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Babyschlaf verstehen: Babys Schlafrhythmus begleiten

Babys haben ihren eigenen Schlafrhymthmus – und der unterscheidet sich ganz enorm von dem ihrer Eltern. Lerne den Babyschaf mit Hilfe der beiden Expertinnen Dr. Daniela Dotzauer und Schlafcoach Miriam Ende besser verstehen. Das nimmt der Einschlafsituation viel Druck und entspannt die ganze Familie.

In diesem Artikel:

Babyschlaf ist wie ein Reset fürs Hirn

Nach der anstrengenden Geburtsreise deines Neugeborenen wird es erst einmal viel schlafen. Den wachen Zustand halten die Winzlinge nämlich noch gar nicht lange aus. Frisch geschlüpft schaffen sie gerade mal knapp eine Stunde, dann ist das Limit erreicht und selbst das süßeste Baby der Welt wird unzufrieden, quengelt oder schreit. Denn sein Gehirn braucht jetzt einen Reset dank einer ordentlichen Mütze Schlaf.

Vielleicht fragst du dich – und bestimmt fragen sich das auch andere Eltern: Warum schließt mein Kleines dann nicht einfach seine Augen und schläft ein?

Dr. Daniela Dotzauer

Daniela DotzauerDr. med. Daniela Dotzauer ist praktizierende Ärztin, Eltern-Säuglings-/Kleinkindberaterin. Sie berät und begleitet seit Jahren im Rahmen ihrer Beratungspraxis Eltern und deren Babys bei Schlafproblemen. dr-dotzauer.de

Im März 2021 erschien im Mabuse Verlag ihr Ratgeber Babyschlaf

Daniela Dotzauer: Babyschlaf eine individuelle Angelegenheit

So viel ist schon über Babyschlaf geschrieben worden, es gibt unzählige Ratgeber und Tipps im Netz und doch scheint das Thema unerschöpflich. Warum? „Jede Familie ist anders, jedes Kind ist individuell. Deshalb braucht es auch den individuellen Ratschlag“, sagt Dr. Daniela Dotzauer, Ärztin und ausgewiesene Expertin in Sachen Schlafrhythmus beim Baby. Ihr Credo: Es gibt kein einfaches Rezept. Eltern müssen den Babyschlaf verstehen lernen. Doch ein paar einfache Regeln weisen den Weg ins Schlummerland.

Ab wann können Babys durchschlafen?

Miriam Ende

Miriam EndeMiriam Ende ist Autorin und die Gründerin von mein baby schlafcoaching. Seit 2019 bildet sie Schlafcoaches im deutschsprachigen Raum aus.

Im August 2021 erschien ihr Schlafcoaching-Ratgeber Entspannt einschlafen – Glücklich aufwachen (tredition GmbH)

Das ist wohl die Frage aller Fragen – ein echter Dauerbrenner bei fast allen Eltern. Klar, irgendwann fordert das nächtliche Aufstehen und Wachsein sein Tribut: Wir sind mit der Nacht noch nicht fertig, wenn der nächste Arbeitstag beginnt, sind gestresst und gereizt, die Konzentration lässt nach und, und, und …

Schlafcoach Miriam Ende kennt das. Gemeinsam mit ihrem Team berät und begleitet sie Eltern und deren Kinder beim Ein- und Durchschlafen. Ihre Erfahrung: „So gut wie alle Babys könnten theoretisch spätestens ab dem ersten  Geburtstag durchschlafen. Viele schon mit neun Monaten und einige bereits mit sechs Monaten."

Wenn du jetzt tief Luft holen musst, weil das bei dir so gar nicht zutrifft: Keine Sorge! Damit bist du beziehungsweise seid ihr nicht allein! Es ist beruhigend zu wissen, dass ein Baby mit sechs Monaten „unbeschadet“ durch die Nacht kommt, ohne zwischendurch trinken zu müssen. Die Mehrheit aber tut es nicht! Lass dich also nicht von den Berichten anderer Eltern, deren Kind nachts „durchschläft“, unter Druck setzen.
Dass es in der Praxis meist anders aussieht, das ist Schlafcoach Miriam Ende bewusst. Eltern sollten aber nicht daran verzweifeln, denn, so Miriam Ende, „es gibt viele liebevolle und sanfte Wege, den Schlaf der Kinder zu verbessern. Selbstverständlich immer auf sanfte Art und Weise."

Buchtipps

Dotzauer Babyschlaf Buch„Babyschlaf“ ist ein umfassender Ratgeber mit fundiertem Wissen zum Babyschlaf: Daniela Dotzauer vermittelt Grundlagen zur kindlichen Schlafentwicklung und greift typische Schlafprobleme anhand von Beispielen aus ihrer Beratungspraxis auf. Das Buch richtet sich an Hebammen und Beratende, bietet aber auch für Eltern sehr wertvolle und praktikable Handlungsempfehlungen. 

Babyschlaf
Fundiertes Wissen und konkrete Handlungsvorschläge aus der Beratungspraxis
Daniela Dotzauer
Mabuse-Verlag, 2. Auflage, März 2022
ISBN 978-3-863-21548-4
29,00 Euro

Miriam Ende Entspannt einschlafen BuchDas Buch „Entspannt einschlafen – Glücklich aufwachen" von Miriam Ende ist ein individueller Wegbegleiter. Ein Buch aus der Praxis für die Praxis. Eine Hilfe zur Selbsthilfe mit Schritt-für Schritt Anleitung.  Es verspricht Familien, dass sie „einen Weg, der garantiert zu ihren Werten und Erziehungsvorstellungen sowie zum Entwicklungsstand ihres Kindes passt und dabei genauso einzigartig ist, wie ihr Kind“. 

Entspannt Einschlafen – Glücklich Aufwachen
Das Schlafcoaching Buch für Babys und Kleinkinder
Miriam Ende
VerlagTredition, August 2021
ISBN 978-3-347-37955-8
26,90 Euro

Babyschlaf verstehen: Wie schlafen Babys?

Babyschlaf ist mit unserem erwachsenen Schlaf nicht zu vergleichen. Wenn ein Kind zur Welt kommt, kennt es keinen Tag, keine Nacht. Es ist die Geborgenheit und Dunkelheit des Mutterleibes gewohnt und setzt seinen bisherigen Wach-Schlaf-Rhythmus fort.

Sein Gehirn muss erst Lichterfahrung sammeln. Es weiß nicht, dass die Nächte zum Schlafen da sind. Der Tag-Nacht-Rhythmus bildet sich in den ersten zwei Monaten heraus. Jedes Kind braucht dafür unterschiedlich lange. Und es ist dabei auf die liebevolle Begleitung seiner Eltern angewiesen.

Warum dein Neugeborenes oft aufwacht

Der Schlaf junger Säuglinge besteht zur Hälfte aus dem sogenannten REM-Schlaf. Die Abkürzung REM steht für Rapid-Eye-Movement und bezeichnet die schnellen Augenbewegungen in dieser Schlafphase. In dieser Zeit verarbeitet dein Baby neue Eindrücke, es verbindet Nervenbahnen im Gehirn.

Leider ist diese Art von Schlaf oberflächlich und störanfällig. Neugeborene durchlaufen am Tag viele Leichtschlafphasen. Erst nach etwa 20 Minuten treten sie in die Tiefschlafphase ein. Die Tiefschlafphasen sind mit 45 bis 60 Minuten viel kürzer als bei Erwachsenen. Das führt dazu, dass Neugeborene in der ersten Lebenswoche etwa jede Stunde kurz aufwachen. Dieses kurze Hochschrecken oder Zwischenerwachen ist aber nicht unbedingt ein Hungersignal. Es markiert den Übergang von einer in die nächste Schlafphase.

Wie viel Schlaf braucht ein Baby?

Grundsätzlich ist der Schlafbedarf unterschiedlich, auch bei Babys. Hier eine grobe Richtlinie:

Säuglinge: zwischen 14 und 18 Stunden – die Breite reicht allerdings von 10 bis 20 Stunden Schlaf.

Einjährige schlafen zwischen 11 und 16 Stunden, im Mittel  14 Stunden.

Um einen Überblick über den Schlafbedarf deines Kindes zu bekommen, kann es helfen, ein Schlafprotokoll aus Wach-, -Essens- und Schlafzeiten zu erstellen.

Hier findest du eine Vorlage für ein Schlafprotokoll:
dr-dotzauer.de/downloads.html

Babys Schlaf hängt vom Alter ab

„Kinder und ihren Schlaf müssen wir altersgemäß betrachten“, erklärt Daniela Dotzauer. Kleine Babys schaffen innerhalb von 24 Stunden etwa 8 wache Stunden. Es klingt banal, aber es lohnt sich, auf die Uhr zu schauen, denn die Wachzeiten sind altersabhängig.

Nach einer Dreiviertelstunde ist ein Baby im Alter zwischen 0 und 3 Monaten gar nicht mehr so vergnügt. Dann ist es Zeit, es zum Schlaf hinzuführen und zur Ruhe zu bringen – und zwar dann, wenn das Baby noch nicht schreit. Dabei ist es so wichtig, dem Erregungszustand, der durch Übermüdung entsteht, zuvorzukommen. „Alle reden vom Schlafen, aber keiner vom Beruhigen“, meint Dotzauer. Aber: „Wer sich aufregt, kann nicht einschlafen.“

So bringst du dein Baby zu Bett

„Kleine Babys müssen lernen, dass Einschlafen ganz leicht ist“, sagt Dr. Dotzauer. Beste Voraussetzungen bietet der erste Tagschlaf: Dein Baby ist satt, es braucht die Brust nicht. Du nimmst es auf den Arm, lässt es deine Nähe spüren, singst, wiegst es, redest beruhigend mit ihm. „Leise, langsam und langweilig sollte das geschehen“, sagt Schlafberaterin Dotzauer.

Altersgemäße Wachzeiten

  • 0-3. Monate: 1-2 Stunden
  • 4-5. Monat: 1,5 bis 2,5 Stunden
  • 6.-7. Monat: 2-3 Stunden
  • 8.-10. Monat: 3 bis 4 Stunden
  • 11.-13. Monat: 4 bis 6 Stunden

Morgens sind die Wachzeiten meist kürzer als gegen Abend.

Quelle: Buch „Babyschlaf“, Daniela Dotzauer

Sie nennt es das „Runterkuscheln“. Und dann legst du dein schläfriges Kind sanft ab, auf den Rücken oder über die Seitenlage. Du hältst eine Weile Kontakt zu ihm, dann kannst du statt deines Armes eine Lagerungsrolle zur Stabilisierung anbieten.

Entspannung – der Weg zum Babyschlaf

Der Weg zur Ruhe verläuft also immer nach dem gleichen Muster. Nichts soll jetzt von der Ruhe ablenken. Vielleicht klopft du dem Baby sanft auf den Po, machst „schschsch“, um es zu beruhigen. Im Laufe der Zeit sollten diese Strategien zur Routine werden. Denn dann spielen sich die Abläufe ein und dein Baby lernt, sich zu entspannen, es versteht, was passiert und macht mit. Du merkst es daran, dass dein Mäuschen sich in der Armbeuge einkuschelt oder sogar etwas von deinem Körper abstößt. Damit signalisiert es dir: „Ich weiß, was jetzt kommt, ich bin bereit, abgelegt zu werden.“ 

Was dein Baby vom Einschlafen abhalten kann

Mit sechs Monaten ist dein Kind schon viel reifer. Sein Schlafbedürfnis verändert sich und mit dem Einschlafen hakt es manchmal, denn er gibt doch so viel zu entdecken! Halbjährige sind aufnahmebereit, neugierig und wollen die Welt erkunden. Sie lassen sich von allem ablenken. Was war das für ein Geräusch da draußen? Das Mobile dreht sich gerade so schön! Deshalb sollte das Einschlafritual möglichst eintönig sein. So wichtig Blickkontakt mit deinem Kind in wachen Phasen ist – jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür, denn Blickkontakt hält wach. Lass es sich in deiner Armbeuge einkuscheln, blende die Außenwelt aus.  

Schlafcoach Miriam Ende: Den richtigen Zeitpunkt zum Einschlafen finden

„Dauert das Einschlafen regelmäßig länger als 45 Minuten, liegt die Vermutuung nahe, dass die angebotene Schlafenszeit entweder zu früh oder aber zu spät gewählt wurde. Dadurch ist das Kind entweder noch nicht müde genug oder schon zu müde“, sagt Miriam Ende. Das Einschlafen wird dadurch zusätzlich erschwert, da der Körper in einen Stresszustand gerät und Cortisol ausschüttet.

Einschlafroutine: So können Eltern beim Einschlafen helfen

Eine klare Abendroutine ebnet den Weg zum Schlafen: Ein frühes Abendessen, zum Beispiel um 18 Uhr, dann eine intensive Spielzeit mit den Eltern. Nach der Wasch- oder Badezeit steht Wellness und Körperpflege auf der Wickelkommode an, vielleicht mit einer sanften Babymassage. Sobald das Kind den Schlafanzug anhat, kehrt Ruhe ein. Daniela Dotzauer betont: „Diese Schritte sollten immer gleich ablaufen, sodass sie verlässlich und vorhersehbar sind.“

Eine Geschichte vorzulesen, gemeinsam ein Buch anzuschauen, ist eine schöne Einleitung der Schlafenszeit. Dann geht es ins Kinderzimmer, die Vorhänge werden zugezogen, das Zimmer wird dunkel. Und dann ist Kuschelzeit, „runterkuscheln“, wie Daniela Dotzauer es nennt: Ungeteilte Aufmerksamkeit, schmusen mit Mama oder Papa, den Tag loslassen. „Der Weg zum Schlafen führt über Entspannung“, so Dotzauer.

Baby-Schlafumgebung 

Lies hier, wie der Nachwuchs sicher und zufrieden schläft!

Warum wachen Babys nachts auf?

Dass ein sechs Monate altes Baby nachts aufwacht, sei nicht ungewöhnlich. Hunger stecke aber meist nicht dahinter, das sei ein weit verbreitetes Missverständnis, so Schlafexpertin Dotzauer. „Es liegt vielmehr an den Schlafphasenwechseln, die alle zwei Stunden zum Aufwachen führen."

Wenn dein Kind  wach wird, vergewissert es sich, dass alles in Ordnung ist. Schläft es eingepackt in seinem Schlafsack mit seinem Schnulli oder Schmusetier ein – ohne Körperkontakt zu dir – und findet alles genau so vor, wenn es nachts kurz aufwacht, wird es dich nicht vermissen.

Schlummert das Kleine aber in Papas wiegenden Armen ein oder nuckelt es an Mamas Brust und dämmert dabei weg, dann ist es irritiert, wenn es nachts wach wird und eine andere Situation vorfindet: Papa oder Mama sind nicht mehr da! Dann geht Babys Alarmanlage los: „Hier stimmt etwas nicht. Besser, ich mache mich schnell bemerkbar!“ Alles Weitere kennst du ja …

Was können Eltern tun, um das Weiterschlafen zu unterstützen?

Jetzt kannst du schnell, aber zurückhaltend handeln, um die Schlafstimmung aufrechtzuerhalten: Sprich beruhigend mit deinem Baby, mach Sch-sch-sch-Laute und streichele es sanft, sag ihm dabei zum Beispiel: „Alles ist gut.“ Drehe es auf die andere Seite oder schiebe es im Bettchen etwas nach oben. Reiche ihm sein Schmusetuch oder den Schuller.  Hochnehmen, wiegen oder bespaßen – das ist gar nicht nötig. „Stillen ja – bei Hunger. An der Brust nuckeln alle ein bis zwei Stunden sollte es aber nicht“, sagt Daniela Dotzauer entschieden. Lass auch das Licht aus und signalisiere: Du kannst ruhig weiterschlafen, Mama und Papa sind da.

Schmusetier und Schnuller: Welche Einschlafhilfen eignen sich?

Kleine Säuglinge brauchen besonders viel Unterstützung beim Einschlafen, größere Babys eher weniger. Während einige Kinder absolute Ruhe bevorzugen, gibt es genauso Kinder, die es beruhigt, die Stimmen der Eltern, Geschwister oder das Geklapper aus der Küche zu hören.

„Viele Kleinkinder lieben auch ein kleines Kuscheltier als emotionalen Anker und Wegbegleiter durch die Nacht“, sagt Schlafcoach Miriam Ende. Auch Schlafexpertin Daniela Dotzauer empfiehlt „selbststeuerbare Einschlafhilfen“ wie Schnuller oder Schmusetuch. Ein wichtiger Tipp: „Den Schnuller nicht in den Mund stecken, lieber in die Hand legen.“ So lernt das Kind, sich selbst zu helfen, nach dem Schnuller zu tasten und in der Nacht auch selbst zu finden.

Schlafberatung: Oft helfen kleine Impulse

Entspannung, Sicherheit, Geborgenheit sind Voraussetzungen für guten Schlaf. Daniela Dotzauer weiß aus Erfahrung, dass Einschlafen eben kein Kinderspiel ist – weder für Kind noch Eltern. Ihr Rat: „Hilfe in Anspruch nehmen, bevor die Beziehung leidet und die Grenze der Belastung erreicht ist. Denn auch eine Schlafberatung und das Etablieren neuer Rituale braucht Kraft. Hilfe zu holen ist kein Zeichen von Versagen – im Gegenteil. Es zeugt von Kompetenz.

Und manchmal bedarf es nur winziger Stellschrauben. „Oft sind es kleine Impulse, damit Baby- und Kleinkinderschlaf wieder etwas Schönes, Natürliches und Einfaches werden kann“, weiß Miriam Ende, „selbstverständlich auf liebevolle, sanfte Art und Weise und immer auf einem Weg, der zu den Werten und Erziehungsvorstellungen der Eltern und zum Entwicklungsstand des Kindes passt.“