Ich blicke zurück auf das beste Jahr meines Lebens. DANKE, dass ihr dabei wart!
Hallo ihr Lieben!
Ich habe ein Problem damit, dieses Tagebuch zu Ende kommen zu lassen. Lange dachte ich zu wissen, wie ich dieses abschließen möchte; mit einem Brief an meine Tochter. Aber einen solchen habe ich schon verfasst und irgendwie fühle ich das im Moment nicht so. Ich habe das Gefühl, alles und doch nichts wirklich gesagt und erzählt zu haben. Ich habe euch dieses letzte Jahr mitgenommen, einige Wochen vor der Geburt eigentlich und somit jetzt schon über ein Jahr. Ihr wart quasi live dabei, als ich mein Leben in Polen neu gestaltete. Als wir unsere erste Wohnung, unser Nest innen ausbauten und ich mit Riesenbauch auf der Couch (die viel zu früh geliefert wurde) schlief, während mein Mann sich die Hände wund arbeitete, um unser Heim zu erschaffen.
Ihr wart bei der Geburt meiner kleinen Pollyanna, die dann doch Maja wurde, dabei. Ich erinnere mich so gut an diese Nacht, als ich hochschwanger vom viel zu hohen Bett bei meinen Schwiegereltern kletterte, um kurz darauf das Ende dieser Schwangerschaft zu erleben. Die dunkle, schmerzhafte Fahrt zum Krankenhaus, die rutschigen Treppen zum Eingang, der erste, sanfte Schnee der Saison. Mein Mann am Telefon, der versuchte, mich bei Laune zu halten. Meine aufgewühlte Mama am Telefon. 7-stündiges Gehopse auf einem Gymnastikball, das zerbissene Mundstück des Lachgases zwischen meinen Zähnen. Schwummriger Nebel um mich, null Otientation, etwas grauer Himmel im Fenster und mein ständiger Blick abwechselnd auf die Uhr und zum Monitor. Die lieben Hebammen, die immer wieder reinschauten, mir Mut machten, mit mir richtig atmeten oder mich ermahnten, nicht so laut zu schreien, sondern die Energie in mich zu kehren. Und der Schmerz, der jegliches Denken unmöglich machte und nur instinktives Urverhalten durchließ.
Und dann wart ihr dabei, als ich meine Tochter das erste Mal auf die Brust gelegt bekam. Als ich leicht befremdet und total verunsichert, immer noch benebelt in ihr geschwollenes Gesichtchen schaute. Ich war so, so, so überfordert und gelassen zugleich. Ich nahm euch auf die Reise mit, auf welcher ich eine Liebe zu meiner Tochter entwickelte, die ich nie, nie für möglich gehalten habe.
Ihr wart auch dabei, als ich Koliken bekam, bei mir Steine in der Gallenblase diagnostiziert wurden. Bei meinen Aufenthalten im Krankenhaus bis zu meiner Operation. Die Wehmut und Sehnsucht nach meiner Tochter war so furchtbar, dass ich noch Minuten vor der Narkose in Tränen ausbrach und beruhigt werden musste. Danach ging es mir so, so unfassbar gut. Ich war einfach nur dankbar, dass dieser Schmerz und die Angst vor einer erneuten Kolik der Vergangenheit angehörten. 24 h später war ich zu Hause entgegen der ärztlichen Empfehlung. Aber es war alles ganz wunderbar, ich kam schnell zu Kräften und konnte seit dem Moment meine Mutterschaft so richtig genießen.
Dann nahm ich euch mit auf Majas ersten Ausflügen und Reisen. Wir waren im Baumhaushotel, zwei Mal am Meer und zwei Mal in den Masuren. Wir haben ihre Taufe gefeiert, die so bombastisch war, dass die anwesenden Kinder dachten, es sei eine Hochzeit gewesen (sie waren in der Kirche nicht dabei, haha).
Ich ließ euch auch teilhaben an meinem Gefühlsleben. Das Mamasein fiel mir zu Beginn nicht leicht. Meine unabgeschlossene Geschichte mit meinem gewalttätigen Vater und fehlende positive Beziehungsmuster führten zu nicht kleinen Problemen und Missverständnissen in meiner Beziehung. Wir arbeiten jedoch ständig daran und ich habe in diesem Jahr sogar eine Therapie begonnen. Ich nehme mir Zeit für mich und bin auf bestem Wege, meinen mentalen Platz auf dieser Welt zu finden.
Und nicht zuletzt habe ich versucht, so gut es geht Majas Entwicklung für euch und für mich festzuhalten. Majas erstes Lächeln, die erste Drehung, der erste Zahn, Krabbeln, Sitzen, Sich-Hochziehen, Stehen und schließlich das Laufen. Alles ist hier dokumentiert. Unsere Reise mit der Beikost, meine Angst und einige Schockmomente sind hier beschrieben. Unsere langweiligen Tage, aufregende Wochen und frustrierende Momente haben ihren Platz gefunden. In schlaflosen Nächten saß ich am Handy und schrieb die Zeilen oder googelte Symptome und Babys "merkwürdiges Augenzucken". Ich erinnere mich so gut daran, als ich vom ersten Entwicklungsschub las, dann ganz runterscrollte und neugierig vom letzten Schub des ersten Jahres las. Krass. Mein Würmchen wird in einem Jahr so kontaktfreudig sein? Wird mich erkennen, mit mir auf seine Weise kommunizieren? Werde ich Majas Vorlieben erkennen? Mit ihr spielen können? Mit ihr essen und ihr die Welt zeigen können, sie an der Hand nehmen und durch ihre Kindheit führen können? Nun ist es so weit, ein Jahr ist am 30.11. schon um. Und es ist so, wie mir jemand am Tag ihrer Geburt sagte: "Und jetzt drehst du dich ein Mal um, und schon feierst du ihren ersten Geburtstag".
Von meinem Würmchen, einer kleinen Raupe wurde meine Maja tatsächlich in einem Jahr zu einem kleinen Schmetterling. Wie in unserem Lieblingsbuch. Ihre Flügel sind so bunt und sie zeigt mir jeden Tag neue Farben. Meine Hand will sie nicht wirklich, denn sie hindert sie am eigenständigen Weltentdecken. Aber in meine Arme kommt sie doch jedes Mal wieder gerannt mit dem breitesten, tollsten, liebevollsten Lächeln.
Maja kann ganz laut und ganz lustig protestieren. Wenn ich ihr die Fernbedienung wegnehme (auf den Tasten kaut es sich doch sooo gut!), wirft sie sich ganz dramatisch auf den Boden, reißt das Köpfchen nach hinten und heult wie der Wolf zum Mond. Sie liebt es, Videos von sich selbst zu sehen und rennt immer mit dem Handy davon, um ganz in Ruhe die Filme zu schauen. Maja liebt es auch, erschreckt zu werden und von uns fortzurennen, wenn wir sie jagen. Sie trinkt gerne Wasser und Kamillentee und liebt jegliches Essen. Sie kann dabei super mit dem Löffel essen, mit Hand noch besser. Sie trinkt perfekt aus einem ganz normalen Becher. Ihr Lieblingswort ist momentan "dojdoj" oder "dodo". Irgendwie ist alles dodo und dojdoj. Sie weiß, wo ihre Nase ist, kann bellen, weiß, dass eine Kuh "muuuuuuh" macht, sie tanzt zur Musik und fängt sogar an, manchmal mitzusingen. Sie "telefoniert" gerne und macht auf die lustigste Weise unsere Stimmen nach. Oh, und Maja gibt die tollsten, feuchten Küsschen! Sie schläft weiterhin am besten auf dem Arm ein (ich liebe es) und mein Mann und ich haben jeden Abend eine kurze Auseinandersetzung, wer sie in den Schlaf tragen darf. Dies erfolgt immer noch zur Musik von Bobby Vinton. My melody of love ist übrigens der Song, zu dem wir unseren ersten Tanz als Ehepaar tanzten und weckt also ganz besonders schöne Erinnerungen während unseres Abendrituals. Irgendwann werden wir Maja auch davon erzählen ...
Meine Maja, dir die Welt zu zeigen, dein bewunderndes "oooooooh" zu hören und deinen begeisterten Gesichtsausdruck zu sehen, wurde im letzten Jahr zu meiner Lebensaufgabe. Du bist der Mittelpunkt unseres Lebens. Aaaaaalles dreht sich um dich, jeder Gedanke gilt dir. Du machst mich jeden Tag zu dem Menschen, der ich sein will. Danke, dass ich deine Mama sein darf, danke für dieses wundervolle, beste Jahr meines Lebens. Ich liebe es und ich würde es mir nie anders wünschen. DANKE, mein Bienchen.
Deine Mama und eure Laura.