Nun ist schon Mittwoch, der 19. September und ich bin überfällig mit meinem Bericht ---
Das Unfassbare ist inzwischen fassbar geworden… Unser kleiner Knirps ist da!
Ben Marten (wobei Ben der Rufname ist) entschloss sich dann doch tatsächlich, sich am Mittwochabend, 12. September, langsam auf den Weg nach draußen zu machen…
Und seit Donnerstagmorgen, den 13. September um 7:10 h sind wir zu dritt!!!
Nachdem ich mich am Montag schlichtweg erholte, traf ich mich am vergangenen Dienstag mit Steffi, die am 29.September Termin hat… ;) wir bummelten gemütlich über den Wochenmarkt bei ihr vor der Tür, aßen zu Mittag jeder ein großes Schokoladeneis – wovon erstaunlicherweise jede von uns etwas übrig ließ, so eine Eisbombe war auch „zu zweit“ (mit Baby im Bauch) nicht zu schaffen. Nach einem gemächlichen Spaziergang am Wasser und dem Besuch zweier Secondhand Kinderläden (wo ich einen 2.Schlafanzug erstehe) und einem Abstecher in den von mir heiß geliebten Lakritzladen, trinken wir noch ein Schlückchen bei ihr zu Hause und besprechen unsere Aufregung & „Ungläubigkeit“ bezüglich der nahenden Geburt unserer ersten Kinder.
Ich spreche von meiner wachsenden Ungeduld…und sage, dass ich mir doch wünsche, dass er sich morgen auf den Weg machen wird.
Dieser Wunsch bewahrheitet sich dann auch tatsächlich, allerdings macht er sich auch nur „auf den Weg“…
Am frühen Mittwochnachmittag (kurz nach 14h) überrascht mich – entspannt auf dem Sofa sitzend - die erste Wehe – also die erste „richtige“ Wehe – mir bleibt im ersten Moment die Luft weg und als ich wieder atme, steigt in mir die Erkenntnis auf, dass das jetzt tatsächlich eine „Geburts(vorbereitungs)wehe“ war.
Oh…
Die nächsten Wehen kommen im Abstand von 45 Minuten, ich rufe Daniel an, dass er heute pünktlich nach Hause kommen solle, es gehe zwar nicht direkt los, aber ---
Als Daniel da ist, hat sich der Abstand zwischen den Wehen auf etwa dreißig Minuten verkürzt. Na ja, dauert wohl noch etwas. Kurz nach sechs Uhr kommen die Wehen dann alle neun Minuten und mir ist vielleicht wieder übel…
Ich mag in dem Moment gar nicht mehr daran denken, dass ich den Weg zum Krankenhaus jetzt noch überwinden muss – mit den öffentlichen Verkehrsmitteln! Muss ich dann auch nicht, denn Daniel ruft unseren Freund Yusuf an und nach kurzer Wartezeit (20 Minuten), die ich auf dem Klo verbringe (wenn das so weiter geht , kann ich mir jeglichen Einlauf sparen), fahren wir ins Krankenhaus. Dort geht’s ab in die Aufnahme, CTG schreiben und Untersuchung.
Aber es ist kaum zu glauben – die Wehen sind so gut wie weg sobald ich ans CTG angeschlossen bin und ich fühle mich auch wieder dementsprechend gut, die Übelkeit ist beinahe ganz verflogen, mein Gesicht kriegt wieder etwas Farbe und ich kann auch wieder klarer denken…
Die Untersuchung ergibt, dass der Gebärmutterhals noch etwas wulstig ist und dass der Muttermund 1-2cm geöffnet ist. Das ist eine Veränderung, die tatsächlich eine anstehende Geburt andeutet, da die bisherigen Muttermundbefunde ja negativ waren. Aber man könne nicht sagen (wie auch?) wie lange diese Eröffnungsphase dauere, es könne heute Nacht soweit sein oder auch erst in ein oder gar zwei Tagen – zumal die Wehentätigkeit im Moment eher gering sei…und insbesondere bei Erstgebärenden dauere es ohnehin länger…Mit diesen Worten überlässt man mir die Entscheidung, ob ich im Krankenhaus bleibe oder lieber noch mal nach Hause gehen möchte.
Ich entscheide mich für zu Hause, denn da habe ich mein Bett und mein Klo in Reichweite und ansonsten komme ich eben wieder.
Die Ärztin, die auch die Nachtschicht übernimmt, verabschiedet sich mit den Worten: „Also mal schauen, vielleicht ja bis heute Nacht.“
Sie sollte Recht haben – auch wenn ich in dem Moment vermute, dass ich noch eine ruhige Nacht in meinem eigenen Bett und mit dickem Babybauch verbringen werde…
Zu Hause lege ich mich, nach weiteren Klogängen, ins Bett (halb neun) und schlafe auch erstaunlich schnell ein. Dann erwache ich um halb zwölf in der Nacht und höre mich nur schnaufen – eine Wehe im Anmarsch, die veratmet werden möchte…
Ich sehe zur Uhr und speichere die Zeit ab, um den Abstand zur nächsten Wehe, die nicht lange auf sich warten lässt, zu messen. Nach sieben Minuten ist es soweit, die nächste Wehe kommt…Eine Stunde später, ich wollte noch ein wenig abwarten, um nicht mit „falschen Alarm“ noch einmal loszufahren, kommen die Wehen alle sechs Minuten und ich habe nicht das Gefühl, dass sie dieses Mal wieder verschwinden bzw. weniger werden.
Daniel guckt mich an und ist ganz meiner Meinung. Er meinte einen Tag später ich hätte „so ausgesehen“, dass er mit mir einfach losfahren musste. Zum Glück hat uns unser Freund sein Auto über Nacht geliehen, für den Fall, dass es doch losgeht, dann müssten wir kein Taxi (oder Krankenwagen) rufen.
Danke! :)
Um 1:50 (laut Aufnahmebericht des Krankenhauses) treffen wir erneut in der Klinik ein, die Hebamme untersucht mich und stellt fest, dass der Gebärmutterhals vollends weg ist und der Muttermund ganz weich und ca. 3-4cm geöffnet ist. Es hat sich also etwas getan in den letzten Stunden, wenn auch nicht so viel, wie ich finde. Jedenfalls ist jetzt nicht mehr daran zu denken, noch einmal nach Hause zu gehen und als ich dieses Mal an das CTG angeschlossen werden, bleiben die Wehen und die Abstände verkürzen sich zusehends…! Die Hebamme, die sich als Nora vorstellt und mich später auch durch die gesamte Eröffnungsphase begleitet, kommentiert dies: „Na, ihr Sohn hat sich jetzt auf den Weg gemacht.“ Und wenige Minuten später, mir treten die ersten Schweißperlen auf die Stirn meint sie: „Jetzt geht’s aber Schlag auf Schlag, was…“ So wird das Aufklärungsgespräch mit der Ärztin sehr kurz gefasst, die mir in jeder Wehenpause, die immer kürzer werden (knappe 2 Minuten), ein wenig mehr zu den etwaigen Komplikationen und Maßnahmen unter der Geburt zu sagen. Bei jeder Wehe hänge ich Daniel am Hals und atme, atme, atme…
Dann nicke ich alles ab, denke inzwischen auch nicht mehr ganz so klar und unterschreibe oder kritzele vielmehr. Zum Glück habe ich mir diese Zettel schon Wochen vorher durch gelesen, so dass ich auch in etwa weiß was ich da unterschreibe. Stichwort PDA, diese Art der Schmerzausschaltung wird ebenfalls beschrieben und ich denke noch immer – eine PDA? Ich? Nein! Die Schmerzen werde ich schon aushalten… Na ja, ich kriege auch tatsächlich dann keine PDA obwohl ich während des Geburtsprozesses, der dann allerdings bereits zu weit fortgeschritten ist, mir eine wünsche – Bitte schalte mir einer diese Schmerzen ab! Ich kann nicht mehr… -
Aber bis dahin dauert es noch eine Weile – wie lange weiß ich gar nicht. Irgendwie ist mein Zeitgefühl verloren gegangen ---
Wir betreten also gegen halb drei den Kreißsaal – ich finde es hier erstaunlich gemütlich und fühle mich ein wenig entspannter und ich freue mich, denn in diesem Kreißsaal steht auch der Pelvitrac, ein Gebärstuhl, bei dem der Partner hinter der Gebärenden sitzen uns sie unterstützen kann. Ja, dachte ich so bei mir, so will ich mein Kindchen gebären (und dabei auch die Schwerkraft nutzen)! Ich entscheide mich gegen einen Einlauf, denn inzwischen ist es mir doch ziemlich egal ob unter der Geburt eventuell etwas unkontrolliert meinen Körper verlässt. Schließlich habe ich die Kontrolle über meinen Körper ohnehin schon seit einiger Zeit an die Wehen „abgegeben“ und lasse mich treiben.
Der von mir vorbereitete Beutel für die Zeit der Geburt kommt nur geringfügig zum Einsatz mit Musik-CDs (eine von dreien höre ich bewusst, Daniel ist mein DJ! ;) und Massageöl fürs Kreuzbein (das ist echt empfehlenswert, entspannt, auch wenn ich es nach einer Weile nicht mehr mochte, berührt zu werden), die übrigen Sachen, wie dicke Socken (es war mir warm genug im Kreißsaal), die erfrischenden Lutschbonbons (daran lutsche ich heute noch, mir war zu schlecht, um etwas zu lutschen, auch wenn es bestimmt gut gegen die Mundtrockenheit geholfen hätte) und den Fruchtsaft (es gibt Wasser frei vom Krankenhaus) benötigen wir nicht.
Meine Wunschvorstellung auf dem Pelvitrac zu gebären, erweist sich als nicht durchführbar, da ich bereits eine Stunde später überhaupt nicht mehr sitzen kann, ich halte und veratme die Wehen am besten im Gehen oder zumindest stehen und stütze dabei meinen Oberkörper ab – irgendwann mag ich mich nicht mehr an Daniel abstützen, mag von ihm eine Weile gar nicht berührt werden. Ich fühle mich wie in einer Art Trance bei der mich niemand stören darf. Doch auch das Stehen ist mir irgendwann nicht mehr möglich, ich hocke mich jetzt auf das Bett und stütze/hänge mich über das hochgestellte Kopfteil. Ich spüre wie mein gesamter Körper zittert, ich fühle jeden Muskel im Dauerzittern, vor Anstrengung! Ab diesem Zeitpunkt habe ich überhaupt kein Zeitgefühl mehr und obwohl ich die Dinge um mich herum sehr wohl wahrnehme, fällt es mir immer schwerer, mich verständlich zu machen…
Schmerzmittel! fährt mir ein Gedanke durch den Kopf. Bitte ein Schmerzmittel für mich…Nachdem ich im Kreißsaal angekommen bin (oder war es doch schon vorher im Untersuchungszimmer?), legt mir die Hebamme eine Kanüle, für den Fall, dass ich ein Schmerzmittel haben möchte/brauche – jetzt möchte ich. Daniel versteht mein Zeichen auf die Kanüle und mein Stöhnen und fragt nach einem Schmerzmittel. Ich frage noch ob dieses Mittel dann evt. die Wehen unterdrücken würde (was ich nicht will), aber die Hebamme beruhigt mich und meint, dass dieses Mittel lediglich die Wehen aushaltbarer machen soll. Leider muss ich nun auch an das CTG-Gerät angeschlossen werden, da bei jeglichen Medikamenten ja die Herztöne des Kleinen überwacht werden müssen! Ein kurzes Zögern steigt in mir auf, aber ich fühle mich bereits zu erschöpft und erhoffe mir eine gewisse Erleichterung von dem Mittel. Diese Erleichterung stellt sich jedoch leider nicht ein, vielleicht, weil Schmerzmittel bei mir nicht so wirken (Narkosemittel vor einer OP verdoppelt, lokale Betäubungsmittel beim Zahnarzt und andere Schmerzmittel schlagen bei mir nicht an) oder weil die Wehen in der Zwischenzeit stärker geworden sind?! Jedenfalls hänge ich nun auf allen Vieren auf dem Bett und schwitze vor mich hin. Die Abstände zwischen den Wehen und damit auch die Ruhepausen werden stetig geringer -------------------------------
Ich ertappe mich bei dem Gedanken: Oh, wie schön wäre doch jetzt ein Kaiserschnitt! Das ist natürlich totaler Quatsch, ein Kaiserschnitt birgt ja andere Risiken und Komplikationen und außerdem hatte ich mir doch eine „natürliche Geburt“ gewünscht!!! Nur die Schmerzen habe ich unterschätzt. Ich hatte gedacht, es wären Schmerzen wie ich sie früher an den ersten ein, zwei Tagen meiner Regelblutung gehabt hätte, die ich zumeist auf dem Klo verbracht habe, damals halfen keinerlei Pillchen, Zäpfchen, Spritzen, auch homöopathische Mittel konnten nicht helfen. Nun, es waren auch sehr ähnliche Schmerzen, zumindest zu Beginn der Eröffnungsphase, doch die Intensität nahm fortwährend zu, bzw. bis ich mich völlig erschöpft auf die Seite ins Bett legte. Ich konnte nicht mehr. Selbst das Atmen in den Ruhepausen fiel mir schwer und ich hatte das Gefühl, als würde ich sogleich das Bewusstsein verlieren. Ich stöhnte zu Daniel nur drei Buchstaben: „PDA“. Der klingelte sofort nach der Hebamme, die auch noch eine andere Gebärende betreute und deshalb im Moment nicht bei mir war. Eine andere Hebamme kam, ich würde sie gewiss nicht wieder erkennen und fragte nach…Ich wolle eine PDA – bitte! Sie erklärte mir, dass man erst auf die Blutwerte warten müsse und dann --- Na ja, sehr überzeugend kam das nicht mal bei mir an und Daniel sagte später er habe das Gefühl gehabt, sie wollten mir irgendwie keine geben. Wollten sie tatsächlich nicht, weil der Geburtsprozess bereits zu weit fortgeschritten ist. Im Nachhinein bin ich sehr froh darüber, denn mein Kleiner muss ja nicht unbedingt noch vor seiner Ankunft auf dieser Welt mit „Drogen“ voll gepumpt werden. Aber in diesen Augenblicken wünschte ich mir nur noch, dass irgendwie irgendjemand die Schmerzen „abschalten“ möge. Und da hatte ich immer gedacht, ich würde „das“ schon aushalten, ich sei doch nicht so schmerzempfindlich. Nun denn…
„Meine“ Hebamme kommt wieder zurück und als sie hört ich wolle eine PDA haben, guckt sie mich an – ich habe das nicht gemerkt – und ich bekomme ein Kreislaufmittelchen. Erst Tage nach der Geburt ist mir klar, dass mein Kreislauf kurz davor, zusammen zu brechen, ich soll die Augen nach oben gerollt haben und kalkig weiß gewesen sein. Na ja, ich erinnere mich an die Zeit nach dem Mittel dann auch etwas besser…
Und ich nehme zum ersten Mal den leuchtenden (Kunst-) Sternenhimmel an der Decke wahr. Für kurze Zeit lenkt es mich ab, diesen Lichtern zu zusehen.
Kurze (oder längere) Zeit bzw. irgendwann später kommt meine Hebamme wieder in den Kreißsaal und untersucht mich --------------------------- „Super, sehr schön, der Muttermund ist vollständig geöffnet! Ich werde jetzt in der nächsten Wehe die Fruchtblase öffnen!“ Ich denke mir noch, das ist wirklich super – und das mit der PDA kann ich dann wohl auch vergessen.
Und prompt kommt die nächste Wehe und ich spüre einen warmen Schwall von Fruchtwasser zwischen meinen Beinen und verspüre sofort einen heftigen Drang, zu pressen! Was ich aber nicht soll – noch nicht zumindest, das Köpfchen soll noch ein wenig weiterrutschen… Ach ja, und: „Eine PDA ist jetzt leider nicht mehr möglich…“ Ja, habe ich schon vermutet. Aber jetzt habe ich auch das Gefühl, dass es weiter geht.
Ich bin so damit beschäftigt, die nun kommenden und gehenden Wehen „entspannt“, also ohne zu pressen, zu veratmen, dass ich nur am Rande mitbekomme, dass die Hebamme sagt: „Das Fruchtwasser ist grün. Ich hole jetzt die Kinderärztin dazu!“ Daniel erzählt mir hinterher, dass er in diesem Moment ziemlich geschockt war und Angst hatte, dass irgendetwas mit dem Kleinen nicht in Ordnung sein könnte… Ich habe die etwaige Dramatik der Situation gar nicht erfasst, doch das ist ganz bestimmt auch besser so gewesen! Ansonsten hätte ich mich wohl eher noch (mehr) verkrampft oder so.
Jedenfalls kommt die Kinderärztin, die, die wir bereits am frühen Abend gesehen hatten und gesellt sich dazu. Außerdem ist jetzt Dienstübergabe und Nora verabschiedet sich von mir. Es tue ihr leid, dass sie mich jetzt nicht bis zu Ende betreuen könne, aber sie habe jemanden mitgebracht, bei dem ich ganz gewiss sehr gut aufgehoben sei!“ KATJA! Das ist meine Hebamme, bei der ich den Geburtsvorbereitungskurs gemacht habe und sie übernimmt auch die Nachsorge… Ich freue mich riesig in diesem Moment, auch wenn ich mich kaum noch artikulieren kann. Nora drücke ich zum Abschied die Hand und danke ihr für die Unterstützung.
Katja hatte noch am Montag bei mir angerufen und gefragt wie es mir ginge…und dass wir uns dann eben noch gedulden müssten, wenn „Monsieur“ noch nicht wolle…
Aber jetzt wollte er!
Katja fragt mich noch ob ich mein Kindchen denn so kriegen wolle wie ich jetzt liege, also im Bett?! Ja, ich fühle mich außer Stande, meine Position zu wechseln, auch wenn ich zugeben muss, dass ich für den Bruchteil einer Sekunde überlegt habe ob ich nicht doch auf dem Pelvitrac? – Aber nein, ich möchte meine verbleibende Kraft für die nächste Phase sammeln…und so bereitet Katja alles vor…
Die Austreibungsphase beginnt - ich darf endlich mitpressen!!!
Ab jetzt wird der Geburtsprozess irgendwie viel leichter…auch wenn ich beim ersten Pressen kreisch-stöhne wie ich mich noch nie habe schreien hören… Katja erinnert mich, dass ich alle Körperöffnungen (oben) schließen muss und alle Kraft nach unten pressen muss! Ach ja, ich erinnere mich, wir hatten das ja im Vorbereitungskurs besprochen… Ok, also nächste Wehe und – pressen, pressen, pressen, Luft ist alle, also schnell einatmen und solange die Wehe noch anhält – weiter pressen, pressen, pressen – pfffhhh - atmen. Wehe ist vorbei, Köpfchen ist auch wieder weg… Also die nächste Wehe abwarten, Katja sagt noch, dass ich nur noch bei der nächste Wehe pressen dürfe, dann müssten wir eine Pause von zwei Wehen machen, damit der Kleine wieder Luft bekommt.
Die nächste Wehe kommt – und pressen! Katja sagt: „Los, schmeiß ihn raus!“ Dieser Satz erreicht mich und ich muss in Gedanken sogar kurz schmunzeln, aber es reicht nicht, meine Kraft reicht nicht, das Köpfchen ist nicht draußen…nun heißt es abwarten, Katja ist kurzzeitig draußen und ich frage Daniel wo sie hin sei, schließlich habe ich bereits eine Wehe veratmet und er sagt, sie komme gleich, sie hole die Ärztin, irgendwie nehme ich mit einem Mal wieder viel mehr wahr… als Katja wieder kommt, ich habe inzwischen ganz brav zwei Wehen (da kann ich ganz klar mit zählen) veratmet und dem Drang zu pressen, widerstanden. Da heißt es, noch eine weitere Wehe abwarten, Katja will in der nächsten Wehe irgendetwas nachgucken…die nächste Wehe kommt. Und Katja gibt mir danach wieder einen Freischein zum mit-pressen.
Doch diese Wehe lässt auf sich warten…und so warten wir, Katja, Kinderärztin, Daniel und ich…und warten, kleiner Scherz von Katja, dass der Kleine ja mal wieder auf sich warten lasse…und dann – endlich – die erwartete Wehe!
Und…
Die Wehe ist vorbei und Katja sagt: “Das Köpfchen ist da!“
Was, das Köpfchen ist schon da!? Es kommt mir mit einem Mal so schnell vor. Und der ganze Schmerz ist schon fast vergessen, Katja fordert mich auf, noch einmal (ohne Wehe) zu pressen und – flutsch – ist Ben Marten ist da!!!
Jeglicher Schmerz ist übrigens sofort weg! Stattdessen spüre ich eine Welle puren Glückes in mir aufsteigen. Das sind wohl Millionen Glückshormone, die da gerade in meinen Körper schießen… :)
Und brav wie Ben ist, tut er auch sofort, was alle Umstehenden (ich nicht, ich liege ja und habe das Geschehen noch nicht ganz erfasst) erhoffen, er schreit aus vollem Halse!
Der erste Schrei!!! Alles ist gut!
Daniel schneidet dann tatsächlich die Nabelschnur durch, auch wenn er das eigentlich (vorher) nicht wollte.
Die Kinderärztin streicht mir beglückwünschend über die Beine ehe sie geht, denn sie brauchen wir jetzt zum Glück nicht. Und mir fällt auf, dass auch die Hebammen und Daniel mir unter der Geburt häufiger die Beine entlang gestrichen haben und dass das irgendwie sehr entspannend war/ist.
Ich empfehle dieses „Beine streicheln“ (am besten fühlte es sich an, Innenseite hoch und Außenseite runter zu streichen), bzw. ich wünsche mir diese Berührungen bei einer nächsten Geburt (in der Eröffnungsphase) und werde diese dann bewusster wahrnehmen.
Und plötzlich … bin ich Mutter!!! Da hatte ich mir eingebildet, dass ich mich neun Monate lang auf diesen so sehnlich erwarteten Augenblick vorbereitet habe – und dann stellte ich fest, dass ich mich lediglich an ein kleines Menschenwesen in meinem Bauch gewöhnt hatte und rein weg überhaupt nicht an meine neue Rolle als MUTTER!
Auf meiner Brust krakelte 51cm großes und 3450Gramm schweres pures Glück, dass nun er-fassbar geworden ist!!!
Dann folgt der 1. Blickkontakt mit diesen tief grau-blauen Äuglein…
„Wir freuen uns unendlich über dich! Herzlich Willkommen bei uns!“
Daniel war so berührt, dass ihm die Tränen liefen…
Es war und ist ein unbeschreibliches Gefühl, den kleinen Kerl anzusehen! Und ihn anzufassen, zu streicheln, zu liebkosen…
Ein wahres Wunder!
Dieses Glücksgefühl sorgte (und sorgt weiterhin) auch dafür, dass ich die unangenehmen Stiche der Ärztin, die diverse Stellen (ganz ohne Risse ist es nicht gegangen und so sind leider alle Strukturen ein wenig bzw. oberflächlich eingerissen – aber egal) wieder zusammen puzzelte, so gut wie gar nicht spürte.
Ich bin viel zu sehr mit meinem kleinen süßen Sohn beschäftigt.
Er ist der schönste, süßeste, niedlichste,…, Junge der Welt.
- Das denkt und sagt wohl jede Mutter von ihrem Kind! - ;)
Die U1 absolviert Ben mit einem APGAR von 10 und die Kinderärztin kommt mit den Worten: „Herzlichen Glückwunsch, es ist ein gesunder Junge!“ wieder zurück in den Kreißsaal.
Abgesehen von einem kleinen Knickfuß (links), der wohl durch eine Zwangshaltung im Bauch entstanden ist, aber sich bereits etwas verbessert hat. Wir knuddeln die kleinen Füßchen ganz besonders viel :)
Daniel hat mich übrigens noch selben Tag gefragt ob ich mir vorstellen könnte, noch ein Kind… Ja, kann ich mir vorstellen. Gewiss, wenn er mir diese Frage gestellt hätte als ich im Kreißsaal all meine Kraft zu sammeln versuchte, um nicht gegen die Wehen anzuarbeiten, sondern mich überrollen zu lassen bzw. mich mitreißen zu lassen, da wäre die Antwort wohl eher gewesen: Ja, ich möchte noch ein Kind, aber nur per Wunschkaiserschnitt!
Aber bereits kurz nach der Geburt bin ich dankbar, dass ich eine „natürliche“ Geburt mit meinem Sohn erleben durfte, es war ein einzigartiges Erlebnis, das mich zutiefst berührt hat.
Und vielleicht bei einem nächsten Mal doch auf dem Pelvitrac? Oder der Gebärwanne? Na? ;)
Ein herzliches DANKE an dieser Stelle noch an die Hebamme Nora, bei der ich mich sehr gut aufgehoben und unterstützt gefühlt habe, ein ebensolches herzliches DANKE(!) an Katja, ich habe mich zutiefst gefreut, dich im Kreißsaal zu sehen, auch wenn ich das wohl in dem Moment nicht artikulieren konnte…
Und DANKE an meinen liebevollen Ehemann, der die ganze Nacht bei, neben und mit mir aus- und durchgehalten und meine Zeichensprache übersetzt hat!!!
Hiermit endet meine Berichtszeit als Schwangere bei Kidsgo –
So, mein kleiner Ben öffnet gerade seine süßen Kulleraugen und schaut mich schmatzend erwartungsvoll an --- es ist wohl Zeit fürs Mittag essen… :)
Ich wünsche euch allen aus tiefstem Herzen eine wunderbare Schwangerschaft, genießt die Zeit mit so einem lebendigen, wachsendem Wunder im Bauch, viel Kraft und Gelassenheit (und einen ruhigen, langen Atem) für eine „traumhafte“ Geburt und einen ebenso wundervollen Anfang des gemeinsamen (Zusammen)Lebens mit dem wundervollen kleinen Menschenwesen!
Eure frisch „gebackene“ und stolze Mama Marlen ;)
mit dem kleinen Ben (das ist der Rufname) Marten :)