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Tagebücher aus der Schwangerschaft von Anna

Eine neue wunderbare, aufregende und vielleicht auch lang erwartete Lebenszeit beginnt. Für unsere Tagebücher-Blogs haben wir immer 3-4 schwangere Frauen in unterschiedlicher Schwangerschaftsphase, die in freudiger Erwartung über jede Woche dieser spannenden Zeit schreiben, uns und die vielen tausend Follower:innen daran teilhaben lassen und damit unvergessliche Momente schaffen.

23. Schwangerschaftswoche

Beckenschmerzen ade

Nicht kürzer treten, sondern die Haltung korrigieren und Sport lautet die Devise.
Oder warum meine Hebamme ein Goldschatz ist.

Dienstag Nachmittag hatte ich einen dezenten, sehr langen und anstrengenden Heulanfall, wegen etwas das der Schatz gesagt hatte. Hätte man eigentlich normal klären können, aber den Schwangerschaftshormonen sei dank bin ich total ausgerastet.

Ich fühlte mich unverstanden, konnte meinen Standpunkt aber auch nicht richtig erklären. Ich war über meine Reaktion zusätzlich sauer und enttäuscht, weil wir den Nachmittag vor seiner Dreitages Abwesenheit wegen einer Fortbildung noch mal zusammen verbringen wollten. Und mit dem Ninja wollte ich noch was für sein Referat backen und mir seinen Vortrag probehören.

Der Schatz hat mich sehr ruhig und ausdauernd begleitet und wir haben wirklich eine Lösung gefunden. Der Ninja hat unterdessen einfach selber eines der drei zuvor ausgesuchten Rezepte gewählt und die Kekse gebacken. Sie machen ein Länderreferat und sollten etwas Typisches zu Essen mitbringen. Er hatte sich Großbritannien ausgesucht. Da waren Tee und Kekse (Shrewberry Biskuits ca. 1600 das erste Mal erwähnt) eine gute Sache zum vorbereiten, mitnehmen und verzehren in der Klasse. Und wow, diese Kekse waren sooo lecker!!!

So leid es mir tut, dass ich nicht dabei war, so stolz bin ich auf ihn, dass er das alleine gemacht hat und wieder ein Stück daran gewachsen ist. Die, die schon Kinder haben, kennen das - wenn dein Kind irgendwas alleine geschafft hat, kommt es mit so einer ganz bestimmten Ausstrahlung auf dich zu. Das gleiche Kind wie vorher, aber so ein bisschen größer, ein bisschen Selbstsicherer, wie innerlich drei Zentimeter gewachsen durch das selber schaffen und mit einem Strahlen um sich. Klingt kitschig, ich weiß. Ich kann das gar nicht richtig beschreiben, aber es ist wunderbar.

Nachdem ich Dienstag Abend vor Beckenschmerzen nicht aufs Bett gekommen bin, war klar, dass sich etwas ändern muss.
Mittwoch war die Hebamme da und brachte die entscheidende Wendung. Ich erzählte ihr von meinen Beschwerden und bat sie um Rat. Nach einigen Abklärungen z. B. ob ich Magnesium nehme wegen des harten Bauches, sagte sie, sie hätte mich auf dem Rückweg gesehen und ich würde ganz schön ins Hohlkreuz gehen. Das war mir gar nicht so bewusst.
Ich erinnerte mich, dass das ins Hohlkreuz strecken eine schöne Dehnung und Verbesserung der Schmerzen brachte vor ein paar Tagen. Das ich aber immer mehr in diese Ausgleichshaltung gerutscht bin, habe ich nicht bemerkt.

Die Hebamme sagte, dass es durchaus sein kann, dass meine Beschwerden daher kommen. Der Bauch hängt nach vorne raus, drückt auf die Symphyse (die ja auch anfing Probleme zu machen), die Bauchmuskeln sind nicht stark genug, um die Gebärmutter in dieser Lage zu halten, und so versucht diese sich quasi selbst zu halten durch Anspannung, was ich als harten Bauch wahrnehme. Von meiner Idee, mir einen Termin bei der Osteopathie anbietenden Hebamme zu holen, war sie begeistert und meinte, die solle mich Mal durchgucken. Auch weil ich vielleicht wegen Stress ständig komische Kopfschmerzen und Kieferverspannungen habe. Ich sagte auch zu ihr, dass es ja nicht Sinn der Sache sein kann, dass ich bis zur Geburt quasi nix mehr mache. Vor allem weil hinlegen gegen die Schmerzen auch überhaupt nicht hilft.
Sie ließ mir noch einen Beckengurt da, der mein Becken an seine richtige, gekippte Position erinnern sollte, wenn ich länger laufe. Auch Infos zum Zuckertest ließ sie mir da.

Sonst haben wir wieder viel geredet. Besonders über die Geburt und die unterschiedlichen Vorstellungen von mir und dem Schatz davon, von denen ich euch letzte Woche erzählt habe. Das war sehr gut und hat mich darin bestärkt, in ihr die richtige Geburtsbegleitung für mich gefunden zu haben. Sie ist, so wie ich der Meinung, dass ich das Kind sowieso allein gebären muss und sie nur zum Helfen und Beobachten da ist. Sie wacht quasi über uns und kann natürlich auch Helfen und Tipps geben, wenn es gewünscht ist, sich aber eben auch raushalten, so wie ich es mir wünsche.

Meinen Bauch hat sie noch abgetastet und vermessen. Das Baby war ganz neugierig und ist schön gewachsen. Und wir waren uns einig - eine hungrige stillende Frau ist das Schlimmste, dem du begegnen kannst! Besorgt euch irgendwas, was ihr schnell und sofort essen könnt. Mit einer Hand. Und vielleicht kein Schokoriegel ist. Das habe ich noch nicht erlebt. Das überfällt einen richtig von jetzt auf gleich.

Und was soll ich euch sagen. Ich habe den restlichen Nachmittag/Abend brav auf meine Beckenstellung geachtet und immer wieder korrigiert. Mit Gurt. Das hat gezogen und etwas weh getan und ich habe gemerkt, wie schon einige Muskeln erst wieder in die Länge finden mussten. Wirklich gemein, wie schnell so was geht.
Aber ohne Witz: Schon den nächsten Tag konnte ich den ganzen Weg zur Arbeit ohne eine einzige Bauchanspannung in normalem zügigen Tempo laufen. Ich war total überrascht. Jetzt am Montag kann ich sagen - es gab keinen harten Bauch mehr! Ja, der Bauch wirkt leider wieder kleiner, durch das richtig gekippte Becken. Aber auch die Beckenschmerzen sind auf ein Minimum zurückgegangen. Ich kann wieder normal laufen, komme ohne Schmerzen aufs Bett und fühle mich auch nach der Arbeit zwar k. o., aber nicht mehr, als ob mein Becken gleich kaputt gehen würde.
Jetzt werde ich mir noch den Termin bei der Osteopathin holen und komme dann hoffentlich gut durch den zweiten Teil der Schwangerschaft.

Vielleicht hilft das ja der ein oder anderen von euch. Checkt mal, ob ihr ins Hohlkreuz ausweicht und kippt das Becken wieder richtig.

Auch um Sport muss ich mich kümmern, damit mein Muskelapparat besser Stützen und Halten kann. Auch für die Geburt und die Zeit danach ist das ja durchaus sinnvoll. Ich würde so gerne Pilates machen. Aber alles, was ich finde, sind Sequenzen um die 50 Minuten. Ich bräuchte 20 Minuten. 50 kriege ich einfach nicht unter. Die scheinen wie ein Mount Everest in meiner verfügbaren Freizeit aufzuragen. Und ganz ehrlich - dazu kriege ich mich in meinen zwei freien Nachmittagen neben allem anderen, was da ansteht oder dem wunderbaren Rumbummeln und nichts Tun einfach nicht aufgerafft. Da will ich also dranbleiben und eine Lösung finden.

Mittwoch früh haben die Nusstorte und ich noch rumgeblödelt am Frühstückstisch, als wir fertig waren, und plötzlich legt er seine kleinen Hände auf meine Wangen, zieht meinen Kopf zu sich und drückt mir einen Kuss auf. Da bin ich innerlich gewachsen ;)

Die Zeit ohne Schatz haben wir gut herumgekriegt. Mir tat es gut Mal wieder nichts absprechen zu müssen. Mir wurde wieder bewusst, dass ich das eigentlich auch alleine kann. Das war gut. Ich war ja acht Jahre alleinerziehend. Nur die Nusstorte hat seinen Papa schmerzlich vermisst.

Samstag früh weckte mich das Baby dann, indem es vorführte, wie gut es schon beim Strecken von einer bis zur anderen Bauchseite reichte. Später beim Mittagsschlaf der Nusstorte turnte das Baby, das mein Bauch wackelte. Man konnte von außen richtig gut sehen, wo es gerade gegen trat. Wie schnell das auf einmal geht, dass es wächst und kräftig wird.

Sonntag hatte die Nusstorte dann einen Wutanfall a la Cleopatra. Kennt ihr den Film Asterix und Cleopatra? Wo sie gegen Caesar schimpft und wettert und die Vasen zerschmeißt?
Wir wollten Safteis machen. Aber als die gefüllten Behälter ins Gefrierfach wanderten und ich versuchte zu erklären, dass die jetzt eine Weile darin bleiben müssen, damit wir Eis haben, ist er ausgerastet. Er wollte das jetzt! Tja, nachdem er etwas schreiend auf der Stelle gehüpft ist, um seiner Wut Ausdruck zu verleihen, sah er sein Saftglas da stehen. Kurz entschlossen griff er es mit beiden Händen und schmiss es mit Schwung auf den Boden - wie Cleopatra. Ich war total platt. Ich wollte doch Abendessen machen und nicht die Küche säubern.
Nachdem der Wutanfall zu Ende war, haben wir das noch mal geklärt - er hat das wohl unbewusst gemacht. Er guckte ganz verblüfft auf die Scherbenpfütze und nahm das Saftverbot für den restlichen Tag hin.

Statt Abendessen zu machen, krabbelten dann der Papa und ich auf allen vieren durch die Küche und suchten die Fugen nach den vom Staubsauger und Wischer nicht erwischten Minischerben ab. Das Glas war wirklich blöd beim Kaputtgehen. Kannste aber vorher nicht wissen ... Die Nusstorte spielte so lange mit der Oma, die noch kurz zum Spielen gekommen war. So gab es etwas später Abendbrot.

Als der Ninja und die Nusstorte dann durch die Bude tobten - „Fangen und Verstecken“, Lieblingsspiel der Nusstorte mit dem großen Bruder, was der Ninja mit einer geduldigen Ausdauer mitspielt - tobte das Baby im Bauch mit, als ob es auch mitspielen wollte. Das wird ein tolles Gespann!

Eine schöne kurze Arbeitswoche wünsche ich euch,

Eure Anna



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