wollte der Schatz eigentlich mit der Nusstorte zum Kindersport, welcher aber wegen zu hoher Temperaturen ausfiel. Plötzlich war die Nusstorte sehr warm. Ich tat es mit der Sonne ab. Aber später sagte der Schatz nochmal er wäre echt heiß. Ich fühlte … und ja, er glühte. Wir maßen Fieber - 40,2. ui. Da war der kleine Schatz also krank. Mittagsschlaf hatte er auch nicht machen wollen. Plötzlich schliefen beide kleine und es war erst acht Uhr. Der Schatz und ich waren mit so viel Freizeit völlig überfordert. Der Schatz ging dann zocken und ich habe meine Patentante nach Ewigkeiten mal wieder angerufen und fast eine Stunde mit ihr gebabbelt. Sie hatte gerade Geburtstag gehabt und wusste auch noch nicht, dass unser Baby schon da ist. Das war schön.
Leider konnten wir erst nicht einschlafen und die zweite Nachthälfte waren die Kinder ständig wach. Das Baby wollte gefühlt alle halbe Stunde an die Brust und nutzte die Stille der Nacht für eine ausgiebige Kackparade. Ich dachte er wäre fertig, aber auf dem Wickeltisch ging es weiter. Ich wartete also schlaftrunken ab und machte irgendwann Katze-Kuh-Yoga daneben, weil ich die Beckenbodenübungen total vergessen hatte zu machen und fiel in mein Mantra: „Irgendwann muss jedes Kind schlafen. Auch dieses.“
Wir sind furchtbar müde „wach“ geworden und natürlich meinten beide Kinder (der Ninja hatte wieder ein Papawochenende) an diesem Tag nicht schlafen zu müssen. Warum auch imme, muss die Nusstorte mit hoch Fieber nicht schlafen, so wie jedes andere fiebernde Kind. Und das Baby, das sonst oft fast den ganzen Tag schläft, muss es heute natürlich auch nicht, sondern schauen was die Brüste hergeben. Gegen vier hat der Schatz die Nusstorte dann mitgenommen und das Baby schlief endlich mal, sodass ich mich etwas hinlegen konnte. Ich musste mich richtig zum Ausruhen zwingen, weil ich schon völlig überdreht war. Richtig schlafen ging nicht, aber wegdösen. Nach einer knappen Dreiviertelstunde klopfte jemand energisch an die Fensterscheibe - die Mutter meines Freundes. Sie wollte nur Beeren für die Nusstorte bringen, aber ich war kurz davor sie anzuspringen. Man wird wirklich sonderbar mit Schlafmangel …

Auch wenn ich erst furchtbar müde war und am liebsten irgendjemanden angebrüllt hätte, merkte ich, wie ich wacher wurde und mir das Wegdösen wirklich gut getan hatte. Die Nusstorte fieberte weiter, aß kaum etwas und ließ sich nur mit Strohalm zum Trinken überreden. Das Baby clusterte munter vor sich hin und blühte zusehends mit Babyakne auf. Die Hebamme kam dann noch und ich besprach das Notwendigste mit ihr für den Fall, dass sich das Baby anstecken sollte. Sie schaute sich den leichten Nabelbruch des Babys an und zeigte mir noch ein paar Übungen gegen die runden Still- und Trageschultern, die sich heimlich eingeschlichen hatten.

Samstag war das Fieber der Nusstorte dann weg. Dafür war er unleidlich für drei. Den ganzen Tag am Zetern und Meckern. Alles passte nicht. Die Schale mit Beeren war zu voll, im Film sollte es nicht regnen und überhaupt war einfach alles sooo schrecklich. Das Baby war wieder den ganzen Tag wach, bzw. wachte immer nach fünf Minuten wieder auf und wollte den ganzen Tag an die Brust. Nach kurzer Pause und einmal Wickeln stürzte es sich auf die Brust und trank, als hätte es tagelang nichts bekommen. Abends drückte ich den Papa beide in die Hand und ging duschen. War das schön meinen Körper mal wieder kurz für mich alleine und beide Hände frei zu haben!

Heute am Sonntag geht es der Nusstorte etwas besser, das Baby hat sich noch nicht angesteckt und schläft wieder den halben Tag. Meine Brustwarzen tun weh beim Anlegen von der starken Beanspruchung in den letzten Tagen und ich fühle mich total ausgelutscht.
Dann sollte heute Verwandtschaft kommen. Drei Leute. Um elf. War etwas ungünstig, weil ich es lieber habe, wenn ein krankes Kind wirklich auskuriert ist, aber naja. Nun sollten doch noch Bruder mit Frau, Baby und Kleinkind dazukommen. Die Info hatte ich entweder vergessen, oder der Schatz hatte es mir wirklich nicht gesagt. Nusstorte und Baby waren den ganzen Morgen unzufrieden und jammerig, der Schatz kriegte einen Putzanfall und wir hatten um halb elf noch nicht gefrühstückt. Die Info, dass nun noch mehr Leute kommen, war irgendwie zu viel für mich. Ich zog mich heulend mit dem Baby und meinem Frühstück in unser Schlafzimmer zurück. Ich versuchte mich zu beruhigen und mir klar zu machen, dass die Geburt erst drei Wochen her ist und ich einen so großen Besuch nicht toll finden muss. Ich frühstückte also in Ruhe zu Ende, der Schatz brachte mir eine Tasse Kaffee hoch und knuddelte mich kurz und ich kam dann erst anderthalb Stunden später dazu. Dann ging es und es fuhren bald alle wieder.

Diese Woche habe ich auch nicht so richtig nach dem Satz „eine Woche ums Bett“ geschafft, aber nach meinen Möglichkeiten gestaltet. Tätigkeiten versuche ich mir nur eine pro Tag vorzunehmen. Sei es Wäsche falten auf dem Bett, oder Brot backen, oder so. Langes Stehen klappt nämlich noch nicht. Wickeln geht. Wäsche aufhängen in Intervallen geht zur Freude des Schatzes auch wieder. Aber als ich Samstag Linsensuppe gekocht habe, meldete sich mein Beckenboden. Zu viel gestanden kommt gleich die Quittung vom Körper. Ich versuche es langsam zu steigern. Vieles geht ja schon wieder - sitzen, die Kinder tagfertig machen, mich etwas durchs Haus bewegen. Die Wunden von der Geburt sind verheilt und die Hämorrhoiden schon gut zurückgegangen. Aber es ist eben erst drei Wochen her! Deswegen versuche ich trotzdem noch viel zu liegen und mich auszuruhen. Es wird. Stück für Stück.

Ich wünsche euch eine schöne Woche,
Liebe Grüße von Anna

Tagebuch Anna

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