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Baby-Tagebücher

Hautnah. Intensiv. Liebenswert. Folgt hier den Babytagebuch-Bloger:innen und erlebt regelmäßig, wenn frischgebackene Mütter und Väter ihr Leben mit euch teilen. Jede Woche lassen sie euch an ihrer neuen Lebenszeit mit Baby teilhaben und geben ganz persönliche Einblicke: Was hat der Sprössling diese Woche Tolles gelernt? Wie geht es den jungen Eltern mit dem kleinen Knirps? Welche Herausforderungen begegnen den Neu-Mamas und Neu-Papas mit ihrem Neugeborenen? In den Baby-Tagebüchern seid ihr live dabei, von ersten Arztbesuchen bis zu holprigen Gehversuchen. Ob liebenswert chaotisch oder rührend besinnlich: Immer erhaltet ihr einen unverfälschten, authentischen und persönlichen Einblick in das aufregende Leben einer Jungfamilie.
29. Woche

Auf zu neuen Ufern

Anton geht zum Babyschwimmen

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

letzte Woche besuchten Anton und ich das erste Mal den Babyschwimmkurs. Und dieser Termin muss einfach seinen Platz in diesem Tagebuch finden.

Das Schwimmbad ist Teil einer Seniorenresidenz und ist mir in den zwei Jahren in Mainz noch nie untergekommen. Alles scheint klein und schnuckelig zu sein. Das Bad besteht nur aus einer anwesenden Mitarbeiterin, einem Badebecken und einem Umkleideraum.
In Letzterem liegen acht Matten, auf denen die Babys ausgezogen und in die Schwimmwindeln gepackt werden. Hier geht das Schauspiel schon los: Denn der Sohn von Mutti 1 kann überhaupt nicht nachvollziehen, warum er sich auf dieser Matte niederlassen sollte. Er ist bereits 13 Monate alt und gut zu Fuß. Während ich Anton also quäkend aus seinen Klamotten schäle, springt der Kleine bereits entkleidet von Bodenleger zu Bodenleger – und seine Mama hinterher. Richtig Fahrt kommt in die Geschichte, als ihm Wasser am Bein hinunterläuft und klar wird, dass er hier gerade 7 von 8 Matten als sein Revier markiert.
Und ich bin froh, dass Anton noch nicht mobil ist.


Das Schwimmbad selbst ist total angenehm: Hell, kein unangenehmer Chlorgeruch und auch keine 70 Grad, nur 50. Man schwitzt schon, aber nicht übermäßig. Fair.

Ich weiß ja nicht, wie eure Vorstellung zu einem Becken, in dem Neugeborene schwimmen sollen, so ist, aber als ich mit Anton auf dem Arm Stufe für Stufe ins Wasser steige, frage ich mich schon, warum mir bei Trittbrett Nummer 3 von 6 das Wasser bereits bis zum Bauchnabel steht. Angekommen auf der letzten Stufe stelle ich fest, dass das Wasser eine Tiefe von 1.50 Meter haben muss. Man muss jetzt kein Visualist sein, um sich vorstellen zu können, dass das für mich mit 1.62 Meter Körperhöhe doch recht tief ist. Als das Wasser also meine Unterlippe kitzelte und ich feststelle, den gesamten Babyschwimmkurs auf Zehenspitzen zu absolvieren, bleibt mir nur ein Griff: Wie Rafiki in "König der Löwen" hebe ich Anton, als wäre er der neugeborene Simba. Kein Problem. Sind ja nur 35 Minuten.


Währenddessen hat auch Toni bemerkt, dass ihm das Wasser bis zum Halse steht – und findet es grandios. Direkt beginnen seine Füße zu strampeln und seine Hände zu planschen. Ich selbst habe die Haare nach oben gebunden und trage Alltags-Mascara. Denn bei einem Babyschwimmkurs stellte ich mir meinen Körpereinsatz eher mager vor.
Beim jauchzenden Paddeln meines Babys schwappt die erste Wasserwelle 30 Sekunden nach Eintritt ins Becken in mein Gesicht. Uff. Ich schlucke Wasser, pruste… Anton findet das auch grandios und gibt noch mal richtig Gas. Mir sprudelt das Nass nur so ins Gesicht, der Zopf ist bereits feucht. Noch immer stehe ich wie angewurzelt im supertiefen Wasser, recke die Arme mit Anton in die Höhe und bin gefangen im Gefühl, meinen Toni nicht ins Wasser abtauchen zu lassen, allerdings auch wirklich gern das Wasser aus meinen Augen zu reiben. Direkt merke ich, dass mir die Wimperntusche in den Augen juckt. Ohje. Durch panisches Zwinkern versuche ich das Unvermeidbare aufzuhalten: Mir läuft die schwarze Tinte vom Auge über die Wange. Och nö.

Ich bugsiere den wedelnden Anton vom Treppeneinstieg weg. Denn die kommenden Teilnehmer möchten vermutlich auch endlich mit ihren Schützlingen ins Wasser. Ich beobachte die Szene mit etwas Missgunst. Denn nach und nach steigen alle wie Aphrodite ins Tempelwasser - mit lächelnden, ruhigen Kindern auf den Armen.
Okidoki, Anton findet es also klasse. Immerhin hat er Spaß. Und da ich ja jetzt komplett nass bin, kann ich auch langsam von den Zehen auf den gesamten Fuß abrollen.


Ein Baby ist mit seinem Papa gekommen, – gefällt mir. Denn ich finde auch, dass sich das Babyschwimmen hervorragend für die Männer eignet. Vielleicht übernimmt Willi auch ein paar Termine?!
Doch dieser Mann ist nicht alleine mit seinem Schützling gekommen. Am Rand sitzt in voller Montur die dazugehörige Mutter. Ihrer Körpersprache nach scheint sie sich weder auf den Termin zu freuen, noch sonderlich entspannt zu sein. Ihre Adleraugen ruhen auf ihrem Partner und der gemeinsamen Tochter. Ich sehe Panik in ihrem Blick - ob der Vater nicht zu wild mit der Kleinen spielt, ob sie auch wirklich kein Wasser schluckt, ob er sie nicht einfach in die Fluten schmeißt. Spoiler: Nichts von dem wird während der gesamten Zeit passieren. Aber bei all dem Wasser auf dem Körper des Mannes sehe ich auch ein paar Schweißperlen blitzen. Denn die stechende Überwachung vom Beckenrand lässt ihn nicht ganz unbeschwert planschen. Er wirkt, als wäre er bei einer Abschlussprüfung. Ich find´s witzig.

Wir starten mit einer netten Vorstellungsrunde, bevor wir die ersten Griffe gezeigt bekommen, um die Kleinen sicher im Wasser zu bewegen. Wir schwingen von links nach rechts, von vorne nach hinten und im Kreis. Das erste Baby steigt schon aus. Es ist ihm alles zu viel: großes Becken, neue Geräusche, andere Kinder. Mama und Kind ziehen sich in eine Ecke zurück.


Neben dem reinen Wasservergnügen wird den Kids dann noch jede Menge Spielzeug angeboten: Badeenten, Bälle in allen Formen und Farben, Förmchen. Wie ein bunter Teppich ziehen sich die Utensilien übers Wasser und werden von der Kursleiterin immer mal wieder in Richtung Teilnehmer gedrückt. Die meisten Babys – oder deren Eltern – entscheiden sich für ein Teil und schieben es lustig im Wasser vor sich her. Anton stattdessen hat sich zum Ziel gesetzt, alle Spielzeuge mindestens einmal im Mund gehabt zu haben. Jedes Mal, wenn sich eines auch nur ansatzweise nähert, schmeißt Anton sich in Richtung Spielzeug. Es mutet manchmal schon an, ein Köpfer zu sein, wenn er seine 10 Kilo mit Kopf voraus in die Fluten wuppt. Ich habe ordentlich zu tun, um ihn nicht zu viel Wasser schlucken zu lassen. Zweimal lässt es sich nicht vermeiden. Genau in dem Moment, in dem die Kursleiterin erklärt, die Babys könnten davon Bauchschmerzen bekommen, trichtert sich Anton mithilfe des roten Förmchens eine neue Ladung Wasser in den Magen. Ups. Doch auch das Verschlucken scheint ihn nicht aus seiner guten Laune zu reißen. Er findet es einfach immer noch großartig.

Gegen Ende lernen wir einen Entspannungsgriff, der die Kinder eng am Körper des Elternteils im Wasser treiben lässt. Alle Kinder sind geschafft und genießen die einkehrende Ruhe. Nur Anton mag sich nicht hinlegen. Denn der rote, grüne, gelbe und orangene Ball hinten in der Ecke links sind noch nicht angefasst und abgeschleckt worden. Ich tippele also - nach wie vor mit Simba in der Streckposition - in die entsprechende Richtung und lasse ihm seinen Spaß.


Zurück im Umkleideraum stellt sich die Frage der Fragen: Erst sich selbst abtrocknen, anziehen und dann das Kind fertigmachen, damit es nicht zu lange warm eingepackt und schwitzend im Raum liegen muss? Dafür aber eben nass auf der Matte liegt, während ich mich umziehe … Ungeschickt.

Oder erst das Baby, schnatternd im kalten Bikini, aus der Badewindel schälen, wickeln, Body anziehen, Pullover, Hose, Socken, Jacke, Mütze? Währenddessen immer wieder die bereits übergezogenen Teile mit meinem nassen Pferdeschwanz beträufeln..? Hm.

Ich entscheide mich für diese Version und bin letztendlich froh, als ich nach 15 Minuten das heulende Kind angezogen habe und endlich meinen Bikini loswerde. Aber auch Anton ist jetzt müde. Oder traurig, dass wir nicht noch länger im Wasser bleiben durften. In jedem Fall weint er sich die Augen aus dem Kopf. Und ich habe kaum Zeit zum Abtrocknen – vom Haare föhnen, ganz zu schweigen.

Als ich die Tür vom Schwimmbad hinter mir schließe, erhasche ich einen letzten Blick meiner Eltern-Kollegen. Ich sehe Erleichterung. Auch der Papi hat es geschafft und seine Tochter ohne Unfall aus dem Termin gebracht. Und die andere Mama scheint froh zu sein, dass ihr Kleiner beim Anziehen zu müde zum Weglaufen war.

Aber machen wir uns nichts vor. Auch ich bin erleichtert – Anton ist glücklich und wir haben ein neues, cooles Hobby.
Und so spaziere ich mit unerwartet kaltem Kopf, tropfenden Haaren und verschmierter Wimperntusche nach Hause. Anton eingekuschelt in der Trage – eingeschlafen in zwei Minuten. Meine kleine Wasserratte.


Unten findet ihr mal wieder ein aktuelles Bild - inklusive sichtbarer Zähnchen.
Bis nächste Woche

Maike

Tagebuch Maike



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Kommentare von Lesern:

Maike15.11.2021 12:56

Danke dir für das liebe Kompliment! Ich freue mich riesig, dass du dich gut unterhalten fühlst. Ich denke wir greifen ganz bald das Seepferdchen an, wenn es so weiter geht ;)

Liebe Grüße
Maike

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Gast10.11.2021 23:21

Liebe Maike,du schreibst echt herrlich!Musste richtig lachen und konnte mir alles bildlich vorstellen .Macht echt Spaß dein Tagebuch zu lesen und Anton ist sehr niedlich und wer weiß vielleicht macht er schon bald sein Seepferdchen ,dann hat sich doch alles gelohnt!Liebe Grüße

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