Der Alltag holt uns ein und Carlo bewegt sich fort
In letzter Zeit geht es mir immer so, dass ich gar nicht weiß, was ich schreiben soll. Ich habe meinen Alltag, der immer wieder gestört wird von irgendwelchen Unternehmungen und der hat sich eingespielt ;-) In der letzten Woche haben wir unser Schlafzimmer in das eigentliche Kinderzimmer verlegt und Carlo hat jetzt sein Spielzimmer in unserem alten Schlafzimmer, das viel größer und heller ist. Dort steht auch unser Gästebett. Nun ist Carlo quasi ausquartiert und heute Nacht werden wir das erste Mal ohne ihn schlafen. Mal sehen wie das klappt.
Ich war diese Woche öfter mal mit der Straßen- und U-Bahn unterwegs. Das ist eine echte Herausforderung mit Kinderwagen und man steht in direkter Konkurrenz zu Rollatorenrentnern. Da wartet man gefühlt stundenlang auf den Aufzug, dann kommt er endlich und dann stehen schon drei Omas drin mit ihren Rollatoren. Super! Drei Aufzüge später kommt man dann endlich eine Etage tiefer an, um dann festzustellen, dass der gesuchte Bahnsteig auf der anderen Seite ist. Also wieder hoch und auf der anderen Seite wieder herunter. Und dann ist man endlich unten angekommen, da stellt man fest, dass bei dieser Bahn das Ticket oben entwertet werden muss und nicht, wie bei allen anderen, in der Bahn. In der Bahn selber sind die Kinderwagenplätze sowieso meistens belegt. Und zu guter Letzt kommt man dann endlich am Ziel an und muss zusehen, wie sich der Aufzug mit normal Sterblichen füllt mit ihren stumpfen Blicken, nicht ahnend, dass sie zwei gesunde Beine haben, um sich auf die Rolltreppen zu stellen. Das Kinderwägen nicht Treppensteigen können, wissen die nicht. Also wartet man noch mal. Um Barrierefrei zu reisen braucht man also viel Geduld, Zeit und Nerven. Wenn Carlo in der Bondolino ist, fahre ich mit Kinderwagen immer gnadenlos Rolltreppe. Mit ihm im Wagen traue ich mich nicht mehr, seitdem er mir einmal im Hausflur beim Treppenhopsen herausgefallen ist, weil die Schale nicht richtig fest war. Ich habe übrigens neulich einen Rollstuhlfahrer Rolltreppe fahren sehen. Wahnsinn!
Bei Carlo hat sich entwicklungstechnisch sehr viel getan. Außer beim Essen. Das will er nach wie vor nicht zu sich nehmen. Außer kalte und harte Dinge wie Rohkost und Brot. Dafür ahmt er mich jetzt immer nach. Man merkt, wie er versucht, Laute zu formen und wenn ich den Mund schmatzend auf und zu mache, imitiert er mich.
Außerdem nimmt er immer Dinge in die Hand und gibt sie mir dann mit ganz großen Augen und sagt begeistert "da". Er robbt inzwischen auch durch die Gegend und trommelt auf allem herum, was Krach macht.
Er hat sich heute auch sehr gefreut seinen Papa wieder zu sehen und hat die Arme um ihn geschlossen und an sich gedrückt, da wurde mir ganz warm ums Herz. Es ist schön zu sehen, wie er nun auch andere ihn liebende Menschen wahrnimmt außer seiner Mama.
Ich habe diese Woche ebenfalls mit Schrecken festgestellt, dass ein internationaler Reisepass für Kinder auch 4-6 Wochen Bearbeitungszeit braucht. Bisher dachte ich, dass man ihn am selben Tag bekommt. Die sind allerdings nicht international. Und dann ist mir bewusst geworden, dass wir in acht Wochen schon nach Chile fliegen werden. Da wurde ich schon mal ganz schön nervös. Und wenn ich so recht darüber nachdenke, finde ich es doch gar nicht sooo schlimm, dass ich noch so viel stillen muss. So wird der Flug dann vielleicht etwas entspannter. Aber bis dahin kann sich Carlo´s Desinteresse an Essen ja noch drehen.
Liebe Grüße,
Susi